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RE: big brother is watching you! |
Beitrag Kennung: 557349
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Kritik an elektronischer Gesundheitskarte
Ärzte, Patienten und Datenschützer laufen Sturm gegen »e-Card«
Von Florian Möllendorf
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Geht es nach dem Willen der Bundesregierung, soll sie noch in diesem Jahr kommen: die elektronische Gesundheitskarte, kurz eGK oder e-Card. Sie soll die herkömmliche Krankenversichertenkarte ersetzen und – mit aufgedrucktem Lichtbild und einem Mikroprozessor-Chip versehen – zum »Schlüssel für ein modernes Gesundheitssystem« werden. Bis Ende 2013 soll die Ausgabe der e-Card, über die künftig alle Diagnosen, Behandlungen, Rezepte und andere sensible Stammdaten zentral gespeichert werden, an alle gesetzlich Versicherten erfolgen. Zu diesem Zweck werden momentan bundesweit Krankenversicherte von ihren Kassen aufgefordert, ein Foto einzureichen, alle Arztpraxen und Kliniken sollen noch in diesem Jahr mit den Kassenservern vernetzt werden.
Um über den aktuellen Projektstand zu informieren und weiteren Widerstand gegen die Einführung der e-Card zu organisieren, kamen in der vergangenen Woche Gegner des Vorhabens aus dem gesamten Bundesgebiet und Österreich zur Konferenz »Medizinqualität statt e-Card-Bürokratie – zu Risiken und Nebenwirkungen der Elektronischen Gesundheitskarte« in Berlin zusammen.
»Es geht nicht um die e-Card als Identifikationsinstrument der Patienten beim Arztbesuch. Entscheidend ist die geplante Speicherung der Gesundheitsdaten von rund siebzig Millionen Versicherten auf Internetservern. Das birgt Risiken«, erklärte Professor Hartmut Pohl, Sprecher des Kreises »Datenschutz und IT-Sicherheit« der Gesellschaft für Informatik. Auch Gabi Thiess, die als Patientenvertreterin aus Sicht der Krankenversicherten sprach, warnte davor, sensible Daten zentral zu speichern. Es könne zu falschen Diagnosen führen, wenn Ärzte sich vor allem an schon erfaßten Daten orientieren würden.
Mit Dr. Christian Euler saß ein Mann auf dem Podium, der über seine Erfahrungen mit der e-Card und der Digitalisierung des Gesundheitswesens aus erster Hand berichten konnte. »E-Health ist ein Wirtschaftszweig, durch den sich Investoren mehr erhoffen dürfen als Patienten«, stellte der Präsident des österreichischen Hausärzteverbandes fest. In der Alpenrepublik ist die schöne neue Gesundheitswelt bereits Realität. Die eGK sei eine als Fortschritt getarnte Entsolidarisierung und Diskriminierung, so Euler weiter. Ärzte würden bevormundet, da sie Patienten nicht mehr selbstständig krankschreiben könnten, sondern auf elektronischem Weg erst auf eine Bewilligung der jeweiligen Krankenkasse warten müßten. »Mit den elektronischen Anwendungen zwingen uns die Kassen, ihre Verbündeten zu werden, und locken uns weg vom Patienten«, warnte er.
Sehr einleuchtend beschrieb Professor Paul Unschuld von der Charité Berlin den ökonomischen und politischen Zweck der e-Card: »Sie ist wie ein Nacktscanner für den gesamten menschlichen Organismus. Für bestimmte Interessengruppen, etwa die Industrie, die Politik und die Kassen, erfüllt die e-Card eine praktische Funktion.« Die ökonomischen Nutznießer könnten diese Daten auswerten, um das pharmazeutische Marketing zu optimieren, die politischen Nutznießer erhielten ein bislang nicht gekanntes Machtmittel, das die Steuerung der Gesellschaft über die Schwächen eines jeden einzelnen Menschen erlaube, warnte der Medizinhistoriker. »Die Gesundheit der Gesamtbevölkerung ist keine notwendige Voraussetzung mehr für wirtschaftliches Wachstum. Im Gegenteil, eine kranke Gesellschaft ist volkswirtschaftlich wertvoller, da sie der Gesundheitswirtschaft Profite beschert.« »Von uns Ärzten ist jetzt ziviler Ungehorsam gegen das Projekt e-Card gefragt. Wir dürfen nicht zu Handlangern der Kassen werden«, appellierte Dr. Silke Lüder, Sprecherin von »Stoppt die e-Card«, an ihre Kollegen. |
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leider wieder den ganzen artikel als zitat, weil abo.
bis dann
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