Gedanken zur Zeit

prospero
Der mächtigste Teilnehmer eröffnete die Runde: “Meine Damen und Herren, es geht heute um ein neues Programm, mit dem Ziel die Arbeitsleistung der Masse zu unseren Gunsten zu steigern und gleichzeitig Widerstand zu minimieren. Der Grundsatz wird sein: Wenn man Hamster motivieren möchte, dürfen Sie nicht merken, daß sie im Hamsterrad laufen. Deshalb muß man sie daran hindern über ihr Dasein näher nachzudenken. Dazu dienen alle Arten von Unterhaltung und Konsum.

Doch das Wichtigste: Wir werden das einfache Volk in viele untereinander verfeindete Gruppen zerteilen. Die große Masse wird aus unseren Arbeitstieren bestehen. Diese werden für einen geringen Lohn in unseren Unternehmen produktiv arbeiten. Der Lohn wird gerade so hoch sein, daß er für die Existenz reicht, jedoch keinesfalls es erlauben Ersparnisse anzusammeln um damit Freiheit zu erlangen.

Damit den Hamstern das Geld auch wirklich nie reicht und sie nicht im Traum daran denken, das Hamsterrad zu verlassen, werden wir ihnen einreden, daß man nur leben könne, wenn man allen möglichen teuren Modeschnickschnack habe. Da deren Einkommen für so etwas jedoch nicht reicht, werden wir sie dazu animieren, sich zu verschulden und sie dadurch zwingen, noch schneller im Hamsterrad zu laufen.

Auch werden wir immer einen Teil der Mittellosen arbeitslos lassen. Dann müssen die Arbeitenden ständig Angst haben ihren Job zu verlieren und zu den Arbeitslosen abzurutschen. Lohnforderungen werden allein dadurch unterdrückt. Wenn wir das noch weltweit praktizieren und alle möglichen Arbeiter aus den unterschiedlichsten Ländern gegeneinander ausspielen, können auch Arbeitergruppierungen wie Gewerkschaften nichts mehr ausrichten. Daneben treiben wir durch eine solche Spaltung einen Keil durch die Masse. Die eine arbeitslose Gruppe wird die andere arbeitende argwöhnisch und mit Hass und Neid betrachten. Während sich die beiden Gruppen streiten wird niemand mehr sehen, daß wir die eigentlichen Gewinner im Hintergrund sind.

Eine andere, kleinere Gruppe wird die Aufgabe haben, die Masse lückenlos zu überwachen, zu schikanieren, zu bedrohen, und sofort niederzumachen, sobald einige der Arbeitstiere versuchen, sich an unserem Vermögen zu vergreifen oder Stimmung gegen uns zu machen.

Außerdem werden wir die Gruppe der Arbeitstiere, wegen ihrer bedrohlichen Größe, noch weiter aufspalten, um eine Solidarität unter ihnen zu untergraben. Wir teilen sie in die Stammbelegschaft, die Leiharbeiter und die Arbeitslosen. Wir sorgen durch deutlich unterschiedliche Behandlung und Lebensbedingungen für Neid und gegenseitige Abneigung unter ihnen.”

“Oh ja, das klingt gut !” sagte einer in der Gruppe. “Wie machen wir das?”

“Wir bauen uns einen schlagkräftigen Staatsapparat, der die Masse durch immer mehr Steuern und undurchschaubare Vorschriften in Atem hält. Unsere weitere Gruppe der Habenichtse wird also aus Beamten, Richtern, Polizisten, Gefängniswärtern, Geheimdienstlern, Schnüfflern aller Art, Bodyguards, Spezialeinheiten, und aus sonstigen Ordnungskräften bestehen. Natürlich werden wir die Gruppe der Bewacher etwas besser bezahlen als die Gruppe der Arbeitstiere. Auch können wir ihnen etwas sicherere Arbeitsplätze geben – das schafft die nötige Distanz und Abneigung zwischen den beiden. Die Bewacher werden sich ganz sicher davor hüten, ihre Besserstellung durch unpässliches Verhalten zu gefährden.”

“Und was, wenn sich trotzdem Widerstand regt?”

“Wir schaffen immer mehr Gesetze und Vorschriften, so viele, daß sie niemand mehr kennen oder einhalten kann. Dann ist jeder zu jeder Zeit kriminell und kann von uns belangt werden. Die Angst wird die meisten von jedem Widerstand abhalten und sie im Hamsterrad laufen lassen. Zusätzlich schaffen wir einen Überwachungsstaat mit ausgefeilter Technik in dem jeder zu jeder Zeit lückenlos kontrolliert wird.“

“Aber was machen wir, wenn die Masse sich in das eigene Heim zurückzieht und in der Familie Rückhalt und Stärkung sucht?” fragt ein Teilnehmer beängstigt.

“Das ist ein ganz zentraler Punkt. Wir müssen dazu einen Keil zwischen Mann und Frau treiben. Wir erzählen den Frauen, daß die Männer ihre Gegner seien und sie seit Urzeiten unterdrücken. Nur indem sie die harte Männerarbeit verrichten, so sagen wir ihnen, können sie Anerkennung finden und Karriere machen. Damit haben wir wieder neue Hamster, die sogar freiwillig im Rad laufen und den anderen neue Konkurrenz machen. Durch diese scheinbare Unabhängigkeit trennen wir die Frauen von ihren natürlichen Beschützern, den Männern. Daneben sorgen wir dafür, daß es immer einen Frauenmangel gibt. Dann sind die Männer dazu gezwungen härter zu arbeiten, um überhaupt bei den Frauen Interesse zu wecken. Gleichzeitig wird damit jeder Widerstand gegen diesen Zustand im Keim erstickt – wer will schon als scheinbarer “Frauenfeind” dastehen? Ein übriges tut eine immer größere Privilegierung der Frauen und ein neues Scheidungsrecht, welches den Mann einseitig zu hohen Unterhaltszahlungen und damit Mehrarbeit zwingt.”

“Hervorragend!”, konstatierten gleich mehrere der Anwesenden hellauf begeistert. “Ja, aber ein solcher Sicherheitsapparat, einschließlich der Politiker, das wird uns doch eine Stange Geld kosten – ist es nicht viel zu teuer ?” meldete einer Bedenken an.

“Nein, es kostet uns fast nichts, sagte der Vorsitzende.”

“Wie soll das denn gehen?”, fragten einige ganz erstaunt.

“Ganz einfach. Wir lassen die Arbeitstiere selbst ihre Bewacher und die Politiker finanzieren – und zwar durch hohe Steuern und Abgaben. Dann müssen sie auch immer mehr arbeiten und haben gar keine Zeit mehr nachzudenken.”

“Genial !”, riefen alle entzückt.
“Danke, meine Damen und Herren. Ich wusste, daß ich Ihre Zustimmung zu diesem Plan bekommen werde.”

(Quelle: “Der Marionettenstaat” von Günter Hannich)
Graziella
trifft wie die faust aufs auge. das buch werde ich mir besorgen. Klatschen
Eisenacher
prospero,

gut geschrieben. Aber so ist das Leben und nicht nur die Zeit. So ist der Mensch.
Ich habe noch nie ein Konzept gehört was es verändern würde.
Selten das jemand zufrieden ist und nicht mehr will. Selbst wenn man gleiche Rechte und Pflichten hat, wird es immer noch den kleinen Unterschied geben.
Empfehlungen wie man zu denken hat.
Wer keinen inneren Frieden kennt, wird ihn auch in der Begegnung mit anderen nicht finden
RudiRatlos
Zitat:
Graziella hat am 03. März 2012 um 21:12 Uhr folgendes geschrieben:
das buch werde ich mir besorgen. Klatschen


Ist nicht einmal so teuer. Ich sah Angebote von knapp 4€ im Verkauf. Mich macht aber ein wenig nachdenklich das es vom Kopp-Verlag aufgelegt wurde. Mag sein dass der Zank um eventuelle Rechtslastigkeit keine oder nur eine geringe Grundlage hat, aber es schmälert zumindest den Anreiz dieses Buch zu lesen.
prospero
von der lüge und seiner hässlichkeit

hartz4betroffene nennen sich bei den jobcentern kunden.
wir alle wissen, dass sie keine kunden sind; denn kunden sind könig.
diese feststellung allerdings beinhaltet keine schwere in der bedeutsamkeit.
schwere in der bedeutsamkeit indes finden wir, wenn wir bedenken, dass wir, obwohl wir bürger sind, zu kunden degradiert werden.
das erste, was wir begreifen müssen, das ist, dass wir beim jobcenter keine kunden sind.
wir sind bürger, und als solche wollen wir uns wahrnehmen und als solche wollen wir vor allem auch wahrgenommen werden.
der begriff bürger kommt von burg.
und innerhalb dieser burg, um hierbei nur die essenz herauszufiltern, hat sich der dort lebende mensch einem gemeinwesen zuerkannt – er wurde zum bürger.
und als bürger bürgte er auch für das gemeinwesen und übernahm verantwortung.

und eben genau das wollen wir bürger unseres gemeinwesens auch tun.
unsere burg ist unser gg.
im gg ist ua der artikel 20 festgeschrieben, der den staat als rechtsstaat und sozialstaat ausweist.
und der artikel ruft uns bürger dazu auf, dafür zu bürgen, damit uns diese burg nicht zerstört wird.
im artikel 20 sind wir aufgerufen über das rechtsstaatgebot und über das sozialstaatsgebot zu wachen, um gegen zersetzerische und zerstörerische tendenzen anzugehen.
wir bürger unseres staates wissen inzwischen, dass wir es mit einem gefährlichen hartzregime zu tun haben, das uns rechte vorenthält.
das parasitäre hartzregime schafft uns rechte ab und deklariert sie um.
unkraut will weizen heißen.

wenn wir, nachdem wir vom arbeitsmarkt wegrationalisiert wurden, zu diesen jobcentern gehen, dann wollen uns diese jobcenter einreden, dass wir nur kunden seien.
ein kunde aber hat keine rechte, die über die dargebotene ware hinausreicht.
der kunde hat nicht mitzureden, was die firma betrifft.
und das genau ist der drehundangelpunkt.
wir sind keine kunden, sondern bürger.
und wir dürfen uns nicht einreden lassen, dass die geschicke, durch die diese jobcentren gelenkt weren, und nichts angingen.
wir verfügen bereits über erfahrung aus der geschichte, wo es hinführt, wenn wir uns als bürger umdeklarieren lassen und uns falsche abzeichen an die brust heften lassen.
nein, nein, nein: wir sind bürger unseres landes und nehmen unsere verantwortung war.
wir sind menschen unter menschen und wollen mit ihnen leben und nicht gegen sie; denn nur das ist mitmenschlickeit.
wir sind für gerechtigkeit, aber gegen ungerechtigkeit.

in den jobcentren werden die regeln des anstandes auf den kopf gestellt und der betroffene wird permanent unter generalverdacht gestellt, sodass er sich ständig zu wehren hat.
das darf nicht sein.
es darf nicht sein, dass permanent eine beweislastumkehr besteht.
erst wird der betroffene vom arbeitsmarkt ausgeknockt und danach webgemobbt.
das darf nicht sein.
nicht der betroffene hat im fadenkreuz zu sein, sondern das hinterhältige hartzregime, welches werte umwertet und lügt und betrügt.

wenn wir das nächste mal zum jobcenter gehen und, wie es üblich ist, im halbjährlichen turnus die sogenannte eingliederungsvereinbarung unterschreiben sollen, dann überlegen wir uns, ob wir uns und unseren mitmenschen wirklich einen dienst erweisen, wenn wir das tun, weil wir als sog kunden dem druck dieser firma nachgeben.
die sogenannte eingliedrungsvereinbarung ist dem wesen nach eine feindliche übernahme – ein schma-rotzer kommt über uns und will usn aussaugen.
in der sog eingliedrungsvereinbarung unterschreiben wir unsere entrechtung.
wir legitimieren unseren henker.
wenn es hinterher zu rechtsproblemen kommt, die vor gericht landen, dann wird von höchster stelle darauf verwiesen werden, dass wir das immerhin unterschrieben haben.
in der sog eingliedrungsvereinbarung treten wr vor unseren rechten zurück; es ist eine abtrittserklärung von eigenen rechten.
im grunde genommen hätte man den spieß umzudrehen: man selbst legt dem jobcenter eine eingliedrungsvereinbarung vor, welche das jobcenter zu unterschreiben hat.
doch das kann nicht unser interesse sein.
denn es ist nicht unsere absicht, über das jobcenter unsere mitmenschen zu übervorteilen.
und wie wollte man das auch durchsetzen.
wir wollte man dem jobcenter drohen, was passieren würde, wenn es nicht unterschriebe.
eine solche vereinbarung im vorfelde juristisch clean abzufassen ist ein noch viel größeres problem.
aber vom prinzip her hätte es es seine richtigkeit, es zu tun – immer vorausgesetzt, man wollte es.
und deshalb, um die zersetzerischen absichtenn zu kaschieren, nennt das jobcenter die sog eingliedrungsvereinbarung auch eingliedrungsvereinbarung und nicht feinliche übernahme - was sie in wahrheit ist.
bei alledem sehen wir, dass wir beständig getäuscht werden.
und wir sehen, dass wir uns ständig täuschen lassen.
wir müssen uns aus unserem dämmerzustand befreien.
die sog eingliedrungsvereinbarung stehen somit ab heute zur disposition.

wir bürger sind gesund – aber das system ist krank.
und im teufelskreis des systems rotieren namen.
wir sollten das als bürger beobachten; denn wir wollen verantwortung übernehmen; denn wir sind das volk.
die volksvertreter aber sind unsere diener – das muss endlich klar werden.
teile und herrsche – das sagen die da oben.
gemeinsam sind wir stark – das sagen wir hier unten.
der kampf hat erst begonnen.
das volk sind wir
RudiRatlos
Vom Umgang mit Antisemitismus und Vorfahrenschuld

von Lisa Schmid

Das Gedicht von Günter Grass „Was gesagt werden muss“ hat sie in Deutschland wieder entfacht – die Antisemitismus-Debatte bzw. die Frage: Was ist Antisemitismus? Wer darf Israel kritisieren, auf welche Art und Weise und wo überschreitet man die Grenze zu Hetze und Judenhass? Während die Diskussion über das Gedicht und seinen Verfasser in den deutschen Medien mehrere Tage lang sehr engagiert, sehr emotional und auch differenziert geführt wurde, zeigte der „normale Bürger auf der deutschen Straße“ in Interviews und Privatgesprächen vor allem eines – eine enorme Verunsicherung.

Klare Stellungnahmen zum Inhalt der Zeilen von Grass waren von Passanten am Brandenburger Tor beispielsweise nicht zu erhalten. Vielmehr ließ man sich darüber aus, dass man „Israel mal wieder nicht kritisieren dürfe“ oder dass man sich lieber nicht äußern wolle, da man kein Recht zur Kritik (an Israel) habe. Ein Passant bemerkte in einer Umfrage von Welt Online: „Ich kenne den Inhalt des Gedichtes nicht“, um gleichzeitig im Brustton der Überzeugung zu erklären, es lohne sich nicht darüber zu diskutieren, wörtlich: „ … so einen Aufstand zu machen!“

Die „Furore“ sei verständlich, aber was Grass gesagt habe sei auch zum großen Teil berechtigt, erklärte ein weiterer Befragter, offensichtlich wieder ohne den eigenen Widerspruch zu erkennen.. Er fügte hinzu: Israel würde gleich wieder die „Keule Antisemitismus“ hervorziehen, das sei ja leider immer so. Ein weiterer Passant bekannte, Grass aufgrund des früheren Verschweigens seiner SS-Vergangenheit in dieser Sache nicht ernst nehmen zu können und bezeichnete ihn als Heuchler. Zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung war auch er nicht bereit – oder nicht in der Lage?

Kern der Kritik an Grass

Ohne die Debatter hier wiederholen zu wollen, sei nur kurz angemerkt, dass Grass in seinem Gedicht Tatsachen vertauscht und unterschlagen hat (nicht Israel bedroht den Iran und droht mit dessen Vernichtung, sondern umgekehrt), dass er den Charakter Israels als demokratischer Rechtsstaat verkennt, während er das menschenverachtende Regime in Teheran massivst verharmlost und sich selbst zum potenziellen Opfer (Israels!) hochstilisiert. Den Vogel aber schießt er mit der Behauptung ab, der jüdische Staat Israel sei eine Bedrohung für den Frieden der gesamten Welt, nach dem unrühmlichen alten Motto „Die Juden sind unser Unglück“.

Wer hier den Antisemitismusbegriff (Die Juden sind an allem schuld / Ursache allen Übels) nicht verwenden will, müsste nach Betrachtung der Fakten zumindest zum Ergebnis einer gröbsten Wahrheitsverzerrung zulasten des Judenstaates kommen.

Angst vor Emotionen?

Allen Befragten gemein waren offensichtlich die Angst vor der Emotionalität der Debatte und eine Scheu, sich inhaltlich überhaupt darauf einzulassen. Es war, als hätte man eine infizierte Wunde oder ein Tabu berührt, vor dessen genauerer Betrachtung man zurückschreckte. Warum ist, auch 70 Jahre nach dem Holocaust, Israelkritik bzw. Antisemitismus immer noch ein so schwieriges und sensibles Thema in Deutschland? Warum fällt es offensichtlich so schwer, Antisemitismus heute zu identifizieren bzw. Tatsachen von Ressentiments zu unterscheiden, Lüge von Wahrheit, böswillige Unterstellungen von berechtigter Kritik? Vordergründig scheint manche die auf jüdischer/israelischer Seite oft vorhandene Empfindlichkeit und Emotionalität bei diesem Thema, die nach dem Trauma des Holocaust ja eigentlich mehr als verständlich ist, zu irritieren und zu verunsichern.

Fehlende ethische Orientierung

Doch bei näherem Hinsehen und Nachfragen, gerade bei ansonsten sehr gut informierten und selbständig denkenden Zeitgenossen, hat man den Eindruck, dass bei aktuellen Fragen zu Antisemitismus und Israelkritik heute eine klare moralische und ethische Orientierung fehlt. Man weiß einfach nicht, was hier angemessen ist und was nicht – und das trotz jahrelanger kollektiver und organisierter Aufarbeitung der Vergangenheit, Gedenkveranstaltungen und Israelreisen. Das Beunruhigende dabei ist, dass eine Identifikation des modernen Antisemitismus dadurch unterbleibt und der Ruf „Nie wieder!“ so zu einem bloßen Lippenbekenntnis verkommt bzw. der Großteil der deutschen Bevölkerung den Gefahren moderner antisemitischer Tendenzen und Bewegungen offensichtlich wieder nichts entgegenzusetzen hat.

Decke des Schweigens

Ein Grund für diese „Werteverunsicherung“ liegt möglicherweise darin, dass in den allermeisten deutschen Familien nach 1945 über die persönlichen Verstrickungen ihrer Mitglieder in die NS-Ideologie und deren Verbrechen nicht gesprochen und diese auch nicht reflektiert und aufgearbeitet wurden. In seinem neuen und vielbeachteten Buch „Die Decke des Schweigens“ beschreibt der Tübinger Pastor Jobst Bittner dieses Phänomen und seine Auswirkungen auf die heutigen Deutschen sehr eindrücklich. „Wird es (dieses Schweigen) nicht durchbrochen, werden wir wieder dabei zuschauen, wie Israel gehasst, verunglimpft und von Feinden bedrängt wird“, schreibt Bittner. „Wir werden dann wieder dazu schweigen, wenn die Welt Recht und Unrecht vertauscht …“

Sowohl in der Generation der Kriegsteilnehmer, als auch bei ihren Kindern und Enkeln wurde das Unrecht der NS-Ideologie und seiner Umsetzung auf persönlicher Ebene in den allermeisten Fällen nicht beim Namen genannt. Die Folgen sind neben einem eingeschränkten oder verzerrten ethisch-moralischen Urteilsvermögen auch dumpfe Schuldgefühle und diffuse Ängste, Beziehungsstörungen und geistliche Desorientierung. Diese Phänomene attestieren nicht nur der bekennende Christ Bittner, sondern auch säkulare Autoren wie Sabine Bode („Die vergessene Generation“), die über die Generation der Kriegskinder schreibt, oder Anne-Ev Ustorf („Wir Kinder der Kriegskinder“), die sich mit den Kriegsenkeln beschäftigt.

Schuldgefühle

Recht plakativ beschreibt der jüdische Journalist und Buchautor Henrik Broder auf Welt Online in einem Kommentar zum Grass-Gedicht die Gefühlswelt der Deutschen nach 1945, die in ständiger Erwartung einer Strafe leben würden. (Vielleicht rührt auch daher die Scheu, sich mit der Frage Antisemitismus auseinanderzusetzen, Anmerkung der Redaktion). Er schreibt: „In einer säkularen Gesellschaft gibt es kein Instrument der Beichte, keine Möglichkeit, eine Übeltat zuzugeben und von der Schuld erlöst zu werden, keine tätige Reue und keine symbolische Vergebung. Auf dem Haus des Henkers lastet ein Fluch, und aus dem Keller, in dem die Leichen begraben wurden, sind immer wieder Geräusche zu hören. Auch nach dem Ableben der Hausbesitzer kehrt keine Ruhe ein. Die Enkel und Urenkel wälzen sich nachts in ihrem Bett und erzählen sich tagsüber von ihren Albträumen.“

Der Psychotherapeut Dr. Jürgen Müller-Hohagen aus Dachau beschäftigt sich in seinem Buch „Verleugnet, verdrängt, verschwiegen“ sehr ausführlich mit den seelischen Nachwirkungen der NS-Zeit. Nach langjähriger Beratungspraxis kommt er zu dem Ergebnis, dass es „auch etwas wie eine ‚dritte Schuld‘ geben kann und mittlerweile gibt, nämlich auf unserer Seite (der Nachgeborenen, Anmerkung der Redaktion). Soweit wir das Verschweigen, Verdrängen, Verleugnen unserer Vorgängergenerationen fortführen, verharren wir in einer transgenerationellen Komplizenschaft, werden wir selbst zu Urhebern von Gewalt, begehen wir Schuld, und sei es durch Unterlassung.“

Persönliche Aufarbeitung

Als Ausweg aus diesen generationsübergreifenden Belastungen plädiert Bittner für eine „stellvertretende Buße“. Damit meint er das Aufdecken und das Bekennen konkreter Vorfahrenschuld, das Erkennen und Bereuen familiärer Denk- und Verhaltensmuster im eigenen Leben und dann das bewusste Setzen von „Gegentrends“ - durch Engagement für das jüdische Volk und Israel. Diesen Prozess sieht er ausdrücklich als Durchbrechung der Heimsuchung von „Sünden bis ins dritte und vierte Glied“ (2. Mose 20,5; 2. Mose 34,7).


Gerade die Enkel- bzw. Urenkelgeneration habe heute genug zeitlichen und emotionalen Abstand zum Zweiten Weltkrieg gewonnen, um unvoreingenommen auf die Zeitzeugen zugehen zu können und Relevantes aus der Familiengeschichte zu erfahren. Interessanterweise plädieren alle genannten Autoren nicht für einen neuen „Betroffenheitskult“ oder eine noch „intensivere allgemeine Gedenkkultur“, sondern für eine umfassende persönliche Aufarbeitung der eigenen Geschichte; zum Wohl, zur Heilung, Wiederherstellung und Orientierung aller betroffenen Personen – und zur Versöhnung mit dem jüdischen Volk.

Bode berichtet über eine Begegnung mit dem jüdischen Holocaustforscher Micha Brumlik, der es ausdrücklich befürwortet, dass sich die Deutschen, insbesondere die Kriegskinder, auch ihren eigenen Verletzungen und Traumata aus Flucht, Vertreibung und Bombenkrieg stellen. Obwohl das Grauen der Vernichtungslager schwerere Schäden in den Seelen der Verfolgten angerichtet habe, sei es gleichwohl wichtig, „dass die Deutschen auch ihre eigenen Verletzungen wahrnehmen, denn solange dies unterbleibt, können sie nicht wirklich Empathie, d.h. mitfühlendes Verständnis für andere Opfer entwickeln.“ Brumlik weist darauf hin, dass es sonst nur bei einer rein moralischen Verpflichtung bleibe, die viele Deutsche irgendwann nur noch als Last empfinden würden.
Ermutigung und Ausblick
Auffällig und angenehm ist, dass weder Bittner noch die anderen Autoren mit erhobenem Zeigefinger Buße bzw. Aufarbeitung einfordern, sondern ihre eigene teils sehr persönliche Auseinandersetzung mit diesem Thema authentisch schildern. Persönliche Zeugnisse und positive Erfahrungen mit der, wenn auch oft herausfordernden, Aufarbeitung der Familiengeschichte ermutigen den Leser, selbst konkrete Schritte, sei es durch Seelsorge oder Therapie, zu unternehmen.

Die neu aufgebrochene Debatte zeigt deutlich, dass wir in Deutschland mit dem Thema NS-Vergangenheit noch nicht durch sind – trotz des Wunsches vieler, „endlich einen Schlussstrich zu ziehen“. Die gute Nachricht ist jedoch: Als Christen haben wir einen Erlöser, uns kann die Aufarbeitung der persönlichen Geschichte(n) gelingen und wir können zu einer neuen Freiheit in unseren Beziehungen, zu Empathie und Orientierung gelangen – sowohl christliche als auch säkulare Veröffentlichungen geben dazu wertvolle Hilfestellungen. Nutzen wir die Zeit, in der noch Zeitzeugen unter uns sind, mit denen wir uns über unsere Familiengeschichten austauschen können. Möge Gott uns den Mut schenken und uns dabei helfen!

www.icej.de
RudiRatlos
Heute einmal nur als Link: Haus der Geschichte . Kommentierend möchte ich dem Linktitel noch drei Fragezeichen hinzufügen, auch mit Hinblick in Richtung des bayerischen "Lehrbuch-Plans" und den Zeilen über diesem Kommentar.
gastli
prospero
Vor 80 Jahren brannten Bücher

Rufer:
"Gegen Dekadenz und moralischen Zerfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner."

Am 10. Mai 1933 brannten in Deutschland Scheiterhaufen. Es wurde Bücher hineingeworfen. All jene Bücher wurden entsorgt, die "zersetzende Inhalte" hätten. Eine studentische Jugend beging ein Verbrechen in dem sie ihre Literatur zu entsorgen.

Menschen kann man töten oder totschweigen. Ideen NICHT.

Die Bücher von u.a. . Walter Benjamin, Ernst Bloch, Bertolt Brecht, Max Brod, Otto Dix, Alfred Döblin, Albert Einstein, Lion Feuchtwanger, Marieluise Fleißer, Leonhard Frank, Sigmund Freud, Iwan Goll, George Grosz, Jaroslav Hašek, Heinrich Heine, Ödön von Horvath, Heinrich Eduard Jacob, Franz Kafka, Georg Kaiser, Erich Kästner, Alfred Kerr, Egon Erwin Kisch, Siegfried Kracauer, Karl Kraus, Theodor Lessing, Alexander Lernet-Holenia, Karl Liebknecht, Georg Lukács, Rosa Luxemburg, Heinrich Mann, Klaus Mann, Ludwig Marcuse, Karl Marx, Robert Musil, Carl von Ossietzky, Erwin Piscator, Alfred Polgar, Erich Maria Remarque, Ludwig Renn, Joachim Ringelnatz, Joseph Roth, Nelly Sachs, Felix Salten, Anna Seghers, Arthur Schnitzler, Carl Sternheim, Bertha von Suttner, Ernst Toller, Kurt Tucholsky, Jakob Wassermann, Franz Werfel, Grete Weiskopf, Arnold Zweig und Stefan Zweig konnten verbrannt werden.

Deren geistige Leistungen nicht.

Man wollte zeigen, dass diese Schriftsteller und Denker nichts in Deutschland zu suchen hatten. Man wollte ihre Ideen und geistigen Leistungen diffamieren und sie unsichtbar für Deutsche machen. Die faschistischen Horden wollten die Menschen treffen und lebten das an deren Büchern aus. Es traf Juden, Linke, liberale Schriftsteller, Wissenschaftler und viele andere, die nicht dem volksdeutschen Gedankentum anhingen.

Nicht, dass etwa nach dem Krieg in Westdeutschland eine Korrektur dieser Schandtaten folgte. Diese Autoren und ihre Bücher blieben weitgehend verschwunden.

Als Kind in der DDR habe ich Ludwig Renn gelesen. 1933 wurden seine Bücher verbrannt. Jedes Kind in der DDR kannte die Geschichte von "Trini" oder "Der Neger Nobi". In der Schule wurden wir auf die Bücher aufmerksam gemacht.

Heute verbrennt man keine Bücher mehr auf Scheiterhaufen. Heute wird das anders geregelt.

Als der Staat DDR entsorgt wurde, wurden seine Bücher entsorgt, millionenfach in den Müll gekippt oder - ohne Scheiterhaufen - in den Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Die Bibliotheken wurden wiederum geplündert und von allem DDR Kulturgut befreit. Die DDR-Schriftsteller sollten vergessen werden und damit auch die DDR.

Auch Bücher von Ludwig Renn wurden ein zweites Mal entsorgt, dieses Mal von einer Gesellschaftsform, die sich Demokratie nennt. Sie wurden nicht spektakulär auf einem Scheiterhaufen wie damals verbrannt. Da ist man heutzutage heimlicher.
Heute muss der "Markt" dafür herhalten. Der Markt will diese Bücher nicht mehr. Wie soll das auch möglich sein, wenn diese Bücher wieder vernichtet worden sind! Wenn meine Generation verstorben ist, wird kein Kind mehr die wunderbaren Geschichten von Ludwig Renn als Kinderbuchautor kennen und lesen.

Die Faschisten, die das Werk begonnen haben, werden dann durch Mithilfe dieses "demokratischen" Staates BRD ihr Werk vollendet haben. Niemand wird mehr diese Bücher kennen. Sie werden aus dem Bewusstsein der kommenden Generation verschwunden sein. Das ist ein erschreckender Gedanke.
Twaido
Zitat:
prospero hat am 16. April 2012 um 15:44 Uhr folgendes geschrieben:

wir bürger sind gesund – aber das system ist krank.
und im teufelskreis des systems rotieren namen.
wir sollten das als bürger beobachten; denn wir wollen verantwortung übernehmen; denn wir sind das volk.
die volksvertreter aber sind unsere diener – das muss endlich klar werden.

Klatschen

Die Zeit des Erwachen hat begonnen.
Viele Neue Volksvertreter sitzen schon in den Startlöchern, manche wissen es noch garnicht. In den Mainstream- Medien wird noch vieles verschwiegen, jedoch dank des Internets 's gibt es kein aufhalten mehr.
orca
Zitat:
Twaido hat am 11. Mai 2013 um 23:07 Uhr folgendes geschrieben:
Viele Neue Volksvertreter sitzen schon in den Startlöchern


Und jeder einzelne in einer anderen Richtung.

Nur und genau so wird sich das Regime trotz aller Verbrechen und völligen Vertrauensverlustes der B'R'D-Insassen noch lange halten.
Bernhard P.
Gern möchte ich mich hier mal einbringen. Habe dieses Thema besonders intensiv gelesen und soviel Sinn in den Beiträgen von prospero heraus gelesen das ich das auch entsprechend honoriert habe. Der Mann weiß was er schreibt. Wenn er ein hoher Baum ist bin ich dagegen nur ein Bonsaibäumchen.

Aber ich blicke bald nicht mehr durch in Deutschland. Das darf man nicht, das soll man nicht machen, das macht man falsch... und, und und...
Sind wir denn schon wieder soweit das alles nur durch Verbote geregelt werden kann, durch Vorschriften... und Bestrafungen? Jeder der nur ein bischen mehr Macht als du selber hast nutzt das rigeros für sich aus. Die eigene Kreativität bleibt dabei völlig auf der Strecke.

Ich habe braune Soße auf Schnitzel und Gulasch auch gern. Aber ich mag eben keine braune Soße in der Politik. Bin ich deshalb ein schlechter Mensch? Bin ich deshalb schlechter als andere?
Lohnt es sich darüber überhaupt noch nachzudenken? Oder soll ich lieber abwarten bis ich endlich, wo auch immer, den Löffel abgebe?
Lohnt sich das alles überhaupt noch? Ich denke ja. Aber es müssten viel mehr nachdenken. Vielleicht kommt dann am Ende endlich mal was Positives raus?

Jedenfalls bin ich nicht mehr bereit alles nur noch zu schlucken und über mich ergehen zu lassen. Da hilft nur noch eins: "Verändern, verändern...!

Ich weiß nur wenn jeder in eine andere Richtung zieht hebt sich im schlimmsten Falle alles wieder auf. Das ist dann wie in der Physik, das die Summe aller resultierenden Kräfte im Extremfall Null sein kann. Wenn das eintritt, bewegt sich leider gar nichts.

Nur ernst gemeinte Beiträge nehme ich in Zukunft auch ernst!
Bernhard P.
Da komme ich persönlich nicht mehr mit.

Da wird Menschen 40 Jahre Lebenserfahrung abgesprochen, welche sie persönlich im Staat DDR gesammelt haben. Da will man diesen Staat ein für allemal vergessen machen, während man gleichzeitig Faschisten Tür und Tor öffnet oder ihnen den Weg durch sytemtreue Prügelbullen freimachen lässt, damit sie ungestraft ihr braunes Gift unters Volk tragen können.
Das alles unter dem Vorwand der Wiedervereinigung des deutschen Volkes.
Schon einmal waren wir Deutschen so blöd den wahnsinnigen Ideen eines Adolf Hitlers auf den Leim zu gehen. Soll es erneut so weit kommen?

"Jetzt wächst zusammen was zusammen gehört", sagte einmal Ex-Kanzler Willy Brandt. Leider gilt dies auch für Faschisten in Ost und West, die ungestraft ihre Klappe in Internet-Foren aufreißen dürfen und sich auch nicht davor scheuen die Ideen des Kommunismus in Grund und Boden zu verdammen. Faschisten geben vor Gegner des Kapitalismus zu sein und sind dabei für dieses System eine unabdingbare Vorraussetzung für dessen Funktionieren. Sie haben plötzlich Ideen wie man denn mit der deutschen Vergangenheit abzurechnen habe. Sie wollen Symbole aus der DDR verbieten und reden Ex-DDR-Bürgern ein 40 Jahre lang nur in einem Verbrecher-Staat gelebt zu haben. Wollen wir uns weiterhin von Verbrechern belehren lassen? Wollen wir uns mitschuldig am Versagen deutscher Geschichte machen? Wollen wir nicht lieber unser Schiclsal in unsere eigenen Hände nehmen ohne uns weiterhin auf unfähige Politiker zu verlassen?

Auch wenn man die Folgen des katastrophalen Hochwassers derzeit in Deutschland betrachtet wird immer offensichtlicher, das kapitalistische System ist zu nichts Gutem in der Lage, schafft demokratische Errungenschaften ab und stürzt das eigene System von einer Krise in die andere. Es hat versagt und versagt auch weiterhin.

Hier blühen doch nur noch Statistiken der moralischen Verelendung und Verkommung anstatt Landschaften. Hier darf der Mensch nicht wirklich Mensch sein! Uns aus dem Elend zu befreien können wir nur selber tun!
timabg
Dazu gibt es wohl nichts weiter zu sagen. Du bist so in deinen Gedanken verngelt das du für andere Ideen völlig blind bist Bernhard.
Du erzählst immer das die jetzige Form der Politik "schlecht" und die andere "gut" sei, aber aktuelle Beispiele nennst du nicht. Nicht aus der Vergangenheit gilt es zu erzählen sondern deinen eigenen Gedanken kund zu geben.
Denn nicht nur für die kapitalistische Form eines Staates gibt es schlechte Beispiele sondern auch für die von dier so angebriesene.
Lass dir doch mal ein paar Wochen oder Monate Zeit, geh auf die Punkte die du bisher in Gedanken hattest ein und halt das ganze in schriftform fest.
Dann kann dir ein jeder sagen was er davon hällt.
Bernhard P.
Bevormunden der Gedanken? Soll doch jeder sagen, was er glaubt zu sagen zu haben. Allerdings sollte das, was man zu sagen hat, erst durch den eigenen Kopf gehen ehe man es auspricht.

1989 sprach man viel vom "Erlernen des aufrechten Ganges." Gut so und wohl auch richtig. Aber gibt sich ein Kleinkind zufrieden wenn es die ersten paar Schritte gelernt hat? Nein, es strebt immer nach mehr, um noch perfekter laufen zu können.
Geben wir Deutschen uns mit diesen ersten Schritten zufrieden? Offenbar ja. Gleich den Affen im Urwald haben wir uns riesig gefreut als uns die guten Onkels aus dem Westen ein paar Bananen zuwarfen oder uns Westautos andrehten, die zwar oft besser als unsere Trabbis waren, wohl aber sonst auf einem Autofiedhof entsorgt wurden wären, ja wenn es nicht die dummen und dankbaren Ossis gegeben hätte. Jawohl, man redet auch heute noch vom Ossi und Wessi und misst oft mit zweierlei Maß.

Wer gut auf das eigene Leben vorbereitet sein will muss dafür lernen. Aber wie sieht es für ein Kind von heute aus wenn ihm eingeredet wird fleißig zu lernen und es aber gleichzeitig mit ansehen muss wie Vater oder Mutter, mitunter auch beide, arbeitslos sind? Wo bleibt da die Motivation zum gutem Lernen?
Früher hieß es mal "Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen." Und wie ist das heute? Heißt es da vielleicht "Von den USA lernen heißt verlieren lernen?"

Wenn man die Geschichte so Revue passieren lässt könnte man das doch glatt annehmen.
Strubbi
Bernhard P.
das klappt mit dem lernen. Es kommt sogar oft vor das man will das es den Kindern besser geht. Auch manche Kinder oder Jugendliche sind dann bemüht was zu lernen um sich nicht von jedem was sagen lassen zu müssen und sich im Leben besser einzurichten.
Wenn ich es so nehme wie Du schreibst als Motivitation.
Vieleicht sogar eher als wenn man gerade noch zufrieden ist.
Deine These würde ja bedeuten das Kinder von Sozialempfängern oder Gehalt von 300 Mark keine Chance hatten. Frührentner das Schicksal der Kinder besiegelt.
Strubbi
Bernhard P. warum Du gegen wen siegen willst, verstehe ich nicht ganz.
Da trennen sich unsere politischen Auffassungen ganz entscheidend.
Bernhard P.
Da werden alte Nazis wieder aktiviert, die gekonnt ihre Giftampullen an jugendliche Nachfolger weitergeben?
Da plappern Menschen Sprüche des Mainstream-Journalismus nach, die offenbar nichts anderes als die BILD-Zeitung kennen?
Da wird die DDR, als der wirklich bisher einzige demokrstische deutsche Staat verunglimpft wo es nur geht?
Da entledigen sich einige ihrer Vergangenheit so als ob sie einen faulen Apfel wegschmeißen?
Da wird gelogen, das sich die Balken biegen und jedes Fachwerkhaus dabei zusammenbrechen würde?
Da wird sich vor der Wahl gedrückt, um sich weiter von Schwarz-Gelb verarschen zu lassen?

Kurzum, es wird alles getan, damit sich ja nicht endlich was zum Guten ändert. Das tut mir leid, aber da komme ich nun wirklich nicht mehr mit!
RudiRatlos
Glut unter der Asche - Gedanken zum 17. Juni und seinen Folgen

17. 06. 2011 | Von: Ulrich Kasparick


Vom 17. Juni 1953 weiß ich aus Erzählungen. Ich kam erst vier Jahre später zur Welt, wurde hineingeboren in die Diktatur. Mein Vater war ein junger Mann damals 1953 und lebte in Halle an der Saale. Er erzählte oft, wie am 17. Juni die „Genossen“ ihre Parteiausweise und andere Dokumente aus den Fenstern der SED-Kreisleitung warfen, weil sie Angst hatten. Angst vor dem Volk, als dessen Vertreter sie sich doch immer ausgaben. „Mit Panzern kannst du nicht diskutieren“. Diesen Satz lernten wir Kinder von den Eltern. Jene Panzer, die am 17. Juni einen Aufstand niederschlugen, der mit einer Demonstration um bessere Löhne im Baugewerbe begonnen hatte. „Mit Panzern kannst du nicht diskutieren“ – aber du kannst dennoch einen anderen Weg gehen, als den, den sie mit ihren Panzern erzwingen wollen. Diesen Weg gingen wir: weder bei den Pionieren, noch bei der FDJ, in keinem Armeelager, bei keiner Wahl.

Wir beteiligten uns nicht.

Dieser Weg war möglich, wenn er auch einen hohen Preis verlangte. Wenn die Kanzlerin heute vor laufenden Kameras meint, es habe keinen anderen Weg gegeben, als in der FDJ zu sein, dann ist das falsch. Es gab einen anderen Weg. Allerdings gehörte ein wenig Mut dazu, ihn zu gehen. Die Stärkung durch Gleichgesinnte und der Schutz der Familie waren ebenso nötig. 1953 schien es, als seien nun die letzten Hoffnungen auf ein demokratisches Gemeinwesen im Osten Deutschlands begraben worden unter den Ketten der russischen Panzer. Aber es schien nur so.

Denn da war Glut unter der Asche.

1968 kam der Prager Frühling. Dubcek versuchte den „dritten Weg“. Hoffnung keimte auf. Wieder schickte die „Diktatur des Proletariats“ die Panzer und begrub die Hoffnung unter ihren Ketten. Es wollte scheinen, als wenn die Diktatur ewig wären und ziviler Ungehorsam erfolglos bleiben würde. Aber es schien nur so. Denn im Januar 1988 gab es da diese Demonstration in Berlin, bei der einige wenige an die „Freiheit der Andersdenkenden“ erinnerten und dabei ausgerechnet Rosa Luxemburg zitierten, jene Unangepasste, die von der Obrigkeit doch so gern vereinnahmt und für ihre Zwecke benutzt wurde.

Die Verhaftungen jener Demonstranten führten zu „Fürbittandachten für die zu Unrecht Inhaftierten“, ich war schon Jugendpfarrer damals in der schönen Universitätsstadt Jena.
Wir waren mit die Ersten, die mit jenen Andachten anfingen, aus denen später die „Friedensandachten“ wurden. Wir saßen in der kleinen Sakristei der Jenaer Stadtkirche anfangs und ich lies Wolf Biermanns „Du lass dich nicht verhärten“ singen – draußen stand die Polizei vor der Kirche und registrierte jeden Besucher. Als Qelle für den Text hatte ich „volkstümlich“ drunter geschrieben. Auch hatte die Staatssicherheit etliche Beobachter in die Andachten geschickt, bei denen wir die neuesten Informationen aus Berlin auswerteten und uns überlegten, wie wir handeln könnten. Diverse umfängliche Akten zeugen davon.

Da war Glut unter der Asche.

Eine neue Generation war herangewachsen. Die Kinder derer vom 17. Juni 1953. Viele von ihnen wollten das Land verlassen. Oft waren es die Aktivsten, die sich der Diktatur nicht beugen wollten. Viele wollten „raus“, weil sie Freiheit und persönlichen materiellen Wohlstand wollten. Wir haben das kritisiert, empfanden es als Flucht vor der Verantwortung. Es gab aber auch jene, die ans Schwarze Brett der Universität schrieben: „Ich bleibe hier. Du auch?“ Wir gehörten zu denen, die blieben, weil sie im Lande ihre eigentliche Aufgabe sahen. Wir wollten einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“, einen „dritten Weg“ zwischen dem zerstörerischen Kapitalismus des Westens, seinem billigen Materialismus und jener Diktatur, in der wir groß geworden waren. Wenn man die Programme der Reformgruppen der Wendejahre heute liest, fällt dieses auf: Alle wollten sie einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz, einen „dritten Weg“.

Später hat ein Kollege mal sarkastisch gemeint, als wir über diesen Fakt sprachen: „Das Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung sammelt auch Illusionen.“

Aus den „Friedensandachten“ wurden Demonstrationen. Denn die Menschen mussten ja nach den Andachten irgendwie wieder nach Hause kommen. Die Zahlen der Menschen in den Andachten stiegen rapide, denn die Andachten waren der einzige Ort, wo man seine Fragen, Sorgen und seine Kritik loswerden und aussprechen konnte. Auf ihrem Weg nach Hause wurden die Menschen mutiger, schrieben eigene Transparente, wurden politischer, wurden lauter. Am Ende fiel das System in sich zusammen. Ein Stasi-Offizier brachte es auf den Satz: „Wir hatten mit allem gerechnet, aber nicht mit euren Kerzen.“

Das bringen die Ostdeutschen mit: die Erfahrung, dass eine ewig geglaubte Staatsform über Nacht verschwinden kann.

Als die Diktatur begann, ihre innere Hohlheit mit religiöser Sprache zu verbrämen – man sprach von „ewiger Freundschaft zur Sowjetunion“ – machten uns wache Menschen wie Professor Klaus-Peter Hertzsch auf diese wichtige Änderung in der Alltagssprache aufmerksam und deutete sie als Zeichen des Verfalls. In Erinnerung an die LTI, die „Sprache des Dritten Reiches“, die von Victor Klemperer so ausgezeichnet untersucht worden ist. Wir waren vorbereitet.

Die Sprache zeigte, daß das System fallen würde.

Wir wussten nicht, wann, aber wir wussten: Es würde fallen. Denn es war innerlich ausgebrannt und hohl. Den Gerontokraten, wie man die Mitglieder des ZK in jenen Tagen nannte, ging es nur noch um Machterhalt. Es war nur noch eine Frage der Zeit. Dann ging alles ziemlich schnell in jenen verrückten Tagen im Herbst 89. Und am Ende war da eine Flamme zu sehen, angeblasen von einem frischen Wind, der durch das Land zog. Die Glut unter der Asche flammte neu auf, wurde zum Signal, das die Diktatur hinwegfegte. Die Panzer blieben in den Kasernen.

Es hat mehr als eine Generation gedauert vom Juni 1953 bis zum Herbst 1989. Auch das ist eine Erfahrung, die Ostdeutsche mitbringen: Manches dauert – und führt doch zum Ziel. Und dann, eines Tages, wenn „die Zeit reif“ ist, wie wir damals sagten, dann kann es sehr schnell gehen. Wir haben erlebt, wie die Regierung zusammenbrach und sich auflöste, wie die Ministerien verschwanden, sogar das für allmächtig gehaltene Ministerium für Staatssicherheit. Wir haben erlebt, wie die, die noch vor wenigen Stunden in Staatskarossen unter strengem Schutz durchs Land reisten, um sich bejubeln zu lassen, verschwanden wie ein Schatten an der Wand.

Ich sehe seither Regierungsprogramme, Vorhaben, das Land zu erneuern, nun endlich „alles ganz anders zu machen“ unter dem Blickwinkel dieser Erfahrung: Politik ist vorläufig. Über Nacht können sich Bedingungen radikal verändern, die man für „ewig“ gehalten hatte.

Deshalb ist es hilfreich, sich an den 17. Juni und sein Ende im Herbst 1989 zu erinnern. Denn die Mächtigen sind, so lehren es jene Tage, nur „ein Schatten an der Wand“. Manchmal genügen ein paar Kerzen und sie sind nicht mehr.
Strubbi
Journalisten sind nicht soviel besser wie Du auch. Die machen das was sie gelernt haben. Plappern Sprüche nach und ziehen sich an was hoch und drehen es zurecht. Da nochmanches gibt man da mehr Bedeutung wie es hat um Geschäft zu machen.
Früher war das Neue Deutschland auf Märkten ja auch beliebter wie Tageszeitung zum verpacken von Wahren.

Die DDR war eine Diktatur sagt auch die Sarah. Hier wurden Menschen an der Mauer oder denk an 17 Juni ermordert. Vergleich mal mit anderen Dingen. Auslandseinsätze. Da stören dann die Toten Dich auch. Schreibst auch nicht nur von kleinen Begebenheiten die gut sind und filterst die raus. Genau alles das was Du anprangerst.

Man erledigt sich nicht der Vergangenheit. Aber man kann dazu lernen. Sogar aus erlebten lernen und sich mehr verwirklichen wenn man die Möglichkeit erhält.

Auch die Vergangenheit wegschmeißen macht man nicht indem Sinn. Du willst jetzt auch nicht wieder in den Kindergarten obwohl wenn Du da warst ein paar schöne Errinnerung hast.

Da wird gelogen das sich die Balken biegen. Es ist ein Forum und kein Gericht.Wobei was ich bemerkte ist es gar nicht so schlimm. Was wohl allen zu verdanken ist, ohne Ausnahme.
Das wieder ist Deine Meinung verarschen. So bevormundest Du jeden mit Deiner Meinung. Dann kommt wieder von Dir kann doch jeder wählen was er will. Aber erst mal einen drauf er läßt sich verarschen.

Mal Klartext jeder hat das Recht seine politische Anschauung zu wählen wie er will.
Auch Links und Braun kann man sein. Links ja und Braun raus ist schon fragwürdig.
Für mich doch viel wichtiger wie man andere behandelt.

Im Gegenteil ich fand es schon bedenklich wo Du kamst von der Erde verschwinden.
Da hätte ich gedacht das allein welche politische Meinung oder Relegion keiner mehr ausgegrenzt wird. Auch nicht verspottet weil 1 oder 2 Scheibfehler vieleicht aufgrund Rechtschreibeschwäche. Oder wenn man sich wenig ausdrücken kann wegen Krankheit.

Du wiedersprichst Dich zuviel. Was soll man davon halten wenn Du schreibst man konnte vorher bei schwarz gelb. Das trifft auch bei den Linken un der DDR zu.
Wenn Du die Selbstentschuldigungen der SED, DDR, Linken und Dir auch gegenüber andern hättest.