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Zitat aus der Bibel:
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"Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie erschrecken." (Micha 4, 3 + 4)
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Wie kam es, dass dieses alte Wort aus einer jüdischen Prophetenschrift, reichlich 700 Jahre vor Christi Geburt geschrieben, solch aktuelle Verwirrung auslöste? Zur Zeit des Propheten Micha, dessen Text wir im Alten Testament unter der Rubrik "Die zehn kleineren Propheten` finden, herrschten im Vorderen Orient Nachkriegswirren. Das Reich Israel hatte um das Jahr 725 v. Chr. den Krieg gegen die Assyrer verloren. Die zentrale Provinz Samaria war weitgehend zerstört, feindliche Truppen standen im Land, die Oberschicht des Volkes, Priester und Lehrer, hatten die Assyrer deportiert. Der Prophet Micha hat in den etwa fünf-zehn Jahren seines Wirkens diese schrecklichen Ereignisse in allen Phasen miterlebt. Sein prophetisches Reden stand unter einer großen Spannung. Zum einen richtete er aus, dass das erlebte Unheil noch weitergehen werde: nicht nur Samaria, auch das Königreich Judäa würde vernichtet werden. Der Feind werde weiter marschieren bis nach Jerusalem, die heilige Stadt würde in Schutt und Asche gelegt, der Tempelschatz geraubt werden.
Dann aber, mitten in der grässlichen Düsternis seiner Prophezeiungen, schwenkt der Prophet um. Mit dem 4. Kapitel seiner Schrift beginnend beschreibt er wunderbare neue Visionen für sein geschundenes Volk. "Zu jenen Zeiten aber wird es geschehen..." und dann folgen die Worte von den Schwertern, die zu Pflugscharen werden sollen und dem Volk, dass künftig nicht mehr lernen solle, Kriege zu führen. Und kurz darauf jene Verse, die zu Weihnachten, am Heiligabend, in unseren Kirchen gelesen werden. Die Worte über den, auf welchem die Verheißung liegt, diese Visionen zu vollenden: "Du Bethlehem Ephrata, die kleinste unter den Städten in Juda, aus dir wird der kommen, der in Israel Herr sei." (Micha 5,1)
Dass der Friede dort wachsen kann, wo Menschen sich zu dem bekennen, den die Bibel "Friedensfürst" nennt, konnten die DDR-Machthaber natürlich nicht erkennen und begreifen. Ihre vermeintliche Friedenspolitik war weder vom Glauben noch von Toleranz geprägt, sondern vom Politbüro deklariert nach dem simplen Motto: "Der Friede muss bewaffnet sein".
Deshalb geriet die unabhängige Friedensbewegung, die vor allem in kirchlichen Gruppen wurzelte, immer wieder in Konflikt mit den obrigkeitlichen Doktrinen der DDR-Führung. Toleranz gegenüber Andersdenkenden, Respektierung der Gewissensentscheidung von Minderheiten, zum Beispiel von Wehrdienstverweigerern, gehörte nicht zum Repertoire der kommunistischen Partei- und Staatsführung. Die Machtfrage war aus ihrer Sicht geklärt: es gab nur Schwarz oder Weiß, "Richtigdenkende oder Falschdenkende", einfach anders Denkende waren nicht vorgesehen.
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Dieser Beitrag wurde 1 mal bearbeitet, zum letzten Mal von Hugo: 24.08.2008 23:03.
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