Sitzenbleiben abschaffen?

Mina
Zitat:
1,5 Milliarden Euro zahlen Eltern jährlich dafür, dass ihr Kind das Klassenziel erreicht. Ist das gut investiertes Geld? Oder sollte man die Versetzungsordnung lockern - so wie in Sachsen-Anhalt gerade geschehen? Das FIGARO-Bildungsjournal geht dieser Frage nach, u.a. im Gespräch mit dem renommierten Göttinger Hirnforscher Gerald Hüther.


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RudiRatlos
Also wie früher, Dumpfbacken durchziehen damit die Quote stimmt.

Ganz toll diese Idee. Nee Ne
osslowsky
das ist doch prima, kommt direkt vor m bürgergeld oder wie das heißt. hört mir bloß auf ständig von leistung zu reden. ich bin für schlaraffenland.
RudiRatlos
So drastisch wollte ich mich dann doch nicht ausdrücken. Ja
Adeodatus
Zitat:
osslowsky hat am 10. Februar 2010 um 00:53 Uhr folgendes geschrieben:
das ist doch prima, kommt direkt vor m bürgergeld oder wie das heißt. hört mir bloß auf ständig von leistung zu reden. ich bin für schlaraffenland.


Da spricht wohl wieder mal einer mit Erfahrung - oder wie ist das gemeint? Wenn ein Schüler eine Klasse wiederholen muss wird er nicht automatisch zum Leistungsträger daher ist es wichtiger die Defizite eines Schülers im laufenden Schuljahr zu erkennen und z. B durch ein Angebot an kostenlosen Nachhilfeunterricht zu beseitigen. Das ist auf jeden Fall besser als wenn man den Schüler eine Ehrenrunde drehen lässt.
strubbel
den stoff zu wiederholen fänd ich besser (also das "sitzenbleiben") ergänzend nachhilfe, um wirklich das klassenziel zu schaffen wäre parallel hilfreich.

denn, wie wollen schüler den stoff der höheren klasse schaffen, wenn die voraussetzungen dafür (der vorangegangene Stoff) nicht geschafft wurde? Nee Ne

kostenlose nachhilfe? wie soll das gehen? außer, dass sich ein mitschüler findet, der sich mit demjenigen hinsetzt?

wir hatten z.B. sog. "patenschaften". ein leistungsstarker schüler hatte einen leistungsschwächeren "unter der fuchtel" und das funktionierte gut,...

... reicht in manchen fällen aber nicht aus, wenn die schwierigkeiten nicht nur ein fach betreffen.

und Rudi: Ja genau

mit "durchziehen" ist mehr geschadet als geholfen, der klasse wie auch dem betreffenden schüler
as65
ich glaube kaum dass die lockerungen soweit gehen dass alle durchgezogen werden.
also steht schon mal die frage wo die grenzen gezogen werden?
sind eventuell die maßstäbe zum weiterkommen heute zu hoch?
wird nur gelockert wenn es sich um ein einzelnes fach handelt?

fragen über fragen bevor man sich gedanken über sinn und unsinn der lockerungen macht.
die_gute_fee
ich finde, hier passt thematisch ein vortrag von freerk huisken gut rein...

Zitat:
„Wieso? Weshalb? Warum? Macht die Schule dumm?“
1. Stimmt, Schule macht dumm. Das steht nicht etwa für ein Versagen der Schule, sondern gehört zu ihren Aufträgen. Dummheit, was ist das? Es fällt nicht unter Dummheit, wenn man nicht alle 27 Nebenflüsse der Elbe weiß, die chemische Formel von Blei nicht kennt, von Feuerbach noch nie et­was gehört hat oder die neue Zeichensetzung nicht beherrscht. Das ist fehlendes Wissen, das kann man sich aneignen, wenn man will. Die äußerst sparsame Vermittlung von Wissen und Kenntnisse an die Mehrheit der Schüler, die frühzeitig für untere Regionen der Berufshierarchie aussortiert werden, weil ihre weitere Qualifikation außer Kosten nichts bringt, fällt auch nicht unter Dummheit, sondern unter schulisch organisierten, bildungspolitisch gewünschten Ausschluss von weiterführenden Bildungswegen. Die stehen in der „Wissensgesellschaft“ nämlich nur der Elite offen, also denen, die mit ihrem Wissen den Kapitalstandort Deutschland voranbringen, und denen, die die dafür nötigen Herrschaftsfunktionen ausüben: Juristen, Journalisten, Politiker, Lehrer und sonstige Staatsbeamte.
2. Dummheit ist nicht das, was man nicht lernt. Unter Dummheit fällt vielmehr ziemlich viel von dem was man lernt und zwar als Hauptschüler wie als Gymnasiast. Die frühzeitige Aneignung einer gehörigen Portion Dummheit braucht es für jene Leistungen, die die Bürger hierzulande stän­dig erbringen: nämlich für die freiwillige Unterordnung unter alle Zwänge und Sachzwänge dieser Gesellschaft. Dazu gehört in erster Linie die Einbildung, dass Schule und Uni, alle politischen Ein­richtungen und nicht zuletzt der Arbeitsmarkt und die Berufswelt irgendwie schon dafür geschaffen sind, dass man mit einigen Anstrengungen seine frei gewählten Interessen verwirklichen kann – wenn man doch schon in all diesen Abteilungen der Gesellschaft zurechtkommen muss. Und dazu gehört in zweiter Linie die Ausstattung des Verstandes mit lauter falschen Urteilen über die Gründe, warum das so häufig nicht aufgeht. Dummheit ist – zusammengefasst - die Summe partei­lichen Denkens, mit der der erzogene Mensch es fertig bringt, alle politischen und ökonomi­schen Beschränkungen des eigenen Interesses zu verarbeiten und dabei brav zu bleiben.
3. Dafür Beispiele zu finden, ist nicht schwer: Als mündiger Staatsbürger glaubt man z.B. an die Dummheit, dass Wahlen wichtig sind, weil sich damit die Politik zur Rücksichtnahme auf die eigenen Interessen bewegen lässt. Wer an dem dummen Spruch festhält, dass es jeder in dieser Gesellschaft zu etwas bringen kann, wenn er sich nur ordentlich anstrengt, der ist bereits gut erzogenes und von sich und seinen Fähig­keiten überzeugtes Konkurrenzsubjekt. Und dann gibt es noch die Dummheiten, die auf den Namen Moral hören, mit denen besonders der kritische Mensch alles, was ihn stört, auf fehlende Gleich­heit, Gerechtigkeit oder Freiheit und Missachtung der Menschenwürde zurückführt; wofür er dann regelmäßig die Politik verantwortlich macht.


Den ganzen Vortrag kann man hier nachlesen oder hier nachhören.
Bernhard P.
Zitat:
as65 hat am 10. Februar 2010 um 08:48 Uhr folgendes geschrieben:
ich glaube kaum dass die lockerungen soweit gehen dass alle durchgezogen werden.
also steht schon mal die frage wo die grenzen gezogen werden?
sind eventuell die maßstäbe zum weiterkommen heute zu hoch?
wird nur gelockert wenn es sich um ein einzelnes fach handelt?



Es wird kaum möglich sein exakte Grenzen zu ziehen. Wenn totale Gerechtigkeit einziehen würde wären die Schulen die ersten die das schaffen würden.
strubbel
Nee Ne und wie sähe deine "gerechtigkeit" aus? FB
RudiRatlos
Zitat:
Schon heute haben 15 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 29 Jahren keinen Berufsabschluss. Wegen der geburtenschwachen Schulabgängerjahrgänge werde die deutsche Wirtschaft aber „schon bald jeden jungen Menschen brauchen“.

http://www.welt.de/wirtschaft/article663...Ausbildung.html



Ein Durchziehen schlechter Schüler würde diesen Trend noch erheblich verstärken.
co2schleuder
Vom großen Bruder lernen großes Grinsen
strubbel
schleuderchen, und wer den nicht hatte? (dafür ne kleene zickige schwester *gg*)

allerdings bleibe ich dabei, dass eben förderstunden gebraucht werden,die manche schulen auch anbieten oder man organisiert sich mal unter eltern (oops!)
Schmor
Was sind Förderstunden ? Bei uns gab es das nicht, sitzengeblieben ist auch selten einer. Wahrscheinlich sind die Lehrstoffe wesentlich anspruchsvoller als zu unserer Zeit ! Aber die damals gelernt und studiert haben sind heute noch anerkannte Fachkräfte. Da komm ich doch in`s grübeln.
co2schleuder
Sag ich doch, denn damals haben wir ja auch vom "großen Bruder" gelernt. großes Grinsen
strubbel
förderstunden werden entweder nach oder wie ich es z.B. auch von einer schule kenne, sogar während des reg. unterrichts gegeben. das ist vergleichbar mit "nachhilfe". entweder ist ein lehrer oder ein student oder jemand anders, der sich bereit erklärt, sich mit den schülern zusammenzusetzen. täglich war ein anderes fach "dran" oder je nach organisation.

während des reg. unterrichts fand ich es allerdings schade, dass die schüler statt sport halt ihre förderstunde hatten. sie brauchen den sport wie alle anderen auch, vor allem dem ausgleich wegen.

da würde ich die schüler lieber ins saure äpfelchen beißen lassen und halt die möglichkeit nach der schule anbieten. seien es halt 1- max.2 stunden incl. kl. pause(n). sicher ists den schülern nicht angenehm, noch länger in der schule zu sitzen.
aber was ist effektiver? nachdenklich sich das mit anderen schülern gemeinsam und zwischendurch auch mal allein zu erarbeiten oder zuhause, wo sich leider nicht alle EH drum kümmern. selbst EH die sich drum kümmern, sind somit auch etwas entlastet und die schüler holen gemeinsam den stoff nach.
ist natürlich unumgänglich, das gelernte zuhause noch mal nachzuvollziehen.

der lehrstoff scheint nicht höherem anspruch zu sein. die "heutige" neunte klasse ist der stoff der 4.-7. klasse (habe ich mitkriegen müssen) das heißt: wortarten, satzglieder, zahlenstrahl...dreiecke berechnen...etc.

bei uns gab es (zu meiner zeit) auch keine förderstunden, da hatten wir das (siehe unten) diese "schülerpatenschaften", die entsprechend eingeteilt wurden und sich mind. 1x die woche treffen sollen. tja, dann lags an dir: mitmachen und sich selbst auch täglich mit dem unterrichtsstoff beschäftigen oder sitzenbleiben

und es bewährte sich! hatten zwar 2 sitzenbleiber (30schüler) aber die quote ist noch vertretbar
Schmor
Hast schon Recht Strubbel, wir haben selbst gelernt weil wir lernen wollten, uns für alles mögliche interessierten und ganze Bibliotheken ausgelesen. ( auch die privaten Heftchen Tom Prox, Billjenkins Son Koh und Karl May ) Aber heutzutage ist es wichtg ein " Händie " zu haben, sich um Markenklamotten zu kümmern, Parties zu feiern und vor allem " kuhl " zu sein. Da ist für Interessen zur Weiterbildung leider gar keine Zeit. Ich erinnere mich, wie wir als Kinder in Gera beim Schmied uns am Fenster die Nasen plattdrückten, wir wollten sehen, wie geschmiedet wird. Diese grundlegende Neugier ist weg. Und somit der Drang selbst was zu lernen. Der Stoff der 4. bis 7. Klasse in der 9. ? Ich finde es einfach lächerlich. Nur weiter so, dann wird eine Schicht entstehen, deren Vokabular nur das dringend Notwendigste enthält, den Rest macht die Maschine. Wenn ich so eine baue, achte ich schon drauf, daß weder der Dümmste noch der Boshafteste keinen Schrott produzieren kann, dank Überwachung jedes Bewegungsablaufes.
1 Schalter für Ein und Aus muß genügen, ein 2. Schalter überfordert den Bediener schon. Und das zu bedienen, braucht man keine geistigen Leuchten mehr. Eben solche, wie sie heutzutage aus der Schule kommen.
strubbel
großes Grinsen Ja

und ja: ich war auch erschrocken (mit dem stoff der 4.-7. klasse in der 9.) Lachen

hey und wie oft kriegt man zu hören, dass rein die schule oder andere einrichtungen für die bildung zuständig sind? (also ausschließlich)?

die neugierde ist schon hier und da noch da, aber sie muss auch erhört und dem nachgegangen werden. aber sie nimmt, meines eindrucks nach leider wirklich ab. schade. wir haben auch viel geguckt und gefragt (liebe feuerwehrmänner, polizisten, bibliothekarin und und und...., ich hoffe, eure löcher im bauch sind inzwischen schon zugeheilt...)

kommt schon drauf an, wie es zu hause zugeht. drum kümmern und viel erleben (lassen) oder eben vor der röhre bzw. nintendo und wie der ganze kram heißt. Ja

und das "durchziehen": somit ist keinem schüler bzw. späterer abgänger geholfen. denn der stoff, der in der schule vermittelt wird, wird zufällig überwiegend auch in der lehre gebraucht. ohne die voraussetzungen...siehts duster aus, zieht langen rattenschwanz nach sich (und zufällig braucht man das noch im leben...oha!)
Messlatte
Eigentlich treffen hier viele Themen zusammen und einen richtigen Anfang zu finden ist nicht leicht.
Da stehen eher Fragen offen im Raum.
Ich bin für eine Zurücksetzung, wenn die Leistungen nicht passen.
Die ganz große Frage ist doch die, was hat unsere (Eltern-)Generation falsch gemacht?
Etliche Jugendliche haben keinen Bock auf Schule. Einmaleins, wozu? Ein Bekannter steht auf der Brücke.“ Du springst doch eh nicht!“
Ich frage jetzt nicht nach Waffen und der Gleichen. Sonst ist das Thema ganz kaputt.
Wer setzt den jungen Leute Ziele? Warum haben wir uns auf den Hosenboden gesetzt? Wir waren doch auch jung und hatten Freude und Freundinnen.
Da steckt meiner Ansicht nach das Problem. Wer kann die jungen Leute für ein Ziel dauerhaft begeistern?

Schlaft mal drüber
Messlatte
strubbel
Zitat:
Messlatte hat am 05. März 2010 um 01:16 Uhr folgendes geschrieben:

Wer setzt den jungen Leute Ziele? Warum haben wir uns auf den Hosenboden gesetzt? Wir waren doch auch jung und hatten Freude und Freundinnen.
Da steckt meiner Ansicht nach das Problem. Wer kann die jungen Leute für ein Ziel dauerhaft begeistern?
Messlatte


geschockt verwirrt momentchenmal, hat man nicht selbst ziele? beginnen die ziele nicht mit z.b. den berufswünschen (die wechseln ja in jüngeren jahren ja oft Augenzwinkern ) aber egal und auch wenn das berufsziel für jemanden feststeht, gilts, dieses ziel zu erreichen. sprich, möglichst seinem traumberuf nahe zu kommen oder sogar ganz zu erreichen, sofern die rahmenbedingungen wie die eigene leistungsfähigkeit und der lehrstellenmarkt (notfalls halt die entfernung hinnehmen) es hergeben und man selbst bereit ist.

und hat man mit dem berufswunsch nicht ein EIGENES ziel?

wer soll sonst die ziele setzen? ich als elternteil? "hör mal kindelein...du hast jetzt ein ziel...mach mal" nachdenklich

nein, um das ziel zu erreichen, muss erstmal der weg (schule, lernen und zuhause und und und) gegangen und durch vieles noch unterstützt werden (nein, immernoch nicht durchgezogen *g*)
da gehört kindeleins ehrgeiz dazu (wo der herkommt...nunja..) und auch die kompetenz der eltern (förderung, sich dahinterklemmen, dass kindelein seine aufgaben erledigt und lernt und nicht nur das...bildung spielt sich nunmal auch - im optimalen falle- auch im elternhaus ab und das in verschiedenster form, nicht nur pauken)

achja, und konsequenz cool

tja ...wer macht die ziele? an wem liegts nun, sie zu erreichen. und zwar nicht nur das klassenziel Ja

und die letzte, von dir gestellte frage: die jugendlichen dauerhaft für etwas zu begeistern...das ist eine wissenschaft für sich konntest du dich dauerhaft für etwas begeistern? doch auch erst im erwachsenen alter, oder? Augenzwinkern

und haste das gefühl, dich umsonst auf den hosenboden gesetzt zu haben? ich nicht, trotz, dass fachwissen heruntergewertet wird, aber dennoch profitiert man doch davon , gelle? großes Grinsen und man setzt sich weiterhin ständig auf den hosenboden (lernenderweise meinte ich *g*)

aber jede wette Nee Ne das sitzenbleiben wird abgeschafft werden....