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Forum-Thueringen» Speziell» Arbeit, Rente & Soziales » Mit Hartz IV: "Wie Exil im eigenen Land" » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
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Zum Ende der Seite springen Mit Hartz IV: "Wie Exil im eigenen Land"
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holgersheim   holgersheim ist männlich Zeige holgersheim auf Karte FT-Nutzer
1.230 geschriebene Beiträge
Wohnort: Gera



18.12.2007 ~ 10:51 Uhr ~ holgersheim schreibt:
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159 erhaltene Danksagungen
Mit Hartz IV: "Wie Exil im eigenen Land" Beitrag Kennung: 92381
gelesener Beitrag - ID 92381


Mit Hartz IV: "Wie Exil im eigenen Land" - Für Heide N. ist die Vorweihnachtszeit voller Sorgen - DGB fordert Weihnachtsgeld für
Bezieher von Arbeitslosengeld II und Sozialhilfe
Von Ronny Schilder
Zwickau. Ihr Schicksal kam am Dienstagabend kurz im Fernsehen vor. Heide N., 35 Jahre, gelernte Industriekauffrau, ist auf der Suche nach einer beruflichen Perspektive die Einkommensleiter immer tiefer hinabgerutscht und lebt heute von Hartz IV. In Berlin traf am Dienstagabend eine Politikerrunde im Studio des Fernsehsenders "Phoenix" zusammen und diskutierte zum Thema "Zwischen Millionengehalt und Mindestlohn - Streit um gerechte Bezahlung". Sabine Zimmermann, DGB-Regionsvorsitzende Zwickau-Vogtland und Abgeordnete der Linkspartei, saß links außen neben Ludwig Stiegler (SPD), Kurt Lauk (Präsident des CDU-Wirtschaftsrats) und Elmar Müller (Arbeitgeberverband DVPT der Post-Wettbewerber). "Bei mir war erst am Montag eine Frau, die mir erzählte, wie ihre Bezahlung von Job zu Job immer schlechter geworden ist", sagte Zimmermann in die Fernsehkamera. Montagvormittag, DGB-Haus in Zwickau, Bahnhofstraße. Heide N. (Name ist der Redaktion bekannt) war aus ihrer Heimatstadt bei Zwickau zu einem Pressegespräch gekommen. Auf sie aufmerksam geworden war die Politikerin Zimmermann, als sie eine Mail von ihr erhielt, indem sie ihr Leben mit Hartz IV faktenreich, aber auch voller Zorn geschildert hatte. Mit ihr am Tisch sitzt Silvia Reißig, 46, alleinstehende Mutter von fünf Kindern, die ihren Namen auch veröffentlicht sehen will: "Mich kriegt doch keiner unter!" Frau Reißig ist gelernte Facharbeiterin für EDV, kommt aus Zwickau und erzählt, dass ihr mittlerer Sohn (achtzehn ihr riet:
"Schreib doch nicht in Deinen Lebenslauf, dass du uns hast. Sonst geben die Dir keine Chance." Wer mit Kindern und Hartz IV lebt, braucht zu Hause wenig zu erklären, sagt Frau Reißig: "Die Kinder kriegen doch alles mit." Heide N. hat keine Kinder. Sie ist alleinstehend und hat, wie sie sagt, "immer ordentlich und gewissenhaft gearbeitet". Ein Haushaltsbuch zu führen und "ständig auf dem Taschenrechner herumzuklimpern", das hat sie schon gelernt, als sie noch beschäftigt war. In einer Elektronikfirma ging sie zuletzt mit 718 Euro netto heim. In ihrem ursprünglichen Beruf hatte sie keine Chance: 199 ausgelernt, war sie ein Jahr beschäftigt, dann kamen eine Weiterbildung und ein Computerkurs sowie Jobs in einem Gesundheitscenter, als Rezeptionistin einer Sauna, im Vertrieb einer Hausbaufirma, zuletzt die Elektronikfertigung. Als sie das alles aufgezählt hat, sagt sie jenen Satz, den Sabine Zimmermann später im Fernsehen zitieren wird: Mit jeder Arbeit wurde der Lohn immer weniger. Diese Art Karriere sei eine "Rutschpartie". Von der Arbeitsvermittlung fühlt sie sich ausgebootet. Seit zwei Jahren auf Jobsuche ("Ich würde alles machen"), sei sie vom Berater auf Industriekauffrau festgelegt, und da tue sich nichts. Sie fühle sich, sagt sie, "wie im Exil im eigenen Land". 1997 machte sie den Führerschein, Erfordernis der damaligen Stelle, kann sich aber heute den Unterhalt eines Autos nicht leisten und schmälert dadurch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Besuchsreisen, kleine Geschenke für Freunde werden zum Riesenproblem. Zwei Zahnarztbesuche in diesem Jahr, eine nach zehn Jahren kaputte Waschmaschine - finanzielle Katastrophen. Und dann kam noch der Tod
ihres Vaters hinzu. Herr N. war im Sommer in Chemnitz gestorben, auch er lebte zuletzt vom Arbeitslosengeld II. Sein Nachlass war von ideeller Art, Erinnerungsstücke. Hätte sie das Erbe angenommen, hätte sie des Vaters Wohnung auf eigene Kosten beräumen und renovieren lassen müssen - für Heide N. eine Unmöglichkeit. Sie schlug das Erbe aus. Fotoalben, Postkarten, alles weg. Nicht einmal aus Kulanz erlaubte man ihr, ein paar Stücke zu behalten, sagt sie und kämpft mit den Tränen. "So hätte er das nicht gewollt." Die sozialen Folgen der Arbeitslosigkeit sind in Ziffern schwer zu fassen. 480 Euro hält Heide N. für lebensnotwendig, 420 Euro fordert der Paritätische Wohlfahrtsverband. Der Eckregelsatz liegt augenblicklich bei 347 Euro, und nicht nur Heide N. sagt: "Die Ernährung ist das Einzige, wo man noch etwas abknapsen kann." Man isst weniger, abwechslungsärmer, ungesünder. "Es geht nicht um Luxus, es geht um ein Leben in Würde. Aber es wird immer schwieriger. Da man ausgegrenzt wird, fängt man an, sich selber auszugrenzen. Und wenn die Gesellschaft sich abwendet, wie soll dann die Politik sich um dieses Thema kümmern?" Sabine Zimmermann setzt auf die Linke im Bundestag und gezielte Aktionen im Kleinen. Nach den Schultüten geht es jetzt ums Weihnachtsgeld. Ende voriger Woche hat die Arge Z öffentlich mitgeteilt, dass keine Weihnachtsbeihilfen gezahlt werden, weil es dafür keine Regelung gebe. Offenbar hatten viele angefragt. Zimmermann sieht das anders: "Die Gesetze lassen eine solche Zahlung zu." Der DGB empfiehlt, sich an den Vorschlägen des Deutschen Vereins zu orientieren und einen Zuschuss von 74 Euro für Alleinstehende und 37 Euro für Haushaltsangehörige zu zahlen. 13.166 Leistungsempfänger gibt es in Zwickau-Stadt, 13.442 im Landkreis. Rund eine halbe Million Euro würde das Weihnachtsgeld für Zwickau kosten, schätzt der DGB. Heide N. wird das Fest im Kreise ihrer Familie verbringen, Silvia Reißig mit ihren Kindern. Was sie verschenken werden? Da winken beide ab. Zur Hochzeit einer Freundin sei sie dieses Jahr gegangen, sagt Heide N., in einem 21-Euro-Outfit, mit einer Tasche für einen Euro, ohne Geschenk. Beim Fototermin mit der Festgemeinschaft riss von ihrer Tasche der Henkel ab.

(Freie Presse, Zwickauer Zeitung, vom 13. Dezember 2007)


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U.Walluhn
Benutzerkonto wurde gelöscht



24.12.2007 ~ 21:35 Uhr ~ U.Walluhn schreibt:
RE: Mit Hartz IV: "Wie Exil im eigenen Land" Beitrag Kennung: 94189
gelesener Beitrag - ID 94189


Ja, genau so sehen sie aus, die millionenfachen Einzelschicksale. Und genau dies ist es auch, warum ich Hartz 4 und dessen Ursachen den erbitteren Kampf angesagt habe. Ähnliche Schicksale kenne ich seit 2005 und vermehrt seit Mitte 2007, dem Vernichtsungsversuch der 1000 Erfurter Sozialwohnungen. Soziale Kälte zum Quadrat, einer modernen Gesellschaft einfach unwürdig.


Dieser Beitrag wurde 1 mal bearbeitet, zum letzten Mal von U.Walluhn: 24.12.2007 21:37.



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