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RE: Ist der Marxismus gescheitert? |
Beitrag Kennung: 35791
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@ gleisgreis:
Ich könnte noch einiges zu Deinen Worten schreiben, ich lasse es aber.
Nur eine Frage habe ich nach Deinen Ausführungen: Welcher Ideologie gehörst Du denn an?
Die Diskussion im Thema schien übrigens beendet, aber Du hast sie mit diesem Beitrag wieder losgetreten:
Zitat: |
Original von Gleisgreis
Zitat: |
Original von Simson
[QUOTE]Vieles, was ich aus den Schriften von Marx und Engels kenne, finde ich sowohl für die sozialistische Gesellschaft in der DDR als auch für die heutige Gesellschaft in Deutschland unpassend. |
Ich finde wiederum vieles bei Marx, was sowohl eine scharfe Kritik an eurem Sowjetsozialismus in der Zone als auch eine Ohrfeige für uns im Westen ist.
Zitat: |
Diese Schriften wollten einen Klassenkampf begründen, den ich so nicht nachvollziehen kann. |
Das macht nichts, er findet auch statt wenn du ihn nicht nachvollziehst.
Zitat: |
Wollen wir nicht endlich mal diese und andere verdammte Ideologien sowie diverse Kampfbegriffe weglegen und uns dem tatsächlichem Leben und der Gestaltung einer Gesellschaft zuwenden? |
Das wäre extrem dumm und bewegt sich auf dem armseligen Niveau von Wählergemeinschaften, die den Leuten erzählen, sie hätten "keine Ideologie" und richteten sich "nur nach dem praktischen".
Der großartige Sponsor unseres Forums Herr Norbert Hein (CDU) wird wohl mit mir einer Meinung sein, dass er sehr wohl eine Ideologie hat, das christlichdemokratische Menschenbild, dass er diese Ideologie sehr wohl als Wertmaßstab und Entscheidungshilfe braucht wenn er entscheidet, dass diese Straße wichtig und Geld für jenen Spielplatz nicht übrig ist.
Ideologie liefert uns erst die Maßstäbe und Überzeugung, an denen wir ermessen können, wie wertvoll eine soziale Einrichtung ist oder ein Museum. Ist mir das Gedenken an die Nazitoten wichtig oder das Gedenken an die Mauertoten? Können mir die Toten gestohlen bleiben? Will ich die Penner weg von der Straße, weil sie das Stadtbild stören oder weil es mir um sie geht? Halte ich Arbeit für Erfüllung des Menschen oder für sein notwendiges Übel? Wie halte ichs mit der Nation? Mit der Religion? Mit der Revolution? Ist mir die Oper wichtiger als das Stadion? Mache ich Politik für die Elite oder für die unqualifizierte Masse?
Ideologie bestimmt zu weiten Teilen unsere Antwort auf solche Fragen - bestimmt also, welche Gesellschaft wir uns ausdenken und wie wir sie im Rahmen unserer Machtmittel einrichten. Hätten die Christen alle Macht, hätten die Muslime nichts zu lachen. Umgedreht auch. Und was der Kommunist von der Religion hält ist bekannt. Von sozialem Ausgleich hingegen hält meist der wenig, der dabei was abgeben muss.
Wir können eine Ideologie haben, die mit den dämlichen Lehrsätzen aus dem ML-Unterricht nichts zu tun hat. Wir können eine Ideologie haben, die menschenverachtend und faschistisch ist. Wir können eine Ideologie haben, die auf dem christlichen oder jüdischen oder islamischen Weltbild fußt. Wir können unsere Gedanken aus den Ideen der Aufklärung und des Humanismus speisen, aus dem schnöden Utilitarismus und Eigennutz auch, klar. Wir können uns auch mal nicht klar bewußt sein, was für einer Wertordnung wir eigentlich anhängen und warum. Wir können aber nicht keine Ideologie haben.
In der Eigenwahrnehmung sind immer die Ideen der anderen ideologisch und die eigenen "sachlich". |
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