Chronik Sozialabbau und Verelendung

gastli
18. Dezember 2009
Anlässlich der vom Statistischen Bundesamt vorgestellten Armutsquoten warnt der Paritätische Wohlfahrtsverband vor massenhafter Verarmung und der Verödung ganzer Regionen in Deutschland und übt dabei scharfe Kritik an dem geplanten Wachstumsbeschleunigungsgesetz.
gastli
19.Dezember 2009 - Weihnachten in Leipzig

"Also wir haben bis zum letzten Moment sehr, sehr gezittert. Wir wussten am Donnerstag noch nicht wirklich, was wir den Kindern geben können. Für mich ist das jetzt die vierte Weihnachtsfeier. Und wir haben vor vier Jahren angefangen mit knapp 80 Kindern und hatten letztes Jahr knapp 1000 Kinder. Daran sieht man schon, dass wir echt gut zu kämpfen haben, einfach solche Feste auszustatten."

Manuela Friebe, die stellvertretende Vereinsvorsitzende der Leipziger Tafel.
gastli
21. Dezember 2009
Die Sozialgerichte in Thüringen können wegen der zunehmenden Klagen gegen Hartz IV-Bescheide ihre Verfahren nicht mehr zufriedenstellend bewältigen. In den ersten zehn Monaten 2009 sind 15 675 neue Klagen eingegangen.
Das entspricht einem Anstieg um 14 Prozent. Den größten Anteil daran haben 9411 Klagen im Zusammenhang mit Hartz IV. Ende Oktober sind dadurch noch 23 783 unerledigte Verfahren anhängig gewesen.
gastli
23. Dezember 2009

Rund 100.000 Privatpersonen jährlich landen wegen Zahlungsunfähigkeit vor Gericht. Die Zahlen dürften als Folge der Krise noch steigen, weil Überschuldung erst mit mehreren Jahren Verzögerung zum Insolvenzverfahren führt. Laut einem neuen Report sind Selbstständige eine besondere Risikogruppe. Jeder Zehnte, der sich an eine Schuldnerberatung wendet, ist selbstständig - damit sind die selbstständigen im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Bevölkerung deutlich überrepräsentiert.
Lazarus
Schei$$e.
Ich bin selbständig.
Verelendung ich komme ....

Klärt die Leute auf daß Handys mit 1 Euro nicht damit abbezahlt sind. Das gibt schonmal 50% weniger verelendete.
gastli
26. Dezember 2009
Der bislang glimpfliche Verlauf der Wirtschaftskrise auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist zu einem großen Teil den Beschäftigten zu verdanken, sagt der Chef der Arbeitsagentur. ie Arbeitnehmer hätten durch ihren Verzicht auf Lohn etwa zur Hälfte dazu beigetragen, dass 2009 weniger Menschen ihren Job verloren als zunächst befürchtet, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise.

Managerabfindungen in Deutschland haben trotz der Wirtschaftskrise 2009 neue Rekordhöhen erreicht.
Meister
Zitat:
Lazarus hat am 23. Dezember 2009 um 16:40 Uhr folgendes geschrieben:
Schei$$e.
Ich bin selbständig.
Verelendung ich komme ....

Klärt die Leute auf daß Handys mit 1 Euro nicht damit abbezahlt sind. Das gibt schonmal 50% weniger verelendete.



Richtig, anstatt mit dem Handy zu tanzen, lieber etwas auf den Teller legen.
Anstatt im Internet zu spielen und auf die Regierung zu schimpfen ist es besser sein Geld sinnvoller an zu legen.
Das sind alles mögliche Kosteneinsparungen um nicht in die Privatinsolvenz zu kommen.
Der Steuerzahler kann ja nicht für Pleiten Pech und Pannen zahlen, wenn man nicht mit der Kohle umgehen kann.



Meister
strubbel
Zitat:
Lazarus hat am 23. Dezember 2009 um 16:40 Uhr folgendes geschrieben:
Schei$$e.
Ich bin selbständig.
Verelendung ich komme ....

Klärt die Leute auf daß Handys mit 1 Euro nicht damit abbezahlt sind. Das gibt schonmal 50% weniger verelendete.


Lachen

da tut sich aber die marktlücke auf, sich von jemanden beraten zu lassen, der den dicken antrag für selbständige ausfüllt (steuer- und sozialrecht) damit die teilweise kommunal (sauber mit-)geregelte verelendung tragbar ist großes Grinsen

die gebühr/ das honorar zahlt man dann vom hartz ab, es sei denn, es findet sich doch noch ein ehrenamtler dafür großes Grinsen ("soziale wärme" *hustenmittel bitte, dr. g.* Augenzwinkern )
Lazarus
Wenn ich hier von Verelendung lese, versuche ich in meinem Gedächtnis zu kramen, wo ich bis jetzt in Deutschland einer richtigen Verelendung im Wortsinn begegnet bin. Ganz ehrlich? Ich bin noch keiner unverschuldeten Verelendung begegnet. Ich stimme ja zu, dass in diesem Scheissstaat eine ganze Menge nicht so laeuft, wie es in einer richtigen Demokratie eines eigentlich wohlhabenden Staates laufen sollte, aber Verelendung bedeutet fuer mich dass man nicht weiss wo man fuer den nächsten Tag etwas zu essen herkriegt und dass man kein Dach über dem Kopf hat. Diese beiden Grundbedürfnisse, erweitert auf die eigenen Kinder, gehören sichergestellt. Wenn man es selbst nicht kann, muss die Gemeinschaft dafuer sorgen. Unser Sozialsystem sorgt dafuer, dass beides - eine warme(!) Wohnung und was zu essen - jedem Erwachsenen und jedem Kind zur Verfügung steht, entweder gleich als Sach- (Wohnung) oder halt als Geldleistung. Erst wenn eins von beiden fehlt, betrachte ich jemanden als verelendet.

Nun mag jeder die Grenze, bis zu welcher jemand "im Elend" lebt, etwas höher ansetzen - es könnte z.B. ein adäquates Bildungsangebot und damit einhergehend ein Arbeitsangebot dazukommen, oder man wird befähigt an kulturellen Ereignissen oder einfach am ÖPNV teilzunehmen, und man mag auch eine "korrekte Entlohnung" für geleistete Arbeit (sprich: kein Niedriglohn) als Kriterium für eine "Ent-Elendung" betrachten - meiner Meinung nach zählt dies alles aber nicht mit zur Lebensabsicherung. Für ein gehaltvolles, halbwegs erfülltes Leben ist dies m.E. alles (und noch mehr) notwendig, ja, aber wem all dies fehlt der lebt noch lange nicht im Elend.
Weil - und das ist (für mich) der springende Punkt - ein halbwegs gesunder Mensch in der Lage ist, auch mit dem heutigen Sozialsystem (was manche als sehr unsozial betrachten), sich diese Dinge selbst zu erfüllen.

Bildung besteht nicht nur aus Schule. Wer seine Kids (und auch sich selbst) nicht für sinnvolle Beschäftigungen interessieren kann und Bücher für Relikte aus dem letzten Jahrtausend hält, brauch sich nicht wundern dass man nichts auf die Reihe kriegt. Und Bildung hört nicht nach der Schule auf, wer auch ausserhalb der Schule neugierig und wissensdurstig war ist das auch im späteren Berufsleben und hat keine Angst davor Neuland zu betreten. Diese "kannichnich, weissichnich, kennichmichnichmitaus, alsomachichsnich"-Typen mit denen ich auch beruflich viel zu tun habe kotzen mich ehrlich gesagt am meisten an.
Es ist natürlich sehr mühsam, seinen Kindern Neugierde zu vermitteln, weil man sich dazu mit ihnen beschäftigen muss, aber das wird spätestens dann wieder wettgemacht, wenn "die Kleinen" einen mit ihrer Kreativität überholen. Augenzwinkern
ÖPNV? Was kost das hier in Gera, knapp 40€/mtl. für ein Stadtticket? Viel Kohle wenn man wenig hat. Braucht man aber auch nicht. 20min lauf ich vom Kino zu mir nach Hause, quer durch die Stadt. Wer nicht laufen will, muss halt blechen. Gebrauchte Fahrräder kosten auch nicht viel mehr als so ein Monatsticket. Wer schweres Zeug nach Hause transportieren will hängt halt einen Einkaufswagen aus dem Supermarkt dran, der kostet nur 1 Euro. Und den gibts nach Gebrauch auch noch zurueck.
Kulturangebote? Gibts eine Menge gratis. Malübernmarktschlendern ist auch sowas wie Kultur. Im Sommer gibts viel Freilichtzeugs im Hofgarten, gerade auch für Kinder. Ins Theater kommt man auch schonmal für schlappe 10 Euro und kriegt hochwertiges geboten. Ich zähl auch noch den netten Grillabend mit Freunden unter Kultur, und, nunja, wenn man so will, der "Flaschentreff vorm Aldi" ist auch sowas wie "Sozialkultur". Tägliche Telefonate mit Verwand-/Bekanntschaft betrachte ich nicht als kulturelle Bereicherung, das ist für mich eine Unkultur die durch die Gesprächsflatrates eingerissen ist und Kreativität und Zeit klaut. Wenn man sich etwas wichtiges - oder auch nur mal Hallo - zu sagen hat, ist das in wenigen Minuten getan und muss auch nicht jeden Tag und überall sein. Dafür reicht ein einfacher Analoganschluß zu Hause mit Minutenabrechnung (aktuell fuer 18€ zu haben). Wer etwas mehr will, nimmt sich halt einen DSL-Anschluß für knapp 20€ und spart sich damit gleich noch Zeitung und Fernsehen. Aber ein Mobiltelefon bitteschön brauchen doch nur Leute die auch Mobil erreichbar sein müssen. Und ich kenne wirklich niemanden, der privat(!) mobil erreichbar sein muss! Das ist purer Luxus!
Das Problem Niedriglohn erschlägt sich schon fast mit dem Punkt Bildung. Fast nur deshalb, weil man natürlich immer noch seinen Arsch selber bewegen muss, und man trotz guter Voraussetzungen immer noch Steine von diversen Stellen in den Weg gelegt kriegt. Und es auch noch ein holpriger Weg vom (ausgebeuteten) Angestellten zum (ausbeutenden Augenzwinkern ) Unternehmer ist. Aber der Weg ist gangbar, und er ist um so leichter zu gehen je besser man darauf vorbereitet ist.

Und da kommen wir auch schon ("schon", haha ... er hat "schon" gesagt ... nach einer Seite Text ...) zu dem Thema dem ich eine Schlüsselrolle in unsrer Gesellschaft und unser aller Leben zuordne. Jaja, die Bildung. Viel zu oft als Wahlkampfthema und politisches Schlagwort missbraucht, was nun wohl auch den Effekt hat dass jeder meint der Staat wäre alleine oder zum grossen Teil dafür verantwortlich unseren Nachwuchs fürs Leben fitzumachen. Steckt einfach genug Geld in die Schulen, ein neckiges Schulsystem [ironie](ja, natürlich das der DDR - die Finnen habens ja auch kopiert und fahrn laut PISA nicht schlecht damit)[/ironie] noch drumrumgebastelt, und fertig ist die Intelligenz im Staat.
Na wenns nur so einfach wäre. Wenn sich Bildung nur auf die Schulen (ja, und Kindergärten ... smile ) beschränken würde. Nee, Bildung ist nicht nur Bildung von Intellekt, sondern auch von Charakter. Von Schlagfertigkeit. Neugier. Selbstbewusstsein. Ethik, Moral, Durchsetzungskraft, Rücksichtnahme - einfach zu denken, Zusammenhänge zu erkennen, Informationen richtig zu verarbeiten, kritisch zu hinterfragen, Erkenntnisse selbst erlangen und zu verarbeiten. Wer das kann, ist fit fuers Leben. Das packen Schulen alleine nicht, auch nicht mit noch so dollem Lehrplan. Hier muessen auch die Eltern ran, auch wenns vielleicht Mühe kostet mit dem Nachwuchs aktiv im Internet herumzusuchen und die dort erhaltenen Informationen zu erklären. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke - da gab es ein sehr enges Geflecht zwischen Schule und den Eltern, da wurden weder die Eltern noch die Kids mit ihren Problemen alleine gelassen. Es ist definitiv schwierig einem Kind/Jugendlichen zu erklären warum ein und derselbe Fakt an einer Stelle als "gut" und auf einer anderen als "schlecht" dargestellt wird, und warum beide Seiten irgendwie recht und aber auch doch wieder nicht ganz so richtig recht haben. Es ist schwer zu vermitteln dass die knapp 350 Euro die die arbeitslose Mutti kriegt, ganz schoen knapp sind, andererseits es aber auch nichts bringen wuerde wenn die Mutti (und alle anderen natuerlich auch Augenzwinkern ) auf einmal 800 Euro kriegen wuerde (<- sorry der musste jetzt sein. Ein aktuelles Streitthema gehoert einfach mal hier her. smile ). Aber wenn "das Nachwuchs" es einmal raushat, dass die Welt nicht schwarz/weiss ist, es eigene Gedanken haben darf, dass es zusehn muss auch nach der Schule noch so viel wie möglich zu lernen um mit der Entwicklung der Gesellschaft Schritt halten zu können, dann kommt es auch mit seinem Leben klar und lässt sich nicht jeden Schei$$ gefallen. Dann weiss es, dass es wirklich mühsam ist sich sein Leben so zu gestalten wie man will und es nicht ausreicht nur Bewerbungen zu schreiben um seinen Traumjob zu ergattern. Dann kommt es dahinter, dass das Leben ein Geben und Nehmen ist, und dass man selten mehr kriegt als man gibt, es sei denn man ist cleverer als der andere. Dann weiss es auch, dass Handys mehr als 1 Euro kosten und Mobilfunkverträge, für den der nicht aufpasst, eine moderne Form der Sklaverei werden können. (Hurra, ich hab den Faden wieder gefunden. großes Grinsen )
Die ersten vier Worte sind die entscheidenden: Klärt die Leute auf. Der Zusammenhang dahinter ist nur ein etwas polemisches Fallbeispiel (aber wenigstens nicht ausgedacht, es gibt genügend in meinem Bekanntenkreis (und auch im Fernsehen ) die gerade durch Mobilfunkverträge in finanzielle Klemmen geraten). Man kann es auch mit "Zigaretten", "Alkohol", "Spielsucht" und wasweissichnochalles ersetzen. Nix davon ist erfunden, ich könnt hier Namen und Anschrift nennen. Ist mir selbst unheimlich dass ich damit offensichtlich Klischees bediene.

Und was die selbstaendigen, zumindest in meinem Bekanntenkreis aus 1. Hand, angeht: Die erfreun sich entweder ihres Einkommens oder leben heute von Hartz4 oder sind inzwischen in ordentlichen Arbeitsverhaeltnissen angestellt. Aber elendig lebt keiner von denen. Wer meint, verelendet zu sein meldet sich bitte bei mir, ich bin echt neugierig wie's dazu kommen konnte und helf auch gern aus.

Gastli's zitierter Beitrag zur Verschuldung von Selbstaendigen (Google hilft, das Ding mal zu verlinken wär ja nicht schlecht Augenzwinkern ) enthält dann auch noch den Hauptgrund, der zur angespannten situation führt: mangelhafte Kredittilgung durch unregelmaessiges Einkommen. Nun, das ist aber schon bekannt, wenn ich den Kredit aufnehme. Wer dann nicht richtig rechnet und von vornherein von falschen Tatsachen ausgeht und nichts gegen die Gegebenheiten tut (finanzielles Polster, Versicherungen übernehmen solche Ausfaelle z.B. auch), geht zu recht pleite - der ist einfach nicht gebildet genug (siehe oben) einerseits als Selbstaendiger zu arbeiten und andererseits in diesem Konsens Kredite aufzunehmen. Und mal ehrlich - Scheinselbstaendige (von denen hauptsächlich in dem Artikel die Rede ist, kommt im Zitat leider auch nicht so heraus) - brauchen auch keine Kredite um ihr Unternehmen zu finanzieren (das haben sie ja eigentlich gar nicht), sondern um sich was zu kaufen, was sie sich eigentlich nicht leisten können. Mobilfunkverträge z.B. großes Grinsen Und mit solchen "Finanzgenies" hab ich dann weissgott kein Mitleid. Haettense mal in der Schule besser aufgepasst.
gastli
Sehr schöner Beitrag. Genau all das was hier beschrieben wird, was in diesem - um das treffende Wort des Autors zu gebrauchen - Scheissstaat nicht so laeuft, nämlich eine ganze Menge zeugt von Sozialabbau und Verelendung. Mehr will ich mit dieser Chronik nicht dokumentieren. Und auch nicht weniger. Menschen müssten in diesem Scheissstaat ohne staatliche Hilfe verhungern und erfieren. Das es nicht so ist, ist doch kein Beweis dafür das Verelendung nicht stattfindet, sondern beweist doch die Verelendung. Für mich ist jemand, der mit 351 Euro plus Miete und Heizkosten zurechtkommen muss, in einem so reichen Land wie der Bundesrepublik arm - zwar nicht absolut, aber relativ verelendet. Ebenso Menschen die diese Hilfe zusätzlich zu einem Vollzeitjob in Anspruch nehmen müssen. Diesen Menschen noch Mangel an Bildung oder zu wenig Bildungswille unterstellen ist zynisch. Die Bildungsministerin - dieser Titel für die Schavan ist übrigens auch zynisch - dieses Landes findet Studiengebühren gerecht. Sie findet es also gerecht, wenn arme von Bildung ausgeschlossen werden. Das ist moralische Verelendung.
Hier sind die vier Worte entscheidend: Klärt die Leute auf. Klärt die Menschen auf, dass nicht sie die Schuld haben an der Verelendung. Sondern das sie Opfer sind in einem widerlichen System, in dem widerliche Menschen ihre widerlichen Motive ausleben.

Somit ist es dringend geboten diese »Chronik des Sozialabbau und der Verelendung in Deutschland» weiter zu schreiben.
strubbel
Zitat:
Lazarus hat am 26. Dezember 2009 um 16:17 Uhr folgendes geschrieben:
Das Problem Niedriglohn erschlägt sich schon fast mit dem Punkt Bildung. Fast nur deshalb, weil man natürlich immer noch seinen Arsch selber bewegen muss, und man trotz guter Voraussetzungen immer noch Steine von diversen Stellen in den Weg gelegt kriegt.


gastli? meinst du vielleicht die stelle hier? (besonders die, ich mal kursiv gekennzeichnet habe)

ich glaube, das ist etwas anders gemeint. nicht, dass der "misserfolg" immer mit bildung(-sarmut) zu tun haben muss.

aber da warten wir mal auf lazarus´s erklärung drauf.denn der wird sich mit diesen worten (natürlich mit dem beitrag insgesamt) was gedacht haben.

meine interpretation hierzu bringe ich hier nicht (von mir auch an anderen stellen auch oft angeschnitten worden und zigmal ist müßig *g*).

Allerdings haben viele, nicht nur ich, auch oft genug gerödelt, dass der staat nicht für alles verantwortlich gemacht werden kann, egal ob es die schwarz,rot oder gelbe"pest" wäre.
(meiner persönlichen meinung nach an vielen stellen gottseidank nicht und an mancher stelle zuviel)

es liegt eben in vieler hinsicht an jedem selbst, ob es die bildung und beschäftigung, was sich eigentlich gut kombiniert, betrifft (ob sich selbst oder eben auch die der kinder). ich kann nicht erwarten, dass andere (z.B. der staat) aussschließlich für bildung etc. verantwortlich ist. so wie es vorgelebt wird, so wird meist nachgelebt. es liegt also im einfluss des sozialen umfeldes (hauptsächlich das elternhaus). so wie es lazarus schon beschrieben hat.

vermittle ich werte wie ehrgeiz, selbstbewusstsein (was sich wiederum kombiniert) und wie fördere und wie "stille" ich den wissensdurst z.B. der kinder? genau: sich mit ihnen beschäftigen-intensiv (ich rede nicht vom permanenten drumrumgängeln). ihnen zeigen, wie man sich informiert, mit ihnen gemeinsam fragen zu klären, kreativität fördern und leben und und und. dieses alles und noch etliches mehr ist eigentlich ein ganzer komplexer teil, der sich aus den werten zusammensetzt und die kurzen z.B. auf das leben vorbereitet. nicht NUR schule und KiTaPflege. Diese sind das kleine schnürchen um das "Paket" oder vielleicht das verpackungsmaterial

ich habe immernoch die klasse worte der soz.-dezernentin frau N. im kopf, denn mit den worten deckt sich größtenteils auch meine einstellung. die konnte sich nur besser kürzer fassen großes Grinsen hab selten so den fernseher angebetet!

deren worte waren es sinngemäß, dass der einfluss des engsten soz. umfeldes (sprich elternhaus) sich auf die neue generation (die kinder) auswirkt. positiv, wenn sich intensiv mit ihnen beschäftigt wird (siehe oben meine worte) und leider eben auch die resignation, die sich auch auf die kleinen auswirkt und sehr fatal auch: sich überträgt, da sie dann kaum lernen (werden), sich durchzusetzen, sich (wenn auch mit hilfe bzw. begleitung) selbst zu informieren (je nach alter) und auch selbst was auf die beine stellen. und so weiter. der einfluss prägt nunmal und ist mitunter die hürde oder das sprungbrett fürs leben , wenn sich der heranwachsende im falle der hürde nicht die bäckchen zusammenkneift und dann eine positive "wendung" macht, um sein leben zu meistern.

aber wie will man dem manchmal ungünstigen (vorsichtig ausgedrückt) einfluss beikommen? hätte da flotte ideen, aber die wären hier unbequem Augenzwinkern

tja aufklärung wäre richtig, aber die wirklich richtige. denn "verelendung" liegt eben nicht (nur) in der verantwortung des staates.
Pfiffikus
Zitat:
gastli hat am 26. Dezember 2009 um 18:13 Uhr folgendes geschrieben:

Diesen Menschen noch Mangel an Bildung oder zu wenig Bildungswille unterstellen ist zynisch.


Und zu ignorieren, dass es eine nicht zu vernachlässigende Anzahl von Leuten gibt, die ordentliche Bildung bewusst ablehnen und bewusst in Kauf nehmen, in der Hängematte von HartzIV zu landen, das wäre natürlich völlig weltfremd!



Pfiffikus,
der natürlich betont, dass dies keineswegs auf alle Betroffenen von HartzIV zutrifft
RudiRatlos
Meinst du das so?


Lazarus
Eine "Chronik der Mißstände" wie ich's mal bezeichnen würde ist hilfreich und angebracht (das ist jetzt völlig ohne jede Ironie). Aber bitte a) mit Links zu den Quellen und b) nicht vergessen wirklich wichtiges zu zitieren. "Selbstaendige überdurchschnittlich in Privatinsolvenz" zu zitieren verzerrt das im spon-Beitrag genannte Bild von Scheinselbständigen, die ihre Kredite nicht tilgen können. Die Unterschiede der Kredite von "richtigen" Unternehmern zu Krediten von Selbständigen, die eigentlich als Arbeitnehmer tätig sind, sind immens und in diesem Fall sicher von grosser Bedeutung.

Was Bildung bzw. Charakterformung an sich betrifft - klar, es gibt Menschen die kommen aus genetischen Gruenden nicht ueber eine bestimmte Synapsenvernetzung hinaus. Früher wurden solche Menschen einfach aus einer Gemeinschaft ausgestossen und vergammelten irgendwo, heute haben sie immerhin satt zu essen, ein Dach übern Kopf und ihnen wird entweder ein bisschen geholfen ("Betreutes Wohnen") oder ihr Leben wird immerhin mit sinnvollen Aufgaben bereichert ("Behinderten(wasfuereinunwort)einrichtungen").
Sollten sie mehr vom Leben haben als einfach nur den Mindestsatz? Nun, auch das steht ihnen offen, wenn sie durch Freunde/Verwandschaft entsprechend mitgerissen werden. Wer dagegen geistig gesund ist und sich bewusst gegen "Intellektuelle Lebensbereicherung" entscheidet (man kann sich auch Wissen aneignen, ohne Gebühren zu bezahlen - meine "Studiengebühren" betragen momentan ca. 20€ mtl. - DSL machts möglich!) , darf sich auch nicht wundern dass er evtl. staatliche Hilfe zum Überleben braucht. Mein Gott dafür sind wir doch ein Staat um auch die heruntergefallenen noch aufzufangen ehe sie am Boden zerschellen. Und, mal ehrlich, so dolle Sachen wie Farbfernseher, Computer, Mobiltelefone, Autos und Burger für 1 Euro hatten zu DDR-Zeiten auch nur privilegierte - da ist der Lebensstandard von ALG2-Empfängern heute doch schon immens höher. Augenzwinkern Ganz zu schweigen von komplett sanierten, beheizten, trockenen Mehrraum(!)wohnungen mit Innen-WC für EINEN EINZIGEN BEWOHNER!!!!

In diesem Zusammenhang finde ich das Zitat "Das Leben ist, was man draus macht." ganz angebracht. Vielleicht kennt ja jemand noch den Verfasser.
Ein Analogon wäre "Man kriegt die Regierung die man wählt."
gastli
Zitat:
Und zu ignorieren, dass es eine nicht zu vernachlässigende Anzahl von Leuten gibt, die ordentliche Bildung bewusst ablehnen und bewusst in Kauf nehmen, in der Hängematte von HartzIV zu landen, das wäre natürlich völlig weltfremd!


Ich habe Kenntnis davon, dass du beruflich genau mit diesen jungen Menschen zu tun hast.
Sie sind ebenfalls Beweis für die Folgen von Sozialabbau und Verelendung in vielerlei Hinsicht.

Zitat:
Allerdings haben viele, nicht nur ich, auch oft genug gerödelt, dass der staat nicht für alles verantwortlich gemacht werden kann


Doch, wir alle sind der Staat.
strubbel
dann wäre es erst recht jedem seine meist eigene aufgabe, sich (nach seiner möglichkeit) zu drehen (siehe oben beschriebenes)

wie isses nu?

verlässt sich einer nu permanent auf den / die anderen? Prima, dann ist auf alle Verlass oder .... verwirrt
RudiRatlos
Zitat:
Das Leben ist, was man draus macht.


...oder

Das Leben geht weiter, egal was man draus macht.

http://www.epilepsie-online.de/index.php...475&pdf=default

Nur ein Beispiel von vielen. Ja
Lazarus
Zitat:
RudiRatlos hat am 26. Dezember 2009 um 23:44 Uhr folgendes geschrieben:
Das Leben geht weiter, egal was man draus macht.
http://www.epilepsie-online.de/index.php...475&pdf=default
Nur ein Beispiel von vielen. Ja


Achja, Epileptiker. Ein Beispiel für die Gruppe Menschen, die "etwas Pech" bei der Genom-Verteilung hatten und Dank ihrer synaptischen Probleme eigentlich nicht ganz vorne in der heutigen Leistungsgesellschaft Platz haben.
Soweit das Klischee.

Wenn ich mir die 3 Seiten durchlese, versteh ich allerdings den Teil "...egal was man draus macht." nicht mehr ganz. Schliesslich hat der Autor es - mit einiger Muehe und der Hilfe anderer - geschafft, sich selbst ein relativ "normales" Leben zu verschaffen und ohne grossartige Beeinträchtigungen um die Runden zu kommen. Also hat er sich doch sein Leben nach seinen Möglichkeiten so gut wie möglich gestaltet, er hat sich nicht aufgegeben, sondern lebt halt mit ein paar Einschränkungen, aber ansonsten wie's aussieht mit genug Elan und selbstbestimmt wie man so schoen sagt. Augenzwinkern
Erinnert mich auch an einen Praktikanten in einer von mir betreuten Firma, junger Kerl, Ausbildung, Epileptiker - intelligent und engagiert. Der hat trotz seiner Krankheit normales Pensum wie alle anderen auch gearbeitet. Vernünftige Noten in der Schule, weiss allerdings nicht was später aus ihm geworden ist.
Oder an meinen Nachbarn hier über die Strasse. Schwerer Fall von Epilepsie, heute EU-Rentner, jahrelang ordentlich seinen Job gemacht in der DDR, verdient sich heut zu seiner Rente in Teil-Teilzeit halt noch ein wenig hinzu und gibt sich nich auf.

Yepp, vor solchen Leuten zieh ich meinen Hut. Respekt !!!
Meister
Wie auch immer, die Frau Merkel hat sich selber geäußert, das es Handwerkliche Fehler bei den Hartz IV Gesetzen gibt.
Bliebe die Frage welche Fehler sind damit gemeint und wann wird es geändert.

Lepra Kranke wurden früher auf eine Insel gebracht, also ausgestoßen.

Heute sind es Kinder von Hartz IV Empfängern die unverschuldet durch die Sippenhaftung der SPD-Genossen ausgestoßen werden.



Meister
strubbel
ja, die gibts auch, meister. und die hatten wir an anderer stelle schon mal "auseinandergenommen", jeder nach seiner meinung.

aber in welcher hinsicht ausgestoßen? liegts nicht an jedem selbst, sich wo anzuschließen?

logo, dass theater nicht so oft drin ist wie es den meisten AN möglich ist. aber das thema hatten wir auch paarmal. wo bliebe noch der unterschied zwischen erarbeitetem geld, wovon man sich seinen kleinen (persönlich gesehenen) luxus leistet wie theater, essen gehen und und und leistet? wenn ich mir solche kleinen luxusdinge leisten können will,muss ich halt was für tun, und sei es halt z.B. mit hartz + (legalen!) zuverdienst (den man nicht angerechnet kriegt). und schon kann ich mir halt entweder bissi was zurücklegen oder gönne mir halt meinen persönlich gesehenen luxus.

und: es gibt soviele kostenlose oder auch kostengünstige möglichkeiten, sich zusammenzurotten und was "loszumachen". nicht nur das vom lazarus beschriebene.

bibliothek, private tauschbörsen, einfache treffs (wie z.B. so kleine ministammis unter gleich- oder ähnlich gesinnten) warum kosten meine hobbys kaum geld? warum kann man mit wenig bis garkeinem geld kurze beschäftigen? seien es eigene oder fremde kinder? gewusst wie.

siehst,man könnte ja inserieren oder in diversen plattformen gucken,wer die eigenen hobbys teilt...und zack ...

wie ist es mit der ausgrenzung nu? selbst ist der mann/ die frau!

wenn ich das ganze noch herunterrödeln müsste, wäre es A eh unbequem für viele und B hatte ich das sogar schon zum teil im thema geschrieben, wo wer eigentlich einen reißverschluss eingenäht haben möchte (bei such und find) großes Grinsen sind da etwas vom thema abgewichen und da stehts halt.

siehe guck -> Kann jemand einen Reißverschluss einnähen???

ließe sich klasse ausbauen (nicht nur herumtauschen, sondern auch was losmachen)

würde da z.B. wer mitmischen hier im ort? egal ob AN oder nicht?

die "verelendung" geht halt wirklich meist im kopf los: sich selbst aufgeben, sich selbst ausschließen, ob der möglichkeiten, auch kultur für sich "mitzunehmen".