Kassiererin darf wegen 1,30 Euro gefeuert werden

Bernhard P.
Ich frage mich immer mehr in was für einem perversen System leben wir eigentlich in Deutschland? Da setzen Bankenmanager Millionen Euros in den Dreck und sind Mitschuld an der größten Wirtschaftskrise aller Zeiten bekommen vom Staat zum Dank dafür noch Riesen-Geldpakete zur Rettung vor der Pleite und da wird auf der anderen Seite eine Kassiererin wegen angeblicher 1,30 Euro Pfandunterschlagung bei Kaiser`s gefeuert. Armes Deutschland kann ich da nur sagen, zumal der wahre Grund der Kündigung wohl das gewerkschaftliche Engagement der Kassierein war.

welt-online schreibt dazu:
Zitat:
Eine Kassiererin hat den zweiten Prozess wegen ihrer fristlosen Kündigung verloren. Die Arbeitnehmerin wurde nach 30 Jahren im Supermarkt gefeuert, weil sie zwei Pfandbons im Wert von 48 und 82 Cent unterschlagen hatte. Kolleginnen belasteten die 50-Jährige vor Gericht.
Es waren zwei Leergut-Pfandbons im Wert von 48 und 82 Cent, die der Kaiser’s-Verkäuferin Barbara E. zum Verhängnis wurden. Die 49-Jährige soll sie am 22.?Januar 2008 in einer Kaiser’s-Filiale in Hohenschönhausen auf ihren Namen abgerechnet haben, obwohl sie ihr nicht gehörten. Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg sah in dieser Handlung einen eindeutigen Kündigungsgrund.


Quelle:
welt-online
http://www.welt.de/wirtschaft/article326...ert-werden.html
faultier
Zitat:
Fuchs Bernie hat am 25. Februar 2009 um 07:34 Uhr folgendes geschrieben:
und da wird auf der anderen Seite eine Kassiererin wegen 1,30 Euro Pfandunterschlagung bei Kaiser`s gefeuert. [/URL]


Diebstahl bleibt Diebstahl. Egal wie hoch er ist!
Wer weiß wie oft sie das schon so gemacht hat? Diesmal ist sie eben erwischt worden.

Gut so, es gibt genug ehrliche Kassiererinnen die arbeitslos sind. Richtig, dass eine Diebin entlassen wird.
Bernhard P.
Die Kassiererin hat beim europäischen Geichtshof Klage eingelegt. Die Sache hat nämlich nach ihren Aussagen einen politischen Hintergrund. Die Kassiererin organisierte eine Streik bei Kaisers und man suchte einen Vorwand sie zu kündigen. Bleibt der Vorwurf des Diebstahls. Laut ihren Aussagen ist dieser noch nicht mal berechtigt. Man darf also gerspannt sein wie es hier weitergeht und ob sie tatsächlich geklaut hat.

In jedem Fall ist aber wohl das Vertrauensverhältnis zwischen Kaisers und der Kassierein zerstört.

Ich denke eher das hier das bekannte Sprichwort zutrifft:
Zitat:
Die Kleinen hängt nan und die Großen lässt man laufen.
faultier
Auch wenn dein Rechtsempfinden etwas gestört ist. Diebstahl bleibt Diebstahl und gehört bestraft. Was andere machen oder nicht ist nicht Gegenstand des Themas und wird bei der Urteilsfindung auch nicht mit einfließen.
Adeodatus
@ Semmel was machen wir da mit den Bänkern die Milliarden verschwinden lassen haben? An die Wand stellen? Das ist aber das typische Rechtsempfinden in Deutschland da wird ein Vergehen wegen 1,30 € so behandelt als wäre es ein Kapitalverbrechen. Eine Rolle Toilettenpapier hat größere Folgen als die Steuerhinterziehung eines Zumwinkel oder Ackermann. Wer Millionenwerte vernichtet hinterzieht oder veruntreut, ist fein raus wenn er schon seinen Job verliert dann aber mit richtig guten Millionen Abfindungen. Leute ihr lasst euch verarschen das sich die Balken biegen.
faultier
Ich gebe dir Recht spidy, aber der Frau wird das nicht helfen.
Sie arbeitete 30 Jahre dort. Nehmen wir an sie hat jeden Tag rund 1,30 € entnommen, manchmal vielleicht auch mehr. Dann ist immerhin schon ein Sümmchen von 14.235 Euro zusammengekommen.

Und dann noch was. Was will sie denn erreichen mit ihrer Klage? Widereinstellung? Das habe ich selbst schon durch, dann werden andere Gründe gesucht und sie kann Spießruten laufen. Zwei Kolleginnen haben es bezeugt. Die sagen das nicht, wenn es nicht so gewesen ist.
Adeodatus
Ich habe in meinem langen Berufsleben schon die tollsten Dinge erlebt auch Kollegenschweine die selbst in einem Gerichtsverfahren gegen die Firma schamlos für den Chef gelogen haben. Erst nachdem sie ihr eigenes Verfahren bekommen hatten haben diese Kollegenschweine iihre Lüge zugegeben.
reallocksley
Nur das Kassenjournal zu fälschen wäre wohl zu viel Arbeit gewesen:

http://www.berlin.de/sen/arbeit/gerichte/presse/index.html

Rechtlich gesehen ist das urteil korrekt, moralisch wohl nicht.
Aber man versetzen wir uns einfach mal in die Lage des Chefes einer Firma:

Ein Mitarbeiter wird nachgewiesen, das er Geld unterschlagen hat. Würde man als Chef über eine kleine Summe hinwegsehen sollen?
Vermutlich.
Hätte man aber noch volles Vertrauen in den Mitarbeiter? Wohl kaum.
Leider spielt es dabei keinerlei Rolle wie lange der Mitarbeiter in der Firma war. Wenn dieser schon kleine Summen "unterschlägt", könnte man ihm dann größere Summen anvertrauen????

Und vor allem diese Tatsache nahm das Gericht in die Begründung seiner Entscheidung auf.
Adeodatus
Der Kassenbon ist das eigentliche Problem denn die Firma ist nicht der Eigentümer des Bons, die Firma hat ja das Leergut nicht abgegeben, sie erlangt auch nicht das Eigentum wenn der Bon in ihrem Geschäftsräumen liegen bleibt, das heißt das die Frau, vorausgesetzt die Anschuldigung würde stimmen, einen Kunden um den Gegenwert gebracht hat, sie hätte den Bon im Fundbüro abgeben müssen. Spinnen wir das ganze aber einmal weiter wenn es eine was passiert eigentlich mit liegen gebliebenen oder anderweitig nicht eingelöste Bons, sollten solche an das Unternehmen gehen ist das auch Diebstahl. Dann stelle ich mir die Frage wer betrügt mehr? Wie sieht es denn aus wenn Dir falsch herausgegeben wird, meinst Du die Unternehmen würden, selbst wenn dies Millionenfach geschieht, dieses Geld nicht in seine eigenen Taschen stecken? Oder nimm Deinen Einkauf wie oft wirst Du von Unternehmen gerollt weil Du für eine Ware die Verpackung für den Preis des Inhalts mitbezahlst, ob beim Fleischer, Gemüseladen oder aber auch an der Frischetheke des Supermarktes auch in dem wo die Verkäuferin beschäftigt war. Da werden jeden Tag tausende Euro kassiert. Ist das nicht auch ein bisschen Diebstahl?
meilenstein
Zitat:
spidy hat am 25. Februar 2009 um 15:05 Uhr folgendes geschrieben:
Ist das nicht auch ein bisschen Diebstahl?

nein, betrug
Bernhard P.
Zitat:
Berlin (Korrespondenz), 24.02.09: Heute am frühen Vormittag wurde vom Landesarbeitsgericht Berlin die Kündigungsschutzklage der Kaisers-Tengelmann-Kassiererin Emmely zurückgewiesen, damit also ihre Kündigung "im Namen des Volkes" bestätigt. Der "Fall" der Kassiererin Emmely machte bundesweite Schlagzeilen, weil der aktiven Gewerkschaftlerin unter dem Vorwand, zwei Getränkepfandbons im Gesamtwert von 1,30 Euro falsch abgerechnet zu haben, von der Kaisers-Tengelmann-AG fristlos gekündigt wurde. Emmely arbeitet seit 31 Jahren als Verkäuferin bzw. Kassiererin und ist Mutter von drei Kindern. Auf Grund der Kündigung fällt sie jetzt unter Hartz IV und musste sich eine kleinere Wohnung suchen.


Quelle:
rf-news
http://www.rf-news.de/2009/kw09/feffkuen...201c-bestaetigt

Hier ist es ebenfalls noch mal zu lesen: Der eigentliche Kündigungsgrund für die Frau waren ihre Aktivitäten in der Gewerkschaft.
faultier
Zitat:
Fuchs Bernie hat am 25. Februar 2009 um 17:36 Uhr folgendes geschrieben:
Hier ist es ebenfalls noch mal zu lesen: Der eigentliche Kündigungsgrund für die Frau waren ihre Aktivitäten in der Gewerkschaft.


Es bleibt auch Diebstahl, wenn das Kommunistenblatt schreibt das es an was anderen liegt. Wer solche Sachen vorbereiten, dem muss auch klar sein, dass ihm genauer auf die Finger gesehen wird.

Wer sich dann erwischen lässt:
Typische Sache von selbst dran Schuld und Pech gehabt. Lachen
Bernhard P.
Für mich ist deine Logik zu einfach und falsch. Wenn jemand der 1,30 Euro veruntreut gefeuert wird was meinst du hat dann jemand verdient der Millionen veruntreut?

Die Praxis zeigt es doch in diesem Staat. Die Kleinen werden gefeuert und die Großen werden schlimmstenfalls des Amtes enthoben und bekommen meist eine dicke Pension von mehreren tausend Euro. Wenn du sowas gerecht findest? Auch bei den Reichen ist Veruntreuung ein Diebstahl. Oder etwa nicht?
faultier
Du bringst immer wieder Sachen, die nicht zum Thema passen.
Es interessiert niemanden was Mister XY macht wenn Frau Z einen Diebstahl begeht.

Wenn du mit deinem Auto zu schnell fährst und du wirst angehalten interessieren sich die Polizisten auch nicht dafür, dass 20 Leute vor dir auch zu schnell waren.

In dem Moment hast Du den Zonk. Und so ist es bei der Frau hier.

Die soll froh sein, wenn sie nicht noch ne Anzeige bekommt und nur rausgeschmissen wird.
gastli
Aus meinem Medienarchiv eine Meldung vom 17.06.2008

Zitat:
Barbara E., genannt Emmely, beteiligte sich als eine anfänglich acht Beschäftigten der Kaiser's-Filiale Hauptstraße/Hohenschönhausen am Streik in der seit einem Jahr geführten Tarifauseinandersetzung im Einzelhandel.

Nach einschüchternden Einzelgesprächen der Kaiser's-Distriktmanagerin mit den Streikenden hörten alle KollegInnen auf zu streiken – bis auf Barbara E., die alleine dem Streikaufruf ihrer Gewerkschaft ver.di weiter folgte. Daraufhin erhielt sie am 22.02.2008 eine fristlose Kündigung.
Der angebliche Kündigungsgrund: sie habe zwei Pfandbons eingelöst, ohne sie vorher durch abzeichnen zu lassen. Der Gesamtwert der Bons: 1,30 €. Betriebszugehörigkeit von Barbara E.: 31 Jahre.


17.06.2009.
Das war das Startdatum in Kampf gegen Mitarbeiter die nicht ducken, die sich wehren.
Der Kampf widerlicher Menschen mit widerlichen Motiven, die ein widerliches System tragen.

„Der erste Kammertermin in diesem Verfahren fand am 19. Juni um 10:15 Uhr in Raum 213 im Arbeitsgericht am Magdeburgerplatz 1 statt. Die Verhandlung ist öffentlich.
...
Erstes Kündigungsschutzverfahren: 2. Kammer des Berliner Arbeitsgerichts setzt Beweisaufnahme für 21.08.2008 an.
....
Video

Video

Ein Bündnis linker Gruppen und solidarischer KonsumentInnen organisierte eine neue Aktionsform, die zu einem Umsatzrückgang von 20.000 Euro führte, weil Kundinnen erfolgreich überredet wurde, an diesem Tag woanders einzukaufen.
Prompt erließ das Arbeitsgericht daraufhin eine einstweilige Verfügung. - Bei Zuwiederhandlung drohte eine Strafe von 250.000 Euro.

Bei dieser Klassenjustiz widerlicher Menschen mit widerlichen Motiven, die ein widerliches System hat die Kassiererin natürlich keine Chance.

Widerlich auch das "normale" Bürger ohne nachzudenken mit in diese Kerbe dreschen.
bedra
ich wollte eigentlich zu derartigen diskussionen nix mehr schreiben aber bei dieser hier fällt mir eine begebenheit von vor etwa 30 jahren...also in tiefster ddr...im tiefsten sozialismus ein und ich finde, dass passt hier hin:

ein direktor in einem großen kombinat hat sich sein eigenheim mit betrieblichen bauarbeitern bauen lassen, natürlich finanziert von der firma...dem kombinat. er musste keinen pfennig für diese lohnarbeiten ausgeben...einfach, weil er chef war und die weisungsbefugnis hatte. als das rauskam, war die empörung groß.

mein damaliger chef (auch direktor dieses kombinates) sagte an mich gerichtet folgendes: jeder klaut nach seinen möglichkeiten...und Sie haben doch auch noch keinen bleistift und kein blatt papier gekauft, wenn Sie's hier in der firma umsonst haben.

und damit meinte er, mit den wind aus den segeln genommen zu haben und ich mich nicht mehr über diesen bauherren aufregen sollte.

im prinzip hatte er recht...

...und so ist es im sog. sozialismus und auch im kapitalismus...die höhe des "veruntreuens" ist nicht relevant sondern nur die sache ...das klauen...ansich.

ps: solche vorfälle, dass hohe wirtschaftsfunktionäre ihr amt ausnutzten, gabs zu dutzenden...sie waren genossen...plädierten für den sozialismus.....aber sie waren eben auch menschen...und menschen sind sich immer selbst die nächsten in beiden systemen. iss einfach so und wer was anderes behauptet, lebt nicht in dieser welt.
birke
Semmel:
Zitat:
Diebstahl bleibt Diebstahl. Egal wie hoch er ist! Wer weiß wie oft sie das schon so gemacht hat? Diesmal ist sie eben erwischt worden.


Woher weisst du das so genau? Soweit mir bekannt ist, konnte das der Frau nicht nachgewiesen werden. Ausserdem hat es Spidy schon auf den Punkt gebracht: Tengelmann war nicht Eigentümer der Pons und für eine derart wacklige Sachlage hat sich Tengelmann um eine Menge Kunden gebracht. Hoffentlich ereiferst du dich in Fragen Abhören und Überwachungskameras in Handelsunternehmen in ähnlicher Weise, dann wird diese Welz eventuell ein wenig menschlicher und der Reichtum weandert nicht immer nur in eine Richtung.
Ich bin auf Beiträge von dir zum Thema "ehrliche" Bankmanager gespannt. Du hast ja mit den Wertpons sicher nur klein angefangen. Nun mal fleissig weiter.
meilenstein
unter Berücksichtigung, dass meine Kenntnise aus verschiedenen Medien stammen, stimmt dieses Urteil doch sehr bedenklich; sofern also der Diebstahl nicht nachgewiesen werden konnte, gilt normaler weise der Grundsatz "in dubio pro rheo", im Zweifel für den Angeklagten; ein weiterer Rechtsgrundsatz wurde außer Kraft gesetzt; solange nichts BEWIESEN ist, gilt die Unschuldsvermutung; nicht nur die Höhe von 1,30 € und die Betriebszugehörigkeit von mehr als 30 Jahren sprechen eine eigene Sprache; nein, es bleibt der schale Geschmack oder Verdacht, hier wird ein Beispiel geschaffen, wie man missliebige Mitarbeiter los wird und die anderen einschüchtert

natürlich ahben die recht, die meinen, ein Diebstahl sei ein Diebstahl, egal wie hoch; dennoch wäre 1.30 Euro, selbst wenn man es nachgewiesen hätte, eine Verfehlung, die nicht unbedingt mit Kündigung geahndet werden muss; und in Zeiten - auch diesen Vergleich halte ich für gerechtfertigt - wo andere Millionen und Abermillionen veruntreut haben, den Staat um Millionen Steuern betrogen haben, aber monatlich nun einen fünfstelligen Betrag Pension erhalten, ist es m.E. nicht verwunderlich, wenn man diese Entscheidung mit Klassenjustiz brandmarkt
faultier
Nach dem ich mich auf der Seite, welche Gastli freundlicherweise verlinkt hat, informiert habe, möchte ich auch meine Bedenken gegen die Richtigkeit der Verurteilung äußern.

Ich drücke der Frau beide Daumen, dass sie noch obsiegen wird.

Ich habe selbst schon am eigenen Leib erfahren, was es heißt wenn unliebsame Mitarbeiter mit fadenscheinigen Gründen fristlos entlassen werden. Meist hilft am Ende nur ein sehr guter Anwalt, den ich zum Glück hatte, und Nerven wie Stahlseile.
birke
Hi
Hut ab Semmel, gibt es im Forum nicht so oft!