Kundus
Bundeswehrsoldaten in Nordafghanistan gefallen
In Nordafghanistan sind bei schweren Gefechten mit den Taliban drei Bundeswehrsoldaten gefallen. Wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam mitteilte, wurden die Soldaten erschossen. Acht weitere Soldaten wurden verletzt, vier davon schwer und vier weitere leicht. Die schweren Kampfhandlungen im Unruhedistrikt Char Darah südwestlich von Kundus-Stadt flauten erst am Freitagabend ab. Dennoch waren sie auch am späten Abend nicht vorbei. "Wir betrachten den Vorgang noch nicht als abgeschlossen", sagte der Sprecher. Begonnen hatten sie am Vormittag gegen 11:30 Uhr. Um diese Uhrzeit hatten nach Angaben des Einsatzführungskommandos Taliban-Kämpfer eine Patrouille angegriffen, die das Gebiet routinemäßig nach versteckten Sprengsätzen absuchen wollte.
Wie der ISAF-Kommandeurs für Nordafghanistan, Brigadegeneral Frank Leidenberger, erklärte, hatten rund 100 Taliban angegriffen. Leidenberg zufolge reagierte die Bundeswehr mit mehreren Kompanien auf die Angriffe. Eine Kompanie zählt um die 150 Soldaten. Außerdem erhielt die Truppe Unterstützung aus der Luft, allerdings wurden laut Leidenberger keine Bomben abgeworfen. Anderen Berichten zufolge hatten rund 200 Taliban angegriffen.
Nach Darstellung afghanischer Behördenvertreter hatten sich die Taliban in Häusern von Zivilisten verschanzt. Deshalb konnten die Sicherheitskräfte keine schweren Waffen einsetzen. Dorfbewohner berichteten von schwerem Gewehrfeuer. Viele Häuser seien zerstört worden.
Verletzte sollen am Sonnabend ausgeflogen werden
Die Schwerverletzten wurden währenddessen mit Hubschraubern nach Kundus und Mazar-i-Sharif gebracht. Dort werden sie in den Bundeswehrstützpunkten medizinisch betreut. Zwei von ihnen wurden noch am Freitag operiert. Die vier Schwerverletzten sollen am Sonnabend nach Deutschland ausgeflogen werden. Einige der Soldaten waren verletzt worden, als ein gepanzertes Fahrzeug in eine Sprengfalle geriet.
In Mazar-i-Sharif hält sich derzeit auch Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel auf. Er äußerte sich auch im Namen der Bundesregierung "entsetzt und tief erschüttert".
Politiker in Deutschland reagierten mit Bestürzung. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, ihr Mitgefühl gelte "vor allem den Angehörigen der ums Leben gekommenen und verwundeten Soldaten." Merkel sagte, sie trauere mit den Angehörigen um die Opfer und wünsche den Verwundeten rasche und vollständige Genesung.
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg unterbrach seinen Osterurlaub in Südafrika. Wie sein Ministerium mitteilte, kehrt er nach Deutschland zurück. Er werde laufend über die Entwicklung in Afghanistan informiert. Außenminister Guido Westerwelle versicherte den Familien und Angehörigen der Opfer seine Anteilnahme.
Der Vorsitzende, der SPD-Fraktion, Frank-Walter Steinmeier, sprach wie Merkel von einem "feigen und hinterhältigen Anschlag". Die Linksfraktion bekräftigte ihre Forderung nach einem sofortigen Abzug der Deutschen aus Afghanistan.
Char Darah - der Unruhedistrikt von Kundus
Der Distrikt Char Darah gilt als gefährlichster Bezirk in der Provinz Kundus, für die die Bundeswehr zuständig ist. In der gesamten Provinz sind rund 4.300 deutsche Soldaten stationiert. Sie sind in den vergangenen Monaten wiederholt Ziel von Anschlägen geworden.
Im Juni vergangenen Jahres starben nach einem Anschlag in dem Distrikt Char Darah drei Soldaten nach einem Unfall. Mit den Opfern vom Freitag haben in Afghanistan bislang 39 Bundeswehrangehörige am Hindukusch ihr Leben verloren.
Quelle: MDR