Gedanken zur Zeit

prospero
Zeit noch einmal zurückzuschauen.
Seit dem Frühjahr 1989 demonstrierte eine kleine Gruppe von Menschen vor der Nikolaikirche in Leipzig für eine andere DDR. Ihr Motto war: Wir bleiben hier.
Diese Gruppe vergrößerte sich immer mehr. Ungarn öffnete seine Grenze nach Österreich und viele Menschen flüchteten über Ungarn nach Westdeutschland. Näher war es, in die bundesdeutsche Botschaft nach Prag zu fliehen.
Wovor flohen die Menschen? Sie wollten nach ihren Aussagen nicht mehr in einem kommunistischen Regime leben, was es in der DDR gar nicht gab - das es bisher nirgendwo auf der Welt gab und gibt. Die, die ich kannte, die nach Prag in die Botschaft gingen, denen ging es gut. Die hatten einen guten Job, kamen mit ihrem Geld zurecht, hatten ein Auto (falls das ein Maßstab für gutes Leben sein sollte). Sie wollten aber unbedingt westdeutschen Konsum. Und ja, es war zeitaufwändig in der DDR, z.B. seine Wohnung einrichten zu können. Sei es die Möbel, die Gläser, dies oder jenes einkaufen zu müssen. Man musste immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Ja, es war nervig. In den Geschäften wurde man unfreundlich behandelt, Service war ein Fremdwort. Was ist dagegen ein sicherer Arbeitsplatz, kostenlose Weiterbildung, eine Studiumdelegierung zum kostenlosen Studium vom Betrieb bezahlt, genügend Kindergartenplätze, die auch bezahlbar waren, eine gute Bildung, billige Volkshochschulstunden, bezahlbare Kultur gegen einen Volkwagen oder billige Schokolade? An jeden Tag im Jahr Tomaten? Und Bananen? Damit konnten die ideelen Werte nicht mithalten.
Und ja, die DDR hatte viele nervige Seiten. Sie nervte u.a. auch mit ihren ständigen politischen Schulungen, wo auch immer die angesiedelt waren. Sie nervte wie jede Handy-App-Werbung. Erstere wie letztere rufen bei mir die gleichen Aversionen hervor.
Aber mal davon abgesehen. Als sich die großen Demos in Leipzig formierten, diesmal unter dem Motto Wir sind das Volk, bahnte sich eine Revolution an. Die große Mehrzahl wollte den Sozialismus weiterentwickeln, mit wirklich gelebten Volkseigentum. Niemand wollte seine Miete an irgendwelche Investoren zahlen. Man wollte Mitspracherechte.
Dieser Revolutionsansatz scheiterte. Ich habe mir mal überlegt, warum er scheitern musste. Eine Revolution benötigt eine treibende Kraft und ein Programm sowie neue Ideen zur Weiterentwicklung der ökonomischen Basis. Das Neue Forum war zwar eine treibende Kraft, aber keine einheitliche. Vereine schossen wie Pilze aus den Boden. Es gab viele Ideen, erfrischende Idee, die aber nicht zusammenfanden zu einem einheitlichen Führungsdach.
Die Blockparteien LDPD, CDU, NDPD stimmten mit allem überein, weil es ihnen egal war. Sie versicherten mir, dass dieser Spuk (sinngemäß mein Wort) sowieso bald ein Ende hätte. Deren selbsternannten Schwesternparteien in der BRD hatten dort schon das Zepter übernommen.
Und dann kam der November und das Motto der Demo änderte sich wieder. Wir sind EIN Volk, hies es plötzlich. An dieser Stelle war der Revolutionsansatz gescheitert. Und mit Recht reklamieren nun heute westdeutsche Politiker die Wiedervereinigung für sich. Sie lenkten direkt oder indirekt die neuen Demonstrationen und die Restauration begann. Ihren Höhepunkt erreichte die, als die Demo zusätzlich noch das Motto bekam Kommt die DM nicht zu uns, kommen wir zu ihr. (oder so ähnlich) Der Anfang für eine Restauration war gefestigt und konnte sich entfalten. Die ersten Vorboten waren die "Glücksritter", die die DDR-Bürger über den Tisch zogen. Dann kam der Einigungsvertrag, wo die DDR-Bürger noch einmal über den Tisch gezogen worden sind. Ein System wurde uns übergestülpt, was nicht passte und z.B. die Städtischen Wohnungsbaugesellschaften haben an diesem falschen Konzept bis heute schwer zu tragen.
Wir bekamen die Freiheit. Nur was fängt man mit einer Freiheit an, die ohne das nötige Kleingeld daherkommt. Sie führte bei vielen in die Schuldknechtschaft der Banken oder in die Arbeitsknechtschaft von Unternehmern, denen das Wohl aller völlig egal ist. Sie müssen an ihren Profit denken, weil sie sonst untergehen würden. Konnten wir damit umgehen? Dazu kam, dass unsere Biographie in den Dreck getreten wurde. Mir sagte ein westdeutscher Arbeitgeber, der sich in Leipzig niedergelassen hatte, ins Gesicht: Ihre Arbeit, die Sie bisher geleistet haben, war nichts wert. Klatsche voll ins Gesicht.
Und welches Mitspracherecht bekamen wir? Eigentlich keines! Wir durften von nun an Kreuzchen aller 4 Jahre machen und Abgeordnete ins Parlament wählen, die nicht einmal uns rechenschaftspflichtig sind, sondern nur ihrem Gewissen, was durch ihr Parteibuch definiert wurde. Wir wurden aller 4 Jahre belogen und hinterher betrogen.
In den Unternehmen hieß es, stillhalten, jede Bösartigkeit hinnehmen, sonst drohte einen durch Entlassung der ökonomische Ruin. Und der angedrohte ökonomische Ruin ist ein bösartiger Lehrmeister.
Wir bekamen den Rechtsstaat, der uns gestattete, jeden vor's Gericht zu bringen und mag die Anschuldigung noch so unsinnig sein. Man kann jemand vor's Gericht bringen, weil einen die Farbe des Swimmingpools nicht gefällt, der als Sondernutzungsrecht im Garten eines Grundstückes gebaut wurde und bekommt von den Gerichten noch Recht. Mag es nun der überhängende Ast von Nachbars Garten sein, der rauchende Hausbewohner, das Smartphone mit runden Ecken, was nicht die gleichen runden Ecken wie ein anderes haben durfte - all dieser Müll kam und kommt vor die Gerichte und unsere Gerichte haben nichts Besseres zu tun, als sich mit diesem Müll abzugeben. Wir leben ja in einem Rechtsstaat.
Wir bekamen auch wieder Zwangsarbeiter unter dem Motto Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen. Und man wandte und wendet dieses Motto gnadenlos an. Unser Sozialsystem wurde völlig umgestaltet und die Leidtragenden waren und sind die arbeitenden Menschen. Heuern und Feuern entwickelte sich zum großen Hit. Löhne wurden gesenkt, die Basis von Statistiken geändert, so das immer ein rosarotes Bild von diesem Land gezeichnet werden konnte.
Upps, gab es das nicht schon zu DDR-Zeiten? Sagten uns unsere Zeitungen, unsere Regierung nicht tagtäglich, dass wir die Besten und Größten aller DDRs waren? Der einzige Unterschied war, dass wir es damals nicht glaubten. Heute schon. Heute ist das damalige NEUE DEUTSCHLAND die BILD. Viele hängen an ihren Schlagzeilen und nehmen das, was dort geschrieben steht, für bare Münze.
Die Alterspyramide wurde erfunden und eine Rentenangst geschürt. Wir benötigen viele, viele neue Arbeitskräfte, damit wir die Alten ernähren können. Ich bin der Lügen leid. Wo wären denn die dazugehörigen Arbeitsplätze? Außerdem wurde die immer höhere Arbeitsproduktivität völlig außen vor gelassen. Es wird immer so getan, als ob wir noch in Manufakturen arbeiten würden. Diese Lüge ist aber sehr erfolgreich, vor allem im Osten.
Der neueste Hit, ist die Fachkräfte-Lüge. Es mag ja sein, dass es in dieser oder jener Nische keine Leute gibt, die diese 100% ausfüllen können. Keiner kann das erwarten, dass jeder immer genau zu den Anforderungen eines Arbeitsplatzes passt. Aber sag mir niemand, dass unter den Millionen von Langzeitarbeitslosen und Teilzeitarbeitern nur dumme Leute sind und keine Fachkräfte. Der- oder diejenigen würden lügen.
Aber es wurde uns suggeriert, dass wir nun endlich nach der kommunistischen Diktatur uns verwirklichen könnten. Wir würden nicht mehr gegängelt mit geplanten Lehrstellen und Studienplätzen. Was haben wir bekommen? Kinder, die überhaupt keine Lehrstellen erhalten, geschweige denn, das lernen können, was sie so gern möchten. Ausrede: Sie wären nicht ausbildungsfähig. Also gab man den Menschen erst gar keine Chance ihr Können und ihr Enthusiasmus zu beweisen. Warum auch. Ausbildung kostet Geld und geht vom erwirtschafteten Profit ab. Und wir anderen? Studierte Leute endeten an stundenweise an Supermarktkassen. Selbstverwirklichung? Bessere Möglichkeiten als in der DDR?
Wir haben Konsum erhalten. Endlosen Konsum ... Die Werbung hämmert uns ein, dass wir konsumieren, konsumieren und konsumieren müssen. Mit anderen Worten: Wachstum, Wachstum, Wachstum. Soweit man Geld hat, gehört man dazu. Alle anderen haben halt Pecht gehabt und sind selbst dran schuld, dass sie keins haben. Waren nicht optimiert genug, haben sich nicht so positiv dargestellt, sich nicht selbst gecoucht, sind nicht dünn genug, nicht hübsch genug, sind nicht blond und blauäugig oder wie auch immer. Jeder ist seines Glückes Schmied ist das neue Motto. Als ob Frau von der Leyen eine Schmiedin gewesen wäre oder unsere Mutter der Nation.
Grenzenloses Wachstum auf einer begrenzten Erde. Das ist unsere Errungenschaft. Mach die Mode mit, kaufe heute im Landhausstil, morgen ultramodern, übermorgen (also im 3. Jahr) wieder konservativ. Heute die Sixties, morgen die Nineties und übermorgen wieder etwas anderes. Mach alles mit. Kaufe! Und viele von uns konsumieren grenzenlos. Sie lassen sich jedes Jahr ein neues Smartphone einreden, ob sie es brauchen oder nicht, aber man will ja z.B. zu den Apple-Jüngern gehören. Einkaufen wird uns leicht und leichter gemacht und wer nicht bezahlen kann, nimmt eben einen Kredit auf, bis das Kartenhaus zusammenfällt.
Viele von uns haben in den 25 Jahren gelernt, in die Schuldenfalle zu tappen. Die Dollarzeichen in den Augen waren größer als der Verstand. Geld muss arbeiten, heißt das Motto. Als ob Geld arbeiten könnte. Nur wenn Werte wirklich erarbeitet werden, Dinge hergestellt werden, nur dann entsteht etwas Neues. Geld aus Geld zu generieren ... wozu soll das gut sein? Das geht solange gut, bis alles zusammenbricht. Aber wozu sollten wir nachdenken, wenn das die Werbeindustrie für uns erledigt.
Europas Kartenhaus ist gerade zusammengefallen und man kann es nicht mehr aufbauen.
Die versprochenen blühenden Landschaften sind nur in sehr kleinem Umfang im Osten entstanden. Die Städte sind schöner geworden - ohne Zweifel. Man schaue aber bitte nicht an manche Peripherie. Dort verfallen Häuserschönheiten immer mehr. Aber was schert das dem Geldadel. Erst wenn die Gentrifizierer aufmerksam auf ein Jugendstilhaus werden und das wiederum dort steht, wo andere Jugendstilhäuser stehen, nur dann "blüht" das Stadtviertel auf. Es wird auf einmal "in" und die Bewohner dort verjagdt. Man kann die Wohnungen - luxussaniert - dann zwar nicht mehr bezahlen, aber wer will schon eingesessene Einwohner in seinen Wohnungen haben.
Was haben uns die 25 Jahre nach der Vereinigung gebracht? Ein Leben auf der Abwärtsspur. Okay, das Leben wird uns mit billiger Schokolade, jeden Tag Tomaten und fast alle Tage im Jahr Erdbeeren, immer Bananen sowie Lebensmittel mit immer mehr Zusatzstoffen versüßt. Man kann sich billig einkleiden, von Näherinnen zusammengeschustert, die von ihrem Lohn kaum oder nicht überleben können, die irgendwo in Fernost sitzen. Und das ist das, was wofür wir demonstrierten?
Kultur z.B. ist kaum bezahlbar. Unser Konzertsaal, das Gewandhaus, wird für viele, dem Haus nicht angemessene, Veranstaltungen genutzt. Varietès z.B. gastieren darin. Das Haus muss Geld verdienen. Ich würde z.B. gern mal wieder in ein Konzert gehen. Aber von dem Geld, was Karten kosten, kann ich mindestens 2 Wochen leben.
Die Krankenhäuser müssen Geld verdienen. Krankenhäuser! Ärzte müssen Geld verdienen. Ärzte! Ist es da noch verwunderlich, dass man keinem Krankenhaus und keinem Arzt mehr wirklich trauen kann? Ist die Behandlung wirklich notwendig oder bringt sie nur mehr Geld ein? Was nützt mir z.B. eine topmoderne Arztpraxis, wenn der Arzt nur noch an die Ratenzahlungen denken muss und mir deshalb irgendetwas aufschwatzen will, was eigentlich sinnlos ist, aber Geld in die Kassen bringt?
Geiz ist geil wird uns als Negativ-Motto untergeschoben. Nur, das nötige Kleingeld, um beim Biobauern z.B. kaufen zu können, wird weiten Teilen der Bevölkerung vorenthalten. Diese müssen sich dann aber jeden Tag Vorwürfe anhören, dass sie dran schuld seien, dass es eine industrielle Landwirtschaft gäbe, weil sie nur billig einkaufen wollten. So wird Ursache und Wirkung verdreht und jeder haftbar für alles gemacht, ob er die Sache nun beeinflussen kann oder nicht.
Ein Viertejahrhundert wieder Deutschland.
Deutschland als Gesamtheit hat das nicht gut getan. Wir sind die Oberlehrer von Europa geworden und sind gerade dabei es nachhaltig zu zerstören. Die Nachfahren von Brand und Kohl (mag er gewesen sein, wie er will) verschleudern das europäische Erbe aus Kleingeistigkeit, Buchhaltertum, Spießigkeit oder Unternehmerhörigkeit. Wir sind wieder wer! Europa muss Deutsch sprechen! Davon bekommen gewissen Kreise feuchte Unterhosen.
Und Ost und West? Genau genommen, sind wir keineswegs eins. Manches Mal scheint es nur so, weil viele Ostdeutsche sich assimiliert haben und ihre kulturellen Eigenarten verleugnen. Es gibt in Sachsen z.B. keinen Zwetschgenkuchen, sondern immer nur Pflaumenkuchen. Es gibt hier in Sachsen keine Zwetschgen, sondern Hauspflaumen. Es gibt hier keine Berliner, sondern Pfannkuchen. Bienenstich ist eigentlich in Sachsen etwas völlig anderes, als was jetzt als Bienenstich angeboten wird. Schweinehack ist Gehacktes und Rinderhack Geschabtes. So heißt es bei uns. Frage mal jemand beim Fleischer danach, der jetzt immer nur Metzger heißt oder eine Backwarenverkäuferin, die so jung daher kommt. Nein, wir müssen süddeutsche Begriffe verwenden. Warum machen wir das mit? Wir haben unsere Lebensmittel nicht mehr. Es gibt unsere Wurstsorten nicht mehr und die so tun, als ob, sind nur noch ein schwacher Abklatsch dessen. Es gibt nur eingeebneten Einheitsbrei. Wir sind dem westdeutschen Kapital Untertan geworden.
Freiheit?
Okay, ich kann mich ganz öffentlich über Mama Merkel lustig machen. Das ist gut so. Ich kann mich an Volksbegehren beteiligen. Na und? Interssieren tut das niemanden. Da können Tausende, Millionen irgendetwas Sinnvolles begehren. Unsere Abgeordneten haben ein dickes Fell. Es interessiert nicht! Unsere gewählten Abgeordneten haben eine Regierungsmannschaft gebildet, deren Interessen nicht mehr dem Volk dienen, sondern nur einer kleiner Schicht. Es nützt nichts, wenn alles Volk gegen etwas ist, man macht es trotzdem.
Was ist so eine Freiheit wert? Sie ist auch nur eine Diktatur, die aber versteckt daher kommt, die nicht sagt, dass sie eine Diktatur ist, die Kreuzchen machen lässt und das als Nonplusultra der Freiheit hinstellt.
Demokratie?
Soll Kreuzchenmachen Demokratie sein? Jeder der durch unser Kreuzchen an die Macht kommt, schert sich einen Dreck darum, welche Interessen er eigentlich zu vertreten hätte. Das Grundgesetz - was hartnäckig immer wieder als Verfassung tituliert wird - ist nur ein Fetzen Papier oder ein paar nichtsagende Binärcodes. Wer hält sich eigentlich noch daran, der auf es geschworen hat?
Und das sollte eine Revolution gewesen sein? 1989? Revolutionen bringen eine Gesellschaft eigentlich nach vorn. Hat sie das? Ist es nicht eher so, dass sie uns einen Rückschritt gebracht hat, vom Mitbesitzer zum Enteigneten?
Sollen wir nun darauf anstoßen? Auf unsere Enteignung? Auf unsere Zwangsarbeiterschaft? Auf unsere Lohnknechtschaft? Auf unsere Zinsknechtschaft? Und nur weil wir alles kaufen können, was wir wollen, falls wir das nötige Kleingeld dafür haben? Reicht das? Ist Kaufrausch die neue Freiheit? Ist das alles im Leben?
Okay, wer sich zu den Gewinner von was auch immer zählt, mache das. Ich nicht.
prospero
Trauer für die Opfer von Paris
Ich will die Anschläge nicht relativieren. Die waren schlimm und menschenverachtend. Aber was ist mit den vielen Opfern, die weltweit durch die Angriffs- und Rohstoffkriege der westlichen Welt ums Leben kommen? Hat jemand in der westlichen Welt getrauert getragen, als der deutsche Luftwaffen-Oberst paar hundert Kinder durch einen Bombenangriff in Afghanistan töten ließ? Was ist mit den vielen Toten im amerikanischen Drohnenkrieg?
Was ist mit den Menschen, die täglich durch Hunger ums Leben kommen, weil gewissenlose Börsenzocker mit Nahrungsmitteln spekulieren und wir lieber unseren Getreideschrott in die Länder schaffen, statt eine funktionierende Landwirtschaft entstehen zu lassen und unbedingt Bio-Diesel verbrennen? Aller 5 Sekunden stirbt dadurch ein Kind unter 12 Jahren an Hunger. Aller 5 Sekunden! Wenn für uns ein Tag zur Neige geht, haben wir ca. 17.000 Menschenleben auf dem Gewissen (24 x 60 = 1440 x 60 = 86.400 : 5 = 17.280).
Was war mit den Näherinnen in Bangladesh, die nicht nur unter unmenschlichen Bedingungen unsere billige Kleidung nähen mussten, sondern auch noch wegen fehlender Brandschutzmaßnahmen elendig in den Fabrikgebäuden verbranten? Haben wir da auch getrauert? Mitnichten! Da ist bissl diskutiert worden, die Ausbeuterfirmen gelobten Besserung und alles geht seinen Gang weiter. Noch immer stürzen Fabrikgebäude ein, Frauen sterben an Unterleibsentzüngen, weil es ihnen verboten ist, zur Arbeitszeit die Toilette aufzusuchen. An jedem scheiß Produkt, das wir in der westlichen Welt in den Pfoten halten, klebt Blut.
Trug jemand Trauer, als eine amerikanische Hubschrauberbesatzung in eine unbewaffnete Menschenmenge im Irak schoss? Wer sich nicht mehr daran erinnern kann, findet HIER das Video dazu. Ich sah keine Proteste auf den Straßen. Keine Lichterketten und ich hörte auch keine Solidaritätsbekundungen mit den Opfern.
Das Massaker von Odessa, als 50 Menschen lebendigen Leibes verbranten. Trug da jemand Trauer? Das war den Medien gerade mal eine Randnotiz wert. Bei all diesen Schweinereien gucken wir nur zu und lassen es geschehen, als wären das unumstößliche Naturgesetze. Im Grunde gehören wir alle vor ein Kriegsverbrechertribunal.
Allen, die jetzt unbedingt trauern, weil sie ihrer Trauer über die Opfer von Paris Ausdruck verleihen wollen, sage ich: Wenn Ihr Trauer tragt, dann tragt sie für ALLE Opfer von Gewalt, Terror und Krieg und nicht nur für die eigenen Opfer. Denn das ist nicht nur scheinheilig, sondern zugleich ebenso menschenverachtend wie alles andere, was mit Gewalt, Krieg und Terror zu tun hat. Wer es wirklich ehrlich meint, der muss jeden Tag trauern für ALLE Opfer.
prospero
Wie kann man sich eine Deutschland-Fahne an sein Auto hängen, während die Bundesregierung ALG2 verschärfen, die Video-Überwachung ausweiten, Bürgerrechte abbauen, Waffen in Diktaturen liefern, widerspruchslos US-imperialistische Befehle befolgen und weiterhin primär Politik für die Reichen und Vermögenden und gegen die Bevölkerung machen will?
Wie kann man stolz auf ein Land sein, in dem man zufällig geboren wurde?
Wie kann man sich eine deutsche Nationalflagge an seinen Balkon hängen und an eine tief verbundene, zwischenmenschliche und vor allem deutsche Solidarität glauben, während der deutsche Alltag von Egoismus, Rücksichts– und Empathielosigkeit geprägt ist?
Ich verstehe das alles nicht. Kann mir das mal bitte jemand erklären.
61diddi
Zitat:
Ich verstehe das alles nicht. Kann mir das mal bitte jemand erklären.

Hi prospero,

ich kann das ebenso wenig verstehen.
Daher von mir einen Daumen hoch.
Mal sehen, wer sich noch anschließt.
gastli
Ich schließe mich auch an und möchte das Zitat von Arthur Schopenhauer anfügen.

"Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verräth in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz seyn könnte, indem er sonst nicht zu Dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen theilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz seyn könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu seyn."
- Arthur Schopenhauer, "Parerga und Paralipomena" -
gastli
Die deutsche Sprache ist aber auch manchmal komisch.
Heute morgen hörte ich mal wieder das Wort Leistungsträger.
Es klingt ja nicht nur doof, es gibt auch gar keine Leistungsträger.
Diejenigen, die sich dafür halten oder dafür gehalten werden, sind lediglich Leistungsnehmer.
Das sind gar nicht mal sooo viele.
Ich sehe sie eher als Bandwürmer im Körper der Gesellschaft.
Alle anderen, also den Körper, den größten Teil der Gesellschaft, würde ich eher als Leistungsnehmerträger bezeichnen.
gastli
»Weshalb hat das vom Westen jahrzehntelang erstrebte Absterben der Diktaturen von Politbürokratien nicht wie erhofft zu einem anhaltenden Aufblühen der Demokratie geführt? Warum wird, wo die östliche Unfreiheit besiegt ist, die eigene Freiheit abgebaut? Weshalb hat der sang- und klanglose Abgang des hochgerüsteten Militärbündnisses Warschauer Pakt, einst Hauptfeind der NATO, uns nicht eine traumhafte Friedensordnung beschert? Das Wettrüsten im Kalten Krieg hatte drei Billionen Dollar verschlungen - warum konnten die nunmehr eingesparten Mittel nicht den Lebensstandard und das Selbstwertgefühl der Dritten Welt aufrüsten und so dem Terrorismus den Boden entziehen? Weshalb ist nicht wenigstens zu Hause, was naheliegend gewesen wäre, nie gekannter Wohlstand ausgebrochen? Und warum zerfetzt es inzwischen gerade die Sozialdemokratie, wo sie sich doch eben noch im Kommunisten-Untergang gesonnt hat? Kurz: Warum kann der Sieger mit seinem Sieg nichts anfangen?«

- Daniela Dahn, »Wehe dem Sieger! - Ohne Osten kein Westen« -
prospero
Man merkt was Bildungsmangel und Langeweile aus Menschen macht . Je weniger Erziehung und Vermittlung von Wissen und Wertvorstellungen, desto abgefuckter wird die Beschaffungskriminalität...und nicht mal mehr nur durch kleine labile Junkies ,die Omas für ein Smartphone töten , sondern einfach kleine Wohlstandszöglinge die sich mal groß fühlen wollen und schnelles Cash brauchen . Dieses Land hat sich schon längst abgeschafft und das wird die nächsten Jahre nicht besser . Da wird sich an jeder Ecke verfickt , Kinder gezeugt und das ausgerechnet von denen mit der größten Hirnatrophobie und am besten mit einer fetten Drogenpsychose im Gepäck . Applaus ...das werden dann die nächsten labilen Persönchen die ihre Wut und Dummheit ausleben wie es ihnen passt . Und nein kein Blabla von wegen ooooch kein Geld und Opfer von Opfern...seinen Arsch in die Bibliothek bewegen kann jeder, Schulpflicht nachkommen auch ...keiner muss zu einem Menschenkarton mit Leerguthirn werden. Wenn die Kids von heute wissen wollen wie man sich Tinder runter lädt , machen sie sich auch ratzfatz schlau. Es sind einfach die falschen Prioritäten und Werte ...nix schafft mehr Asis und sinnlose dumme Gewalt als ein niedriger Bildungsstand...denn der führt zwangsläufig dazu unter seinen Möglichkeiten zu bleiben und dann kommt wieder der große Neid und die Perversion menschlicher Missgunst an fremden Hab und Gut. Wir brauchen keine Veganen Bärlauchpropheten und keine Hobbydemonstranten, wir brauchen Menschen die bei sich in ihrer kleinen Komfortzone anfangen ! Und alle die sooo schimpfen ...macht vom Recht Gebrauch euch zu informieren , zu hinterfragen , zu lernen , sich selbst zu ändern und nicht andere.
prospero
Die AfD und der Faschismus

Die 14. Merkmale des Ur-Faschismus aufgestellt von Umberto Eco "Vier moralische Schriften" 1999. Angewendet auf die AfD.

https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&...BSm8Rm550943TxA

01. Kult der Überlieferung – Es kann keinen Fortschritt des Wissens geben, "DIE" Wahrheit wurde schon offenbart und befindet sich im Besitz des jeweiligen Führers und seiner Gefolgsleute.

Immer wieder hört man von AfD-AnhängerInnen, dass sie die AfD unterstützen, weil diese "DIE" Wahrheit sprechen würde, während ein Großteil der Welt ansonsten nur Lügen verbreite, mit dem Ziel, die AfD schlecht zu machen. Die Antwort auf die Frage, warum Leute wie Höcke/Gauland/Petri so gut für die AfD seien, wird nicht selten damit beantwortet, dass sie einfach die Wahrheit in Person seien. Viele sind sogar der Meinung, dass sie der Inbegriff "DER" Wahrheit sind. Um diese Wahrheit auch in Zukunft verbreiten zu können, schrecken AfD-Fans auch nicht davor zurück, ihre Kinder systematisch zu indoktrinieren, damit sich ja kein kritisches Denken entwickeln kann.

02. Ablehnung der Morderne – Dieser Traditionalismus führt zur Ablehnung der Moderne, da er als Bedrohung für die eigene Kultur wahrgenommen wird.

In der AfD steht dafür, dass die Evolutionstheorie aus den gymnasialen Lehrplänen gestrichen wird. Nur ein Beispiel unter vielen, das aufzeigt, wo sich die AfD bildungstechnisch im 21. Jahrhundert positionieren will.

03. Irrationalismus – "Aktion um der Aktion willen" – das heißt, dass gehandelt wird ohne nachzudenken. Denn denken impliziert immer eine differenzierte Herangehensweise und Abwägung verschiedener Positionen, was dem Irrationalismus aber fremd ist.

AfD-Kritiker werden per se als Terroristen gebrandmarkt. Ganz einfach.

04. Fehlende Kritikfähigkeit – Andersgläubige und Dissidenten werden gehasst und verfolgt, da sie in den Augen des Ur-Faschismus, die eigenen Ziele und Werte verraten. Wer kritisch denkt, kann selbstständig Entscheidungen treffen und vermehrt sein Wissen, doch genau das will der Ur-Faschismus nicht. Die Leute sollen denken, was man ihnen zu denken gibt. Ansonsten sollen sie dumm gehalten werden. Denn Dumme sind leicht zu kontrollieren.

Ich denke, dass man hierzu keine große Erklärung mit Sicht auf die Lage in der AfD schreiben muss. Augenzwinkern

05. Faschismus wächst und sucht Konsens – Die Angst vor dem Fremden, der die eigene Wahrheit in Frage stellen könnte. Dabei gehen Angriffe besonders gegen die sogenannten geistigen "Eindringlinge", auch bekannt als "Zersetzer". Alle Faschismen sind rassistisch.

Wenn in der AfD ein Unheil passiert, sind laut AfD und Fans, immer die Kommunisten, Zionisten, "Gutmenschen" schuld, die nichts besseres zu tun haben, als die AfD zu spalten. Ihr ganzes Dasein ist für AfD nur ein Beweis dafür, dass es sich lohnt, dauernd im Kriegszustand zu sein. Denn wer ihrer Wahrheit widerspricht, muss ja schließlich etwas böses im Schilde führen. Blut- und Boden-Ideologie gehört da schon fast zum guten Ton.

06. Faschismus entspringt gesellschaftlicher, massenhaft geteilter individueller Frustration?

Wenn AfD und ihre AnhängerInnen eines sein können, dann beleidigt. Sie drückt den Schmerz ihrer WählerInnen täglich aus, die sich durch die Welt gedemütigt fühlen und stets die Opfer aller Verschwörungen dieses Planeten sind.

07. Nationalismus – Wer selber keine soziale Identität hat und sich dieser beraubt fühlt, dem gibt der Ur-Faschismus als einziges Privileg das häufigste: Die Herkunft. Das ist der Ursprung des Nationalismus.

Glücklich derjenige, der sich als Deutscher bezeichnet ist ein Leitsatz, den die AfD gerne benutzt. Ultra-Nationalismus ist Alltag in der AfD und, in der Rhetorik vieler AfD-Mitglieder und AnhängerInnen nicht negativ behaftet.

08. Verfolgungswahn

Siehe Punkt 5

09. Kampf als Selbstzweck – Es gibt keinen Kampf ums Überleben, sondern nur ein Leben für den Kampf

Wahlsprüche von AfD-PolitikerInnen zeugen von einem Leben für den Kampf. Die AfD sich sich als Opfer von Dauerangriffen. Es könnte ja ihre Wahrheit in Frage gestellt werden.

10. Elitedenken – Man ist in bester historischer Gesellschaft

Natürlich fühlen sich bei der AfD viele als Auserwählte (Wir sind das Volk)

11. Erziehung zum Heldentum – Heroismus als Norm, Todeskult.

12. Machismo – Ein permanenter Krieg oder die Heldenverehrung sind mitunter schwierig, daher braucht es noch einen anderen Weg um Macht und Überlegenheit auszudrücken. Dieser Weg überträgt das Ganze auf das sexuelle Gebiet.

Immer wieder kann man besonders von weiblichen AfD-Anhängerinnen hören, dass sie alles tun würden für ihre Führer und dass sie diese als attraktivsten Menschen wahrnehmen.

13. Populismus – Der Führer wirft sich zum Interpreten des Volkswillen auf. Führer und Volk inszenieren sich als untrennbare Einheit – eine theatralische Fiktion.?

Kein Kommentar. (Einfach einmal eine AfD Veranstaltung besuchen)

14. Newspeak – "Newspeak" stammt aus dem Roman 1984 von George Orwell und ist eine aus politische Gründen vereinfachte Form der Sprache.

Unter AfD-Fans reichen ein paar Fakes dafür schon aus.

Fazit:

AfD = faschistisch.

Mit antifaschistischen Grüßen
prospero
prospero
„Den Menschen in Deutschland ging es noch nie so gut. […] Gleichzeitig warnte sie vor Meinungsverfälschung im Internet.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel. Tagesspiegel.de vom 23. November 2016

Ich lege dann gleich mal los, mit den Meinungsverfälschungen !

„In Deutschland leben mehr als 330.000 Menschen auf der Straße.“
(deutschlandfunk.de vom 5. Dezember 2016)

„Mehr als 10.000 Selbsttötungen pro Jahr.“
(wdr.de vom 19. Juli 2016)

„Jedes sechste Kind in Deutschland lebt in Armut. Das sind mehr als 2,5 Millionen Kinder.“
(kinder-armut.de)

„Mehr als 850.000 Menschen haben Zeitarbeitsverträge. In Deutschland befinden sich 6.694 Hauptsitze und 4.524 Niederlassungen von Zeitarbeitsunternehmen.“
(statista.com)

„Jeder 5. Suizid bedingt durch Arbeitslosigkeit.“
(hartziv.org vom 16. Juni 2016)

„40 Prozent der Deutschen, sind Opfer der Agenda 2010.“
(Oskar Lafontaine auf den Nachdenkseiten am 15. Mai 2017)

„Im April 2017 ist die Inflationsrate (Geldentwertung, Teuerungsrate) um rund 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen.“
(statista.com)
prospero
Es gibt so Mitbürger, die finden es sehr angemessen, jemanden an den Pranger zu binden und mit faulem Obst zu bewerfen. Permanent und ohne Unterlaß. Und können nicht verstehen, wenn die sich aus dem Pranger befreien wollen und wenn sie es tun, das Zeug zurück werfen. Da haben die empathielosen soziopathischen Schreibtischdemagogen in ihrer eigenen menschenverachtenden Weltsicht Nerven gelassen und Gift und Galle gespuckt und es doch nicht geschafft, ein ganzes Volk in den kollektiven Selbstmord zu treiben. Obwohl sie davon überzeugt sind, tief im Inneren, daß es die bessere Lösung gewesen wäre.
Ja, und es war ein Fehler der Schröder-Bagage, Deutschland in ein Billiglohnland zu katapultieren und auf den Export, vor allem von Waffen, zu setzen. Das hat die Welt selbstverständlich nicht besser gemacht. Und ja, das wird sich schon bald rächen. Sagt aber keiner: Mein Fehler. Die können nur noch hoffen, daß die Deutschen das nach wie vor in der Breite nicht erkennen. Egal, was in der Zukunft so ab morgen passiert: klar fällt das Egale auch auf die Deutschen zurück. Es ist leider tatsächlich nicht die Zeit für Rockn Roll in der Politik. Vielleicht noch nicht. Die Deutschen werden ja eventuell auch noch lernen, sich irgendwann mal um sich selber kümmern zu können.
Hoffnungslos bin ich da nicht. Denn ein Europa der Menschen halte ich für durchaus möglich. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich diese Hoffnung angesichts der Übermacht der Technokraten und Xenophoben schon längere Zeit aufgegeben. DIE Griechen sind Menschen. DIE Russen ebenso. Wie DIE Deutschen, DIE Amerikaner und DIE Ausländer ... Wohin sie sich entwickeln, die Menschen, liegt an jedem von uns. Blöd ist, da muß ich noch selbst eine ganze große Menge an mir arbeiten. Und ich bin ein Nichts. Na, man kann es ja mal versuchen ...
Alles Liebe für Euch und die Welt!
prospero
Rechtsextreme AfD-Größen leben davon sich als Opfer zu inszenieren. Sie gaukeln ihren Mut als angebliche Tabubrecher vor und ergehen sich in Verschwörungstheorien, wenn eine Zeitung oder Internet-Plattform mal nicht ihre Hetze veröffentlichen will.
Von der „linksgrün-versifften Systempresse durchgesetzte Zensur“ schnauben sie dann unter Krokodiltränen. Man wird doch wohl noch sagen dürfen.
So erklärt sich ein Teil des AfD-Erfolges. Einige Wirrköpfe halten es für besonders mutig in der Öffentlichkeit gegen Schwule, Schwarze, gegen Juden und Muslime zu poltern.
Dieser Erfolg ist umso ärgerlicher, als in der veröffentlichten Meinung die AfD-Themen extrem überproportional vorkommen.
Flüchtlinge, Ausländer, Asylanten lautet das Thema jeder zweiten Talkshow, in der inzwischen auch immer mit großer Selbstverständlichkeit ein AfD-Epigone für seine braune Truppe werben kann.
Im einzigen Merkel-Schulz-TV-Duell nahmen AfD-Themen die halbe Sendezeit ein, während Sozialpolitik und Bildung gar nicht angesprochen wurden.
Wäre es nicht vielleicht besser die AfD-Knalltüten ungehindert plappern und sich selbst entlarven zu lassen?
Sollen sie sich doch durch tumben Rassismus selbst entlarven.

Man kann aber auch die gegenteilige Position vertreten.
Demnach wäre der § 130 BGB noch viel zu schwach, weil die Storchs, Bernd Höckes, Gaulands, Poggenburgs, Frohnmaiers noch frei rumlaufen und zur Wahl stehen.
Ich neige inzwischen eher zu dieser Sichtweise und meine völkische Hetzer gehören in den Knast, weil sie die Hemmschwelle zur Gewalt bei so vielenn Menschen runtersetzen.
prospero
ABGESANG
Es ist so kalt geworden
in diesem dumpfen Land.
Die ewig lauten Horden
rauben uns noch den Verstand.

Die Dichter sind verschollen
und schweigen lieber still.
Vergessen das Wir-Wollen,
geblieben das Ich-Will.

Die fetten feisten Herren
zerbeißen Muttis Brust.
Wer kann sich da noch wehren,
da vergeht doch jede Lust.

Die Messer an den Schläfen
(des Geldes und des Neids)
führ´n uns zu den Häfen
des Hasses und des Streits.

Als wär´n wir nie geboren.
Ach, armes deutsches Land.
Wir haben dich verloren
und nie richtig gekannt.

Wie kann man nur so schlafen
so finster, bitter, fest.
Als würd´ man uns bestrafen,
weil uns nichts hoffen läßt.

Wir wollten so viel feiern
und lachen und uns freu´n.
Jetzt werfen wir mit Eiern
und können nichts verzeihn.

Wir sprechen tausend Sprachen,
doch keiner hört mehr zu.
Die Müden und die Schwachen
erflehn klagend ihre Ruh´.

Erstickt in leeren Worten,
in falschem Schein und Tand.
Sie rufen dich und morden
dich damit, verkalktes Land.

Und gäb´ es tausend Tränen,
sie reichten nicht mehr aus.
Der Denker tiefes Sehnen
treibt sie weit hinaus.

Wir dürfen nicht mehr schlafen!
Denn du schläfst schon zu tief
im Stumpfsinn, den wir trafen -
im tiefen deutschen Mief.

(c) hähle
holgersheim
Gedanken einer Mutter äußerlich nicht deutscher Kinder zum Ergebnis der AfD

Die Sächsische Schweiz

Dass es in Deutschland Orte gibt, an die man nicht geht, wenn man scheinbar kein Deutscher ist, dass wusste ich schon länger. Spätestens, seit damals, als ich im Pizzaladen um die Ecke arbeitete und die dortige Bäckerin rief: „Hey, guckt mal der Schwarze (sie sagte ein anderes Wort) da draußen. Holt den mal rein, ich wollte schon immer einen dressierten Affen, der mir mein Bier bringt.“ Sie fuhr am nächsten Tag in den Urlaub – in die Sächsische Schweiz. Diese Sächsische Schweiz, in der die AfD gestern 35,5% der Stimmen bekam, die, wie vielen bekannt ist, schon lange eine Hochburg der Rechten in Deutschland ist. In diese Sächsische Schweiz fuhr die Rassistin, die für ihren Spruch Gelächter bekam, zusammen mit Freunden in einem auffälligen BMW, der vor Nazi-Symbolik triefend unbehelligt vor unserer Leipziger Haustür parkte.

Die Sächsische Schweiz ist der Ort, wo ich schon damals mit meinem aus Mosambik stammenden Partner und unserer gemeinsamen Tochter wohl nicht in den Urlaub gefahren wäre. Was ich als gar nicht weiter betrauernswert empfand, dass es eben Berge gibt, die ich nur auf Fotos sehen werde. Fotos zum Beispiel von Facebook-Freunden, die romantische Bergpanorama Bilder posten und die Beflaggung an den Häusern der Dörfer unkommentiert wehen lassen. Ebenso, wie ich den Spruch der Pizzabäckerin. Was soll das schon bringen? Die sind halt dumm, lasse reden.

Das war vor fünf Jahren. Wir leben nicht mehr in Leipzig, auch, weil der latente Rassismus uns zu zermürben drohte. Weil wir es nicht mehr hören konnten, wenn Menschen im Zoo sagten: „Schau, da ist einer aus dem Affenhaus abgehauen.“ Weil wir uns nicht mehr zwei Mal überlegen wollten, ob man Abends wirklich noch mal auf die Straße will, ob man wirklich ein sprichwörtliches Fass aufmachen muss, wenn ein Kind aus dem Kindergarten das eigene Kind als „Kaka“ bezeichnet und die Mutter lacht, ob man sich wirklich ärgern will, wenn die Nachbarn tuscheln: „Seit die Schwarze hier wohnt, spielen die Kinder viel lauter.“, ob man sich wirklich als „stinkend“ bezeichnen lassen möchte.

Unter anderem all das haben wir stillschweigend hingenommen, haben unsere Sachen gepackt und sind weg aus Sachsen, wo die AfD gestern stärkste Kraft geworden ist, nach Potsdam, doch die braune Soße ist uns hinterher geflossen.

Zugegeben, es hat gedauert, aber nun gibt es auch hier Orte, an die wir nicht gehen wollen. Menschen, denen wir nicht begegnen wollen. Es gab sie schon immer, einige wenige. Kaum sichtbar, nur für die, die sich ihnen in den Weg stellen, durch Taten oder durch die äußere Erscheinung. Doch nun werden sie mehr und davor habe ich Angst.

Ich möchte meinem Kind nicht erklären müssen, warum die Leute ständig ihre Haare anfassen wollen, warum andere Kinder über sie lachen, nur weil sie da ist, warum man sie im Schwimmunterricht mehrfach fragt, ob sie wirklich schwimmen könne, bevor man sie ins Wasser lässt, warum die Menschen sie immerzu fragen, woher sie kommt.

Ich möchte nicht mit ansehen müssen, wie eine Partei die rote Linie durch ständiges Übertreten immer mehr in die Mitte schiebt, immer ein Stück weiter, immer noch ein bisschen krasser. Ich möchte nicht ertragen müssen, dass Rassismus wieder salonfähig wird.

Ich weiß, dass er es schon längst geworden ist. Ich weiß, dass man als äußerlich Deutscher davon kaum etwas spürt, den Kopf über einen Gauland schüttelt und den Fernseher abstellt, abharkt, weiter macht. Ich weiß aber auch, wozu das führt.

Damals, vor fünf Jahren, nahm ich meine Pizza-Bestellung und trug sie zum Auto, schüttelte den Kopf über den dressierten Affen und versuchte, das zu vergessen. Heute fühle ich mich, als hätte ich meine Familie verraten, weil ich nicht schon damals etwas sagte, etwas tat.

Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der es Orte gibt, an die ich nicht gehen darf. In der ein kleines Kind ein Aggressor ist, ein Ding, das man anfassen und bestaunen kann. Das in den Mathe-Nachhilfeunterricht für Dyskalkulieverdacht geschickt wird, in dem sich sämtliche äußerlich nicht deutsche Kinder der Klassenstufe treffen.

Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der ich auf offener Straße gefragt werde, ob sich mein Schwarzer (wieder ein anderes Wort) fröhlich das Visum ervögelt hat und nun in Saus und Braus auf Staatskosten lebt, wenn ich mit meinen Kindern ohne ihn unterwegs bin. Wenn er doch mitkommt, ist er übrigens ein arbeitsloser Schmarotzer, der unsere Deutschen Frauen stiehlt. Als ob Frauen nicht mündig wären selbst zu entscheiden, an wen sie sich binden, aber das macht ein anderes Fass auf.

Ich habe Angst vor der AfD, vor dem Menschenbild, das diese Partei schürt, vor dem Feuer, dass sie legt. Angst, weniger um meinet Willen, als für meine Kinder, die einen Hass zu spüren bekommen, den sie nicht verstehen können. Den ich nicht verstehen will.

------
Link zum teilen: https://sophiesumburane.com/2017/09/25/d...die-afd-fckafd/
gastli
Erinnert ihr euch noch, als DIE LINKE in den Bundestag ihren größten Erfolg feierte?
Im Jahr 2009 mit rund 12 Prozent?
Wie sich Union und SPD dann aufgrund des Wahlerfolges der LINKEN sofort drangesetzt haben und haufenweise soziale Gesetze durchsetzten?
Weil der Wähler dies ja offensichtlich einfordert?
Wie jetzt?
Ihr erinnert euch nicht daran?
Und ja, ihr habt recht.
Das gab es nicht. Stattdessen sind CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNE sogar gegen DIE LINKE zusammengerückt, um weiterhin rechte Politik durchsetzen zu können.

Aber jetzt, wenn die AfD mal 12 Prozent holt, atmen sie alle, die CDU, die CSU, die SPD, die FDP und die GRÜNEN, erleichtert auf und übernehmen sofort deren Forderungen.
Drum merke:
Aus Protest rechts zu wählen, ist im Kapitalismus kein Protest, sondern das Eingeständnis von fehlender Intelligenz.
Käptn Blaubär
Eben wieder gelesen: “Geburtstag des Heilands”. Nein, nein und nochmal nein. Es gibt keinen “Geburtstag des Heilands”. Es gibt auch keinen gottverdammten Heiland, aber darüber würde ich ja glatt noch mit mir reden lassen, wüssten diese Kniefälligen wenigstens, dass nicht einmal ihre spackigen Kirchen behaupten, ein “Heiland” habe “Geburtstag”.
Es ist Weihnachten, das ist das fucking Lichterfest, weil die gammeligen Tage wieder länger werden. Da wird die Sonnenwende gefeiert, ihr Pisaflüchtlinge. Warum man das auf den verkackten Vierundzwanzigsten verlegt hat, weiß der Geier. Vermutlich weil die behämmerte Mutter Katholisch zu doof ist auf die Uhr zu gucken. Sicher ist aber, dass sie wie immer ihre öden Zeremonien in die Zeit verlegt hat, wo früher die geilen Partys abgingen.
Bei mir zu Hause zum Beispiel haben sich Kelten mit Met und allem, in dem sie mehr Alkohol konzentrieren konnten, fürchterlich die Kante gegeben und brennende Bäume die Hänge hinab gerollt. Dann haben sie alles gefickt, was nicht bei drei übern Deich war und zwischendurch ein paar wenig begeisterte Opfer live geröstet. War ja auch nicht alles Gold bei denen. Na ja, und dann kamen halt die Talare mit dem großen Spaßhammer und haben auch das noch auf besinnlich getrimmt.
Ja richtig, herrgottnochmal, sie lassen da jetzt die Geburt ihres unappetitlich Dahingeschiedenen feiern. Aber ist das ein Geburtstag? Behauptet irgendwer, die Schreinerbrut aus Galiläa sei am bepissten vierundzwanzigsten zwölften geboren? Nein, nein und dreimal nein! Und weil ihr das jetzt wisst, habt ihr vielleicht eine Ahnung, warum der Jubilar grundsätzlich nicht zum Fest erscheint – für den ihr eh nicht mit eingekauft habt, ihr Heuchler.
Feiert also getrost euch selbst, den Rettungsring, der jedes Jahr eindrucksvoller eure maroden Chassis umschmeichelt und geht mir nicht mit albernem Getue auf die Eier, verdammte Axt! Ich muss eh arbeiten.
Aschemännl
Zitat:
gastli hat am 11. Oktober 2017 um 08:37 Uhr folgendes geschrieben:
Aus Protest rechts zu wählen, ist im Kapitalismus kein Protest, sondern das Eingeständnis von fehlender Intelligenz.


Top
timabg
Top
gastli
Nachtrag zum Jahreswechsel.
Etwa 4,6 Milliarden mal raste die Erde mit einer mittleren Bahngeschwindigkeit von 29,78 km/s also rund 107.208 km/h seit ihrer Entstehung um die Sonne.
Die eben gerade erst aufgetauchten Menschen haben darauf nicht den geringsten Einfluss.
Sie sind völlig irrelevant.
Die Geschwindigkeit war vorgestern um 17.28 Uhr und gestern um 23.12 Uhr gleich.
Sie wird auch heute um 23.59 Uhr und übermorgen den ganzen Tag gleich bleiben.
Wie kann man nur so blöd sein, zu glauben heute oder morgen mache irgendeinen Unterschied?
Wir Menschen sind kosmisch irrelevant und völlig ohne Bedeutung.
Unsere Leben ändern sich nicht mit einem willkürlichen Datumswechsel.
[Innerhalb unserer eingeschränkten menschlichen Perspektive gibt es aber auch tatsächlich einschneidende Ereignisse.
Der 20. Januar 2017 war so ein Tag.
Weil an diesme Tag die verblödeten Amerikaner einem absoluten Komplettidioten, der zudem bösartig und impulsiv ist, die alleinige Verfügungsmacht über das weltgrößte Atomwaffenarsenal übergaben.]

Jahreswechsel ist kein Grund zum Feiern.
Ich würde einen Tag feiern, an dem die Kirchen ihre Selbstauflösung bekannt geben.
Auf meinem Datumsstempel die "7" auf "8" zu drehen interessiert mich hingegen gar nicht.
Aschemännl
Treffen sich drei Planeten:

Sagt der erste: "Du siehst aber schlecht aus!"
Sagt der zweite: "Ja, ich habe Homo Sapiens."
Sagt der dritte: "Mach dir keine Sorgen, das hatte ich auch schon, das geht von alleine wieder weg."

großes Grinsen