495 Thüringer Firmen ging bisher im Jahresverlauf die Luft aus

RudiRatlos
Der Pleitegeier schlägt im Freistaat wieder öfter zu. Von Januar bis September 2009 mussten 495 Thüringer Unternehmen den Gang zum Insolvenzrichter antreten, das sind 62 Betriebe bzw. 14,3 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Vor allem die betroffenen Lehrlinge stehen dann vor einer schwierigen Situation: dem drohenden Abbruch ihrer Ausbildung. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt hilft in diesen Fällen und konnte 40 Insolvenzlehrlinge erfolgreich in andere Unternehmen vermitteln. „Die Finanz- und Wirtschaftskrise hinterlässt in der Thüringer Insolvenzstatistik deutliche Spuren. Immerhin beschäftigten die Konkursbetriebe zum Zeitpunkt der Antragstellung rund 2.950 Arbeitnehmer“, betont Erfurts IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser. Insbesondere die Thüringer Bauwirtschaft würde sich krisenanfällig zeigen. 112 Unternehmen hätten trotz staatlicher Konjunkturpakete ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können. Auch im Handel schlitterten zahlreiche Betriebe in eine finanzielle Schieflage. „Die Finanz- und Wirtschaftskrise drückt die Kauflaune der Verbraucher, größere Anschaffungen werden auf Eis gelegt. Das Geld landet auf den Sparkonten, anstatt in den Kassen der Einzelhändler“, so der IHK-Chef. Auf der Schattenseite der Konjunktur stehe auch das Verkehrsgewerbe. Durch die geringe Auslastung und anhaltend hohe Kosten hätten sich die Firmenpleiten hier verdoppelt. Besonders dramatisch stelle sich die Situation für die Lehrlinge in den insolventen Unternehmen dar. „Mit heutigem Stand konnten immerhin 40
Konkurslehrlinge erfolgreich in andere Unternehmen vermittelt werden. Darunter vor allem Azubis aus dem Gaststättengewerbe sowie den Bereichen Metall und Handel“, unterstreicht Grusser. Dabei müsse eine Insolvenz nicht das Ende des Unternehmens bedeuten sondern könne gleichwohl auch eine Chance zum Neuanfang sein. Allerdings werde das seit zehn Jahren gültige Insolvenzplanverfahren kaum genutzt, bedauert Grusser. Es sollte den betroffenen Firmen eigentlich eine Rettungsperspektive bieten. Die Praxis sehe aber anders aus: Maximal zwei Prozent der insolventen Firmen würden davon Gebrauch machen, die überwiegende Zahl der Unternehmen jedoch in der Insolvenz zerschlagen. „Das derzeitige Verfahren ist für Gläubiger wie Betrieb zu unattraktiv“, stellt der IHK-Chef fest. Die Gläubiger hätten zu wenig Einfluss auf die Auswahl des Konkursverwalters. Am Ende würden zudem Sanierungsgewinne besteuert, auch wenn es sich nur um Buchgewinne handle. „Wer mehr Unternehmen und damit Arbeitsplätze retten will, muss dringend nachbessern", ist sich Grusser sicher. Es sei deshalb gut, dass die neue Bundesregierung eine Überarbeitung im Koalitionsvertrag festgeschrieben habe. Dazu hätte die IHK-Organisation jetzt zehn konkrete Vorschläge zur Unternehmenssanierung in der Insolvenz erarbeitet. Diese würden beispielsweise eine Stärkung der Eigenverwaltung, die Einbeziehung der Gesellschafter in das Insolvenzplanverfahren und auch die Abschaffung der Mindestbesteuerung bei der Sanierung vorsehen.

http://www.erfurt-life.de/
Schmor
Bei mir nicht 2010 - Auftragsbuch brechend voll !
Pfiffikus
Zitat:
Schmor hat am 14. Dezember 2009 um 17:19 Uhr folgendes geschrieben:

Bei mir nicht 2010 - Auftragsbuch brechend voll !

Und wenn du Glück hast, dass in deiner Branche eine angemessene Vorauszahlung üblich ist und deine Auftraggeber sich als zahlungsfähig herausstellen, dann wirst du auch nicht so schnell vom Pleitegeier bedroht.

Entscheidend ist nämlich nicht das von dir erwähnte Auftragsbuch, sondern der Kasseneingang.


Pfiffikus,
der vermutet, dass nicht alle Firmen selbst verschuldet in die Insolvenz mussten
Schmor
Hast recht, viele trifft der Hammer unverschuldet, bei mir gibts 4 Wochen Zahlungsziel und bezahlt wird seit Jahren auf den Tag pünktlich. Bei Vorauszahlungen wär ich mit dem Ansinnen draußen, das macht man nur mit Mini - Firmen, oder die ohnehin wackeln.
Adeodatus
Zitat:
das macht man nur mit Mini - Firmen, oder die ohnehin wackeln.


Aber nicht in der Baubranche dort gehört es schon zum guten Ton das Auftraggeber ihren Zahlungspflichten nicht oder nur unzureichend nachkommen, dabei gibt es noch nicht einmal Unterschiede zwischen privaten oder öffentlichen Auftraggebern.
Pfiffikus
Zitat:
Schmor hat am 14. Dezember 2009 um 23:24 Uhr folgendes geschrieben:
Hast recht, viele trifft der Hammer unverschuldet, bei mir gibts 4 Wochen Zahlungsziel und bezahlt wird seit Jahren auf den Tag pünktlich. Bei Vorauszahlungen wär ich mit dem Ansinnen draußen, das macht man nur mit Mini - Firmen, oder die ohnehin wackeln.

Aha. 4 Wochen Zahlungsziel. Das bindet demnach Eigenkapital in Höhe eines Monatsumsatzes, welches zuzüglich zu den Produktionsmitteln vorhanden sein muss. Gib bitte zu, dass eine solch hohe Eigenkapitaldecke nicht selbstverständlich ist.


Wir erinnern uns: Kürzlich hatte hier im Forum einer behauptet, in unserer Gesellschaft könne jeder auf diese Weise so viel verdienen, wie er mag.


Pfiffikus,
der das ja gleich als unrealistisch angesehen hatte
Schmor
@ Pfiffikus
Es stimmt trotzdem, nur ist das `soviel verdienen wie man will `an einige Bedingungen geknüpft, die ich boshafterweise nicht aufgeführt habe. Ein Zahlungsziel von 4 Wochen ist allgemein üblich. Das weißt Du selbst. In einer eingefahrenen Fertigung verschiebt sich der Geldeingang einmal um 4 Wochen, und dann läuft es wie gewohnt. Wer die ersten 4 Wochen nicht wegstecken kann, braucht erst gar nicht anzufangen, mit großen Betrieben zusammenzuarbeiten schon garnicht, wenn man eh von der Hand in den Mund lebt. ( das ist eine der Bedingungen ) Diese Eigenkapitaldecke ist notwendig, wenn aber das von der Bank finanziert wird, beginnt das Ganze schon zu wackeln. Dabei denken manche, jetzt habe ich einen Betrieb aufgemacht, jetzt fließt Milch und Honig, mehrere Auslandsurlaube, Daimler, Klamotten vom feinsten Zwirn u.s.w. die Fördermittel sind weg. Damit ist das Ganze eigentlich schon den Bach runter. Es ist Arbeit angesagt, wenn`s sein muß rund um die Uhr, dabei spreche für mich , nicht für Angestellte. So habe ich es 33 Jahre durchgehalten und hoffe auch noch länger aber ich weiß, es weht ein rauher Wind in der Wirtschaft. Wissen und Können sind 2 weitere Bedingungen, die beide vorhanden sein müssen. Eine andere Bedingung : mach nie Schulden, egal wo, sie könnten dir schlimm ins Genick fallen.
Meister
Zitat:
Schmor hat am 14. Dezember 2009 um 23:24 Uhr folgendes geschrieben:
Hast recht, viele trifft der Hammer unverschuldet, bei mir gibts 4 Wochen Zahlungsziel und bezahlt wird seit Jahren auf den Tag pünktlich. Bei Vorauszahlungen wär ich mit dem Ansinnen draußen, das macht man nur mit Mini - Firmen, oder die ohnehin wackeln.


4 Wochen Zahlungsziel ohne Abschlagszahlung ist riskant.
Wenn während der Zahlung der Auftraggeber Privatinsolvenz, oder Betriebsinsolvenz anmeldet ist lustig vorbei.
Wenn dann alles noch von dem Auftraggeber, auf einen Bekannten oder Verwandten überschrieben wurde, nützt auch kein Titel mehr etwas.
Ich habe so Zehntausend einmal ganz locker in den Sand gesetzt, weil ich glaubte ich hätte einen seriösen Auftrag von einer gestandenen Baufirma.
Hinterher stellte sich raus, der Firmeninhaber hat früher Grabsteine hergestellt. großes Grinsen
Danach habe ich nur noch Aufträge angenommen wo ich mir erlauben konnte, mit Absprache Abschlagszahlungen vor zu nehmen.

Meister
Schmor
Wie`s in der Baubranche zugeht, weiß ich nur vom Hörensagen, allerdings auch viele schlimme Gepflogenheiten. In meiner Branche ist es da schon etwas ruhiger, nur Bei der Benq - Pleite gings knapp zu. Aber da kommt eine weitere Bedingung : du mußt den Richtigen kennen, der dir rechtzeitg was flüstert !
Meister
Zitat:
Schmor hat am 16. Dezember 2009 um 22:40 Uhr folgendes geschrieben:
Wie`s in der Baubranche zugeht, weiß ich nur vom Hörensagen, allerdings auch viele schlimme Gepflogenheiten. In meiner Branche ist es da schon etwas ruhiger, nur Bei der Benq - Pleite gings knapp zu. Aber da kommt eine weitere Bedingung : du mußt den Richtigen kennen, der dir rechtzeitg was flüstert !


Den richtigen kennen? und was dazu gehört, gute Formulierung. Lachen Lachen Lachen




Meister
Schmor
Na an guten Formulierungen mangelt es doch im Forum nicht, da kann man doch viel lernen. Und nun denke ich nach, wie ich Schmeilies direkt als solche in den Sprachgebrauch übernehmen kann. Bei Geschäftsbriefen ist das ja kein Problem und ein Angebot so gut wie genehmigt, wenn die über die Seite zappeln. Eigentlich muß man nicht mehr können, als Kopieren und Schmeilies draufhauen.