Podiumsdiskussion im Geraer Rathaus - Kinderarmut in Deutschland - Thüringen

holgersheim
Pressemitteilung
UNICEF Gera - Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen


Zitat:
Podiumsdiskussion im Geraer Rathaus
Kinderarmut in Deutschland - Thüringen


Deutschland weist nach Irland die größte Kinderarmutsquote in Europa auf. Nach neuesten Berechnungen des Kinderschutzbundes leben heute in Deutschland allein 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche von Sozialhilfe. Immer mehr Kinder müssen auf Taschengeld, Freizeit- und Sportangebote verzichten. Oft ernähren sie sich mangelhaft und sind bei schlechter Gesundheit. „Je jünger der Mensch, desto höher ist die Sozialhilfequote.“ (Kinderreport Deutschland 2004).

Wir wollen durch diese Podiumsdiskussionsrunde das Thema und die Realität zur Kinderarmut in Deutschland nicht aus den Augen verlieren.

Podiumsdiskussion im Geraer Rathaus

am 5. März 2007 Beginn 17:00 Uhr

Ort: im Rathaussaal



Eröffnungsworte:

Dr. Norbert Vornehm - Oberbürgermeister der Stadt Gera

Zu Beginn der Diskussionsrunde werden wir TV Spots (KiKa) + Fotos zeigen:

„Wir sehen Kinder Armut?“ - die TV Spots (vom Kinderkanal) und die Fotos werden genau diese Eindrücke schildern.


Fotoausstellung wird erarbeitet von:

Stadtjugendring Gera e. V.
Evangelisches Jugendhaus Shalom
Der Grundschule 2 Gera
AWO - Migrationsdienst


1. Diskussionsrunde von 17:00 - 18:20 Uhr mit folgenden Personen:

Bodo Ramelow - Bundestagsabgeordneter der Linkspartei PDS www.bodo-ramelow.de
Astrid Rothe-Beinlich - Bundesvorstand und Fraupolitische Sprecherin von Bündnis 90 / Die Grünen www.gruene-thueringen.de
Volker Thorey - Vorsitzender d. Fraktion Arbeit für Gera im Stadtrat Gera
www.arbeit-fuer-gera.de

Heike Taubert - Landtagsabgeordnete der SPD www.heike-taubert-de


2. Diskussionsrunde von 18:30 - 20:00 Uhr mit folgenden Personen:

Prof. Dr. R. Lutz - Armutsexperte
Dr. Heide-Rose Brückner - Geschäftsführerin Deutsches Kinderhilfswerk www.dkhw.de
Anne Lütkes - Landesministerin a. D., Bürgermeisterin der Stadt Köln a. D., Mitglied Deutsches Komitee für UNICEF www.anne-luetkes.de
Dirk Groß - Diplom Soziologe www.ispo-institut.de
Frau Weber-Kehr - stellv. Vorstandsvorsitzende Bundesverband Deutsche Tafel e. V.

Im Anschluss an beiden Diskussionsrunden können Fragen aus dem Publikum an die Podiumsteilnehmer/innen gestellt werden.


Moderation:
Stephie Müller-Spirra - KI.KA Moderatorin
www.kika.de/kika/moderatoren/stephie/index.shtml

In beiden Podiumsdiskussionen werden u. a. folgende Punkte erörtert und diskutiert:

- Arme Kinder in einem reichen Land?

- Armutsbegriff in Deutschland – Armutsbegriff in Entwicklungsländern

- Was machen andere europäische Länder anders?

- absolute Armut – relative Armut

- Gruppen von Risikofaktoren

- Demografische Entwicklung (Deutschland – Bezug auf Thüringen-Gera)

- Wirtschaftliche Situation von Familien: Verfügbares Einkommen

- Armutsentwicklung bei Kindern infolge von Hartz IV

- Armut als spezifische Lebenslage prägt die Entwicklungsbedingungen und Zukunftschancen von Kindern – z.B. Bildungsarmut

- Ursachen und Konsequenzen von Kinderarmut

- Forschungsergebnisse zeigen dringenden Handlungsbedarf – wie sollte gehandelt werden?

- Was wir tun können? Soziale Arbeit im Armutskontext neu verorten

- Handlungsfelder für die Politik

- Bedeutungszunahme der Sozialisationsinstanzen Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit als außerschulischer Lernorte


Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an UNICEF - Gera,

Claudia Poser oder Ulrike Westermann, Durchwahl 0365 – 21 47 653 Mobil: 0170 - 3220333.


Claudia Poser
Leiterin UNICEF Gera
http://www.gera.unicef.de


Ich finde es wichtig das diese Diskussion in aller Öffentlichkeit geführt wir. Und ich finde es gleichzeitig absolut schändlich das sie in unserem Land geführt werden muss.
Herasun
Zitat:
Original von holgersheim
Ich finde es wichtig das diese Diskussion in aller Öffentlichkeit geführt wir. Und ich finde es gleichzeitig absolut schändlich das sie in unserem Land geführt werden muss.


Ich weiß bloß nicht so recht, wie eine solche Diskussion den betroffenen Kindern helfen soll!
Daß diese Problematik besteht, weiß doch ohnehin Jeder, der halbwegs weltoffen ist.
Und wegdiskutieren kann man Probleme wohl nicht!
Möglicherweise werden dort kluge Leute die Ursachen für diese Misere benennen.
Aber diejenigen, die sie nicht hören wollen, gehen da eh nicht hin.
Die Auswahl der Redner zum Thema verheißt zwar durchaus grundsätzlich eine interessante Diskussion, aber wie gesagt:
Was nützt das den Kindern?
Golfi
Das erinnert mich an Gespräche über die neue Rente mit siebzig, wo alle Rentner eingeladen wurden. Hatte auch keiner daran gedacht, daß die Rentner ihre Rente sicher haben und sich für die vielleicht mit 70 Rente bekommen nich auserordentlich interessieren.

Interessant fände ich es, wenn Betroffene Kinder und Familien zu Wort kommen würden und am besten noch Politiker anwesend währen die in Gera auch was zu sagen haben.
videodok
Der OB ist doch schon mal einer der in Gera was zu sagen hat. Hoffe doch, dass er nicht gleich nach der Eröffnung der Veranstaltung verschwindet.

Unmittelbar wird die Diskussion den Betroffenen sicher nicht helfen. Doch deshalb über das Thema zu schweigen, wird den Kindern gar nicht helfen.

Es gibt sicher viele halbwegs weltoffene Menschen in Deutschland, an denen das Thema doch zum großen Teil vorbei geht, ohne dass sie mal wirklich darüber nachdenken.

Ich werde mal beim OK nachfragen, ob nicht eine Aufzeichnung mit der Live-Technik realisierbar wäre.
videodok
Die Live-Technik vom OK steht mit drin. Es wird also demnächst im Programm des OK zu sehen sein.
RedgeschWind
Zitat:
Original von videodok
Die Live-Technik vom OK steht mit drin. Es wird also demnächst im Programm des OK zu sehen sein.

Sehr gut. Ich denke so wird das Thema noch mehr Präsenz erlangen.

Wird es auch einen Clip für Interessierte geben, welche den Geraer Kanal nicht empfangen können?
videodok
Mit einem Clip wird's sicher schwierig, denn es soll ja insgesamt ca. 3 Stunden gehen, also dann auch soviel Material da sein. Aber vielleicht ein paar Infos.
kritiker
Zitat:
Original von Golfi
Interessant fände ich es, wenn Betroffene Kinder und Familien zu Wort kommen würden und am besten noch Politiker anwesend währen die in Gera auch was zu sagen haben.


diese idee finde ich sehr gut! wenn diese information aber erst zwei tage vorher in der otz bekannt gemacht wird, werden die diskutanten wohl weitestgehend unter sich bleiben! oder, ist das so gewollt? nachdenklich
videodok
Also Kinder sind nicht zu Wort gekommen. Im Übrigen wurde überwiegend am Thema vorbei Diskutiert. Eine Wahrheit zum Thema wurde aber am Anfang gleich vom OB ausgesprochen: Dass es beschämend ist, dass man in diesem reichen Deutschland überhaupt über so ein Thema diskutieren muss. Leider ging er kurz nach seiner Ansprache auch schon wieder.
as65
Zitat:
Ein Drittel der Geraer Kinder sind arm

Von Erika Baumann Gera. "Kinderarmut in Deutschland, Thüringen und Gera" war die Podiumsdiskussion gestern Abend im vollen Geraer Rathaussaal überschrieben, die die Unicef-Gruppe Gera organisiert hatte. Politiker von Stadt, Land und Bund sowie Vertreter der Kinderhilfsorganisation Unicef, vom Deutschen Kinderschutzbund und Bündnis für Kinder versuchten, diesem wichtigen Thema mit Geraern Teilnehmern vieler gesellschaftlicher Bereiche auf den Grund zu gehen.
Die Frage zu Beginn: Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt, ist Exportweltmeister - und dann Kinderarmut?

Das zeigt beweiskräftig eine Studie von 2004, die Unicef Deutschland vorlegte, wie es Anne Lütkes, Mitglied im Deutschen Komitee, schilderte. Deutschland nehme nur den 11. Platz von 21 untersuchten Industrieländern ein, sei also nur Mittelmaß im internationalen Vergleich, wenn es um die Lebenssituation von Kindern geht. 10,2 Prozent der Kinder in Deutschland gelten als arm, und diese Armut sei seit 1990 noch weiter gestiegen.

Der Kinderschutzbund spricht sogar von 2,5 Millionen armen Kindern in Deutschland. Thüringen nimmt zur Lage der Kinder im Vergleich zu den 16 Bundesländer den fünften Platz, jedoch von hinten ein.

Die Zahlen für Gera nannte Oberbürgermeister Dr. Norbert Vornehm (SPD) in seiner Begrüßungsansprache. Sie sind schon erschreckend: 3300 Kinder leben in so genannten Bedarfsgemeinschafts-Familien. Bezogen auf die Gesamtzahl aller Kinder der Stadt bis 15 Jahre sind es 36,5 Prozent, die in Armut leben. Dabei sah sich Geras Oberbürgermeister einig mit den Politikern im Podium und mit anderen Diskuissionsrednern, dass es nicht nur um die materiellen Lebenverhältnisse geht, die natürlich wichtig sind, sondern es gehe weitestgehend genauso um den Zugang für die Kinder zu Bildung, zu Gesundheit, zu Kultur, es gehe um soziale Sicherheit, überhaupt um gleiche Lebenschancen. Deshalb fordert Unicef, wie es Anne Lütkes unterstrich, u.a. die frühzeitige Förderung von Kindern auszubauen, Möglichkeiten von beitragsfeien Kindergärten zu schaffen, vor allem benachteiligte Familien gezielt staatlich zu fördern und die Kinderrechte in die Verfassung zu verankern. Es gebe in der Bundesrepublik 147 verschiedene Fördermöglichkeiten für Familien, sie als gemeinsame Strategie zu bündeln für die Förderung der Familien und die Infrastruktur, müsse Aufgaben sein. Uwe Werner vom Schlupfwinkel und Sorgentelefon Gera e. V. bejahte das. In Gera sei ein Umdenken bei der Familienförderung notwendig. Kinder brauchten eine solche Politik der Förderung und Unterstützung, die bei ihnen auch ankommt, die Entwicklungspotenziale, Fähigkeiten und Leistungen erkennt, stärkt und begleitet. Für rasche Präventionsmaßnahmen zur Bekämpfung von Kinderarmut sei in Gera gar nicht mehr Geld erforderlich. Die Frage ist, wie bereits vorhandene Haushaltsmittel so ausgerichtet werden, dass sie auf ihre armutspräventiven Wirkungen und die Verbesserung der Lebenssituaition von armen Kindern überprüft werden. Der Jugendhilfeausschuss, so Werner, habe mit ersten Beschlüssen reagiert. Beispielsweise wurde zur Förderung von Ferienmaßnahmen beschlossen, dass die Träger ihre Maßnahmen so ausrichten sollen, dass mindestens 30 Prozent sozial benachteiligter Kinder teilnehmen können. Dennoch: Wenn es nicht gelingt, eine programmatische kommunale Kinderarmutsprävention als Kernaufgabe des politischen und Verwaltungshandeln zu etablieren, werde es weiter bei Lippenbekenntnissen und politischen Sonntagsreden bleiben.Kurzfristig wird´s nicht möglich sein, gleiche Lebenschancen für alle Kinder herzustellen.

Geras OB Dr. Norbert Vornehm

quelle: tlz
kritiker
Zitat:
Original von videodok
Leider ging er kurz nach seiner Ansprache auch schon wieder.

und, daran sieht man das interesse der politiker am thema!
Gonzo
Zitat:
Original von kritiker
Zitat:
Original von videodok
Leider ging er kurz nach seiner Ansprache auch schon wieder.

und, daran sieht man das interesse der politiker am thema!

Das ist wirklich bedauerlich. Ich hab gelesen, dass der Geraer Bürgermeister sogar der PDS angehört. Für solch einen Politiker sollte es doch von höchstem Interesse Sein an der Veranstaltung mitzuwirken. Für mich macht er sich dadurch nicht glaubwürdiger, da gerade diese Partei sich soziale Wärme auf die Fahne geschrieben hat.
Adeodatus
Irgendwie habe ich in erinnerung das er Mitglied in der SPD ist und nur für SPD und PDS kandidiert hat um Rauch vom Thron zu stürzen.

Zitat:
Mit Dr. Norbert Vornehm als OB gibt es neue Allianzen in der Stadt. Der Rathauschef
hat mit PDS und SPD eine Hausmacht. Ob das Zweckbündnis, das der
Sozialdemokrat mit den Linkssozialisten eingegangen ist, lange hält, wird sich
zeigen. Gewiss haben sie in den meisten Fragen die größten Übereinstimmungen.

http://www.norbert-vornehm.de/download/vornehm_otz220506.pdf


Aber was ich nicht vergesse sind Aussagen von Politikern ob kommunal oder auf Bundesebene heir ein Zitat ich hoffe das er nicht vergessen hat was er einmal gesagt hat.

Zitat:
Als Oberbürgermeister will ich diese Arbeitsweise auch auf das Rathaus
übertragen und so die Kernaufgabe für die Zukunft Geras lösen: mehr Arbeit in
unsere Stadt holen, damit unsere Kinder hier eine Perspektive haben und wir
auch Soziales, Sport und Kultur in der Breite finanzieren können.


Er hat zwar nicht damit die Kinderarmut angesprochen aber damit unsere Kinder eine Perspektive haben muss man die Armut bekämpfen.
Herasun
Ich verstehe die Aufregung nicht:
Was habt ihr denn erwartet?
Donna
Zitat:
Original von Herasun
Ich verstehe die Aufregung nicht:
Was habt ihr denn erwartet?


genau! was habt ihr erwartet? es wurde eine podiumsdiskussion angekündigt und das der ob vorher eine begrüßungsrede hält. dem ob traue ich durchaus zu, das er die probleme innerhalb geras kennt und das er deshalb wert darauf legt, seine arbeit zu machen anstatt nur drüber zu diskutieren (zumal er gar nicht für die diskussionsrunde vorgesehen war).

deshalb nochmal zur erinnerung:

Zitat:
Original von Herasun
Zitat:
Original von holgersheim
Ich finde es wichtig das diese Diskussion in aller Öffentlichkeit geführt wir. Und ich finde es gleichzeitig absolut schändlich das sie in unserem Land geführt werden muss.


Ich weiß bloß nicht so recht, wie eine solche Diskussion den betroffenen Kindern helfen soll!
Daß diese Problematik besteht, weiß doch ohnehin Jeder, der halbwegs weltoffen ist.
Und wegdiskutieren kann man Probleme wohl nicht!
Möglicherweise werden dort kluge Leute die Ursachen für diese Misere benennen.
Aber diejenigen, die sie nicht hören wollen, gehen da eh nicht hin.
Die Auswahl der Redner zum Thema verheißt zwar durchaus grundsätzlich eine interessante Diskussion, aber wie gesagt:
Was nützt das den Kindern?
aeffchen
Ich denke auch dass es besser ist wenn sich unser OB um die Probleme kümmert statt stundenlang einer Diskussion beizuwohnen, bei der ohnehin nur gerdet wird und wahrscheinlich keine Taten folgen.
videodok
Er hätte aber trotzdem mit diskutieren können, auch wenn er nicht als Diskussionsteilnehmer geladen war. Und wenn er wichtigere Dinge zu tun hatte, dann hätter er das sagen und sich entschuldigen können und nicht einfach so nach einigen Minuten Diskussion den Saal verlassen.
aeffchen
Zitat:
Original von videodok
... dann hätter er das sagen und sich entschuldigen können und nicht einfach so nach einigen Minuten Diskussion den Saal verlassen.


Das ist eine neue Info die gegen ihn spricht !1
gerassimov
Hätte er. Hat er aber nicht. Genau wie viele andere, uns alle (nehme ich an) eingeschlossen. Und?
Man kann sich aber auch über alles aufregen.
Wenn unser OB seine Zeit nutzt, neben repräsentativen Pflichten etwas dafür zu tun, dass in dieser Stadt etwas voran geht, sprich: dass es im Endeffekt auf mehr Arbeitsplätze hinausläuft, dann finde ich keinen Grund, ihn für jedes gesagte und nicht gesagte Wort zu kritisieren. Von einem Anstieg der Arbeitsplätze würden die Kinder schließlich ebenfalls profitieren.
In der Zwischenzeit können ja die Experten ausführlichst diskutieren.
Markus
Zitat:
Original von videodok
... nicht einfach so nach einigen Minuten Diskussion den Saal verlassen.


Das sehe ich ähnlich. Ich war zwar nicht dabei, aber was ich hier so lese finde ich nicht gerade erfrischend.

Ich denke mir aber, dass er noch andere Termine gehabt haben muss, da das Thema nicht ohne Belang und ihn sicher auch nicht kalt lässt.

Mit freundlichen Grüßen
Markus