|
Eine wirklich interessante Debatte. Nochmals zurück zu Stalin. Ich kann mich beim besten Willen mit ihm nicht anfreunden. Ich bin und bleibe überzeugt, das der Verrat am Sozialismus-Versuch Lenins im Jahre 1924 stattfand. Natürlich war in der Stalin-Ära nicht alles und jedes grundlegend schlecht. Natürlich stand das große Land Sowjetunion unter großen inneren und äußeren Zwängen und ebenso natürlich war es alles andere als einfach, ein derart großes Land zusammenzuhalten. Was ich aber an Stalin verutreile ist seine Härte und Brutalität, mit der er seinen Kurs durchpeitschte. Hier gibt es unzweifelhaft Parallelen zu Hitler. Es ist historisch unbestriten und beweisbar, dass Stalin millionen Tote zu verantworten hatte. Ich denke nur an den Bau der Hütten in Magnitogorsk ab 1930. Ich denke an die zahllosen Arbeitslager (Gulags), in denen unzählig viele Menschen ums Leben kamen. Nein, das war kein Sozialismus sondern Stalinismus. Ich denke an die Art und Weise, wie die Rote Armee 1944/45 mit dem deutschen Volk in den Ostgebieten umsprang. Das war alles andere, nur nicht sozialistisch. Bei allem Verständnis für das, was diesem Land Sowjetunion und seinen Völkern vom Imperialismus angetan wurde, man kann nicht Mord mit Mord vergelten.
Der Aufbau einer DDR auf Stalins Bajonetten musste folgerichtig fehlschlagen. Wenn Härte und Brutalität anstelle von Überzeugungskraft und Menschlichkeit treten, hat Sozialismus schon verloren. Hilde Benjamins Schauprozesse der 50-er Jahre waren alles andere, nur nicht rechtsstaatlich. Solche Dinge sind eines Sozialismus unwürdig.
Gorbatschow erkannte meines Erachtens in den 80-er Jahren die fatale Fehlentwicklung. Ich will ihm nicht unterstellen, vorsätzlich eine Konterrevolutuon herbeigeführt zu haben. Er wollte die Gesellschaft verändern, wobei ihm die Handlungsinitiative wie ein Stück glitschige Seife entglitt. Am Ende schlitterte das ganze Land in eine Konterrevolution und Restauration des Kapitalismus. Das Experiment Sozialismus scheiterte. Heute sind wir schlauer. Aus Fehlern der Geschichte lernen heißt siegen lernen.
Felixed, richtig - und hier stimmen wir absolut überein - ist, dass nicht der Sozialismus als Gesellschaftsmodell schlecht und gescheitert ist, gescheitert ist nur der erste Versuch ihn zu errichten. Hat der erste Ottomotor funktioniert, das erste Flugzeug, die erste Lokomotive? Nein. Deswegen sind aber Ottomotor, Flugzeug und Lokomotive nichts verwerfliches. Übereinstimmend mit Dir sage ich auch, die kapitalistische Ideologie mit ihrem raffinierten System der Lügen und Halbwahrheiten ließ und lässt nichts unversucht, den Sozialismus zu diffamieren, schon allein um die eigene Existenzberechtigung zu rechtfertigen. Hier wird kein pseudowissenschaftlicher Beweis ausgelassen, das Spektrum reicht vom dümmlichen bis zum ausgeklügelten Scheinargument. Man nutzt hierbei gezielt - aber ohne es zu wissen, denn Gesellschaftswissenaschaft ist tabu - die sogenannten kognitiven Gestze der Dialektik wie kognitive Dissonanz, Suggestion, Euphorie usw.
Die DDR hatte eine Menge Vorzüge, unbestritten. Nicht umsonst hat der Bürgerrat das Wappen der DDR in seine Fahne übernommen. Sozialismus ist die Gemeinschaft freier Bürger und freier Völker im gleichberechtigten Miteinander. Sozialismus ist aber niemals Diktatur.
Dieser Beitrag wurde 5 mal bearbeitet, zum letzten Mal von U.Walluhn: 05.12.2007 17:22.
|