Der neue deutsche Faschismus

Pfiffikus
Zitat:
die_gute_fee hat am 09. November 2008 um 13:04 Uhr folgendes geschrieben:

Es ist auch ziemlich unwahrscheinlich, dass es in der DDR weniger Antisemitismus gegeben haben soll, als in der BRD. Warum auch?

Auf das WARUM habe ich eine einzige Antwort: Es gab zu wenig Juden in der DDR, als dass sie irgendwelchen Leuten wie zum Beispiel den von dir verlinkten Skinheads irgendwelche realistischen Probleme bereiten könnten.

Mir persönlich ist aus meinem Bekanntenkreis eine einzige Person bekannt, die von sich bekannt gab, Jude zu sein. Auch beruflich habe ich mit vielen Menschen zu tun und da wird hin und wieder mal die Religionszugehörigkeit thematisiert. Leute, die von sich aus angeben, jüdischen Glaubens zu sein, kamen mir noch nicht unter.
Praktisch weiß ich selber, dass ich welchen finden könnte, wenn ich zielgerichtet auf jüdische Einrichtungen zugehen würde. Dazu fehlte mir aber der Anlass.

Läden, die heute von Juden betrieben werden, mag es eventuell geben. Doch diese sind in keinster Weise als jüdisch zu erkennen. Der Holocaust zeigt also heute noch seine Spätfolgen.

Und weil die Juden dem Normalbürger der DDR und heute so wenig im Leben begegnen, das Judentum so gut wie keine Rolle spielte, müssen die Erscheinungen, die du mit "Antisemitismus" bezeichnest, andere Dinge sein, als der Antisemitismus vor 1938, als Juden das Stadtbild mitgeprägt haben dürften. Und was du unter dem Begriff Antisemitismus erwähnst, ist schon aus diesem Grunde anders als in den Zwanzigern und Dreißigern des vergangenen Jahrhunderts.



Zitat:
Auf der Seite gibt es weitere Informationen zu Neonazis zu DDR-Zeiten. Diese Dinge zu verharmlosen, finde ich ziemlich gefährlich.

Na und? Hätte es tatsächlich größere echte Neonazigruppen gegeben, Mielkes Truppe hätte sich ganz sicher drum gekümmert, und zwar nachhaltig! Und aus diesem Grunde konnten sie nichts anderes bleiben als das, was sie immer waren, isolierte Splittergruppen.



Zitat:
Dass nach der Wende hunderte Menschen in Rostock-Lichtenhagen Applaus klatschten, als Neonazis ein Wohnhaus in Brand steckten, würde ich nicht einfach als "Spaß an Bambule" abtun. Da muss irgendwas in der moralischen Erziehung und Sozialisation schief gelaufen sein.

Auch das ist mir ein wenig zu kurzsichtig. Wenn ich mich richtig erinnere, ging das damals um ein Heim voller Ausländer. Kann es nicht eventuell sein, dass von denen zehn oder zwanzig Leute kriminell geworden sind, wobei die Leute in der unmittelbaren Nachbarschaft verstärkt davon betroffen waren? Wenn die dann bei solchen Übergriffen applaudieren, so gestattet das nach meiner Meinung weniger Rückschlüsse auf deren Erziehung in der DDR zu als vielmehr auf die unmittelbaren Erlebnisse und die Hilflosigkeit der Polizei und Justiz, die in dieser Zeit bekanntlich im Umbau waren.



Pfiffikus,
der dabei bleibt, dass es sich dabei nur um Ausnahmeerscheinungen am Rande gehandelt hatte
die_gute_fee
@spidy
vielleicht verstehen wir Unterschiedliches unter dem Begriff "Repression". Dazu muss man ja nicht politisch aktiv sein.

Zitat:
Die Polizei stürmte herein, man sperrte alle in ein Zimmer, pickte sich einen hinaus, brachte ihn in die Küche, wo er von mehreren Bullen zusammengeschlagen wurde. [...]
Ich durfte per Auflage nur noch den Arbeitsweg benutzen, alle anderen Gegenden in Berlin waren mir verboten


Zitat:
Im normalen Leben war der Punk permanent den Angriffen seiner Mitmenschen ausgesetzt. Es fanden sich immer welche, die uns belästigten indem sie dumme Sprüche machten pder tätlich wurden. [...] Gebräuchlich und beliebt sowie sehr verbreitet waren in der entnazifizierten DDR auch Sprüche wie "Sowas wie euch müsste man vergasen", "Mit sowas wie euch hätte man bei Adolf kurzen Prozess gemacht", oder man meinte uns in ein Arbeitslager stecken zu müssen, obwohl wir doch alle Arbeit hatten. Auch einsperren wäre nach ihren Äußerungen für viele unserer Mitbürger eine Erleichterung gewesen.


Alle Zitate aus "Wir wollen immer artig sein. Punk, New Wave, Hip-Hop und Independent-Szene in der DDR von 1980 bis 1990".

Die Quelle mag man anzweifeln, vielleicht wird tatsächlich einiges übertrieben dargestellt. Vielleicht sind die abfotografierten Stasiakten gefälscht...
Adeodatus
Aber bevor das Thema wieder einmal zur DDR Geschichtsshow verkommt, würde ich empfehlen zurück zum eigentlichen Thema zu kommen das da eigentlich lautet "Der neue deutsche Faschismus" , der hat aber nichts mit der Geschichte der DDR zu tun sondern mit der Entwicklung in der BRD. Mit der Unterdrückung und Ausgrenzung breiter Bevölkerungsschichten, mit dem Aufbau neuer Überwachungsmethoden, mit einer Politik die das staatliche Vermögen von unten nach oben verteilt, mit einer Politik die die Risiken der Reichen von den armen bezahlen lässt, unter dem Deckmantel eine Gefahr wie 1930 zu vermeiden.

Um wieder auf das Thema einzustimmen hier einmal ein Artikel von Hans-Dieter Hey auf LabourNet. Germany

Zitat:
Hans-Dieter Hey: Kommt ein neuer Faschismus?

Wir diskutieren um "Hartz IV" und "Agenda 2010". Die immer gleichen Argumente dafür sind: 1. Es ist kein Geld da. 2. Mehr Eigenverantwortung für alle. 3. Mehr Privatisierung und 4. Wer das nicht einsieht, ist unverantwortlich. Doch die Argumente stimmen nicht - und sie stimmten nie. Wir haben dadurch eine Entwicklung, die sich inzwischen als verheerend entpuppt. Wir sehen zu, wie die Ökonomie der globalen Enteignung sich der Politik bedient und uns entrechtet und ausbeutet. Wie Gemeinwohl und letztlich unsere Gesellschaft zerschlagen werden. Eine Politik, die sich zum Erfüllungsgehilfen einer geldgierigen Kaste immer offener brandmarkt. Erst in diesen Tagen wird die Verquickung von Politik und Wirtschaft besonders deutlich. Politiker halten die Taschen auf, ohne einen Handschlag dafür zu tun. Politik machen längst Herr Hartz von Volkswagen und Herr Professor Rürup. Politik machen BDI und BDA, die Banken und Versicherungen, die Firma Bertelsmann und ein Heer von Helfern. Politik wird längst nicht mehr durch die Bürger und Bürgerinnen bestimmt.

Viele Menschen spüren das mit großer Besorgnis und starren bewegungslos auf die Schlange. Doch diesmal kommt sie nicht als ein Hitler daher, sondern in Form des Neoliberalismus. Der "ist jene Krankheit, für deren Heilung er sich selbst hält" (Andreas Höferl). Kennzeichen dieses Systems ist es, dass ihm die Bürgerinnen und Bürger unterwürfig und unterworfen kritiklos zu dienen haben. Eine geistige und materielle Unterwerfung, erzwungen durch immer schwierigere Lebensbedingungen für die Mehrheit der Menschen, durch Ausweitung materieller Not und Desinformation, durch Entsolidarisierung, unterstützt durch eine verantwortungslose deutsche Einheitspresse von Bild-Zeitung bis Spiegel. Wieder sind es Sozialdemokraten die den Acker pflügen, auf dem die unerträgliche Saat gedeiht. Denn wieder stellt die Sozialdemokratie nicht die Fragen, die historisch gestellt werden müssten, geschweige denn, dass sie bei den Entwicklungen gegen halten. Und wer sich nicht entgegen stellt, ergreift Partei und wird verantwortlich. Die Bündnisgrünen in diesen Fragen angepasst. Von den anderen ganz zu schweigen. Rettet den eigenen Geldbeutel!

Quelle: LabourNet. Germany


Auch zu empfehlen ist sein Beitrag "Das hat was mit Faschismus zu tun!"
die_gute_fee
Zitat:
Pfiffikus hat am 09. November 2008 um 15:37 Uhr folgendes geschrieben:
Es gab zu wenig Juden in der DDR, als dass sie irgendwelchen Leuten wie zum Beispiel den von dir verlinkten Skinheads irgendwelche realistischen Probleme bereiten könnten.

Wie Bitte? Das macht mich etwas sprachlos. Antisemitismus ist doch keine Frage von "realistischen Problemen", die Juden irgendwem bereiten?!

Zitat:
Kann es nicht eventuell sein, dass von denen zehn oder zwanzig Leute kriminell geworden sind, wobei die Leute in der unmittelbaren Nachbarschaft verstärkt davon betroffen waren? Wenn die dann bei solchen Übergriffen applaudieren, so gestattet das nach meiner Meinung weniger Rückschlüsse auf deren Erziehung in der DDR zu als vielmehr auf die unmittelbaren Erlebnisse und die Hilflosigkeit der Polizei und Justiz, die in dieser Zeit bekanntlich im Umbau waren.


Hier enttäuschst Du mich gewaltig,das klingt für mich ziemlich nach Rechtfertigung. Du konstruierst hier eine "berechtigte Wut", die dann eine entmenschlichung erklären soll. Die Täter werden auf einmal zu Opfern, die Opfer werden zu Tätern - aber natürlich rein hypothetisch. Was spricht denn dafür? Hast Du da Quellen? Oder hebst Du einfach mal eben die Unschuldsvermutung auf? Was soll das denn für eine Kriminalität gewesen sein, die Menschen dazu bringen soll, zu applaudieren wenn Menschen verbrannt werden sollen?
die_gute_fee
Die Menschen hier applaudieren doch noch. Der öffentliche Raum wird immer mehr überwacht - das finden die wenigsten schlimm. Bettler, Punks und andere Menschen, die "Assis" genannt werden, werden vertrieben - mit Zustimmung der Bürger.
orca
Zitat:
die_gute_fee hat am 09. November 2008 um 16:39 Uhr folgendes geschrieben:
Die Täter werden auf einmal zu Opfern, die Opfer werden zu Tätern


Selbstverständlich sind auch die Nazis Opfer der BRD. Vom BILDungswesen *********, von der profaschistischen und antikommunistischen Propagandamaschinerie verhetzt.

Was nichts daran ändert, daß sie auch Täter sind und die Gesellschaft von ihnen befreit werden muß. Was allerdings in der vom ersten Tag an von Nazi- und Kriegsverbrechern maßgeblich gestalteten BRD frühestens in der Woche nach dem Sankt-Nimmerleins-Tag geschehen wird. Der Staat züchtet, fördert und beschützt die Nazis doch nicht, um sie dann zu bekämpfen!
Pfiffikus
Zitat:
die_gute_fee hat am 09. November 2008 um 16:39 Uhr folgendes geschrieben:

Wie Bitte? Das macht mich etwas sprachlos. Antisemitismus ist doch keine Frage von "realistischen Problemen", die Juden irgendwem bereiten?!

Das ist wohl ein büssl falsch rüber gekommen. Ob und welche Probleme es zwischen Juden und Nichtjuden in den Dreißigern gegeben hat, darüber wollte und will ich hier nicht philosophieren. Das habe ich nicht erlebt.

Fakt ist aber für mich, dass man den Juden in der DDR schlecht Schuld für irgendwelche Probleme in die Schuhe schieben konnte, da es kaum welche gab.
Alles andere, was du zwischen meine Zeilen hinein interpretierst, brauche ich nicht zu kommentieren, denn es wurde ja nicht von mir geäußert oder vertreten.


Zitat:
die_gute_fee hat am 09. November 2008 um 16:39 Uhr folgendes geschrieben:

Hier enttäuschst Du mich gewaltig,

Was hier gewaltig enttäuscht ist, dass du meinen Beitrag wahrscheinlich nur überflogen hast und da irgendwelchen Unsinn hinein interpretierst, den ich überhaupt nicht geschrieben habe oder zum Ausdruck bringen wollte.

Zitat:
die_gute_fee hat am 09. November 2008 um 16:39 Uhr folgendes geschrieben:

das klingt für mich ziemlich nach Rechtfertigung. Du konstruierst hier eine "berechtigte Wut", die dann eine entmenschlichung erklären soll. Die Täter werden auf einmal zu Opfern, die Opfer werden zu Tätern - aber natürlich rein hypothetisch.

Ich schrieb davon dass "zehn oder zwanzig Leute" kriminell geworden sein könnten. Es geht hier um eine Unterkunft für eine mindestens dreistellige Anzahl von Ausländern.
Willst du hier zum Ausdruck bringen, dass alle Bewohner dieses Heimes ausnahmslos gesetzestreu gelebt haben.
Was spricht denn dafür?
Hast Du da Quellen?



Zitat:
die_gute_fee hat am 09. November 2008 um 16:39 Uhr folgendes geschrieben:

Oder hebst Du einfach mal eben die Unschuldsvermutung auf?

Für einen Einzelnen würde ich das niemals tun. Aber für eine ausreichend große Stichprobe von Menschen (unabhängig von deutscher oder ausländischer Herkunft) kann ich mir durchaus anmaßen, zu behaupten, dass da auch Kriminelle darunter sein müssen.


Zitat:
die_gute_fee hat am 09. November 2008 um 16:39 Uhr folgendes geschrieben:

Was soll das denn für eine Kriminalität gewesen sein, die Menschen dazu bringen soll, zu applaudieren wenn Menschen verbrannt werden sollen?

Ich mag mir jetzt nicht die Zeit nehmen, im Internet darüber zu recherchieren. Zu dieser Zeit haben die Zeitungen und Nachrichtensendungen noch nicht online publiziert. Und nachträglich haben sich nur einige Interessengruppen daran gemacht, Einzelheiten über diese Ereignisse ins Internet zu stellen.

Da es sich um Menschen am unteren Rand des Existenzminimums handelte, die zudem über gute Connections ins Ausland verfügten, kann ich mir gut vorstellen, dass einige von ihnen, bei Weitem nicht alle, schwach wurden und es zu Eigentumsdelikten kam.

Diese Bilder zeigen unser Auto nach dem Besuch eines ungebetenen Gastes, der von weit her gereist kam.






In der Wahrnehmung vieler Leute und wahrscheinlich auch der meisten Fensterwinker heißt es aber oft nicht "Einige Kriminelle von denen", sondern "Die Ausländer waren es".

Ob die Anwohner dort verstärkt Opfer von Eigentumsdelikten oder Geprellte vom Hütchenspiel, so genau kann ich das nicht sagen. Wahrscheinlich kam da einiges zusammen.

Mit einer solchen Wahrnehmung der Ereignisse aus dem Wohnumfeld der Leute kann ich mir den Beifall von einigen erklären. Rechtfertigen will ich ihn nicht. Und du kennst es aus Konzerten, aus anderen Veranstaltungen, wenn erstmal drei oder vier Leute beginnen zu klatschen...

Ja und wenn dann noch ein paar Kameraleute vor Ort sind, mit dem passenden Teleobjektiv an die richtigen Balkons zoomen, so kommt deine Wahrnehmung der Dinge zustande.
Aber ich bleibe dabei, dass dieser Jubel in dieser Situation keine Rückschlüsse auf die Erziehung der Leute in der DDR zulässt.



Zitat:
die_gute_fee hat am 09. November 2008 um 16:39 Uhr folgendes geschrieben:

Die Täter werden auf einmal zu Opfern, die Opfer werden zu Tätern - aber natürlich rein hypothetisch.

Ja, aber verdammt hypothetisch.
Es sind Hunderte Ausländer zu Schaden gekommen. Die meisten der Opfer sind echte Opfer, da sie mit den eigentlichen Anlässen nichts zu tun hatten. Und ich gehe sogar so weit, zu vermuten, dass die wirklich Kriminellen unter den Ausländern so clever waren und rechtzeitig die Kurve gekriegt haben, so dass sie sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht hatten.


Mein Fazit:
Rechte Scharfmacher hätten in Rostock niemals eine Horde Neonazis mobilisieren und gegen Ausländer hetzen können, wenn es dort keine Ausländer gegeben hätte.
Wenn es keine kriminellen Vorfälle gegeben hatte, die entsprechend hochgepusht werden konnten, hätte es an den Balkonen kaum Beifall gegeben.
Und weil es in der DDR kaum noch Juden gab, hatten es vermeintliche Antisemitisten sehr schwer, Schäfchen um sich zu scharen, ganz abgesehen von der Gefahr, dass sie versehentlich versuchen einen IM zu rekrutieren. Deshalb können Antisemitisten in der DDR nur eine kaum nennenswerte, trotzdem nicht harmlose Randerscheinung gewesen sein.



Pfiffikus,
der hofft, dass du ihm nicht so schnell wieder solchen Unsinn in den Mund legen willst
Pfiffikus
Zitat:
die_gute_fee hat am 09. November 2008 um 17:22 Uhr folgendes geschrieben:

Der öffentliche Raum wird immer mehr überwacht - das finden die wenigsten schlimm.

Ja, das Thema hatten wir erst kürzlich.
Erste Straßenbahn videoüberwacht

Dieses Beispiel und vor allem die Form, in der das geschieht, finde ich begrüßenswert und völlig in Ordnung.


Zitat:
die_gute_fee hat am 09. November 2008 um 17:22 Uhr folgendes geschrieben:

Bettler, Punks und andere Menschen, die "Assis" genannt werden, werden vertrieben - mit Zustimmung der Bürger.

Da haben wir es wieder. Vergleichen wir doch einmal die Tatsachen und deren Wahrnehmung.


Pfiffikus,
der sich sicher ist, dass sich ein großer Teil der Bürgerzustimmung nicht gegen den von dir genannten Personenkreis direkt, sondern gegen die von manchen zurück gelassenen Getränkeverpackungen richtet
Herasun
Zitat:
Pfiffikus hat am 09. November 2008 um 19:07 Uhr folgendes geschrieben:

Mit einer solchen Wahrnehmung der Ereignisse aus dem Wohnumfeld der Leute kann ich mir den Beifall von einigen erklären. Rechtfertigen will ich ihn nicht. Und du kennst es aus Konzerten, aus anderen Veranstaltungen, wenn erstmal drei oder vier Leute beginnen zu klatschen...


Tut mir leid, @ Pfiffikus,
ich kann mir den Beifall angesichts des Ausmaßes der Gewalt nicht erklären. Jedenfalls nicht auf deine Weise.
Deinen Vergleich mit Applaus bei Konzerten oder Veranstaltungen anderer Art finde ich schlichtweg makaber!
die_gute_fee
@Pfiffikus:
Aus Berichten der Polizeieinsatzleitung:
Zitat:
Und es waren auch die doppelte bis dreifache Anzahl von Schaulustigen vor Ort, die nunmehr die eingesetzten Kräfte bedrängten.


Zitat:
LKD Kordus gab zu bedenken, daß die Einsatzabwicklung besonders dadurch erschwert worden sei, daß eine erhebliche Anzahl von Zuschauern, die bis zu 2 000 Personen ausgemacht habe, genauso wie in der vorhergehenden Nacht Unterstützung für die Gewalttäter geleistet habe.


Zitat:
In den Abendstunden eskalierten wiederum die Angriffe gegen die ZAST und die eingesetzte Polizei. Ca. 1 000 Störer wurden durch 3 000 Schaulustige teilweise bei ihren Handlungen unterstützt.


Naja, die Wahrnehmungen der Polizei entsprach vielleicht nicht den Tatsachen. Kommt vielleicht alles nur durch (un)passende Teleobjektive zustande oder die Polizisten haben es nur in den Medien gesehen?

Wie kommt denn eigentlich deine Wahrnehmungen dieser Ereignisse zustande?
Pfiffikus
Zitat:
Herasun hat am 09. November 2008 um 20:15 Uhr folgendes geschrieben:

Deinen Vergleich mit Applaus bei Konzerten oder Veranstaltungen anderer Art finde ich schlichtweg makaber!

Wenn du meinen Beitrag aufmerksam gelesen hast, so sollte dir klar werden, dass ich hier hinsichtlich des Verhaltens von Menschengruppen verglichen habe, wenn einige von ihnen mit einer Sache beginnen.
Nimm statt dessen die Kettenreaktion, wenn eine Situation bedrohlich erscheint. Jemand beginnt schreiend zu flüchten. Umgangssprachlich ist diese Reaktion einer Menschenmasse als Panik bekannt.


Mein Vergleich ist nicht im Geringsten so zu verstehen, dass der Masse eine unterhaltsame Darbietung gebracht worden ist, für die sie sich mit Beifall bedankt. Hast ja Recht, um einer Kritik wie der deinen aus dem Wege zu gehen, hätte ich länger überlegen und eine andere Kettenreaktion von Menschen als Vergleich wählen können.



Pfiffikus,
der sich vielmehr auch für Herasuns Wahrnehmung von Neonazis und Amtisemitismus in der DDR und deren Kausalität zu Rostock interessiert hätte
Pfiffikus
Zitat:
die_gute_fee hat am 09. November 2008 um 21:19 Uhr folgendes geschrieben:

@Pfiffikus:
Aus Berichten der Polizeieinsatzleitung:
...
Wie kommt denn eigentlich deine Wahrnehmungen dieser Ereignisse zustande?

Ich erwähnte bereits, dass ich zu diesem Thema nicht gesondert recherchiert habe, sondern mich auf die Erinnerung an die damals aktuellen Nachrichten bezogen habe. Und hier ist mir in der Tat der Fehler unterlaufen, dass ich den Umfang der Mitwirkung von Leuten aus der Umgebung unterschätzt hatte.


Doch auch wenn mir hinsichtlich dieser Quantität ein Fehler unterlaufen ist, so bleibe ich dabei, dass es in der DDR nur sehr vereinzelt Neonazis und Antisemiten gab. Weiterhin bleibe ich dabei, dass die Handlungen der Menschen in Rostock nicht durch das Wirken und Agitieren von Neonazis in der DDR verursacht worden sein können.
Ich will die Existenz von einigen wenigen Neonazis und Antisemiten in der DDR gar nicht leugnen. Doch diese konnten bestenfalls ab dem Jahre 1990 damit beginnen, die breite Masse zu agitieren und so breite Bevölkerungsschichten erreichen, wie sie im Polizeibericht erwähnt wurden. Vorher hätte ein MfS mit Sicherheit eingegriffen. Und wenn sie das zu diesem Zeitpunkt konnten, so kannst du das dem DDR-System nicht mehr ankreiden.



Pfiffikus,
der hofft, dass dies jetzt plausibel wurde
Herasun
Zitat:
Pfiffikus hat am 11. November 2008 um 01:30 Uhr folgendes geschrieben:
Pfiffikus,
der sich vielmehr auch für Herasuns Wahrnehmung von Neonazis und Amtisemitismus in der DDR und deren Kausalität zu Rostock interessiert hätte


Du stellst mich vor eine wirklich schwierige Aufgabe.
Ich halte dieses Thema nämlich für zu komplex und weitaus schwieriger, um es eben mal in einem kurzen prägnanten Beitrag abzuhandeln!

Nur soviel dazu:
Eine Wahrnehmung meinerseits zum Thema Neonazis und Antisemitismus in der DDR gibt es eigentlich gar nicht.
Ich kann aber durchaus von Fremdenfeindlichkeit berichten: In meiner frühen Jugend gab es in Gera ein "Tanzlokal", dessen Besuch ich und viele andere lieber mieden, weil dort regelmäßig "Bambule" ( Schlägereien und Messerstechereien mit Algeriern) auf der Tagesordnung stand. Der Grund hierfür schien immer wieder der zu sein: "Die nehmen uns unsere Weiber weg." (Daß diese "Weiber" sich ihre Liebsten selbst aussuchten, schien dabei uninteressant zu sein.) Es mußte aber scheinbar jemand her, der verantwortlich war für persönliches Versagen bei der "Brautschau".
Lächerlich? Eigentlich schon, aber nicht dann, wenn es in Gewalt mündet.

Ich befürchte aber, daß dieser Fremdenhaß generell in den Menschen schlummert.
Ich denke, er hat etwas mit Angst und Unwissenheit zu tun.
Diese Kriterien werden heute in solch hohem Maße erfüllt, daß dem neuen deutschen Faschismus Tür und Tor geöffnet sind.
Womit ich auch schon bei den Ausschreitungen in Rostock 1992 wäre:
Die dort lebenden Menschen waren und sind in hohem Maße von Arbeitslosigkeit betroffen. Sie erlebten tagtäglich den Wahnsinn der Massenunterbringung von Asylbewerbern und deren Folgen (Da muß noch nicht mal einer kriminell werden, schon das Leben auf engstem Raum bringt bisher nicht da gewesene Probleme mit sich.). Ein Verantwortlicher muß her für ALLES! Den lieferten nun die gewaltbereiten Neonazis aus allenTeilen Deutschlands. Und schon war Ostdeutschland zum Mekka der Nazis auserkoren.

Lange Rede, kurzer Sinn:
Der neue deutsche Faschismus hat seine Ursachen in gesellschaftlichen Problemen des Kapitalismus, die nun einmal sehr viel deutlicher im Osten zutage treten durch z.B. hohe Arbeitslosigkeit.
Blixus
Zitat:
Herasun hat am 11. November 2008 um 19:03 Uhr folgendes geschrieben:
Ich kann aber durchaus von Fremdenfeindlichkeit berichten: In meiner frühen Jugend gab es in Gera ein "Tanzlokal", dessen Besuch ich und viele andere lieber mieden, weil dort regelmäßig "Bambule" ( Schlägereien und Messerstechereien mit Algeriern) auf der Tagesordnung stand. Der Grund hierfür schien immer wieder der zu sein: "Die nehmen uns unsere Weiber weg." (Daß diese "Weiber" sich ihre Liebsten selbst aussuchten, schien dabei uninteressant zu sein.) Es mußte aber scheinbar jemand her, der verantwortlich war für persönliches Versagen bei der "Brautschau".
Lächerlich? Eigentlich schon, aber nicht dann, wenn es in Gewalt mündet.


Wobei auffällt, dass das Zusammenleben mit unseren Vietnamesischen Mitbürgern wesentlich entspannter ablief.
Mit beiderseitiger Vernunft ist eben alles kein Problem.

edit: Mit dem "Weiberwegnehmen" hatte ich nichts zu tun. Verdammt nochmal, meine wollten die einfach nicht. Augenzwinkern
Bernhard P.
Mit Ausländern hatte ich eigentlich nie Probleme. Vielleicht hatte ich Glück? Aber ich bin mit Vietnamesen, Kubanern und Türken gut ins Gespräch gekommen. Gewaltbereite gibt es in jeder Nation. Leider. Man sollte sich aber hüten zu denken in der Regel wären nur Ausländer gewaltbereit.
orca
Zumal die BRD längst in Jugoslawien, Afghanistan, vor der libanesischen Küste und am Horn von Afrika längst beweist, wer aggressiv ist.
Herasun
Zitat:
Blixus hat am 11. November 2008 um 20:36 Uhr folgendes geschrieben:

Wobei auffällt, dass das Zusammenleben mit unseren Vietnamesischen Mitbürgern wesentlich entspannter ablief.


Siehste, @Blixus, du kennst eben die Frauen nicht!
Wenn die Vietnamesen mit ebenso viel südländischem Temperament und "göttergleichem Aussehen" hätten aufwarten können, wären die Mädchen auch reihenweise dahingeschmolzen und der Eklat hätte auch stattgefunden.

Zitat:
Blixus hat am 11. November 2008 um 20:36 Uhr folgendes geschrieben:
edit: Mit dem "Weiberwegnehmen" hatte ich nichts zu tun. Verdammt nochmal, meine wollten die einfach nicht. Augenzwinkern


Bestimmt legtest du selbst ein so hinreißendes Balzverhalten an den Tag, daß kein Anderer je ein Chance hatte! großes Grinsen großes Grinsen großes Grinsen
gastli
Sie sind immer noch da und sie tun es schon wieder:

...Bild.nicht.mehr.auf.imageshack.online.../img213/9659/unterschreibentu0.j
pg[/IMG]

Sind sie nun neue oder alte Faschisten?
gastli
Ich ordne diese Meldung hier mit ein.

Höheres Kindergeld gibt es natürlich nur für die arbeitende Bevölkerung. Wer aussätziger Arbeitsloser ist, soll nicht auch noch dazu animiert werden, sich fortzupflanzen.

[JW]
Zitat:
Von der geplanten Erhöhung des Kindergelds werden Hartz-IV-Empfänger keinen Cent bekommen. Eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit bestätigte am Freitag auf Anfrage, daß das Kindergeld weiter in voller Höhe als Einkommen auf das Arbeitslosengeld II angerechnet wird. Die Darmstädter Sozialrechtlerin Anne Lenze hält die Regelung für verfassungswidrig.
gastli
»Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass vom Tod eines Demonstranten terroristische Impulse ausgehen. So radikalisierte sich etwa in Deutschland die Studentenbewegung nach dem Tod des angehenden Lehrers Benno Ohnesorg 1967 in Berlin – und gipfelte in der Gründung der RAF.«

- bild.de zu den Unruhen in Athen

Anmerkung: So einfach ist das also. Ein Demonstrant stirbt und die Protestbewegungen und Demonstranten haben nichts besseres zu tun als daraufhin »terroristisch« zu werden. Danke BILD. Nun bin ich wieder schlauer.

BILD ist Faschismus - schon immer!