Und noch einige letzte Worte von Rachel Corrie an ihre Eltern ( aus dem Gazastreifen in die USA):
Ich bin Zeuge dieses schrecklichen, heimtückischen Genozids und ich habe wirklich Angst und hinterfrage meinen tiefen Glauben an die Güte der menschlichen Natur. Dies hier muss angehalten werden. Ich denke, es ist eine gute Idee für alle von uns, alles fallen zu lassen und unser Leben der Veränderung hier zu widmen. Ich denke nicht, dass dies eine extreme Sache ist. Ich will, dass dies hier aufhört. Unglauben und Schrecken empfinde ich und Enttäuschung. Ich bin enttäuscht, dass dies die Grundlage der Realität unserer Welt ist und dass wir tatsächlich daran teilnehmen. Das ist überhaupt nicht das, weshalb ich in diese Welt kam. ..Das ist überhaupt nicht die Welt, in die die Menschen hier in die Welt kommen wollten….. Draußen hört man gerade irgendwo in der Ferne größere Explosionen …wenn ich( eines Tages) von Palästina zurückkommen werde, werde ich wahrscheinlich Alpträume haben und mich ständig schuldig fühlen, dass ich nicht dort bin … Hierher zu kommen, ist eines der besseren Dinge, die ich je getan habe. Wenn ich jetzt verrückt klinge, oder wenn das israelische Militär mit ihrer rassistischen Tendenz brechen würde, Weiße nicht zu verletzen, liegt der Grund allein in der Tatsache, dass ich mich mitten in einem Genozid befinde, den ich indirekt mit unterstütze und für den meine Regierung weitgehend verantwortlich ist.
Und wenn dies das ist, was es heißt, ein Christ zu sein, dann heißt das, mit den Stimmen von Jeremiah Wright, Edward Said oder Rachel Corrie zu sprechen, sich erinnern und auf sich den Schmerz und die Ungerechtigkeit der anderen auf sich zu nehmen. Dann nenne mich einen Christen, einen Jünger Jesu Christi.
Und was die lange Reihe jüdischer Propheten betrifft, wie Jeremia, Jesaja und Amos bis Hannah Arendt, die die Welt, als der Staat Israel gegründet wurde, daran erinnerte, dass die Ungerechtigkeit, die den Juden zuteil wurde, nicht durch Ungerechtigkeit gegenüber den Palästinensern wieder gut gemacht werden kann, na, und unsere eigenen Propheten, Noam Chomsky oder Norman Finkelstein, -Ausgestoßene wie alle Propheten - na, und Uri Avnery oder der israelische Dichter Aharon Shabtei, der in seinem Gedicht „Rypin“ , die polnische Stadt, aus der sein Vater während des Holocaust floh, folgendes schreibt:
Diese Kreaturen in Helmen und Khakis/ sind keine Juden/ so sag ich zu mir selbst/ im wahrsten Sinn des Wortes/ Ein Jude behängt sich nicht mit Waffen/ als wäre es Schmuck./
Er glaubt nicht an ein Gewehr/ das auf ein Ziel gerichtet ist/ sondern an den Daumen des Kindes, auf das geschossen wurde/ in dem Haus, durch das er kam und geht/ nicht im Auftrag, es in die Luft zu sprengen./ Die grobe Seele und eiserne Faust/ hält er von Natur aus für unwürdig./ Er hebt seine Augen nicht zum Offizier/ oder zum Soldaten mit dem Finger am Abzug/ sondern zur Gerechtigkeit. /Und er weint vor Mitleid./ deshalb wird er kein Land stehlen / und sein Volk auch nicht in Lagern hungern lassen./
Die Stimme, die nach Vertreibung ruft/ wird aus der rauen Kehle des Unterdrückers gehört -/ Ein sicheres Zeichen dafür/ dass der Jude ein fremdes Land betreten hat/ und wie Umberta Saba sich in seiner eigenen Stadt verbergen wird. / Wegen der Stimmen wie diesen/ Vater du mit deiner Familie geflohen/ als du sechzehn warst/ Du bist aus Rypin geflohen/ Nun hier ist dein Sohn Rypin.
Und wenn dies bedeutet, Jude zu sein – und ich bin überzeugt davon – dann nenne mich einen Juden. Nennt uns alle Muslime, Christen und Juden. Nennt uns menschliche Wesen, die glauben, wenn einer von uns leidet, dann leiden alle von uns, dass wir nie fragen müssen, für wen die Glocke läutet, sie läutet für uns alle, dass die Tränen der Mutter im Gazastreifen unser aller Tränen sind, dass das Weinen der Kinder im Al-Shifa-Krankenhaus das Weinen von unsern eigenen Kindern ist.
Lassen Sie mich heute Abend mit einem letzten Namen enden: Lassen Sie mich die mit Namen nennen, die diese Panzer und Kampfflugzeuge senden, um die armseligen Hütten im Gazastreifen zu bombardieren, in denen sich die Familien hilflos zusammenducken; lassen sie mich die mit Namen nennen, die den Kindern das Recht auf ihre Kindheit nehmen und den Kranken das Recht, gepflegt zu werden, und lassen Sie mich die mit Namen nennen, die foltern und jene die in Hotelzimmern in Dubai und auf den Straßen von Gaza Morde ausführen, und jene, die den Hungernden die Nahrung, den Unterdrückten die Gerechtigkeit verweigern, und die Wahrheit mit offizieller Propaganda und mit Staatslügen verpesten. Lassen Sie mich diese nicht mit ihren ehrenvollen Titeln und Machtpositionen nennen, sondern mit dem Namen, den sie selbst verdient haben, indem sie das Blut der Unschuldigen in den Sand von Gaza fließen ließen.
Last sie mich das nennen, was sie sind: Terroristen. |