In der schweizer Weltwoche zeigte der Autor Christoph Neidhart auf, dass Stalins Verbrechen durchaus System hatten: Ungefähr sechs Millionen Bauern in der Ukraine ließ er absichtlich verhungern, um die Zwangskollektivierung schneller und ohne Widerstand vorrantreiben zu können: "Die Leichenberge sollten die hungergeschwächten Ukrainer überzeugen, sich willig in die Kolchosen treiben zu lassen." Andere Verbrechen entspringen eher paranoider Vorstellungen: Trotz eingehender Warnungen aus London und von Spionen, Hitler werde die Sowjetunion überfallen, ließ er drei von fünf Marschällen, acht von neun Admirälen, 50 von 57 Korpskommandanten, sowie 43.000 Offiziere ermorden: "Keine Armee hat im Krieg je so viele Offiziere verloren wie die Rote Armee im Frieden unter Stalin", so Neidhart. Auch die enorme und unsinnige Zahl der Verhaftungen und Säuberungen ließen auf eine Paranoia schließen: 1936 zählte die Gulags rund eine Million Insassen, 1938 fast zwei Millionen. Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ebbte der Terror etwas ab, die Zahl der Gulag-Häftlinge stabilisierte sich unter zwei Millionen. |