Gedanken daüber was man so mit dem Heer der Arbeitslosen machen könnte

gastli
Erstellt: 16.02.06, 10:17

Focus (http://focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe/...be.htm?id=24938) berichtet über eine Tagung der Martin Schleyer-Stiftung und natürlich macht man sich dort Gedanken darüber was man so mit dem Heer der Arbeitslosen machen könnte. Weil an einer solchen Tagung natürlich nur illustre Persönlichkeiten teilnehmen, kommen auch effiziente Ideen zur Sprache. Wie lange es dauern wird, bis solche Ideen in Gesetzesform gefasst werden, weiß ich natürlich nicht, aber ich finde sie schon bemerkenswert.

Da ist zunächst Hilmar Schneider, seines Zeichens Direktor für Arbeitsmarktpolitik am Bonner IZA-Forschungsinstitut. Seine Idee:

Die BA wird zum Auktionshaus umgebaut. Sie bietet eine bestimmte Menge Billiglöhner für Arbeiten an und wer das höchste Gebot macht, erhält den Zuschlag. Der so Versteigerte soll aber von dem Geld nichts bekommen. Er bekommt ja bereits ALG II. Das Geld bekommt die BA und kann damit Kosten senken.

Wolfgang Franz einer der "Witschaftsweisen".

Franz ist der Meinung, Ein Euro Jobs sollten stark ausgeweitet werden. Er hält es für falsch, dass nur gemeinnützige und zusätzliche Tätigkeiten ausgeführt werden dürften und plädiert dafür, dass auch die Industrie Ein Euro Jobber bekommt. Er hält die Sorge um Verdrängungseffekte für total übertrieben und argumentiert, wenn eine Kommune einen Gärtner entlasse, weil ein Ein Euro Jobber billiger ist, hätte das schließlich einen Spareffekt und sie würde wohlmöglich dafür an anderer Stelle jemanden einstellen. Auch soll die Dauer nicht auf 6 Monate beschränkt sein, sondern, so meint Franz, für ein Jahr gelten. Die kosten für die Aufwandsentschädigung sollen dann die zahlen, die den Ein Euro Jobber in Anspruch nehmen.

Seine Aussage ist ein Beweis dafür, dass die Grenzen von Weisheit und *********** fließend ineinander übergehen.

Dann war da noch Steffen Roth, seines Zeichens Geschäftsführer des Otto-Wolff-Instituts für Wirtschaftsforschung.

Er meint, die ALG-Bezieher sollten sich fair verhalten und für den Bezug des ALG auch eine unbezahlte Gegenleistung erbringen. Die derzeitigen Einschränkungen, betreffs Wochenarbeitszeit und Gemeinnützigkeit sollten für sie nicht gelten. Dafür sollten sie im Gegenzug in der Arbeitslosenstatistik verbleiben. Er meint: "wir sind einfach alle ein bisschen naiv, weil wir glauben, dass es doch noch ein paar Gutwillge gibt."

Natürlich muss auch Peter Clever, Vize-Vorsitzender des Verwaltungsrats der Bundesagentur für Arbeit, für diesen Posten von der Arbeitgeberseite abgestellt, noch aus seinem Erfahrungsschatz etwas beisteuern. Er meint:

Das heute Leute die Hand aufhalten, die sich früher beim Sozialamt nicht hätten blicken lassen. Junge Juristen hätten z. B. keine Skrupel, nach Beendigung ihres Studiums ALG II zu beantragen, nachdem sie sich steuerlich "arm gerechnet" hätten.

Man sieht, es gibt noch Leute, die sich Gedanken um die Zukunft machen und die die Leute von den Straßen haben wollen. Das diesen perversen Vorstellungen das Grundgesetz genauso entgegensteht, wie internationale Verträge, interessiert sie nicht, denn sie vertreten ja die Wirtschaft (Wirtschaft bezogen auf die großen Konzerne) und die Wirtschaft nimmt zwar Rechte in Anspruch, steht aber ansonsten über den Gesetzen. Das beweisen sie uns mit Steuerhinterziehungen, Beamten- und Politiker-Bestechung und, und, und.
geschlossen
Erstellt: 16.02.06, 14:43

Man kann folgendes mit Sicherheit nicht verallgemeinern.

Voriges Jahr sendete Phönix das in Brandenburg 600 arbeitslose Jugendliche angeschrieben wurden.

Ihnen wurden Arbeitsplätze der verschiedensten Art in und um Berlin angeboten.

Rückantworten kamen geade mal etwas über 60.

Nach verbindlicher Zusage für die Busbetellung zur Vorstellung in den Betrieben schrumpfte die Zahl auf 7.

Am Tag der Abfahrt kamen 5.

Diese 5 stellten sich also vor und am Ende nahm wegen verschiedenster Gründe 1 eine Arbeit an.

Als er anfangen sollte meldete er sich krank.






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gerassimov
Erstellt: 16.02.06, 20:21

Der Vorschlag von Himar Schneider (Auktionshaus) erinnert mich an einen Sketch von Stephan Wald, der als Arbeitsminister Blüm Arbeitsplätze versteigert hatte.
Den Zuschlag hatte für einen Hungerlohn in einem Anflug von sozialer Rührung ein Vater von drei kleinen Kindern bekommen.
Und jetzt kann's bald Wirklichkeit werden.
gastli
Erstellt: 17.02.06, 08:09


@ geschlossen

Nachfragen bei Phoenix haben ergeben, dass es sich um 600 Anwärter der Schauspielschule handelte, die im Auschlussverfahren um Aufnahme als Studenten an dieser kämpften.
oxxo
Erstellt: 20.02.06, 00:05

Es gibt heutzutage zwei praktische Wege, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Entweder durch Entzug der Transferleistungen. Dadurch werden die Arbeitslosen gezwungen, sich um der Subsistenz willen irgendeine Drecksarbeit zu suchen. Und fallen so aus der Statistik und hinein in die Arbeitsarmut.

oder arbeiten dann schwarz, was die Arbeitslosigkeit noch erstärkt, werden kriminell, was dann insgesammt wieder die Kosten für den Staatsapparat erhöht oder gewalttätig. Alles keine Alternativen

Dass alle Menschen die aus der Gesellschaft gedrängt werden die Hände
in den Schoß legen werden und auf ALG2 Niveau vergammeln, das
dürfte ja wohl sonnenklar sein
gastli
Erstellt: 22.02.06, 08:55

Für den wirtschaftspolitischen Sprecher der Union, Laurenz Meyer, gibt es in Deutschland schon einen Mindestlohn: das Arbeitslosengeld II. In der Netzeitung fordert er, härter gegen arbeitsunwillige Menschen vorzugehen. Meyer forderte zudem, Arbeitslose stärker in die Pflicht zu nehmen. «Jeder, der Sozialtransfers bekommt und arbeitsfähig ist, muss seine Arbeitskraft auch zur Verfügung stellen», betonte der CDU-Politiker. Die Alternative dazu seien Kürzungen bei den Sozialleistungen.
Nach Ansicht von Meyer wird von der Möglichkeit der Kürzungen von Sozialleistungen noch zu wenig Gebrauch gemacht. «Kürzungen sind zwar vorgeschrieben – sie werden aber aus verschiedensten Gründen nicht genutzt», kritisierte er. «Hier müssen wir zu neuen Lösungen kommen.»

Wer war doch gleich Laurenz Meyer?
Ach ja, das ist doch der nette CDU Politiker der sich bei seiner Raffgier erwischen ließ und und angeblich ohne Gegenleistung vom RWE Konzern im Jahr 2000 rund 80 000 Euro erhalten hat. Die CDU-Politiker Hermann-Josef Arentz und Laurenz Meyer waren wegen ihrer RWE-Gehaltsaffären zurückgetreten.
Jetz lese ich aber das dieser feine Herr schon wieder wirtschaftspolitischen Sprecher der Union ist. Anscheinend ist genug Gras über die Affäre gewachsen.
Und dieser Halunke fordert Arbeitslose härter zu bestrafen. Ich bin hin und weg wie doch der schwarze Abfall gedeiht und wächst
jandark
Erstellt: 22.02.06, 09:50

Ach gastli, das ist eben christliche Nächstenliebe. Man muß auch mal verzeihen können. Bei all den Verdiensten, die Herr Meyer sonst so hat.

CDU eben.


gruß

jandark
carlos
Erstellt: 22.02.06, 15:43

recht hat der Laurenz Meyer!
Adeodatus
Erstellt: 22.02.06, 15:59

@ carlos

Sage nicht immer was Du weißt, aber wisse immer was Du sagst!!!!
carlos
Erstellt: 22.02.06, 16:15

tooler spruch, denk mal drüber nach

wo hat er denn unrecht?
jandark
Erstellt: 22.02.06, 21:54

Wenns wirklich um Arbeitsunwillige geht, kann man kaum widersprechen. Aber löst diese Diskussion das Problem? Oder lenkt sie eher davon ab?


gruß

jandark
gerassimov
Erstellt: 22.02.06, 21:58

Arbeitslose passen einfach nicht in die schöne, heile, ewige Wachstumsfantasie der strohgelben Leuchten in diesem Land. Deshalb: Bekämpfen! Aushungern! Oder gleich nach Guantanamo!

Oder: "da unten hin, zum Aufräumen" großes Grinsen Das wäre doch mal ne sinnvolle Beschäftigung!
Adeodatus
Erstellt: 22.02.06, 22:05

@ carlos

Der Spruch war für Dich und nicht für Meier!

Er sollte Dich daran erinnern da Deine Einstellung gegenüber Sozialbenachteiligten immer wieder unter die Gürtellinie zielt, Du bist stets gegen Beleidigungen und beleidigst selbst Millionen. Vielleicht ist es zu Dir noch nicht durchgekommen aber Arbeitslose sind auch Menschen.

In diesem Sinne.
as65
Erstellt: 22.02.06, 22:39

Fakt ist doch das kein Arbeitgeber mehr Personal einstellen wird, als er für die Verrichtung der zu leistenden Arbeit braucht. Fakt ist in den meisten Fällen auch, das der Arbeitgeber dies über möglichst geringe Lohnkosten abwickeln will. Jeglicher Gewinn geht in die private Kasse sofern er nicht notwendigerweise ausgegeben werden muss.

OK, es gibt noch freie Stellen in Deutschland die einfach nicht zu besetzen sind. Diese sind aber bei weiten nicht ausreichend um davon zu reden dass die Arbeitslosen mehr Druck brauchen.

AS65
Digedag
Erstellt: 22.02.06, 22:56

Die einzigen die mehr Druck bekommen sind doch wohl die noch arbeitenden, wenn vom Geschäftsführer ständig gepredigt wird „Wir lassen sie gern gehen, wenn Sie etwas anderes finden. Auf Ihren Arbeitsplatz warten ja schon 100 andere“ [Originalton!!!!]
as65
Erstellt: 22.02.06, 23:04

Ich gebe ich dir recht dass dieses Druckmittel viel zu oft, von den Arbeitgebern, genutzt werden kann.
Dennoch wird von vielen Politikern gern pauschal von den Arbeitslosen, und den Druck den diese brauchen, gesprochen.

AS65
gastli
Erstellt: 23.02.06, 08:28

Es ist doch von Niemandem ernsthaft gewünscht wieder mehr Menschen in den Arbeitsprozess zu bringen. Das würde doch Profite schmälern und das passt nicht zum Kapital. Es werden ein paar Scheinstellen offen gehalten, die lediglich als Alibifunktion dienen und eine beschränkte Bewegung auf einem Scheinmarkt aufrecht erhalten sollen.
Digedag
Erstellt: 23.02.06, 08:32

@gastli
Na das ist dann doch sehr übertrieben, findest Du nicht.
Die meisten Stellen die da offen sind will einfach niemand besetze, oder möchtest du 12Stunden bei der Kartoffelernte im Boden wühlen? Wohl kaum, das überlassen wir lieber den Maulwürfen.
gastli
Erstellt: 23.02.06, 08:48

Ich finde es nicht übertrieben. Wer von Vollbeschäftigung spricht ist ein Phantast. Diese ist nicht mehr nötig um all die Dinge zu produzieren die der Mensch auf dieser Erde so braucht oder die er denkt zu brauchen. Und in der Zukunft sind dafür noch weit weniger Menschen nötig.
Das eigentliche Problem ist, was machen wir mit allen diesen freigesetzten Menschen ? Die politische Kraft die da eine vernünftige Lösung findet, der gehört die Zukunft.
as65
Erstellt: 23.02.06, 09:50

@gastli

Deinen vorletzten Beitrag hier kann ich ja noch sinngemäß nachvollziehen. Zumal er, bei genaueren Lesen, nicht soweit von meiner Meinung entfernt ist.

Zitat:
Zitat: gastli
Ich finde es nicht übertrieben. Wer von Vollbeschäftigung spricht ist ein Phantast. Diese ist nicht mehr nötig um all die Dinge zu produzieren die der Mensch auf dieser Erde so braucht oder die er denkt zu brauchen. Und in der Zukunft sind dafür noch weit weniger Menschen nötig.
Das eigentliche Problem ist, was machen wir mit allen diesen freigesetzten Menschen ? Die politische Kraft die da eine vernünftige Lösung findet, der gehört die Zukunft
.


Die Vollbeschäftigung bleibt aber das Ziel. Denn das Problem die Leute in Beschäftigung zu bringen ist genauso schwer zu machen wie die notwendige soziale Sicherheit derjenigen zu sichern.
Mal ein theoretischer Gedankengang:

Absenkung der Arbeitszeit (Lohnanpassung)– Einstellungen – weniger Arbeitslose – weniger Sozialausgaben des Staates- weniger Abgaben der Arbeitgeber – Löhne wieder etwas Höher

Euer Grundkommentar wird bestimmt lauten: Wer soll das finanzieren? Na, mal sehen.

AS65