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RE: Rassismus in Deutschland - Heute Rudolstadt |
Beitrag Kennung: 125686
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Fremdenfeindlichkeit wurde halt in der DDR nicht problematisiert, die Faschisten lebten ja jenseits des "antifaschistischen Schutzwalls".
Lest mal Landolf Scherzers "Die Fremden"...
Zitat: |
Nicht nur in der Bundesrepublik gab es Gastarbeiter. Auch in der DDR arbeiteten Vietnamesen oder Afrikaner, allein das Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Suhl hatte rund dreihundert moçambiquanische Mitarbeiter. Nachdem er selbst im Rahmen eines Aufbauprojektes in Moçambique gearbeitet hatte, befragte Landolf Scherzer damals Arbeiter, Parteisekretäre, Nachbarn und Freundinnen zu ihren Ansichten über diese fremden Kollegen und Mitbürger. Da viele der Äußerungen den offiziellen Solidaritätsbekundungen widersprachen, durften die Protokolle nicht veröffentlicht werden. Aus heutiger Sicht sind sie ein sehr genauer Beweis für den "latenten Rassismus", der auch in der DDR vorhanden war.
Nun nahm Landolf Scherzer die Spuren der letzten Suhler Moçambiquaner wieder auf, erzählt, wie sie die DDR-Zeit heute sehen und wie es ihnen im neuen Deutschland ergeht, und er spricht mir einigen der früheren Gesprächspartner.
Vervollständigt wird das Buch durch aktuelle Reportagen zu Nationalismus, Antisemitismus und Ausländerverfolgung in Litauen, Rußland, Tschechien oder hierzulande. Damit greift es direkt in die Debatten über Fremdenhaß, Asylsuchende, Gemeinsinn und Zivilcourage in Deutschland ein.
Seit der Wiedervereinigung zeigt sich, daß sich einiges an unseligen deutschen Untugenden paart und damit potenziert: Untertanen- und Anpassungsverhalten, Blockwartmentalität, autoritäre Fixierung im Osten und stromlinienförmiges Strebertum, Status- und Prestigegeprotze, Überheblichkeit und Herrenmenschenallüren im Westen.
x09Günter Wallraff
"In der DDR hatte jede Schlägerei ihren logischen Grund: mal zuviel Alkohol, mal Streit wegen eines Mädchens. Es gab immer einen Anlaß. Doch heute gehst du friedlich durch die Stadt, und plötzlich tauchen ein paar Gestalten auf, die du nicht kennst, die dich nicht kennen, sie kommen und schlagen dich einfach zusammen. Grundlos", sagt Adelino sehr beiläufig.
Sie kamen im Februar ohne Jacken in Leipzig an, weil man ihnen nicht erklärt hatte, wie man sich im Winter in Mitteleuropa anziehen muß. Sie erwarteten eine Ausbildung und wußten nicht, daß sie nur die Schulden ihres Landes am Fließband abarbeiten sollten. Man hatte ihnen von Solidarität erzählt, aber sie begegneten einer Kälte, die schlimmer war als die des Winters - Moçambiquaner in der DDR.
Landolf Scherzer, der selbst in Moçambique gearbeitet hatte, wollte 1982 wissen, wie diese fremden Arbeiter in der "neuen Heimat" behandelt wurden, wie die Hiesigen über sie dachten. Nun, zwanzig Jahre später, als das Gespenst der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland umgeht, nimmt er die Spuren der wenigen hiergebliebenen Moçambiquaner auf, und aus ihren Erzählungen entsteht ein nuanciertes Bild vom Fremdsein in Deutschland damals und heute.
Mit diesem Bericht und weiteren Reportagen zu Nationalismus oder Antisemitismus in anderen Ländern greift Landolf Scherzer direkt in die brisanten Debatten über Fremdenhaß und Asylsuchende ein.
Die meisten Menschen in Deutschland waren garantiert für die Abschaffung der Apartheid in Südafrika. Aber sobald die Apartheid vor der eigenen Haustür stattfindet, gelten andere Maßstäbe. |
Quelle: Aufbau Verlag
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