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RE: Kein Wunder. |
Beitrag Kennung: 112033
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Zitat: |
Durch den Systemwechsel hatten wir irgendwie keinen Feind mehr, keine Orientierung. Wir haben gemerkt, wenn wir mit unserem lustigen Ding weitermachen - ähnlich wie "Die Ärzte", die "Brieftauben" und sonst wer - interessiert das im Westen keinen. Wenn man wirklich Ärger machen will, muss man was Neues auffahren, das die Leute wirklich hochschreckt. Also haben wir "Rammstein" gegründet. Diese Art der Brutalität war für uns das beste Mittel, um uns musikalisch treu zu bleiben und trotzdem etwas zu machen, das durch diesen ganzen Wust von englischsprachigen Bands und diesem Mist durchkommt.
Im Osten gab es ja auch kein System zum Kritisieren. Wir fanden ja die DDR gut, schon zu Ost-Zeiten. Wir konnten machen, was wir wollten, wir hatten keine Existenzängste. Ich fand alles gut. Auch die Mauer war für mich eine klare Sache: Da stand dran "Wer versucht rüberzugehen, wird erschossen." Und wenn man dann rübergeht, weiß man, dass man erschossen werden kann. Man hatte also immer eine Alternative.
Ich musste mich damals auch entscheiden: Ich wollte auf keinen Fall zur Armee, man musste aber hin, sonst konnte man sogar ins Gefängnis kommen. Trotzdem habe ich mich dagegen entschieden. Dafür durfte ich dann nicht studieren und konnte nicht Arzt werden. Das war für mich eine freie Entscheidung. Für mich bedeutet Freiheit, dass man die Wahl hat zu tun, was man will. Und das hat für mich im Osten sehr gut funktioniert. Und jetzt passiert durch den Kapitalismus so viel Dreck hier um mich herum. Weil so viele Menschen irgendwelchen Mist machen, nur um Geld zu verdienen. Das nervt mich.
Bis heute fehlt mir die DDR sehr. Mehr als die Bands von damals. |
Der "Rammstein"-Keyboarder Flake.
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