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Forum-Thueringen» Speziell» Literatur » Politik auf Samtpfoten für die kleinen Leute » Hallo Gast [Anmelden|Registrieren]
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obenauf7   obenauf7 ist männlich FT-Nutzer
107 geschriebene Beiträge
Wohnort: Schöneiche bei Berlin



15.03.2012 ~ 21:06 Uhr ~ obenauf7 schreibt:
im Forum Thüringen seit: 27.03.2011
8 erhaltene Danksagungen
Politik auf Samtpfoten für die kleinen Leute Beitrag Kennung: 548211
gelesener Beitrag - ID 548211


Buchtipp von obenauf7

Lebensläufe sind immer interessant. Dazu die Lebensumstände, die Motive, die Erkenntnisse, die Illusionen. „Gedächtnislücken“ heißt das Buch, das ich soeben mit Spannung gelesen habe. Zwei Deutsche im Dialog. Der Politiker Egon Bahr und der einstige Kabarettautor der DDR Peter Ensikat. Keine Unbekannten, weder in Ost noch in West. Was sie über die jüngere deutsche Geschichte sagen, woran sie sich erinnern, worauf sie persönlich stolz sind, was sie als schändlich empfinden, welche Zweifel oder Illusionen sie auch heute noch haben – das ist mehr als aufschlußreich. Geschichtsdaten werden wieder lebendig vor Augen geführt, Unbekanntes, ja bisher geheim gehaltenes, ausgeplaudert, aber auch Kritik geübt an unhaltbaren gesellschaftlichen Zuständen.

Egon Bahr, 1922 in Thüringen geboren, berichtet als einstiger Leiter des Planungsstabes im Auswärtigen Amt und engster Berater von Bundeskanzler Willy Brandt von Politik der „Wandlung durch Annäherung“ (sprich neue Ostpolitik), auf welche Widerstände er dabei besonders bei der CDU stieß, welche komplizierten Wege er gehen mußte, um vor allem mit Moskau und mit der DDR-Führung ins Gespräch zu kommen. Immer wieder betont er, man wollte durch die neue Ostpolitik etwas für die „kleinen Leute“ tun, sowohl die in der DDR als auch für die Westdeutschen. Die DDR nannte das „Aggression auf Filzlatschen“, unwidersprochen von BRD-Seite.

Peter Ensikat, geboren 1941 in Finsterwalde, gehörte zunächst zum Autorenkreis der „Distel“ und war ab 1999 bis 2004 deren Künstlerischer Leiter. Er gesteht unumwunden ein, stets auf den Westen fixiert gewesen zu sein, wie viele andere auch. Nur die Umstände hätten ihn veranlaßt, sich in der DDR „anzupassen“. Ihn hielt u.a., dass die DDR ein besseres Theaterleben vorweisen konnte, dass es hier mittlerweile einen gewissen Wohlstand und mehr und mehr Freiräume für die Kultur gab.

Beide Dialogpartner sind sich einig in ihrer Antikriegshaltung, in der Verurteilung der schlimmen Verunglimpfung der DDR, indem man sie mit der Hitlerdiktatur vergleicht, in der Kritik an der Allmacht des Geldes, in der Verurteilung von oberflächlichen Geschichtseinschätzungen, in der Ansicht, daß Erich Honecker 1979 großen Mut gezeigt habe, die Stationierung der Pershing II in der BRD und der SS 20 in der DDR als Teufelszeug zu verurteilen. Dagegen habe dann Bundeskanzler Kohl, sagte Egon Bahr, diesen Mut nicht aufgebracht. Und so wurden die Mittelstreckenraketen in Westdeutschland stationiert, was ihn, Egon Bahr, mit großer Sorge erfüllt hatte.

Interessant auch die Offenbarungen durch den Politiker: Natürlich habe man auf beiden Seiten den Kalten Krieg geschürt, selbstverständlich sei der RIAS daran aktiv beteiligt gewesen, klar habe man in der BRD über die Verhältnisse gelebt und wahr sei auch, daß der Osten den Westen gezwungen habe, soziale Fragen stärker zu beachten. Anerkennung auch für DDR-Produkte, die nach der BRD ausgeführt wurden, sie seien erstklassig gewesen. Was die Eigentumsverhältnisse betrifft: Er sei gegen den Beschluß Rückgabe vor Entschädigung gewesen. Deckungsgleich die Meinungen, man hätte die Vorteile beider Systeme nutzen sollen, was aber nicht geschah.

Beide Gesprächspartner sind der Illusion verhaftet, die europäische Einigung wäre ein Glück für die Völker, für die kleinen Leute, bemerken aber mit Bedauern, dass die innere Einheit in Deutschland nicht erreicht wurde. Diese habe man im Westen unterschätzt, die mentalen Unterschiede. Angesichts der Übermacht des Geldes beklage Egon Bahr auch die zunehmende Perspektivlosigkeit.

Wenn er allerdings auf Seite 101/102 mitteilt, der Mensch ändere sich nicht in seiner „Grundsubstanz Liebe, Macht, Reichtum, Einfluß“… und der Kommunismus sei damit zum Untergang verurteilt, dann darf er sich über seinen Pessimismus nicht wundern. Hat er nicht aktiv dazu beigesteuert, jenes System aus der Welt zu schaffen, dass trotz der Widersprüche gerade den „kleinen Leuten“ ein sozial sicheres und friedliches Zuhause gegeben hatte? Gedächtnislücken? Der Kapitalismus auf Samtpfoten, das zielte erfolgreich auf Verdummung der kleinen Leute. Zielte…

Sollten jene ein anderes System einst einfordern wollen und müssen, die Herrschenden stürmten nicht auf leisen Sohlen daher…

(Egon Bahr, Peter Ensikat, Gedächtnislücken. Zwei Deutsche erinnern sich, Aufbau Verlag, Berlin 2012, 204 Seiten, 16,99 Euro, ISBN 978-3-351-02745-2)

(Mein Blog: http://cleo-schreiber.blogspot.com )



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