Adeodatus
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Bei Lichte besehen sei sie das Ergebnis einer langjährigen rot-roten Zusammenarbeit in Gera, sagte Finanzminister Wolfgang Voß (CDU). Die Bereitschaft des Stadtrates zu strukturellen Veränderungen vermisse er bis heute. So sei die Insolvenz auch eine Chance zu geordneten Sanierungsschritten. Die Dienstleistungen der Stadtwerke würden dabei aufrecht erhalten, ist Voß sich sicher.
Quelle: OTZ
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Mit obiger Aussage erklärt der Thüringer Finanzminister Voß den Gerschen die Welt die nach seiner Sicht offenbar nur aus schwarz und weiß besteht. Als ich das gelesen habe dachte ich unweigerlich daran das die Jungs und Mädels von der CDU Fraktion offenbar bei wichtigen Abstimmungen im Stadtrat nie dabei sein konnten weil sie ja zum Parteilehrjahr nach Erfurt mussten, nein Herr Voß die Stadträte aus der CDU waren anwesend und haben die Beschlüsse mitgetragen und auch in den Aufsichtsräten ihre Arbeit nicht richtig gemacht, das soll heißen Fehler wurden über Parteigrenzen hinweg begangen das ist der Fakt. Aber die Sparpolitik der Erfurter Landespolitik kann man den Gerschen Kommunalpolitikern nun nicht anlasten, das Gera nicht die einzige Stadt ist die sozusagen von der Hand in den Mund leben muss weil das Land seinen Haushalt auf Kosten der Kommunen saniert dürfte sich ja irgendwann sogar bis nach Erfurt herumsprechen.
Adeodatus
Gestern um 23 Uhr hat die ARD über die Misere in Gera berichtet, in diesem Bericht wurde auch klargestellt das mindestens 100 Stadtwerke in Deutschland gleiche Probleme haben. Aber wie schon mehrmals an anderen Stellen festgestellt bringt der Qualitätsjournalismus solchen Meldungen zu einer Zeit wo viele schon den Fernseher abgeschaltet haben.
Was aber generell gefehlt hat war die Klarstellung das die Probleme ihre Hauptursache in der Bundes- und Landespolitik haben, die Kommunen dazu zwingen mit ihren Finanzen bis an die äußerste Grenze zu gehen.
Meta
Definiere bitte mal die äußerste Grenze Adeodatus. In der ARD Mediathek fehlt leider der Beitrag über Gera, er wird zwar im Text erwähnt ist aber dann nicht zu sehen.
Adeodatus
@ Meta die Kommunen müssen sich verschulden um ihre Pflichtaufgaben realisieren zu können das heißt das sie ihren Kreditrahmen bis zum Anschlag ausreizen müssen.
Zitat: |
In der ARD Mediathek fehlt leider der Beitrag über Gera, er wird zwar im Text erwähnt ist aber dann nicht zu sehen. |
Ja das passiert häufig mit Beiträgen die in den späten Abend oder Nachstunden gesendet werden, ich sage da immer das solche Beiträge in denen über Missstände berichtet wird nicht für die Masse gedacht sind.
Meta
Seit gestern Abend ist der Beitrag in der ARD Medithek vollständig, ich hoffe er ist es auch heute noch.
Adeodatus
In der MDR Mediathek ist ein Beitrag der gestern gesendet wurde abrufbar. Hier einmal der Link
"Wie Gera in Finanznot kam.
Es ist schon ein Trauerspiel denn auch hier verliert man kein Wort darüber welche Auswirkungen die veringerten Bedarfszuweisungen und die Übertragung von Bundes- und Landesaufgaben auf die Kommunen haben und hatten. Es fällt auch kein Wort darüber wie sich die Verkäufe von kommunalem Eigentum zur Finanzierung der Buga auf die Finanzlage der Stadt bis heute ausgewirkt haben.
Meta
Das ist der selbe Inhalt nur eine kurzer Teil über die Geschichte Geras und die Wismut fehlt.
Adeodatus
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Doch im Jahr 2002 wurde die Energieversorgung GmbH, und mit ihr die Einnahmen, teilprivatisiert. Der französische Energiekonzern GDF Suez übernahm 49,9 Prozent. An der Stadt blieben hingegen sämtliche Schulden der Verlustbetriebe hängen.
Quelle: Junge Welt
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Genau solche Hinweise vermisse ich in den Qualitätsmedien, wenn man da jetzt noch das von mit oben schon angeführte hinzunimmt kann man sich ohne viel Mühe ausmalen wie sich die Schulden potenziert haben. Und mal ehrlich die Insolvenz der Stadtwerke AG und der Töchter GVB und des Flugplatzes sind doch nur die Spitze des Eisberges denn auch wenn die Ministerpräsidentin Zuversicht heuchelt am Ende kommt es noch dicker denn vor der Landtagswahl wird die Katze nicht aus dem Sack gelassen.
Moon
Sie lügen wie gedruckt. Wir drucken, was sie lügen.
Der "Wahlspruch" des "N D" zu Ostzeiten.
Adeodatus
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Sie lügen wie gedruckt. Wir drucken, was sie lügen. |
@ Moon
Das ist der Wahlspruch der übergroßen Mehrheit der Bundesdeutschen Medien, Lügen bestimmen inzwischen das gesellschaftliche Leben und Lügen entscheiden inzwischen wieder über Krieg oder Frieden und über Leben und Tod.
Da waren mir die Lügen in der Ostpresse über die Planerfüllung tausendmal lieber als das was einem heute Schamlos untergejubelt werden soll.
Um auf meine Stadt zurückzukommen, es war übrigens nicht die DDR die aus einer bedeutenden Industriestadt eine bedeutungslose Provinzstadt ohne Industrie gemacht hat.
Moon
@Adeodatus: Die Auswirkungen des II. WK und 40 Jahre Sozialismus haben aus deiner " bedeutenden Industriestadt eine bedeutungslose Provinzstadt ohne Industrie" gemacht. Habe Geduld, es braucht mehr als 25 Jahre diese Auswirkungen rückgängig zu machen.
Adeodatus
Da liegst du völlig falsch bis zur Wende wurde die Industrie in der Stadt immer weiter ausgebaut. Dies ist auch an der Einwohnerentwicklung deutlich zu erkennen bis 1945 lebten in Gera 81931 Einwohner, zwischen 1945 und 1989 stieg die Einwohnerzahl auf 134 834 Einwohner an, nach der Wende kam es zur tatsächlichen Wende in dem die Stadt deindustriealisiert wurde, ein Beleg dafür sind wiederum die Einwohnerzahlen die zwischen 1990 und 2014 von 134 834 auf unter 95 000 gesunken ist.
Im übrigen ich lebe seit meiner Geburt in der Stadt und konnte den Aufstieg und den Abstieg miterleben und dokumentieren.
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Habe Geduld, es braucht mehr als 25 Jahre diese Auswirkungen rückgängig zu machen. |
Die Stadt hatte 750 Jahre benötigt um sich so zu entwickeln wie sie 1990 dastand aber nur 25 Jahre um auf das Niveau zu sinken auf dem sie sich derzeit befindet. Die nächsten 750 Jahre werde ich höchstwahrscheinlich nicht überleben um eine neue alte Industriestadt zu sehen.
Moon
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Adeodatus hat am 25. Juli 2014 um 08:44 Uhr folgendes geschrieben: ... zwischen 1945 und 1989 stieg die Einwohnerzahl auf 134 834 Einwohner an, ... |
Soweit ich weiss hat das nichts mit der "hervorragenden Entwicklung der Stadt im Sozialismus" zutun, ab 1945 wurden massenhaft Arbeitssklaven nach Gera gelockt um sich im Uranbergbau für die Russen verstrahlen zulassen. Kaum war es damit zu Ende, gingen die Einwohnerzahlen auch wieder zurück.
Adeodatus
Das ist Quatsch Gera war nicht durch die Wismut geprägt sondern durch die Industrie, übrigens die Leute die bis zur Wende bei der Wismut gearbeitet haben waren keine Arbeitssklaven sondern sie haben sich dafür entschieden ihren Lebensunterhalt im Bergbau zu bestreiten, das sie Strahlung ausgesetzt waren das wussten sie. Anders war es noch zu Beginn der Wismut da wurden Leute zwangsverpflichtet. Aber das hat so gar nichts mit der Entwicklung in Gera zu tun. Die Wismut war für die Regionen in denen der Uranabbau betrieben wurden kein Gewinn sondern ein Verlust. Das aber war und ist auch unter kapitalistischen Bedingungen nicht anders. Aber zurück zur Entwicklung in der DDR, die Planungen für die Stadt Gera sahen vor bis ins Jahr 2000 zwei neue Industriegroßstandorte zu schaffen und dort Betriebe der Schwerindustrie anzusiedeln was wiederum zu einem weiteren Anwachsen der Bevölkerung geführt hätte.
In Gera gab es bis zur Wende ein pulsierendes Leben die Einkaufsmeile war von jungen Menschen bevölkert heute finden bestenfalls noch Rollatorenrennen in den Gera Arkaden statt. Die Einkaufszentren haben sich inzwischen nahezu in allen Bereichen auf die Zielgruppe Ü 60 eingestellt.
Also machen wir uns nichts vor Gera ist abeschrieben und auch niemals mehr an seine Blütezeiten weder an die in der DDR noch an die vor dem 2. WK anknüpfen können. Wer etwas anderes behauptet lügt.
Moon
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Adeodatus hat am 25. Juli 2014 um 13:57 Uhr folgendes geschrieben: Das ist Quatsch Gera war nicht durch die Wismut geprägt ... |
Wirklich?

Da habe ich aber anderes gelesen ... Die Wismut stellte einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor in der Region Gera dar und trug erheblich zum Wachstum der Stadt bei, so wurde ein ganzes Neubaugebiet ausdrücklich als Bergarbeitersiedlung angelegt.
Nicht zuvergessen ein grosses Krankenhaus, eine Vielzahl an kulturellen und sportlichen Einrichtungen die, wenn die Wismut nicht gewesen wäre, nie in dieser Grössenordnung in Gera gebaut wurden wären.
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Adeodatus hat am 25. Juli 2014 um 13:57 Uhr folgendes geschrieben: ... übrigens die Leute die bis zur Wende bei der Wismut gearbeitet haben waren keine Arbeitssklaven sondern sie haben sich dafür entschieden ihren Lebensunterhalt im Bergbau zu bestreiten, das sie Strahlung ausgesetzt waren das wussten sie. ... |
Sie wurden mit Geld und Privilegien gelockt und die menschliche Gier hat über die Vernuft gesiegt.
nameless
Lassen sich die Quellen für diese Behauptungen benennen.
So weit mir Gera bekannt ist, kann ich das so nicht bestätigen.
Dort lebten und leben nette Menschen. Nicht privilegiert, nicht reich und auch nicht gierig. Arbeiter.
25 Jahre nach dem Umsturz, nicht privilegiert, nicht reich und auch nicht gierig. Arbeitslose.