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Herasun hat am 19. Oktober 2008 um 00:39 Uhr folgendes geschrieben:
Einziger, für mich aber nicht umunstrittener, Vorteil: kein Mensch bekommt Druck von Ämtern gemacht. |
Ja, dort sehe ich Einsparungspotential, was den Empfängern des Grundeinkommens zugute kommen könnte.
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Herasun hat am 19. Oktober 2008 um 00:39 Uhr folgendes geschrieben:
Der allerdings trotzdem vorhandene Druck (deshalb auch nicht unumstritten) wird ein anderer sein: Wenn ich morgen was essen will, mache ich jede Arbeit zu jeden Bedingungen. |
So würde ich es nicht sehen. Da der Lohn nach unten keine Grenzen kennen soll, müssten ja auch zahlenmäßig zu viele Arbeitsgelegenheiten entstehen. Logisch, dass die vom Verhältnis Arbeitsaufwand-Verdienst nicht alle zumutbar sind. Aber der Clou liegt gerade darin, dass sich der Bewerber die heraussuchen kann, die ihm liegen und bedenkenlos einem Halsabschneider den Korb geben darf. Jede Arbeit zu jeden Bedingungen wird es nicht sein.
Und diesen Druck auf Arme gab es schon seit Menschengedenken.
- Vor der Menschwerdung hatten nur die Individuen etwas zu (fr)essen, die sich Nahrung suchten. Der Druck kam direkt aus dem Magen.
- In der Urgesellschaft gab es kein ständiges Mehrprodukt, alle Hände wurden gebraucht. Ich kann mir gut vorstellen, dass Faulenzer eher für diverse Opferrituale in Frage kamen. Oder es gab irgendein anderes kollektives Mobbing für Leute, die wenig Lust zur Arbeit verspürten? Wir wissen darüber wenig. Aber ich denke schon, dass nur satt wurde, wer arbeitete, auch weniger angenehme Arbeiten.
- Ein Sklave hatte ohne Frage einen gewissen Druck durch die Peitsche.
- Auch im Feudalismus wurden die Bauern nur satt, wenn sie schufteten und schufteten. Ansonsten gab es nach der Frohn nix, was satt machte. Auch hier drückte der Magen.
- Im Manchesterkapitalismus hatte ebenfalls jeder Arme zu arbeiten, um etwas zu essen zu haben. Keine Arbeit (selbst verschuldet oder eher nicht), also auch nichts zu beißen.
- Die Soziale Marktwirtschaft ist nach meinem Ermessen die einzige bisher praktizierte Gesellschaftsordnung, in der Leute zu essen haben können, ohne zu arbeiten. Einem gewissen Personenkreis wird das Geld nur unter der Bedingung gezahlt, dass sie nicht arbeiten.
- Auch Kommunismus hätte man zu essen, ohne arbeiten zu müssen. Ob die Leute, die weniger Lust zur Arbeit verspüren, von diversen Funktionären wieder kollektiv gemobbt, ähm überzeugt werden, dass jeder arbeiten muss, darüber kann heute nur spekuliert werden.
Ja, ich bekenne, dass ein weiterer Clou darin besteht, dass bei einem bedingungslosen Grundeinkommen so ziemlich jeder dazu gezwungen sein wird, sich einen oder mehrere für ihn machbare Jobs zu suchen. Es gibt schließlich auch Arbeiten, die weniger beliebt sind und trotzdem erledigt werden müssen. An diesem Druck, arbeiten und sich im Rahmen der Gesellschaft einen Platz suchen zu müssen, finde ich nichts Verwerfliches. Vielmehr halte ich ihn für gesellschaftlich notwendig.
Wem es nicht passt, dass nur die billigen und unattraktiven Jobs über bleiben, falls möglich wird eine höhere Qualifikation auch besser bezahlte Jobs ermöglichen.
Und da nicht nur die heute erwerbstätigen, sondern ziemlich alle Leute arbeiten, so sollte nach meiner Rechnung auch das Bruttosozialprodukt höher liegen, als heute. Dementsprechend müsste auch mehr zu verteilen sein.
Pfiffikus,
der nicht daran glaubt, dass es den Leuten dann gesamtgesellschaftlich schlechter gehen würde als heute
Dieser Beitrag wurde 1 mal bearbeitet, zum letzten Mal von Pfiffikus: 19.10.2008 01:47.
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