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Unternehmensberatung darf Sozialgesetz pervertieren
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Adeodatus Benutzerkonto wurde gelöscht
13.10.2006 ~ 09:25 Uhr ~ Adeodatus schreibt:
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Unternehmensberatung darf Sozialgesetz pervertieren |
Beitrag Kennung: 27305
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Roland Berger optimiert den
Geschäftsprozess Hartz IV
Köln/Bonn (LiZ). Geht es nach dem Willen der Unternehmensberatung Roland Berger, sollen künftig nur noch "effiziente" Erwerbslose zwischen 25 und 40 Jahren mit abgeschlossener Ausbildung umfassende Beratung und Betreuung durch die ARGE-Arbeislosenverwaltungen erhalten. Dies geht aus einem internen Arbeitspapier der Kölner ARGE hervor, das dem Erwerbslosen Forum Deutschland vorliegt. Die Kölner Arbeitslosenverwaltung gilt als ein Modellprojekt der Bundesagentur für Arbeit. Die Unternehmensberatung erstellt dort derzeit Konzepte zur "Optimierung von Geschäftsprozessen", um sie später auf weitere Hartz IV-Behörden zu übertragen. Eine Handlungsmaxime des Papiers lautet: "Treiber statt Getriebener".
Laut der Analyse von Roland Berger sprechen in der ARGE zu viele Menschen wegen Problemen bei Leistungsangelegenheiten vor. Dies führe dazu, dass es an einem einheitlichen Vorgehen und an Zielvorgaben bei der Aktivierung von Erwerbslosen fehle. Dem Papier zufolge sollen so genannte "kundeninitiierte" Vorsprachen - etwa wegen Problemen bei der Leistungsgewährung - zukünftig deutlich reduziert werden und durch Telefonhotlines und einen neu gestalteten Eingangsbereich abgefangen werden. Ziel sei die von Mitarbeitern selbst gesteuerte Bestandsaktivierung und das Setzen von Prioritäten bei den Leistungsempfängern.
"Treiber statt Getriebener" soll eine Handlungsmaxime der Fallmanager werden. Dies meint stärkere Kontrollen, Zuweisung in Maßnahmen und Sanktionierung von Erwerbslosen. Zugleich sollen die ALG II-Empfänger in vier verschiedene Kundengruppen mit unterschiedlichen Kontaktdichten eingeteilt werden. Den meisten Kontakt zum Fallmanager erhalten dabei die Erwerbslosen zwischen 25 und 40 Jahren mit abgeschlossener Ausbildung. Hingegen sollen Schwerbehinderte und nicht weiter definierte sonstige Arbeitslose maximal zweimal im Jahr einen Kontakt zum Fallmanager erhalten. Stellungnahmen hierzu wurden sowohl vom Geschäftsführer der Kölner ARGE, Josef Ludwig, als auch von der Unternehmensberatung Roland Berger abgelehnt.
Das Erwerbslosen Forum Deutschland hält diese Pläne für skandalös. Es würde im Widerspruch zu den Grundgedanken bei der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe stehen. „Gerade die besondere und intensivere Betreuung der Langzeitarbeitslosen waren das Ziel dieser Gesetzesänderung. So wird es nochmals deutlich: Arbeitsagentur und Kommunen verabschieden sich endgültig von ihrem sozialpolitischen Auftrag und bauen mit Hilfe der Unternehmensberatung Roland Berger unser Sozialsystem zu einem erfolgsorientierten Wirtschaftssystem um. Nichteffiziente Menschen haben in dem System nichts zu suchen und sollen durch Callcenter und umgestaltete Empfangsbereiche abgewimmelt werden. Eine Folge davon ist, dass falsche Bescheide und ausbleibende Leistungen nicht mehr in angemessener Zeit geklärt werden können“, so Martin Behrsing, Sprecher des Erwerbslosen Forum Deutschland.
Heiko Naumann vom Erwerbslosen Forum Deutschland in Köln meint dazu: "Wenn die Unternehmensberatung behauptet, ausgerechnet bei den Ärmsten der Armen das meiste Einsparpotenzial heraus holen zu können und nunmehr quasi im Mechanismus der "anderen Seite" experimentieren darf, dann untermauert das den politischen Willen, die Repression zu verschärfen. Nicht zu vergessen, dass Roland Berger es in Gelsenkirchen schaffte, in vier Monaten über 15 Prozent der unter 25-jährigen Anspruchsberechtigten gänzlich aus dem Leistungsbezug zu kicken. Die Unternehmen suchen sowohl willige, als auch billige Arbeitskräfte, "Roland Berger" - als Berater der Unternehmen - hat nunmehr die Chance, im sensibelsten Bereich daran mitzuwirken, potenzielle Arbeitskräfte darauf einzuschwören."
http://linkszeitung.de/content/view/59921/51/
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