Zu viele ALG-II-Bezieher

Simson
Löhne müssen unter Wettbewerbsbedingungen von Unternehmen erst einmal durch das Erzielen von Einnahmen verdient werden und stehen im Zusammenhang mit der Arbeitsproduktivität. Die Lohnhöhe kann unter internationalen Wettbewerbsbedingungen nicht einfach anhand von Bedürfnissen, Wünschen oder Lebenshaltungskosten von Arbeitnehmern festgelegt werden.

Unternehmen, die hohe Umsätze bei entsprechend niedrigen anderen Kosten erzielen, können auch hohe Löhne zahlen. Außerdem können sie Mitarbeiter an erzielten Gewinnen beteiligen.

Daß in manchen Unternehmen im Osten nach der Wende Löhne an Arbeitnehmer gezahlt wurden, die über der Arbeitsproduktivität lagen, hat einigen Unternehmen die Existenz gekostet bzw. wird solchen Unternehmen die Existenz auch in Zukunft kosten.

Löhne müssen im Einklang mit der Arbeitsproduktivität stehen - zu hohe Löhne führen zum Wegfall von Arbeitsplätzen.

Hier denken meines Erachtens nach viele von der falschen Seite her.

Ich mache jetzt mal ein praktisches Beispiel:

Angenommen, ich gründe die Firma "Geigespielen auf dem Geraer Markt" und stelle einen Geigenspieler für 6 Euro pro Stunde ein. Der spielt als Arbeitnehmer eine Stunde Geige auf dem Geraer Markt.

In seinen Hut werfen die Passanten während dieser Stunde 8 Euro ein, die mir als Unternehmer gehören. Nach Abzug geringer Unkosten von mir und eines geringen Gewinns für mich, kann ich ihm gerade die vereinbarten 6 Euro Stundenlohn auszahlen.

Wenn in seinem Hut 16 Euro landen würden, dann könnte ich ihm natürlich auch 12 Euro Stundenlohn gewähren.

Wenn aber nur 8 Euro in seinem Hut landen und er würde 8 Euro Stundenlohn verlangen, dann müßte ich ihm kündigen und die Firma auflösen, da ich weder meiner unternehmerischen Kosten decken geschweige denn einen Gewinn erzielen könnte. Für 6 Euro pro Stunde könnte ich ihn allerdings auch weiterhin beschäftigen.

Die Passanten kann ich nicht zwingen, mehr Geld in seinen Hut zu werfen. Ich könnte höchstens versuchen, einen besseren Geiger einzustellen, bei dem die Leute mehr Geld in den Hut werfen.

Kurz gesagt: Einnahmen und Löhne müssen durch Leistungen gerechtfertigt werden.

Und: Solidarität muß von allen Leistungsfähigen für diejenigen erbracht werden, die solche Leistungen nicht erbringen können. Die Leistungsfähigen müssen sowohl die Produkte und Dienstleistungen als auch das dafür nötige Geld für nicht leistungsfähigen Menschen erarbeiten. Meine Auffassung von Gerechtigkeit richtet sich nach der Leistungsfähigkeit der Menschen und nicht nach bloßen Wünschen oder dem Gießkannenprinzip.
as65
Auch wenn es eventuell etwas am Thema vorbei geht.

Es ist jedoch nicht zu akzeptieren dass manche Firmen ihre Gewinne mittels zu hoher Preise erwirtschaften, auch wenn sie relativ hohe Löhne zahlen. Dieses eigendlich zuviel gezahlte Geld (aufgrund des Preiswuchers) fehlt den Leuten wiederum um andere Anschaffungen zu tätigen und anderen Betrieben das überleben leichter zu machen.
Ich denke das es genug Sachen gibt die nur halb so teuer sein müssten wie sie sind ohne das es der Firma deswegen schlechter geht.

as65
Simson
@ as65:

Der Preis wird am Markt von den Marktteilnehmern gebildet und richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Was knapp ist, das ist teuer und was reichlich vorhanden ist, ist billig. Zu hohe Preise sind oft Ergebnisse eines nicht vorhandenen Marktes bzw. Wettbewerbs. In einem funktionierendem Markt entscheidet der Kunde, ob und welchen Preis er bezahlen will. In staatlich regulierten Bereichen fehlt ein Wettbewerb oft völlig (z.B. Buchpreisbindung, Zigaretten, Medikamente in herkömmlichen Apotheken) oder ist stark gemindert (z.B. Strom, Benzin/Diesel).
as65
Das ist mir schon bekannt.
Ändert jedoch nichts an meiner Feststellung.

as65
Adeodatus
@ simson

Zitat:
Der Preis wird am Markt von den Marktteilnehmern gebildet und richtet sich nach Angebot und Nachfrage.


Der Preis bildet sich schon lange nicht mehr allein am Markt, häufig wird er durch Börsenspekulanten Bestimmt. Beispiel Rohstoffbörsen, hier entscheidet schon lange nicht mehr allein die zur Verfügung stehende Menge über die Höhe des Preises. Angebote werden künstlich verknappt um einen Maximalen Gewinn für die Anleger und Unternehmen zu erziehlen. Leidtragende sind die Endverbraucher aber mehr noch die Armen Länder die nicht in der Lage sind die horrenten Preise zu zahlen.

Zitat:
oder ist stark gemindert (z.B. Strom, Benzin/Diesel).


Hier fehlt der Markt völlig er ist nicht nur wie Du sagst stark gemindert sondern Ausgehebelt. Wenn Du noch eine Erinnerung an die Preise an den Tankstellen vor Einführung des Euro hast, konntest Du an Tankstellen die keine Shops betreiben bis zu 10 Pfg. sparen z.B. Kaufland, Globus oder Marktkauf wenn Du heute dort tangst hast Du mit viel Glück 3 Cent Ersparniss. Ebenso verhält es sich mit Strom die vielgelobte Öffnung der Strommärkte hat nichts als Verteuerungen gebracht.
holgersheim
Hier einige aktuelle Daten zur "Anstandserklärung" von Beck:

pdf Datei
Adeodatus
In der Zeit habe ich folgenden Artikel zu diesem Thema gefunden, der die Probleme auch wirklich anspricht und wirklich Lesenswert ist. Diesen Artikel sollte sich nicht nur Herr Beck einmal durchlesen.

Zitat:
© ZEIT online 8.6.2006 - 15:49 Uhr

Mehr Verstand, bitte!

SPD-Chef Beck fordert von Sozialleistungsempfängern „mehr Anstand“ – und belegt damit die Hilflosigkeit der Politik. Gegen die Löcher in den Sozialkassen werden solch populistische Aufrufe kaum helfen, kommentiert Ludwig Greven

© Katharina Langer für ZEIT online

Es gab mal eine Zeit, lang ist’s her, in der ein führender Sozialdemokrat gegen „Sekundärtugenden“ zu Felde zog. Oskar Lafontaine hieß der, er nahm es mit den Tugenden selber nicht so genau. Sein Nach-Nachfolger als Parteichef, einer der letzten führenden Vertreter des klassischen sozialdemokratischen Milieus, entdeckt nun die alten sittlichen Werte wieder - als vermeintliche Waffe gegen Sozialmissbrauch und die klaffenden Haushaltslöcher, welche die Hartz-IV-Reform der vormaligen rot-grünen Regierung reißt. „Man muss nicht alles rausholen, was geht“, predigt der gute Mann aus Mainz. Und dürfte damit an dem Stammtischen und in den SPD-Ortsvereinen viel Beifall finden.

Denn wer würde dem widersprechen, dass die weit verbreitete Mitnahme-Mentalität und das Raffke-Denken bis in die höchsten Kreise hinein geeignet sind, die moralischen und materiellen Grundlagen des Gemeinwesens zu untergraben? Wer kennt nicht Beispiele dafür aus seinem eigenen Umfeld? Und wer würde erst recht nicht zustimmen, wenn der gelernte Elektroniker Beck auf das böse Vorbild von Unternehmen verweist, die trotz bester Gewinne keine Steuern mehr zahlen, und damit anderen am anderen Ende der Gesellschaft den Vorwand liefern, ebenfalls ein „paar Groschen“ vom Staat abzugreifen?

Doch was besagen solche Allgemeinplätze? Ist der seit langem beklagte allgemeine Sittenverfall für die Fehlentwicklungen in den Sozialsystemen und im Haushalt verantwortlich? Oder ist es nicht eher eine von Becks Vor-Vorgänger Gerhard Schröder zu verantwortenden Politik, die es durch die seinerzeit gepriesene rot-grüne Steuerreform den Konzernen erst richtig möglich gemacht hat, sich zu Lasten des Staates zu bereichern, und die zum anderen – gemeinsam mit der Union – das Hartz-IV-Schlamassel verursacht hat?

Mit Sicherheit gibt es eine nicht unbeträchtliche Zahl von Un- oder Wenigberechtigten, die sich Arbeitslosengeld II erschleichen. Etwa die inzwischen berüchtigten Kinder aus gut gestellten Familien, die bei ihren Eltern nur deshalb ausziehen, um eine eigene „Bedarfsgemeinschaft“ anmelden zu können. Oder die Paare, die sich formell trennen, um dann doppelt zu kassieren. Aber die Möglichkeiten und damit Anreize dazu hat die Politik geschaffen – ob aus Ahnungslosigkeit, wie Beck jetzt beklagt, oder aus besten Absichten, die missbraucht werden, spielt keine Rolle.

Nun sind Großreformen an komplexen Sozialsystemen sicher nicht leicht zu steuern. Fehler können vorkommen, einige werden gerade durch das „Fortentwicklungsgesetz“ repariert. Aber die Kritik an dem angeblichen oder tatsächlichen Sozialmissbrauch lenkt von dem eigentlichen Problem ab. Denn Schuld daran, dass die Versorgung des Millionenheeres der Langzeitarbeitslosen so viele Milliarden kostet, haben ja nicht diese. Die allermeisten von ihnen wären nur allzu bereit, jede vertretbare Arbeit anzunehmen, wenn sie denn zu finden wäre. Dies belegt der gewaltige Run auf die Ein-Euro-Jobs, die ja nun wahrlich kein fürstliches Auskommen erlauben. Diejenigen, die - oft nach Jahren des sozialen Absinkens – nicht mehr bereit oder in der Lage sind, zu arbeiten und für ihr eigenes Leben zu sorgen, bilden eindeutig die Minderheit.

Deshalb ist mehr als billig, wenn Politiker immer wieder denen mit Kürzen der Hilfen drohen, die sich einer Beschäftigung (welcher?) verweigern, oder wenn sie – in der sozialdemokratisch-milderen Variante – an ihr moralisches Bewusstsein appellieren. Ändern wird es so oder so nichts.

Denn der zweite Teil des Versprechens, der mit der Hartz-IV-Großoperation verbunden war, ist bis heute unerfüllt: Dass zu der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe ein verstärktes Bemühen um Vermittlung in Arbeit und vor allem eine aktive Politik zur Schaffung von Jobs tritt.

Stattdessen hat sich die alte und zum Teil auch die neue Regierung darauf ausgeruht, mit der letztlich bloß organisatorischen Änderung wäre schon ein entscheidender Schritt getan. Und weil der Protest gegen die schlecht vorbereitete und kommunizierte Hartz-IV-Reform schon so groß war, wich die Politik in immer neue Zusatzregeln und Übergangsgelder aus, bis die Sache gar nicht mehr zu beherrschen war.

Wo aber Menschen auf Dauer ohne Perspektive auf eine aktive Teilnahme an der Arbeitsgesellschaft bleiben, ist es ihnen kaum zu verdenken, dass sie sich in dem sozialen Ersatzsystem so gut einzurichten versuchen, wie es nur geht. Wer dagegen Arbeitslosigkeit nur für kurze Zeit fürchten muss, ist weit eher bereit und in der Lage, materiell zurück zu stecken. Kurt Beck, der sich vorgenommen hat, der SPD verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen, sollte sich daher hüten, die Falschen zu prügeln. So kurz ist das Gedächtnis der Wähler nicht, als dass sie nicht wüssten, wer ihnen Hartz IV eingebrockt hat.
http://www.zeit.de/online/2006/24/HartzIV-Beck?page=1


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videodok
@simson, ich widerspreche Dir da ja auch nicht. Nur wird genau das Argument mit dem erst mal verdienen auch gern missbraucht, um die Arbeitnehmer kurz zu halten. Welcher Unternehmer lässt sich denn da schon in die Karten gucken. Das Märchen mit der Arbeitsproduktivität glaube ich auch nicht mehr. Die Ossis sind nicht so faul, wie sie von manchem gern dargestellt werden. Mitunter ist sogar das Gegenteil der Fall. Ich war oft genug im Westen und konnte es sehen. In der Einstellung zur Qualität konnte ich mitunter Ähnliches feststellen. Auch in meinem letzten Job wurde mir das vor Augen geführt. Von uns wurden hier 16 Geräte am Tag erwartet, die man an einem guten Tag auch geschafft hat. Wenn man den Job länger macht, schafft man das dann sicher auch als Durchschnitt. Auf Grund der zurzeit geringen Auftragslage wurde einer von uns in den Westen geschickt. Einer Kollegin sagte er am Telefon, dass dort wor er ist im Schnitt 6 Geräte am Tag gemacht werden. Gibt es da noch Fragen.

Bitte denkt jetzt nicht ich würde denken, im Westen seine alle faul. Ich habe auch Anderes gesehen. Nur gibt es die oben geschilderten Tatsachen eben auch.
Herasun
Zitat:
Original von Simson

Der Preis wird am Markt von den Marktteilnehmern gebildet und richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Was knapp ist, das ist teuer und was reichlich vorhanden ist, ist billig.


Da behaupte ich jetzt einfach mal ganz konsequent: Nun verstehe ich auch, daß Arbeitskräfte so billig gehandelt werden können! Sind ja genügend da, nicht wahr?
Und so lange dieses Potential vorhanden ist, wird die Ware Arbeitskraft nicht teurer! Im Gegenteil. Sie ist zum Lohndumping auch noch bestens erpreßbar!
Simson
@ videodok:

Die Arbeitsproduktivität ist ja keine alleinige Frage des Fleißes der Mitarbeiter.

Wenn ich einen Bauarbeiter mit einer Schippe hinstelle, dann kann der eine Stunde kräftig schaufeln und bewegt eine bestimmte Menge Erde. Wenn ich einen Bauarbeiter mit einem Bagger danebenstelle, kann der mit weniger körperlicher Anstrengung eine viel größere Erdmenge bewegen und erzielt eine höhere Arbeitsproduktivität.

In meiner Branche war nach der Wende im Westen ein jährlicher Umsatz von 300.000 DM pro Arbeitskraft normal. Hier im Osten lag unser Unternehmen deutlich unter dieser Kennziffer. Deshalb mußten auch niedrigere Löhne als im Westen gezahlt werden. Über viele Jahre gelang es durch Umsatzsteigerungen an das Verhältnis Umsatz pro Arbeitskraft im Westen heranzukommen. Damit konnten schrittweise auch höhere Löhne gezahlt. Wenn wir auf Westniveau angelangt sind, dann können auch Löhne auf Westniveau gezahlt werden.

Der Fleiß der einzelnen Mitarbeiter mag gleich oder auch unterschiedlich gewesen sein, aber das Ergebnis ihrer Arbeit (Umsatz pro Arbeitskraft) war unterschiedlich und deswegen waren auch die Löhne unterschiedlich.

Viele Firmen hatten im Osten nach der Wende eine hohe Anzahl an Mitarbeitern, konnten mit ihnen aber nicht die erforderlichen Umsätze erzielen. Der Absatz von Produkten und Dienstleistungen funktionierte nicht gut, die Strukturen und die technische Ausstattung in den Unternehmen waren nicht optimal. Eine Reihe dieser Firmen sind eingegangen. Die Firmen, die überlebt haben, haben oft einen Großteil ihrer Belegschaft abbauen müssen sowie ihre Effizienz und ihre Umsätze gesteigert.

Das wirtschaftliche Ergebnis, das sich unter anderem im Umsatz zeigt, entscheidet über Erfolg oder Mißerfolg eines Unternehmens und bildet die Grundlage für Lohnzahlungen. Individueller Fleiß der einzelnen Mitarbeiter alleine reicht leider nicht, wenn das Unternehmen selbst nicht wettbewerbsfähig genug ist.
gerassimov
Mal davon abgesehen, dass der Begriff "Unkosten" an der Sache völlig vorbei geht (wenn's Unkosten wären, wären es ja keine Kosten), ist die Seligsprechung des Wettbewerbes ziemlich blauäugig. Wo sind denn die kleinen Unternehmen? Noch sind in vielen Fällen Nischen möglich, in denen sie sich bewegen können, durch geniale Ideen und sonstige Stärken. Aber wenn ein Großer in einer Branche sich an einem kleinen stört, dann geht's rund. Frag mal die Zulieferbetriebe im Kfz-Gewerbe. Die Oberfuzzis von Daimler und Co. schreiben ihren Zulieferern doch schon vor, wieviel sie gewinnen dürfen.

Anderes Beispiel: wo sind die Tante-Emma-Läden? Die sind alle dem seligen Wettbewerb zum Opfer gefallen. Metro und Konsorten haben durch ihre Preispolitik die Kleinen einfach dermaßen unattraktiv für die Kundschaft werden lassen, dass die meisten aufgeben mussten.

Nein, mit den herkömmlichen Mitteln lässt sich unsere Krise nicht mehr bewältigen. Das müssen wir ehrlich eingestehen. Es muss Schluss sein mit der Feststellung, dass das wirtschaftliche Scheitern der DDR ein Beweis für die Überlebensfähigkeit unseres jetzigen Systems wäre. Tabula rasa! Und ja, die Bedürfnisse der Menschen sind nicht egal. Nix gegen Pflichten, aber bitteschön mit dem Ziel, ein würdiges Leben mit Existenz sicherndem Einkommen haben zu können. Man kann da nicht vom "falschen Ende" her denken. Es müssen beide Seiten Beachtung finden. Natürlich muss ein Unternehmen rechnen, um überleben zu können, aber genau das muss ein Arbeitnehmer auch.
Simson
Zitat:
Original von Herasun
Zitat:
Original von Simson

Der Preis wird am Markt von den Marktteilnehmern gebildet und richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Was knapp ist, das ist teuer und was reichlich vorhanden ist, ist billig.


Da behaupte ich jetzt einfach mal ganz konsequent: Nun verstehe ich auch, daß Arbeitskräfte so billig gehandelt werden können! Sind ja genügend da, nicht wahr?
Und so lange dieses Potential vorhanden ist, wird die Ware Arbeitskraft nicht teurer! Im Gegenteil. Sie ist zum Lohndumping auch noch bestens erpreßbar!

Arbeitskräfte erhalten unterschiedliche Löhne bzw. Gehälter, ja. Zwischen den Löhnen bzw. Gehältern von Hilfsarbeitern, Facharbeitern, Ingenieuren, Führungskräften und Geschäftsführern liegen Welten. Ein Geschäftsführer oder eine Führungskraft in einem Unternehmen mit 1000 Beschäftigten wird wahrscheinlich auch deutlich mehr als in einem Unternehmen mit 20 Beschäftigten verdienen.

Es gibt für einfache Tätigkeiten reichlich Arbeitskräfte, deswegen sind die Löhne hier so niedrig, daß die Frage auftaucht, lohnt es sich dafür überhaupt zu arbeiten.

Für anspruchsvollere Stellen, die eine höhere Qualifikation erfordern, hingegen müssen Unternehmen geeignete Arbeitskräfte suchen und überdurchschnittlich bezahlen.

Lohndumping würde ich dann sehen, wenn Löhne künstlich niedrig gehalten werden, bestehende Spielregeln (Tarifverträge, gesetzliche Regelungen) verletzt werden oder dadurch unangemessen hohe Gewinne erzielt werden. Bei unangemessen hohen Gewinnen durch Lohndumping wäre das Prinzip, von dem ich bereits geschrieben habe, daß Löhne im Einklang mit der Arbeitsproduktivität stehen müssen, in die andere Richtung hin verletzt.
gastli
Zitat:

Denn der zweite Teil des Versprechens, der mit der Hartz-IV-Großoperation verbunden war, ist bis heute unerfüllt: Dass zu der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe ein verstärktes Bemühen um Vermittlung in Arbeit und vor allem eine aktive Politik zur Schaffung von Jobs tritt.


Das ist der Punkt. Es besteht von Seiten der Politik kein ernsthaftes Interesse Arbeitsplätze entstehen zu lassen. Ich habe es an anderer Stelle schon mal angeführt, die Politik erfüllt hier nur die Vorgaben der WTO und von GATS. Aktuell zum Beispiel durch die Gründung von so genannten Foodbanks auch in Deutschland, die logistisch auf riesige Mengen minderwertiger Lebensmittel ausgerichtet werden und durch die der Lebensmittelausstoß der lokalen Tafeln, die ihren Umsatz längst in Tonnen messen, um ein Vielfaches wachsen wird. Die erste "Futterbank" Deutschland's wurde vor kurzem in Dresden eröffnet. Noch ist Deutschland ein fast weißer Fleck auf der Karte der "European Federation of Food Banks". Doch die Gründung wird gegenwärtig von den Tafeln mit Hochdruck betrieben. Damit wird der Sozialstaat weiter untergraben, weil der Eindruck erweckt wird, die Versorgung der Armen ist auch ihne Sozialabgaben möglich. Es ist also letzendlich ein Angriff auf bestehende Löhne um diese systematisch abzusenken.
Adeodatus
@ gasti

Das scheint die bittere Wahrheit zu sein die viele nicht wahr haben wollen.
Die Schattenseiten von Globalisierung und Gewinnmaximierung werden immer Deutlicher.

Und was aber weit schlimmer ist das gerade hier in Deutschland die irrige Meinung vertreten wird das Wirschaftswachstum bis in die Unendlichkeit möglich ist. Daran krankt aber das ganze System, wenn das Wachstum nicht erreicht wird, vermindert man sein Humankapital und feiert das ganze noch als Investition in die Zukunft.

Egal in welche Bereiche man schaut es wird Personal abgebaut ( Gesundgeschrumpft ) daher sehe ich diesen Satz von Simson als Religt von gestern .
Zitat:
Für anspruchsvollere Stellen, die eine höhere Qualifikation erfordern, hingegen müssen Unternehmen geeignete Arbeitskräfte suchen und überdurchschnittlich bezahlen.
Arbeitslosigkeit hat schon längst den Sprung vom Ungelernten Hilfsarbeiter zum Akademiker usw. geschafft, selbst gute Bildung schützt heutte nicht mehr vor Arbeitslosigkeit. Also ist auch in diesen Branchen die bisher als sicher galten die Tür für Lohndumping geöffnet,
ich selbst habe schon Erfahrungen gemacht. Wobei der Unternehmer bei einem Vorstellungsgspräch besser gesagt das war eher ein Casting, dem mit dem geringsten Lohnvorstellungen den Zuschlag für de Stelle gab.

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Herasun
Zitat:
Original von Simson

Für anspruchsvollere Stellen, die eine höhere Qualifikation erfordern, hingegen müssen Unternehmen geeignete Arbeitskräfte suchen und überdurchschnittlich bezahlen.




Schöne Theorie, @ simson, wenn sie nur in der Realität auch greifen würde!!
Es nützt nichts, deine Erkenntnisse gebetsmühlenartig zu wiederholen, damit wirst du an den bestehenden Tatsachen nichts ändern.
Arbeitskräfte sind da, wo sie in ausreichendem Maß vorhanden sind, billig zu haben! Und diese Erkenntnis ist inzwischen auch dort angekommen, wo eine höhere Qualifikation vonnöten ist.
Simson
@ spidy und Herasun:

Also ich weiß nicht, in welchem Unternehmen die Stellen für Hilfsarbeiter, Facharbeiter, Meister, Ingenieure, Führungskräfte und Geschäftsführer mit dem selben Lohn bzw. Gehalt vergütet werden. Einen Hilfsarbeiter findet man relativ schnell am Ort und für einen geringen Lohn. Mit steigenden Anforderungen an eine Stelle muß auch ein Unternehmen nach geeigneten Bewerbern Ausschau halten, die nicht immer am Ort zu finden sind und die besser bezahlt werden müssen als Beschäftigte auf Stellen mit niedrigeren Anforderungen. Das ist mit Verlaub die Wirklichkeit, die ich in einem mittelständischen Betrieb erlebe.
kritiker
Zitat:
Original von Simson
@ spidy und Herasun:

Also ich weiß nicht, in welchem Unternehmen die Stellen für Hilfsarbeiter, Facharbeiter, Meister, Ingenieure, Führungskräfte und Geschäftsführer mit dem selben Lohn bzw. Gehalt vergütet werden. Einen Hilfsarbeiter findet man relativ schnell am Ort und für einen geringen Lohn. Mit steigenden Anforderungen an eine Stelle muß auch ein Unternehmen nach geeigneten Bewerbern Ausschau halten, die nicht immer am Ort zu finden sind und die besser bezahlt werden müssen als Beschäftigte auf Stellen mit niedrigeren Anforderungen. Das ist mit Verlaub die Wirklichkeit, die ich in einem mittelständischen Betrieb erlebe.


ach ja, wenn wir dich nicht hätten! großes Grinsen
gerassimov
Und was machen wir nun mit dem Problem, dass manche von ihrem geringen Lohn nicht leben können, geschweige denn auch noch für ihre Zukunft sorgen? Das scheint wohl egal zu sein. Hauptsache man hat selbst genug. Das ist es wohl, das Deutschland der heutigen Zeit. Egoisten und unsolidarische Wettbewerbsfreaks. Kein Wunder, dass es immer weiter bergab geht in diesem Land.
Simson
Vielleicht muß ich um Entschuldigung bitten, wenn ich jemanden mit der Darstellung grundsätzlicher Dinge und Zusammenhänge langweile. Mein Eindruck ist, daß sowohl in der öffentlichen als auch in privaten Diskussionen solche Zusammenhänge ungenügend oder gar nicht beachtet werden.

Ich könnte es mir leicht machen und in den weit verbreiteten negativen Tenor einstimmen oder schönklingenden, aber wenig realistischen Forderungen und Vorstellungen das Wort reden. Das ist aber nicht meine Art, weil das meiner Meinung nach zu keinem brauchbaren Ergebnis führt, außer daß man seinen Frust oder seine Illusionen mit anderen geteilt hat.

Unter einer konstruktiven Diskussion verstehe ich etwas anderes. Pausenlosen Beifall kann man dabei wohl nicht erwarten. Eine konstruktive Diskussion erfordert, daß man sich mit anderen Meinungen auseinandersetzt und bereit ist, seine eigenen Standpunkte zu überdenken. Unsachliche Diskussionsbeiträge helfen dabei nicht weiter. Diese muß man wohl ausblenden, um an der eigentlichen Diskussion dranzubleiben.

@ gerassimov:

Dein letzter Beitrag war damit ausdrücklich nicht gemeint!!!
Herasun
[quote]Original von Simson

Eine konstruktive Diskussion erfordert, daß man sich mit anderen Meinungen auseinandersetzt und bereit ist, seine eigenen Standpunkte zu überdenken.

/quote]

Wie recht du doch hast! (Was mich stört, ist der Umstand, daß du von Anderen erwartest, wozu du selbst nicht bereit oder in der Lage bist. Es kann doch nicht sein, daß du einerseits eine konstruktive Diskussion erwartest, du aber andererseits deine Erkenntnisse lang und breit als unverrückbar darstellst!)