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RE: Dagegen halten - Mund aufmachen |
Beitrag Kennung: 935291
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Moin, ich lebe ausschließlich von Sozialleistungen, sprich Hartz IV.
Ich hab‘ mal ausgerechnet, was mir nach Abzug aller festen Kosten zum Leben (Essen, trinken, Bekleidung, Strom...) monatlich zur Verfügung steht. Es sind noch satte 272 Euro. Ich will mich auf keinen Fall in eine Opferrolle begeben, denn ich bin seinerzeit direkt aus der Selbstständigkeit in Hartz IV gerutscht.
Dafür kann und will ich auch niemandem die Schuld in die Schuhe schieben.
Ich bin auch so ehrlich und gebe zu, dass ich mit diesen 272€ existieren kann. Existieren, aber eben nicht leben. Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen ich einfach so, ohne groß rechnen zu müssen, in ein Cafe gehen konnte, in denen ich einfach mal so eine CD kaufen konnte, oder eine Hose, oder Schuhe. Jetzt muss ich auf alles mühsam hinsparen. Wenn jetzt, wie bei mir die Waschmaschine den Geist aufgibt, kommen wieder Kosten hinzu, die an anderer Stelle fehlen. Schuhe für den Winter? Vielleicht nächstes Jahr! Oh, die Strom-Jahresabrechnung ist gekommen…Hmm….Nachzahlung…Also Ratenzahlung beantragen…Wieder Geld, was fehlt.
„Dann wechsle doch den Anbieter!“ Gute Idee, aber was macht man, wenn man aufgrund eines Schufa-Eintrages überall abgelehnt wird? Man bleibt beim Grundversorger.
Um das mal klar zu stellen – Ich bin nicht neidisch auf Menschen, die mehr haben. Aber ich werde stinksauer, wenn Leute, die z.B. im Bundestag sitzen, von einem tatsächlichen Leben auf Hartz IV-Niveau keine Ahnung haben und mir dann erzählen, wer Hartz IV bezieht ist nicht arm, wer friert, soll sich ‘nen Pullover anziehen, oder müsse mehr Flexibilität an den Tag legen, oder, wer nicht arbeitet soll auch nicht essen und es gebe ja kein Recht auf Faulheit. Wenn ich solche Sprüche höre oder lese, presse ich die Lippen aufeinander und balle in der Hosentasche die Faust. Was mir in meiner Wut dann durch den Kopf geht, kann ich hier aufgrund einer eventuellen strafrechtlichen Relevanz nicht schreiben.
Und trotz alledem komme ich nicht auf den Trichter und sage, dass mir Geflüchtete irgendwas wegnehmen würden. Denen geht es noch **********er als mir! Denen reiche ich meine Hand und sage ihnen, dass ich sie verstehen kann, dass ich keine Angst vor ihnen habe und sie nicht, wie die Volkspfosten für alles Falschlaufende in diesem Land verantwortlich mache.
Ein „Gutes“ hat die Situation in diesem Land aber auch: Da inzwischen fast alle Hemmungen gefallen sind, offenbaren sich auch in meinem Bekanntenkreis diejenigen, die ihr braunes Gedankengut bisher versteckt hielten. So kann ich aussortieren, mit wem ich noch Kontakt haben möchte und mit wem nicht. „Das wird man doch noch sagen dürfen“. Klar, sag‘ was immer Du denkst, aber heul dann nicht rum, wenn ich Dich als das bezeichne, was Du bist, Du rassistisches *********. Ich brauch‘ keine „Freunde“, die nur dann Freunde sind, wenn ich meine Schnauze halte und mir ihren Dreck anhöre, selber aber als „Sozialromantiker“ oder „Gutmensch“ bezeichnet werde. Davon mal abgesehen, nehme ich sowas eh als Kompliment. Schön, dass die Fronten jetzt immer klarer werden.
So, genug abgekotzt. Ich mach‘ mir jetzt ‘nen Tee…..
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