Unser Freiherr wird am Hindukusch verteidigt
Von Arnold Schölzel
Nach Berichten vom Freitag soll in das immer noch so benannte Bundesverteidigungsministerium wieder geballte Kompetenz einziehen: Der bisherige Wirtschaftsminister und Unteroffizier der Reserve (Gebirgsjäger) Karl-Theodor zu Guttenberg soll an die Spitze des Hauses wechseln. Der 37jährige steigt damit innerhalb eines Jahres vom CSU-Generalsekretär zum Chef eines Schlüsselressorts der deutschen Politik auf. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er vor allem durch Herumstehen vor Fotografen bekannt, wie im März auf dem New Yorker Times Square oder im aktuellen Heft der Zeitschrift Cicero. Dort ließ er sich gemeinsam mit seiner Frau in Drachentöterpose auf einem umgekippten Plastiksaurier ablichten, der in einem stillgelegten, zu DDR-Zeiten beliebten Vergnügungsparkt in Berlin-Treptow liegt. Cicero-Tiel: »Mit uns zieht die neue Zeit. Sie sind weltläufig, aufgeklärt und leistungsbereit. Und sie hatten das schwarz-gelbe Lebensgefühl von Bürgerfreiheit und Individualismus bereits verinnerlicht, bevor es im Wahlergebnis manifest wurde.«
Solch imposante Voraussetzungen für seine und die Verteidigung des Landes am Hindukusch brachte offenbar kein anderer Bewerber mit. Wie Agenturen meldeten, hatte der fränkische »Ritter« (Cicero) die freie Auswahl zwischen Innen- und Verteidigungsministerium. Die Bundeswehr wird sich unter ihm als oberstem Feldherrn offenbar in raschen Schritten einer Berufsarmee nähern. Die FDP hatte zunächst eine Aussetzung der Wehrpflicht gefordert, im Gespräch war zuletzt deren Verkürzung von neun auf sechs Monate. Eine endgültige Festlegung lag aber bei Redaktionsschluß noch nicht vor. Klar dürfte sein, daß Guttenberg über stets steigende Finanzmittel verfügen kann. Die werden allein bei der voraussichtlichen Aufstockung des Afghanistan-Kontingents dringend benötigt. |