Selbstmord und "Freitod"

orca
Jedes Lebewesen hat eine eingebaute Selbstschädigungsbremse. Selbstbeschädigendes Verhalten ist NIEMALS die freie Willensentscheidung eines gesunden Menschen - also eines Menschen im Zustand physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens.

Der Begriff "Freitod" wird in der bürgerlichen Propaganda gezielt eingesetzt, um unter Anderem zu verschleiern, daß die gesellschaftlichen Verhältnisse Prägungen und Situationen erzeugen, welche den Menschen zu widernatürlichen Handlungen treiben - wie dem Selbstmord.

Aber wen wunderts? In einer Gesellschaft, in der wieder laut über gesetzlich legitimierten Mord nachgedacht wird, diesmal nicht als "Euthanasie" sondern "Sterbehilfe" beschönigt.

Also bitte, sprechen wir doch besser von Selbstmord, dem Mord durch eigene Hand aufgrund unerträglicher gesellschaftlicher Verhältnisse. Und von Mord an Menschen, welche keinen Profit mehr liefern, sondern deren Lebenserhaltung Mittel verbraucht.
Pfiffikus
Zitat:
Original von Verstoßener
Also bitte, sprechen wir doch besser von Selbstmord, dem Mord durch eigene Hand aufgrund unerträglicher gesellschaftlicher Verhältnisse. Und von Mord an Menschen, welche keinen Profit mehr liefern, sondern deren Lebenserhaltung Mittel verbraucht.

Gehn wir gerade mal wieder mit Scheuklappen durchs Leben?

Schonmal davon gehört, dass es Fälle gibt, in denen Menschen in eine aus ihrer Sicht ausweglose Situation kommen können, weil es andere Konflikte gibt? Als ein Beispiel möchte ich Konflikte innerhalb der Familie nennen. Auch dann, wenn die materiellen Mittel reichlich vorhanden, keineswegs verbraucht sind, sondern noch wesentlich mehr als ein Leben in Würde zulassen würden!


Pfiffikus,
der diese Fälle wirklich nicht in dein kompliziert verklausuliertes verbales Gebilde pressen will
orca
Zitat:
Original von Pfiffikus
Schonmal davon gehört, dass es Fälle gibt, in denen Menschen in eine aus ihrer Sicht ausweglose Situation kommen können, weil es andere Konflikte gibt? Als ein Beispiel möchte ich Konflikte innerhalb der Familie nennen. Auch dann, wenn die materiellen Mittel reichlich vorhanden, keineswegs verbraucht sind, sondern noch wesentlich mehr als ein Leben in Würde zulassen würden!


Weshalb ich mich ja nicht nur auf materielle Probleme bezog. Von freier Entscheidung kann bei anderen auch keine Rede sein.
Delphi
Sie haben Recht, in allererster Linie ist der Staat, die Gesellschaft mit seinen (ihren) Gesetzen, deren Kontrolle und Durchsetzung verantwortlich und in der Plicht!!! - Der Bürger im Einzelnen (bzw. Schulen, Familien etc.) kann (können) nur in Eigenverantwortung soviel daraus machen, wie man ihn Positives daraus machen läßt! Und das will man in dieser Gesellschaft überhaupt nicht! - Was maßt sich diese Gesellschaft an, sich "Sozialstaat" zu nennen!
Diese Gesellschaft ist doch nur, n u r um von den h e u t i g e n V e r b r e c h e n abzulenken, damit beschäftigt, die Vergangenheit (vorallem Stasi) aufzuarbeiten. Vielleicht kann sich der eine oder andere noch daran erinnern, daß es den Spruch gibt: "Es ist ein Verbrechen, nicht kämpfen zu wollen, wo man kämpfen muß." Das gilt heute mehr denn je.
Wem es noch nicht aufgefallen ist, dieser Staat begeht Morde an einer Tour, oder wie soll man es nennen, wenn Menschen (ich zähle nicht die dazu, die aus Liebeskummer sich das Leben nehmen) so in die Enge getrieben sind und sich das Leben nehmen? Nicht das Elternhaus, Schule, Arbeitsstellen etc. sind Schuld, daß z. B. "Mobbing" gemacht wird liegt in erster Linie an diesem Staat, der die Gesetze nicht so machen wil, daß "Mobbing" unter sehr hohe Strafe und "Psychische Vergewaltigung" einer "tatsächlichen" gleichgestellt und geahndet wird.
Wer maßt sich eigentlich an zu sagen: "Selbstmord" muß durch Polizei, Psychiatrien und Bürger immer verhindert werden? Sind das die gleichen, diie auf die Straße gehen und für eine bessere gerechtere Gesellschaft und entsprechende Gesetze fordern? Meine Meinung ist die: Wenn der Staat nicht die Voraussetzung schaft, daß jeder ein gesundes sinnvolles Leben führen kann, dann hat er auch nicht das Recht über das Leben des Einzelnen zu entscheiden! Wenn jemand es in dieser Gesellschaft nicht mehr aushält, sollte er, wenn er es ehrlich wünscht, die Chance bekommen, "human" sich das Leben zu nehmen, egal aller Relegionen. Wenn jemand dazu steht, Selbstmord zu begehen, gezwungen ist, diesen "unhuman" durchzuführen, ist das in meinen Augen ein noch größeres Verbrechen von der Gesellschaft, das humane sterben nicht und vor allem offiziell zuzulassen. Wenn man es human durchführen könnte, würden es kaum Leute tun, in dem sie sich vor einen Zug etc. (also öffentlich und damit andere Persnen da mit hineinziehen) schmeißen.
Simson
Ich glaube, dieser Artikel paßt sowohl zum Thema als auch zu unserer Region:

Zitat:

TOD IM DDR-KNAST

"Ihr sollt in unseren Tränen ersaufen"

Von Claus Christian Malzahn

Während die Stasi mit der RAF unter einer Decke steckte, waren Sympathisanten westlicher linker Organisationen in der DDR hoch verdächtig. 1981 bezahlte ein junger Mann seine vermeintliche Sympathie für die Roten Brigaden Italiens mit dem Leben. Der Fall gibt bis heute Rätsel auf.


weiter im SPIEGEL ONLINE-Artikel vom 29.04.2007
Adeodatus
Zitat:
Ich glaube, dieser Artikel paßt sowohl zum Thema als auch zu unserer Region:


Ich würde sagen Thema verfehlt 6 setzen!

Das Thema lautet: Selbstmord und "Freitod" in dieser Republik in gut informierten Kreisen auch als BRD bekannt. Die DDR und ihr verhalten zur RAF oder irgendwelchen Dissidenten stand hier nicht zur Diskusion.
Simson
Also ich lese als Themenüberschrift Selbstmord und "Freitod" und das Ganze im Forum Leben & Religion.
Käptn Blaubär
Ist ja ne richtige Gänsehautgeschichte. Wie die Hitler Tagebücher im Stern.
Simson
Paßt wahrscheinlich nicht in jedermanns Bild. Das wird wohl das Problem und der Grund für eure Kommentare sein.
Herasun
Zitat:
Original von Simson
Paßt wahrscheinlich nicht in jedermanns Bild. Das wird wohl das Problem und der Grund für eure Kommentare sein.


Kann es sein, daß du einfach nur ein Problem damit hast, daß es Menschen gibt , die den von dir hochgelobten Kapitalismus eben nicht so toll finden wie du?
Sollte ich rechthaben, gibt es ein ganz profanes Mittel dagegen:
Warte einfach ab, bis sich alle Menschen aufgrund ihrer Erfahrungen deiner Meinung angeschlossen haben. Das dürfte ja nicht allzulange dauern und erspart dir vor allem viel Mühe!
orca
Zitat:
Original von Herasun
Kann es sein, daß du einfach nur ein Problem damit hast, daß es Menschen gibt , die den von dir hochgelobten Kapitalismus eben nicht so toll finden wie du?


Wieso Problem? Ihm scheint's damit gutzugehen, daß sich bei jeder Kritik am kapitalistischen System und der bürgerlichen Ideologie im Gehirn ein kleines Schalterchen umlegt und seine Finger in Bewegung setzt, die Menschheit via Internet mit irgendwelchen antikommunistischen und vor Allem anti-DDR-Parolen zu beglücken. Was interessieren da schon Nebensächlichkeiten wie ein Diskussionsthema.

In der DDR wäre nie ein Selbstmord, auch nicht der politischer Gegner, als "Freitod" gefeiert worden.
Hugo
Gibt es eine Statistik, Untersuchung oder Analyse über Suizide in der DDR und deren Ursachen? Ich habe jedenfalls nie etwas derartiges gelesen oder gehört ... was nicht bedeutet, daß es in der DDR keine Suizide gab, allerdings waren die Günde für einen Suizid wahrscheinlich oftmals andere als heutzutage.
Simson
Meines Wissens war die Zahl der Suizide in der DDR so hoch wie heute. Offizielle Zahlen dazu wurden zurückgehalten.

Ich selbst habe zu DDR-Zeiten 4 Suizide in meinem Umfeld mitbekommen.

Einer davon war und blieb mysteriös. Ein Mann in den besten Lebensjahren und Familienvater aus der unmittelbaren Nachbarschaft, der hauptamtlicher Stasi-Mitarbeiter war, tauchte eines Tages nicht mehr bei seiner Familie auf. Seiner Frau wurde gesagt, er hätte sich das Leben genommen. Sie hat seinen Leichnam nie zu sehen bekommen. Gründe oder Anzeichen für einen Suizid hatte es aus Sicht seiner Frau nicht gegeben.
Pfiffikus
Zitat:
Original von Verstoßener
In einer Gesellschaft, in der wieder laut über gesetzlich legitimierten Mord nachgedacht wird, ...

Wieso benutzt du den Singular?

Zitat:
Original von Verstoßener
Weshalb ich mich ja nicht nur auf materielle Probleme bezog. Von freier Entscheidung kann bei anderen auch keine Rede sein.

Du hast völlig Recht. Hast ja selber schon Beispiele genannt:

Zitat:
Original von Torsten
Was'n militärisches Sperrgebiet ist, weißte? Wo überquerst Du denn so üblicherweise Staatsgrenzen?

Die Schüsse waren gesetzlich legitimiert.
Und das Betreten des militärischen Sperrgebietes war ganz sicher nicht durch materielle Not hervorgerufen.
Bei diesen Todesfällen handelt es sich also um "Mord durch eigene Hand aufgrund unerträglicher gesellschaftlicher Verhältnisse", wie du in deinem ersten Beitrag hier bereits bemerkt hast.


Pfiffikus,
der "eigenen Fuß" treffender fände
Adeodatus
Zitat:
Meines Wissens war die Zahl der Suizide in der DDR so hoch wie heute. Offizielle Zahlen dazu wurden zurückgehalten.


Nein sie waren höher als in der BRD doch in Statistiken lassen sich keine Rückschlüsse darauf ziehen das diese im Zusammenhang mit dem politischen System zu betrachten sind. ( Schon im Kaiserreich waren die Suicide auf dem Gebiet z.B. im heutigen Sachsen oder Thüringen deutlich höher als in Hessen oder Bayern) Also ist ein Vergleich der Systeme ist in diesem Punkt nicht möglich.
orca
Zitat:
Original von spidy
Nein sie waren höher als in der BRD doch in Statistiken lassen sich keine Rückschlüsse darauf ziehen das diese im Zusammenhang mit dem politischen System zu betrachten sind. ( Schon im Kaiserreich waren die Suicide auf dem Gebiet z.B. im heutigen Sachsen oder Thüringen deutlich höher als in Hessen oder Bayern) Also ist ein Vergleich der Systeme ist in diesem Punkt nicht möglich.


Nun, ich glaube zwar keinen heutigen Statistiken über die DDR, aber eine hohe Selbstmordrate bestand zweifellos. Allein zwei sind mir aus meiner unmittelbaren Umgebung bekannt und beide hingen stark mit den gesellschaftlichen Verhältnissen zusammen (nein, es waren keine Systemgegner). Wer auch angesichts der erfolgreichen Konterrevolution 1989 / 90 gravierende Fehler und Mängel der DDR-Gesellschaft leugnete, wäre entweder ein Dummkopf oder noch eher ein Leugner aus Motiven des Selbstschutzes.

Aber NIEMAND wäre auf die Idee gekommen, diese oder andere Selbstmorde als "Freitod", als "freie Willensentscheidung" hinzustellen. Und das ist - mit Verlaub - das Strangthema.
Simson
Zitat:
Original von Verstoßener
Wer auch angesichts der erfolgreichen Konterrevolution 1989 / 90 gravierende Fehler und Mängel der DDR-Gesellschaft leugnete, wäre entweder ein Dummkopf oder noch eher ein Leugner aus Motiven des Selbstschutzes.

Das sind ja, mal abgesehen vom Begriff "Konterrevolution", ganz neue Töne von Dir. Respekt !!!

Wikipedia schreibt unter dem Punkt "Sprachliches" zum Begriff "Suizid":

Zitat:

Häufig wird der Suizid als Selbstmord oder Freitod bezeichnet. Beide Bezeichnungen können jedoch eine moralische Beurteilung in den Begriff bringen: Selbstmord eine tabuisierende und kriminalisierende, Freitod eine heroisierende. Eine neutrale Bezeichnung ist Selbsttötung. Eine Suizid ausführende Person wird als Suizident („Selbstmörder“), in der Klinik jedoch immer als Patient, bezeichnet.

In der wissenschaftlichen Fachsprache und im beruflichen Umgang mit den Betroffenen wird meist das Wort Suizid bevorzugt, in der juristischen Fachsprache häufig der Ausdruck Selbsttötung, der lediglich den Vorgang, nicht die Motive beschreibt.

Umgangssprachlich wird meist „Selbstmord“ verwendet. Das Wort stammt aus einer Zeit, als im deutschen Sprachraum der (versuchte) Suizid noch strafbar und als schwere Sünde moralisch geächtet war und bezeichnet daher wörtlich die Selbsttötung als Verbrechen („Mord“) an sich selbst. Vermutlich geht es auf einen Ausdruck Martin Luthers („sein selbs mörder“, 1527) zurück. Heute wird der Begriff allerdings von dieser ursprünglichen Bedeutung weitgehend losgelöst empfunden und weckt im Normalfall intuitiv nicht die Assoziation mit einem Verbrechen.

Die Bezeichnung Freitod enthält andererseits den Gedanken der freien Wahl zwischen Leben und Tod, ein Ausfluss des Selbstbestimmungsrechts des Menschen. Meistens wird von den Menschen, die einen Suizid beabsichtigen, der eigene Tod jedoch als der einzig mögliche Ausweg gesehen. Die Entscheidungsfreiheit einer suizidalen Person ist in der Regel stark eingeschränkt. Daher wird die Bezeichnung Freitod ebenfalls von vielen Wissenschaftlern abgelehnt. Dem ließe sich indessen entgegenhalten, dass die Freiheit der Entscheidung für den eigenen Tod im tieferen Sinne nicht mehr und nicht weniger problematisch sei als die Freiheit jeder anderen Entscheidung auch, sich mithin die Frage, wie „frei“ ein Freitod sei, nicht losgelöst von der sowohl philosophisch als auch naturwissenschaftlich nur sehr schwer zu entscheidenden Frage des freien Willens an sich behandeln ließe. Darüber hinaus wahrt der Begriff „Freitod“ den Respekt vor den betroffenen Personen, was weder bei der Verwendung des Begriffes „Selbstmord“, noch bei den modischen Pathologisierungen des Phänomens der Fall ist.
Herasun
Zitat:
Original von Simson
Das sind ja, mal abgesehen vom Begriff "Konterrevolution", ganz neue Töne von Dir. Respekt !!!


Siehste, so verschieden ist halt die Wahrnehmung der Individuen!
Du hast diese Töne bisher möglicherweise einfach nur überhört.
Adeodatus
Um es einmal so zu sagen was ich einmal selbst erlebt habe, war der versuchte Selbstmord eines Arbeitskollegen der mit mir in einem Haus gewohnt hatte seine Frau fand ihn anstatt der Lampe in der Küche an der Decke hängend, als ich sie schreien hörte bin ich zu ihr und habe ihren Mann abgschnitten (er hat es überlebt) aber der Grund war so wie viele hier in Deutschland seine Frau hatte die Scheidung eingereicht und er wollte wohl wie es bei den meisten Selbstmorden ist Aufmerksamkeit (denn ich will einmal hier meine Schwägerin zitieren die Ärztin ist: Selbstmorde sind in den meisten Fällen missglückte Versuche die Umwelt auf sich aufmerksam zu machen. )
orca
Zitat:
Original von spidy
Selbstmorde sind in den meisten Fällen missglückte Versuche die Umwelt auf sich aufmerksam zu machen. )


Wofür es eine Suizidabsichtsskala gibt, welche aus verschiedenen Aspekten der Handlung erkennen läßt, ob es es sich um eine parasuizidale Geste oder Pause oder um einen Suizid handelt.

Außer bei minderintelligenten und Personen unter Bewachung scheitern ernstgemeinte Suizidversuche selten.