Pfiffikus
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die_gute_fee hat am 09. November 2008 um 13:04 Uhr folgendes geschrieben: Es ist auch ziemlich unwahrscheinlich, dass es in der DDR weniger Antisemitismus gegeben haben soll, als in der BRD. Warum auch? |
Auf das WARUM habe ich eine einzige Antwort: Es gab zu wenig Juden in der DDR, als dass sie irgendwelchen Leuten wie zum Beispiel den von dir verlinkten Skinheads irgendwelche realistischen Probleme bereiten könnten.
Mir persönlich ist aus meinem Bekanntenkreis eine einzige Person bekannt, die von sich bekannt gab, Jude zu sein. Auch beruflich habe ich mit vielen Menschen zu tun und da wird hin und wieder mal die Religionszugehörigkeit thematisiert. Leute, die von sich aus angeben, jüdischen Glaubens zu sein, kamen mir noch nicht unter.
Praktisch weiß ich selber, dass ich welchen finden könnte, wenn ich zielgerichtet auf jüdische Einrichtungen zugehen würde. Dazu fehlte mir aber der Anlass.
Läden, die heute von Juden betrieben werden, mag es eventuell geben. Doch diese sind in keinster Weise als jüdisch zu erkennen. Der Holocaust zeigt also heute noch seine Spätfolgen.
Und weil die Juden dem Normalbürger der DDR und heute so wenig im Leben begegnen, das Judentum so gut wie keine Rolle spielte, müssen die Erscheinungen, die du mit "Antisemitismus" bezeichnest, andere Dinge sein, als der Antisemitismus vor 1938, als Juden das Stadtbild mitgeprägt haben dürften. Und was du unter dem Begriff Antisemitismus erwähnst, ist schon aus diesem Grunde anders als in den Zwanzigern und Dreißigern des vergangenen Jahrhunderts.
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Auf der Seite gibt es weitere Informationen zu Neonazis zu DDR-Zeiten. Diese Dinge zu verharmlosen, finde ich ziemlich gefährlich. |
Na und? Hätte es tatsächlich größere echte Neonazigruppen gegeben, Mielkes Truppe hätte sich ganz sicher drum gekümmert, und zwar nachhaltig! Und aus diesem Grunde konnten sie nichts anderes bleiben als das, was sie immer waren, isolierte Splittergruppen.
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Dass nach der Wende hunderte Menschen in Rostock-Lichtenhagen Applaus klatschten, als Neonazis ein Wohnhaus in Brand steckten, würde ich nicht einfach als "Spaß an Bambule" abtun. Da muss irgendwas in der moralischen Erziehung und Sozialisation schief gelaufen sein. |
Auch das ist mir ein wenig zu kurzsichtig. Wenn ich mich richtig erinnere, ging das damals um ein Heim voller Ausländer. Kann es nicht eventuell sein, dass von denen zehn oder zwanzig Leute kriminell geworden sind, wobei die Leute in der unmittelbaren Nachbarschaft verstärkt davon betroffen waren? Wenn die dann bei solchen Übergriffen applaudieren, so gestattet das nach meiner Meinung weniger Rückschlüsse auf deren Erziehung in der DDR zu als vielmehr auf die unmittelbaren Erlebnisse und die Hilflosigkeit der Polizei und Justiz, die in dieser Zeit bekanntlich im Umbau waren.
Pfiffikus,
der dabei bleibt, dass es sich dabei nur um Ausnahmeerscheinungen am Rande gehandelt hatte