|
RE: Die Mauer in den Köpfen |
Beitrag Kennung: 459902
|
|
|
|
@strubbel "art und ort ist etwas unglücklich geraten"
Zunächst war das Hauptanliegen eines Thüringers in einem Thüringer Forum, sachlich seine Geschichte zu erzählen. Dabei war es mein Ziel, darzustellen, wie die Politiker als unsere Volksverteter unsere Interessen wahrnehmen. Solange es der Firma gut geht, sie auf internationalen Messen präsentiert, Messepreise bekommt, da lässt man sich gerne fotografieren am Messestand, läd zum Empfang ein, schreibt nette Briefe. Kommst Du unverschuldet in Not und wirst zudem ungerecht behandelt, kennt einem kein Politiker mehr. Nochmals ganz konkret die Ungerechtigkeit: Nach der Zerschlagung der ostdeutschen Industrie (300 Milliarden Produktivvermögen wurden in 60 Milliarden Schulden verwandelt durch die Treuhand) hat das produzierende Gewerbe des Westens im Osten Filialen zum billig Produziere errichtet. Dafür hat sie Fördermittel zum Aufbau Ost bekommen, an die eine Auflage verbunden war: Sie musste 5 Jahre im Osten die Filiale mit ihren Arbeitsplätzen halten. Das war gerecht!!! Die marktbeherrschenden Handelsketten des Westens haben nach der Abwicklung von HO und Konsum ebenso hier mit Fördermitteln zum Aufbau Ost ihre Filialen errichtet, in allen Branchen, haben aber keinerlei Auflage bekommen, auch ostdeutsche Hersteller zu führen. Das ist ungerecht!!!
Nun könnt Ihr sagen - es gibt doch Ostprodukte bei EDEKA u.s.w. Das sind fast alles Produkte, die inzwischen westdeutschen Unternehmen gehörden, es sind nur noch die Markennamen Ost. Beispiele Nordhäuser, Radeberger, Spee, Mühlhäuser Marmelade u.s.w Aber es gibt auch zwei ostdeutsche Hersteller, die einen westdeutschen Hersteller übernommen haben, so Rotkäppchen mit MUM, Rügenfisch mit Hawesta. Diese Produkte nutzen den Vertriebsweg, den sie mitgekauft haben. Alle anderen Ostfirmen, die eigenständig geblieben sind, kämpfen selbst in ihrer eigenen Region, einen Platz im Handel zu finden. Wachstum scheitert oft an der mangelnden Absatzlinie.
Meine Bücher habe ich als Beispiel angeführt, dass auch im Buchhandel Osthersteller mit Büchern über den Osten unbeliebt sind. Das können nur Verlage, die bereits etabliert sind seit der DDR-Zeit, siehe Aufbau-Verlag oder Eulenspiegel-Verlag. Uns teilte als Beispiel Hugendubel mit, dass man meine beide Bücher trotz ISBN-Nummer nicht für ihre Kunden bestellen werden, wenn der Kunde es am Ladentisch verlangt. Die Filialleiterin in Erfurt bestellt die Bücher trotzdem und riskiert ihren Job damit. Das vergleiche ich mit der Bücherverbrennung der Nazis.
Was ist an heiteren Geschichten aus dem DDR-Alltag böses dran? Man möchte lieber die DDR mit Wachtürmen und Stacheldraht sehen, aber die DDR hatte zwei Gesichter: Der SED-Staat und das Volk. Anders als hier im Forum hielt das Volk zusammen, einer brauchte den anderen in der Mangelwirtschaft. Was ist heute?
Was ist eigentlich gar so übles dran, zwei Bücher im Zuge einer solchen Geschichte vorzustellen, zumal es sowieso die Möglichkeit einer Buchvorstellung in einem anderen Thread gibt?
Das ich seit 2006 mein erstes Buch in Foren erwähnt habe und seit 2008 mein zweites Buch in Foren erwähne ist eine normale Sache, macht jeder andere auch. (Natürlich nur der, der etwas anzubieten hat) Ich nutze dafür die normalen Bücherforen, aber auch die Politikforen mit dem Vertriebsproblem.
Meine Petition zur Änderung des Wettbewerbsgesetzes soll nicht nur mir helfen, sondern in erster Linie den ostdeutschen Herstellern im Nahrungsmittelbereich, die um ihren Markt kämpfen.
So zu tun, als gäbe es keine Mauer mehr in den Köpfen, als gäbe es keinen Ost/West Konflikt, keine soziale Schlechterstellung im Osten, kein Neid über den aufgebauten Osten, keine Diskussionen um den Solibeitrag - das ist abartig und zeigt die Denkweise unserer alten Betonköpfe. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Ehrlich - egal wie ich mein Buch bewerben hätte, ob durch die Hintertür, die Vordertür wie geschehen oder gar eine Leseprobe, es ist hier alles falsch und wird in der Luft zerrissen. Es ist aus meiner Sicht einfach nur primitiver Neid, der unsere heutige Gesellschaft prägt.
Der DDR trauere ich nicht nach, aber der Mentalität der Menschen. Komme mir jetzt aber keiner mit Spitzeln, das ist in dem heutigen Überwachungsstaat viel ausgeprägter durch bessere technische Möglichkeiten. Die Menschen zeigen sich gegenseitig an aus Neid, Nachbarschaftstreite halten die Gerichte in Trapp.
So - nun fühle ich mich besser und klinke mich hier nicht mehr ein. Meine Zeit ist kostbar, ich muss mein Buch verkaufen, um meine entlassenen Mitarbeiter wieder einstellen zu können, denn die Auftragsbücher sind voll. Vielleicht hat jemand im August 10 den großen Artikel in der Thüringer Landeszeitung gelesen über diese Situation meines Betriebes, durch abgelehnte Kredite Geld zum Produzieren durch ein Erotikbuch zu beschaffen. Vor wenigen Wochen wurde das Buch "Schlechter Sex" in der Super Illu vorgestellt, 150.000 verkaufte Bücher erwähnt. Das hat der Rendite eines westdeutschen Verlages nochmals einen Ruck gegeben. Ein ostdeutsches Buch ist in der "Zeitung des Ostens" keine Erwähnung wert. Grund: Besitzer ist der Burda-Verlag.
Jeder andere wäre ebenso verbittert wie ich.
|
|
|
|
|
|
|