Die Stadt Gera hat 69 Millionen Euro Minus - PDS und SPD schlagen sich auf die Seite der CDU

Vivian
Es sollte der gesetzlich vorgeschriebene formale Akt sein: Oberbürgermeister Dr. Norbert Vornehm (SPD) informierte die Fraktionsspitzen über die von ihm in der vorigen Woche verfügte Haushaltsperre (diese Zeitung berichtete). Doch jetzt hat der Rathauschef unversehens nicht nur ein Finanzproblem von allein heuer 11,5 Millionen Euro (über die Jahre schon 69 Millionen Euro) am Hals, sondern gleich zwei weitere Misslichkeiten. Denn CDU-Fraktionsvorsitzender Hans-Jörg Dannenberg wirbelte die Stadtratsplanungen des Rathauschefs gehörig durcheinander und - was am meisten schmerzen dürfte - das alles unter tätiger Mithilfe der PDS-SPD-Hausmacht des OB.

Dannenberg sieht den Haushalt- und Finanzausschuss, dem er vorsteht, übergangen. Als der Fachausschuss am 17. September zu seiner ordentlichen Sitzung zusammenkam, war in der Stadtverwaltung nämlich bereits Post vom Landesverwaltungsamt eingetroffen; in dem Schreiben hatte die Rechtsaufsicht dem Rathauschef nahegelegt, eine Haushaltsperre zu verhängen. Einer Eilentscheidung des OB hätte es nicht bedurft, erinnerte der CDU-Fraktionschef auch daran, dass die Stadtkämmerei bereits am 16. Juli ein dramatisches Bild der Liquiditätssituation der Stadt gezeichnet habe. "Wir müssen schauen, wie wir die nächsten Wochen und Monate überstehen", hatte Kämmerin Ingrid Seegert damals vorausgesagt.

Was jetzt OB Dr. Vornehm veranlasste, ist nach Dannenbergs Ansicht "nur eine Scheinhaushaltsperre". Der Rathauschef habe pauschal 24,2 Prozent der Gelder gesperrt. Was zur Folge habe, dass auch Pflicht- und vertraglich gebundene Leistungen unter das Edikt fallen, andererseits durchaus Mittel für sogenannte freiwillige Leistungen ausgegeben werden dürfen, hielt Dannenberg vor. Er erkundigte sich, ob der OB "kurzfristig eine rechtskonforme Beschlussvorlage" einbringen werde. Doch Dr. Vornehm will die Chance nicht aus der Hand geben, auch künftig "deutliche Prioritäten" zu setzen. Mit der Verwaltungsstrukturreform und konkreten Sparvorschlägen bis Jahresende verspricht er finanzielle Entlastung. Wobei er vor Illusionen warnt, dass die vorerst gesperrten acht Millionen Euro am Ende tatsächlich einzusparen sind.

Ausgerechnet PDS-Fraktionsvorsitzende Margit Jung pflichtete ihrem CDU-Amtskollegen ausdrücklich bei. "Dass der Bereich Soziales im Haushalt unterfinanziert ist, war von Anfang an bekannt", übte sie Kritik. "Ich wünsche mir wieder eine engere Zusammenarbeit." - "Ich nehme gern die Argumente mit", zog der OB einen Schlussstrich unter die Debatte.

Einen vorläufigen. Denn CDU-Fraktionsvorsitzender Dannenberg beantragte, wegen der Haushaltsperre gleich mehrere Vorlagen an die Stadtverwaltung zurückzuverweisen. Sie betreffen die Umsetzung von Brandschutzauflagen im Internat Maler-Fischer-Straße, die Zuschüsse für ehrenamtliche Übungsleiter in Sportvereinen sowie die Informationsvorlagen zu Nutzungsvorschlägen für Tourismus, Kunst und Kultur im Hofwiesenpark und zur Errichtung von zwei Tempo-30-Zonen in Lusan. Mit den Stimmen von PDS und SPD setzte sich die CDU durch.

Volker Thorey, Fraktionsvorsitzender von "Arbeit für Gera", nannte das von der CDU inszenierte Spektakel "Kindergarten": "Jeder kann sich an drei Fingern abzählen, von wem der Brief aus dem Landesverwaltungsamt inspiriert worden ist", sieht er die Drahtzieher in Gera. Kommentar Die Situation ist sehr dramatisch. Das war im Juli schon zu erkennen.

CDU-Fraktionschef Hans-Jörg Dannenberg, Vorsitzender des Haushalt- und Finanzausschusses des Geraer Stadtrates

OTZ vom 26.09.2007
Vivian
Man mag mir verzeihen. Ich fand den Zeitungsartikel sehr interessant und wollte ihn euch deshalb nicht vorenthalten.


Liebe Grüße aus Bieblach

Vivian
Meta
Immer wieder das gleiche Spiel, so wie es aussieht hat es schon Tradition.
as65
da die beiträge vor dir von 2007 sind, kann ich wohl davon ausgehen, dass du der meinung bist heute ist es kein deut besser !? großes Grinsen
Meta
Das trifft zumindest auf die Verantwortlichen von Stadtrat und Stadtverwaltung zu, da muss mal neues Blut rein, sonst machen die nie ihre Arbeit ordentlich.
Allein kann man da nur den Dingen hinterher rennen, man hat offensichtlich vergessen in den letzten Jahren die Konsequenzen zu ziehen.

Was man sich jedoch diesmal geleistet hat übertrifft alle Dreistigkeiten.
Ich finde den Stadtverordneten im Finanzausschuss und gegenüber dem Finanzdezernenten hat der Stadtrat das Misstrauen auszusprechen und sie zum Rücktritt aufzufordern, sowie einen Untersuchungsausschuss einzusetzen.

Wer ein Dezernat oder einen Ausschuss leitet ist für die Vorbereitung der Ausschusssitzungen verantwortlich. Wenn es da zu Missständen kommt hat der Stadtrat Konsequenzen zu ziehen, an Stelle Schlapp hat den Hut verloren im Stadtrat zu spielen und sich lächerlich zu machen.

Mir kommt es so vor als wenn der Stadtrat keine Verantwortlichkeiten kennt.