Zu viele ALG-II-Bezieher

Simson
@ spidy:

Ich sehe das anders als Du. Du sagst, es ist kein Wachstum möglich, weil zu viele arbeitslos und vom Konsum ausgeschlossen sind. Das halte ich für keine richtige Analyse und auch nicht für weiterführend zur Lösung des Problems. Deinen Gedanken weitergedacht, müßte man wohl den Menschen nur (mehr) Geld geben und alles wird besser.

Meiner Meinung brauchen wir Bedingungen, unter denen bestehende Unternehmen verstärkt wieder einstellen und neue Unternehmen, die erstmals einstellen. Erst muß ein Produkt oder eine Dienstleistung entwickelt und erfolgreich angeboten werden, dann kann ein Unternehmen unter anderem auch Löhne zahlen und hat Kaufkraft bei seinen Beschäftigten erzeugt. Entstandenes Geld und entstandene Kaufkraft ist das Ergebnis erfolgreicher wirtschaftlicher Tätigkeit. Und Möglichkeiten dafür gibt es, auch wenn es unter heutigen Bedingungen nicht einfach ist.

Mit der Währungsreform 1948 in der alten Bundesrepublik erhielten die Bürger in zwei Schritten 40 DM und später 20 DM. Für 100 Reichsmark Bargeld gab es beim Umtausch 6,50 DM. Das Geldvolumen betrug in den Monaten nach der Währungsreform etwa 13 Milliarden DM (das waren etwa 200 DM pro Einwohner). Mit diesem wenigen Geld startete das deutsche Wirtschaftswunder. Das wenige Geld hat die Wirtschaft nicht gehindert, aktiv zu werden. Im Gegenteil, es war ein großer Druck und Wunsch da, Geld zu verdienen.

1998 (aktuellere Zahlen habe ich momentan nicht) betrug das Geldvolumen in der wiedervereinigten Bundesrepublik Deutschland etwa 2.240 Milliarden DM. Das ist die etwa 172-fache Menge gegenüber 1948 und entspricht etwa 28.000 DM pro Einwohner.

Nun soll es heute im Gegensatz zu den Verhältnissen von 1948 nicht mehr möglich sein, Produkte oder Dienstleistungen herzustellen, für die jemand Geld hat und das bei internationalen Absatzmärkten, die offener sind als je zuvor? Das widerspricht sich für mich mit jeglicher Logik und meinen Erfahrungen und Eindrücken.

Allerdings ist mit dem mehr gewordenen Geld in Deutschland der allgemeine Druck zu erfolgreicher wirtschaftlicher Tätigkeit und damit zum Geldverdienen geringer geworden als 1948. Außerdem sind in anderen Ländern Wettbewerber aufgetaucht, die nun am Markt erfolgreich mitmischen und selbst Geld verdienen wollen, mit dem Wohlstand außerhalb von Deutschland entsteht.
gastli
Zitat:
Original von Simson

Mit der Währungsreform 1948 in der alten Bundesrepublik erhielten die Bürger in zwei Schritten 40 DM und später 20 DM. Für 100 Reichsmark Bargeld gab es beim Umtausch 6,50 DM. Das Geldvolumen betrug in den Monaten nach der Währungsreform etwa 13 Milliarden DM (das waren etwa 200 DM pro Einwohner). Mit diesem wenigen Geld startete das deutsche Wirtschaftswunder. Das wenige Geld hat die Wirtschaft nicht gehindert, aktiv zu werden. Im Gegenteil, es war ein großer Druck und Wunsch da, Geld zu verdienen.


Hierbei handelte es sich um Gelder die zu 100% wieder dem Wirtschaftskreislauf zugeführt wurden. Das ging so einige Jahre und das war gut so.
Heute werden Milliarden abgezogen und an den Börsen verbrannt, in andere spekulative Anlagen gesteckt, also dem Kreislauf entzogen. Und das ist nicht gut so. Wenn dieses Geld dann auch noch Gewinne abwirft, dann läuft was schief.
Richtiger wäre es doch wenn Gelder die dem Kreislauf entzogen werden kontinuierlich an Wert verlieren und Gelder die in Investitionen fliesen mit Positivsteuer belohnt würden. Damit klärt sich das Problem Kapitalflucht von ganz alleine.

Arbeitsplätze die ins Ausland verlagert werden kosten das verlagernde Unternehmen 1.000.000 Euro pro Arbeitsplatz und Jahr. Arbeitsplätze die hier neu entstehen werden analog über diese Gelder gefördert. Kostet also Vater Staat gar nichts und ist ein prima Anreiz Arbeitsplätze entstehen zu lassen.
gerassimov
Zitat:
Original von Simson
Zitat:
Original von gerassimov
Zitat:
Original von Simson
Ich finde es absurd, daß sich heute noch viele selbst hinstellen und malern und handwerken, statt dies von einem Fachmann erledigen zu lassen ...


Sag mal, geht's noch? So allmählich glaub ich, Du hebst vollkommen ab. Ist dir nicht klar, dass viele Menschen, sich nicht den Fachmann leisten können? Nichtmal den aus Polen.


Das ist ja das traurige, was auch ich beklage, daß man sich den Maler oder einen anderen Fachmann oft nicht leisten kann oder will. Wenn man nur etwas mehr als den Stundenlohn eines Arbeitnehmers von vielleich 8 bis 12 Euro bezahlen müßte, dann wäre das ja leichter möglich. Stattdessen werkelt man selbst herum oder es wird als Schwarzarbeit erledigt. Wenn solche Arbeiten zu bezahlbaren Preisen mehr über den offiziellen Markt abgewickelt werden könnten und von Arbeitnehmern erledigt würden, hätten vielleicht alle Beteiligten etwas davon.


Das kann man drehen und wenden, wie man will. Wenn ich nicht genug als Schreiner verdiene, kann ich mir den Maler nicht leisten. Und umgekehrt. Wachstum funktioniert nur so lange, wie das Geld durch viele Hände fließt. Und zwar müsste möglichst viel Geld durch möglichst viele Hände fließen. Denn wenn am Ende sich nur noch wenige was leisten können, wird man Absatzprobleme bekommen, da der Markt gesättigt ist. Egal welch tolle Neuerungen an (teilweise sinnlosen) Produkten auf den Markt geworfen werden, um ein Wachstum künstlich weiter zu treiben. Ich kann immer nur EIN Auto fahren, selbst wenn ich mir fünf leisten könnte. Wenn ich aber gar keins habe, jedoch eins brauche, um beispielsweise zur Arbeit zu kommen, macht das nur Sinn, wenn ich mir die Anschaffung auch leisten kann. Und genau dazu muss ich entsprechend verdienen.

Unser Wachstumspotenzial liegt in der breiten Bevölkerungsmasse. Genau dort gäbe es noch genügend Bedürfnisse. Aber das Geld fehlt, weil genau dort an den Leuten gespart wird.
gastli
Kurt Tucholsky schrieb 1931:

Zitat:

Der unbeirrbare Stumpfsinn, mit dem diese Kapitalisten ihre törichte Geldpolitik fortsetzen, immer weiter, immer weiter, bis zur Ausblutung ihrer Werke und ihrer Kunden, ist bewundernswert. Alles, was sie seit etwas zwanzig Jahren treiben, ist von zwei fixen und absurden Ideen beherrscht: Druck auf die Arbeiter und Export.

Für diese Sorte sind Arbeiter und Angestellte, die sie heute mit einem euphemistischen und kostenlosen Schmeichelwort gern "Mitarbeiter" zu titulieren pflegen, die natürlichen Feinde. Auf sie mit Gebrüll! Drücken, drücken: Die Löhne, die Sozialversicherung, das Selbstbewusstsein - drücken, drücken! Und dabei merken diese ********* nicht, was sie da zerstören. Sie zerstören sich den gesamten inneren Absatzmarkt.

Sie scheinen ihn nicht zu wollen - dafür haben sie dann den Export. Was dieses Wort in den Köpfen der Kaufleute angerichtet hat, ist gar nicht zu sagen. Ihre fixe Idee hindert sie nicht, ihre Waren auch im Inland weiterhin anzupreisen; ihre Inserate wirken wie Hohn. Wer soll sich denn das noch kaufen, was sie da herstellen? Ihre Angestellten, denen sie zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel geben, wenn sie sie nicht überhaupt auf die Straße setzen? Die kommen als Abnehmer kaum noch in Frage. Aber jene protzen noch: dass sie deutsche Werke seien, und dass sie deutsche Kaufleute und deutsche Ingenieure beschäftigen - und wozu das? „Um den Weltmarkt zu erobern!"


Die Geschichte wiederholt sich gerade. Damals gab es einen unkontollierbaren Unfall namens Hitler und heute ?
Adeodatus
Zitat:
Gemeinschaftdienst für Arbeitslose

Der arbeitsmarktpolitische Obmann der Unionsfraktion im Bundestag, Stefan Müller (CSU), hat die Einrichtung eines "Gemeinschaftsdienstes für Langzeitarbeitslose" gefordert.

Der "Bild"-Zeitung sagte Müller: "Alle arbeitsfähigen Langzeitarbeitslosen müssen sich dann jeden Morgen bei einer Behörde zum 'Gemeinschaftsdienst' melden und werden dort zu regelmäßiger, gemeinnütziger Arbeit eingeteilt acht Stunden pro Tag, von Montag bis Freitag. Wer sich verweigert und nicht erscheint, muss mit empfindlichen finanziellen Einbußen rechnen!"

Müller begründet seine Forderung mit den Worten: "Die Langzeitarbeitslosen haben so nicht länger das Gefühl, überflüssig zu sein, gewöhnen sich wieder an regelmäßige Arbeit. Positiver Nebeneffekt: Sie können in dieser Zeit nicht schwarz arbeiten. Die Folge: Arbeit, die getan werden muss, wird dann wieder nur von Sozialversicherten erledigt. Das schafft neue Arbeitsplätze und füllt die Sozialkassen."

Der CSU-Politiker ist der Ansicht, dass eine solche Regelung dafür sorgt, dass die Mitnahme-Effekte beim Arbeitslosengeld II auf ein erträgliches Maß eingedämmt würden. Wer sich jeden Morgen zu gemeinnütziger Arbeit melden müsse, werde sich "wohl überlegen, ob er ohne Not Hartz IV beantragt".

Und hier ist er der Herr Müller ...Bild.nicht.mehr.auf.imageshack.online...] ...Bild.nicht.mehr.auf.imageshack.online.../img238/5313/678341srcpath0eq.jp
g[/IMG]




http://www.n-tv.de/678340.html[/URL]


Aber Herr Müller wieso denn nur Finanzielle Einbußen es geht doch bestimmt besser z.B. so

Zitat:
§ 1

Der Dienststrafordnung unterworfen sind alle Angehörigen des Arbeitsdienstes. Die Zugehörigkeit zum Arbeitsdienst dauert so lange, bis die übernommene Dienstverpflichtung abgelaufen oder vorschriftsmäßig gelöst ist.

§ 2
(1) Alle Handlungen und Unterlassungen, die

1. die Ehre der Gemeinschaft und das öffentliche Ansehen des Arbeitsdienstes, oder die Kameradschaft im Arbeitsdienst verletzen oder gefährden, oder
2. gegen Zucht und Ordnung im Arbeitsdienst verstoßen,

sind nach dieser Dienststrafordnung zu verfolgen.
(2) In besonders leichten Fällen kann an Stelle einer Strafe Zurechtweisung erfolgen.

§ 3 Die Dienststrafen
Dienststrafen sind:
a) Kleine Dienststrafen:


1. Dienstverrichtung im Innendienst außer der Reihe oder außer der Zeit, jedoch nur zur Wiedergutmachung nachlässiger Dienstverrichtungen gleicher Art.
2. Einfacher Verweis.

b) Förmliche Dienststrafen:


3. Strenger Verweis.
4. Lagerarrest bis zu 4 Wochen.
5. Stubenarrest bis zu 4 Wochen.
6. Verschärfter Stubenarrest bis zu 10 Tagen, zulässig nur bis zum Obervormann einschließlich.
7. Zellenarrest (in Gefängniszelle) von 1 bis zu 8 Monaten.
8. Aberkennung des Dienstgrades gegen Vormänner und Obervormänner.
9. Zurücksetzung in der Beförderung.
10. Androhung der Entlassung.
11. Entlassung.
12. Fristlose Entlassung.
13. Ausstoßung aus dem Arbeitsdienst.

§ 4

Arreststrafen dürfen nur nach vollen Tagen verhängt werden.


Na wäre das nicht besser, Nachzulesen in der Dienststrafordnung für die Angehörigen des Freiwilligen Arbeitsdienstes. Vom 8. Januar 1935.
gastli
Noch ein paar Tage später:

Die Arbeiter ( 2006, Lanzeitarbeitslosen) wurden an die Industrie vermietet. Zu diesem Zweck gründete die SS 1942 ( 2006, Agentur für Arbeit) das Wirtschafts-Verwaltungshauptamt (Agentur für Arbeit), das die Häftlinge (Lanzeitarbeitslosen) an die verschiedenen Firmen vermittelte. Für den elfstündigen Arbeitstag eines KZ-Häftlings (Lanzeitarbeitslosen) verlangte die SS (Agentur für Arbeit) durchschnittlich fünf Reichsmark (Euro).
gastli
Was sind dennn nun die zu vielen ALG II Empfänger ?

faul
* Zitat Kauder Interview Süddeutschen Zeitung :” Wer Hartz IV erhält, darf nicht nur herumgammeln.” 31. Mai 2006

oder fleißige Schwarzarbeiter
* Zitat Müller Interview Bildzeitung: ” Sie können in dieser Zeit nicht schwarz arbeiten.” 13. Juni 2006


Bei der ständigen und nicht abreißenden Debatte zu Hartz IV, scheinen sich politische Wichtigtuer nicht einig zu sein, wie ein Langzeitarbeitsloser zu klassifizieren ist.

Würde nur einer dieser Herren einmal in seinem Leben die Anforderungen für den Bezug von Hartz IV erfüllen müssen, so würden diese wissen, dass Hilfebedürftige mit Sicherheit weder Zeit besitzen einer “Schwarzarbeit” nachzugehen, noch Zeit besitzen, faul den Tag im Bett zu verbringen. Der Tagesablauf ist bei weiten Teilen der Bedürftigen mit dem täglichen Überleben mehr ausgelastet, als es von politischer Seite her zugegeben wird. Unterlagen organisieren, Folgeanträge alle paar Monate einreichen, die Jobsuche, ständige Verfügbarkeit und die tägliche Jagd nach geeigneten Wohnraum und Sonderangeboten beim Discounter sind zeitaufwendiger, als sich diese Diätenbezieher das vorstellen können.

Was das Thema Schwarzarbeit angeht: Wer behauptet das Hilfebedürftige die Hauptgruppe der sog. “Schwarzarbeiter” ist, der möge dieses doch bitte belegen. Entsprechende Statistiken sind bis dato noch nie erstellt worden.

Zudem Schwarzarbeit ist sehr schnell einzustellen: Jeder der eine Person beschäftigt, ohne diese entsprechend sozialversicherungstechnisch zu melden, wird mit einer Freiheitsstrafe nicht unter 10 Jahren und einer Geldbuße in Höhe von 100.000 Euro bestraft. (Sozialticker Gesetzesvorschlag)

Man wird sich wundern wie schnell die angebliche “Schwarzarbeit” verschwunden ist und wie viele Wohnungen in ihrem Dreck verkommen, denn das nicht ordnungsgemäße Anstellen von “Putzfrauen” gehört gerade in den “Besseren KREISEN” immer noch zum Kavaliersdelikt, so wie Steuerhinterziehung auch!
Pfiffikus
Zitat:
Original von gastli
Bei der ständigen und nicht abreißenden Debatte zu Hartz IV, scheinen sich politische Wichtigtuer nicht einig zu sein, wie ein Langzeitarbeitsloser zu klassifizieren ist.

in weiten Teilen deines Beitrages hast du ja Recht. Doch diese Zeile verstehst/interpretierst du falsch.

Die entsprechenden Passagen sind so zu verstehen, dass es sowohl salopp gesagt Faule, als auch Schwarzarbeiter in den Reihen der Langzeitarbeitslosen gibt.

Im Sprachgebrauch könnte schwarz arbeiten auch so umschrieben werden:
Zitat:
Original von gastli
Der Tagesablauf ist bei weiten Teilen der Bedürftigen mit dem täglichen Überleben mehr ausgelastet, als es von politischer Seite her zugegeben wird.



Ich will in keinster Weise unterstellen, dass die meisten Langzeitarbeitslosen so sind. Im Gegenteil: über deren Anteil habe icH mich überhaupt nicht geäussert. Doch es wäre einfach unredlich, die Existenz von solchen Leuten zu leugnen.
Herasun
Zitat:
Original von Pfiffikus
Zitat:
Original von gastli
Bei der ständigen und nicht abreißenden Debatte zu Hartz IV, scheinen sich politische Wichtigtuer nicht einig zu sein, wie ein Langzeitarbeitsloser zu klassifizieren ist.

in weiten Teilen deines Beitrages hast du ja Recht. Doch diese Zeile verstehst/interpretierst du falsch.

Die entsprechenden Passagen sind so zu verstehen, dass es sowohl salopp gesagt Faule, als auch Schwarzarbeiter in den Reihen der Langzeitarbeitslosen gibt.

Im Sprachgebrauch könnte schwarz arbeiten auch so umschrieben werden:
Zitat:
Original von gastli
Der Tagesablauf ist bei weiten Teilen der Bedürftigen mit dem täglichen Überleben mehr ausgelastet, als es von politischer Seite her zugegeben wird.



Ich will in keinster Weise unterstellen, dass die meisten Langzeitarbeitslosen so sind. Im Gegenteil: über deren Anteil habe icH mich überhaupt nicht geäussert. Doch es wäre einfach unredlich, die Existenz von solchen Leuten zu leugnen.


Ich glaube, das will hier auch keiner leugnen. Diese Leute gab es durchaus auch schon zu DDR-Zeiten. Damals wurden sie z.B. zur Arbeit abgeholt, wenn sie von selbst nicht erschienen. Und das forderte, verständlicherweise, den Unmut aller Kollegen heraus! Aber: das waren einzelne Exemplare, genauso wie es auch heute einzelne Exemplare sein werden, die eine ähnliche Lebenseinstellung haben.
Was an Äußerungen momentan von führenden Politikern aber generell über Langzeitarbetslose und zum Feldzug gegen sie zu hören ist, ist für jeden Einzelnen von ihnen sowohl beleidigend als auch entwürdigend.
Aber so ist es halt: Wenn wir es nicht schaffen, den Kampf mit der Arbeitslosigkeit zu bewältigen, so sagen wir eben den Arbeitslosen selbst den Kampf an! Die kriegen wir schon klein!!!
Herasun
Zitat:
Original von gastli
Kurt Tucholsky schrieb 1931:

Zitat:

Der unbeirrbare Stumpfsinn, mit dem diese Kapitalisten ihre törichte Geldpolitik fortsetzen, immer weiter, immer weiter, bis zur Ausblutung ihrer Werke und ihrer Kunden, ist bewundernswert. Alles, was sie seit etwas zwanzig Jahren treiben, ist von zwei fixen und absurden Ideen beherrscht: Druck auf die Arbeiter und Export.

Für diese Sorte sind Arbeiter und Angestellte, die sie heute mit einem euphemistischen und kostenlosen Schmeichelwort gern "Mitarbeiter" zu titulieren pflegen, die natürlichen Feinde. Auf sie mit Gebrüll! Drücken, drücken: Die Löhne, die Sozialversicherung, das Selbstbewusstsein - drücken, drücken! Und dabei merken diese ********* nicht, was sie da zerstören. Sie zerstören sich den gesamten inneren Absatzmarkt.

Sie scheinen ihn nicht zu wollen - dafür haben sie dann den Export. Was dieses Wort in den Köpfen der Kaufleute angerichtet hat, ist gar nicht zu sagen. Ihre fixe Idee hindert sie nicht, ihre Waren auch im Inland weiterhin anzupreisen; ihre Inserate wirken wie Hohn. Wer soll sich denn das noch kaufen, was sie da herstellen? Ihre Angestellten, denen sie zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel geben, wenn sie sie nicht überhaupt auf die Straße setzen? Die kommen als Abnehmer kaum noch in Frage. Aber jene protzen noch: dass sie deutsche Werke seien, und dass sie deutsche Kaufleute und deutsche Ingenieure beschäftigen - und wozu das? „Um den Weltmarkt zu erobern!"


Die Geschichte wiederholt sich gerade. Damals gab es einen unkontollierbaren Unfall namens Hitler und heute ?


Hoffentlich wiederholt sich ein solcher "Unfall" niemals!!!!!
Ansonsten kann man nur erstaunt fragen: Lebt der K. Tucholsky noch?
(Bissel kann man schon Angst kriegen bei den Parallelen, oder?)
Simson
Einen ähnlichen Unfall wünsche ich mir auf keinen Fall, egal ob er von rechts, links oder aus noch anderer Richtung kommt. Deshalb finde ich es wichtig, für Demokratie und Vernunft einzutreten.

Die Zeilen von Tucholsky sind 75 Jahre alt. Ist inzwischen der Weltuntergang eingetreten? Geht es den Menschen besser oder schlechter als damals?
as65
Immer wieder erinnert mich die soziale Lage in Deutschland an ein Aufsatzthema in der Schule:

„Wie stellt ihr euch das Jahr 2000 in der DDR vor?“

as65 großes Grinsen
Herasun
Zitat:
Original von Simson

Die Zeilen von Tucholsky sind 75 Jahre alt. Ist inzwischen der Weltuntergang eingetreten?


Nee du, es reicht ja wohl, daß er damals fast eingetreten wäre!!!
gerassimov
Zitat:
Original von Simson
Einen ähnlichen Unfall wünsche ich mir auf keinen Fall, egal ob er von rechts, links oder aus noch anderer Richtung kommt. Deshalb finde ich es wichtig, für Demokratie und Vernunft einzutreten.

Die Zeilen von Tucholsky sind 75 Jahre alt. Ist inzwischen der Weltuntergang eingetreten? Geht es den Menschen besser oder schlechter als damals?


Ach, ein Unfall war das? Na ja, kann ja mal vorkommen.
Also, ihr lieben toten Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Sozialdemokraten, Kommunisten, Soldaten und Widerstandskämpfer, ihr Männer, Frauen und Kinder, die ihr euer Leben gelassen habt: tröstet euch, auch die meisten Täter sind ja heute tot. Und die, die noch leben, denen geht es heute doch besser, oder nicht? Na dann war doch nicht alles umsonst.

Oder mit den Worten des großen Philosophen Stepanovic: "Lebbe gehd weider."

Da kann man mal sehen, wo uns unser "Fortschritts"-Glaube hin führen kann.
Mir macht das Angst, aber es grinsen ja noch genügend ...
holgersheim
Gert Flegelskamp hat dem Herrn Müller geantwortet.
carlos
Zitat:
Original von andy112
Zitat:
Original von Digedag
Was mich an dieser Diskussion stört ist die Tatsache das einfach die Arbeit, welche von jedem einzelnen angenommen würde leider nicht in dem Umfang vorhanden ist wie sie sollte.

Ein Beisbiel:

Wir suchen schon seit Monaten!!!!! ein bis zwei Aushilfen für stundenweise Tätigkeiten in einer Region mit sehr hoher Arbeitslosenquote. Es findet sich einfach niemand der zwischen 19:00 bis ca. 23:00 Uhr am Wochenende für um die 6 € die Stunde arbeiten möchte, wirklich seltsam, oder nicht.

Trängt sich bei mir die Frage auf was der Arbeitslose für eine Arbeit anstrebt, welche steht ihm zu Gesicht???




so...

nun erzähl mal, um was für eine Tätikkeit es sich handelt.

ich habe Koch gelernt und würde aber auch jede andere Arbeit übernehmen! hauptsache ich habe arbeit und verdiene Kohle!

Ich kann es langsam nicht mehr hören, das Junge leute zu Faul zum arbeiten sind! Ich bin es nicht! Ich war in Österreich! Ich habe bewiesen das ich arbeiten kann und will! Ich möchte aber gerne hier in der Region arbeiten, weil ich hier großgeworden bin und leben möchte!



Schon mal in die neue Stellenbörse auf www.gera.de geschaut, da werden neben über tausend anderen auch einige Köche für Gera und Umgebung gesucht.
Herasun
Zitat:
Original von holgersheim
Gert Flegelskamp hat dem Herrn Müller geantwortet.



Danke, @ holgersheim, war sehr interessant zu lesen.
Während ich ansonsten die Ausführungen des Gert Flegelskamp oftmals etwas ermüdend( weil zu ausschweifend) finde, trifft er es hier meiner Meinung nach auf den Punkt! Ehrlich, kritisch und vor allem schön bissig!
Digedag
@carlos

Ich habe lange auf der Gera-Seite gesucht aber keinen Link für die Stellenbörse gefunden.
Könntest Du mir den Direktlink nennen? Vielleicht ist auch was für mich dabei, da ich mit meiner Stelle auch nicht sonderlich zufrieden bin.
gastli
der Link

Auf der rechten Seite. Wenig Neues ansonsten geht es zu den uralten Stellen die die Agentur für Arbeit jeden Monat neu einstellt, so das sie immer aktuell aussehen.
Simson
Zitat:
Original von gerassimov
Zitat:
Original von Simson
Einen ähnlichen Unfall wünsche ich mir auf keinen Fall, egal ob er von rechts, links oder aus noch anderer Richtung kommt. Deshalb finde ich es wichtig, für Demokratie und Vernunft einzutreten.

Die Zeilen von Tucholsky sind 75 Jahre alt. Ist inzwischen der Weltuntergang eingetreten? Geht es den Menschen besser oder schlechter als damals?


Ach, ein Unfall war das? Na ja, kann ja mal vorkommen.
Also, ihr lieben toten Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Sozialdemokraten, Kommunisten, Soldaten und Widerstandskämpfer, ihr Männer, Frauen und Kinder, die ihr euer Leben gelassen habt: tröstet euch, auch die meisten Täter sind ja heute tot. Und die, die noch leben, denen geht es heute doch besser, oder nicht? Na dann war doch nicht alles umsonst.

Oder mit den Worten des großen Philosophen Stepanovic: "Lebbe gehd weider."

Da kann man mal sehen, wo uns unser "Fortschritts"-Glaube hin führen kann.
Mir macht das Angst, aber es grinsen ja noch genügend ...


Der Begriff Unfall stammt aus dem ursprünglichen Beitrag von gastli. In meiner Antwort habe ich diesen Begriff beibehalten. Was damals passiert ist, nämlich daß eine verheerende Diktatur an die Macht gelangt ist, das darf nie wieder passieren.

Tucholskys Zeilen habe ich als grundsätzliche Kritik an Kapitalismus und Marktwirtschaft angesehen. Ich weiß nicht, ob er es so gemeint hat oder nur bestimmte Entwicklungen kritisieren wollte. Ich habe ausdrücken wollen, daß markt- bzw. kapitalistisch orientierte Wirtschaft auch 75 Jahre nach Tuchloskys Worten nicht zugrunde gegangen ist. Den Menschen geht es besser als vor 75 Jahren und auch das heutige Lebensniveau von Arbeitslosen ist mit dem von damals überhaupt nicht zu vergleichen.

Über Fortschritt und Glauben daran kann man sicher lange diskutieren.

Unternehmen bilden die Basis einer Wirtschaft, beschäftigen Menschen, liefern Produkte und Dienstleistungen und generieren Geld.

Wer glaubt das Geld kommt vom Staat, der glaubt wahrscheinlich auch, der Strom kommt aus der Steckdose. Vom Staat kommen die Banknoten und wenn er zu viele davon druckt oder keine entsprechende Wirtschaftskraft dahinter steht, sind sie entsprechend weniger bis gar nichts wert. Das haben wir in der Geschichte bereits erlebt. Und wenn tatsächlich Geld vom Staat kommt, dann hat er es zuvor anderen abgenommen (in der Regel den Steuerzahlern) oder es kommt auf Pump und dann wird er das Geld anderen später abnehmen (in der Regel auch wieder den Steuerzahlern), nämlich zur Tilgung seiner Kredite und die Zinsen dafür auch noch .

Geld entsteht einzig und allein durch erfolgreiche wirtschaftliche Tätigkeit und die findet in Unternehmen statt, das will ich damit sagen.

Und wenn wir das in der Mehrheit nicht begreifen wollen oder können, die Unternehmer (unter denen es wie überall weiße und schwarze Schafe gibt) zu den Buhmännern der Nation oder zu einer aussterbenden Sorte machen und die wirtschaftliche Grundlage unserer Gesellschaft zerstören, dann müssen wir wieder eine Staats- oder Planwirtschaft einrichten, wenn wir auch in Zukunft noch Produkte und Dienstleistungen sowie Geld zur Verfügung haben wollen.

Zu den Millionen Arbeitslosen fehlt die entsprechende Anzahl von Unternehmern und die Bedingungen, daß beide Seiten mit Erfolg tätig werden. Unternehmer ist die freie Stelle, die nicht genügend besetzt wird.

Ein Unternehmen, das im Wettbewerb steht, wird sich nicht lange an der Frage aufhalten, ob es in Zukunft Fortschritt geben wird oder nicht. Es wird nach vorne denken und handeln müssen. Stillstand geht vielleicht eine Weile gut, aber lange bestimmt nicht. Denn häufig schlafen Wettbewerber nicht und steigen die Wünsche und Anforderungen von Kunden. Das Ergebnis dessen ist Fortschritt, auch wenn dabei das alte Sprichwort seine Gültigkeit wieder beweist: Wo Licht ist, ist auch Schatten.

Ich verstehe Ängste, ich weiß aber auch, daß Angst nicht immer ein guter Ratgeber ist.