Für flexiblere Kita-Zeiten

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Erfurt. (tlz) Für Jens Mertins kann es gar nicht schnell genug gehen: Die Zeit zwischen den Jahren ist für den Erfurter Ikea-Chef der beste Beweis dafür, dass sich in der Kindertagesstätten-Landschaft dringend etwas tun muss. "Alle Kitas haben zwischen Weihnachten und Neujahr zu - wo sollen meine Mitarbeiter ihre Kinder unterbringen?" umreißt er das Dilemma, das sich an Samstagen und in der Ferienzeit fortsetze. "Wir verlangen von allen immer mehr Flexibilität - aber wie gehen wir mit ihrem Privatleben um?" fordert Mertins ein gesamtgesellschaftliches Umdenken.
Im eigenen Fall hat er die Initiative ergriffen, sich ans Jugendamt gewandt und verschiedene Möglichkeiten ausgelotet. Favorit ist derzeit die Kita in Bindersleben: "Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, aber es gibt eine Finanzzusage von Ikea", sagt Mertins. Kita-Träger ist die Arbeiterwohlfahrt AWO, bei der die Pläne auf offene Ohren gestoßen sind. "Wir sind ein sozialer Dienstleister, so etwas passt gut in unser Konzept", sagt AWO-Sprecher Dirk Gersdorf. In Zeiten, in denen sich der Staat aus immer mehr Bereichen zurückziehe, müsste vieles anders organisiert werden, da biete sich eine solche Partnerschaft an. "Jetzt ist die Zeit offenbar reif dafür", blickt Gersdorf 10 Jahre zurück. Damals bereits habe die AWO einen Betriebskindergarten mit dem Thüringen-Park realisieren wollen, das sei noch gescheitert. Heute könne es zum Standortfaktor werden.

400000 Euro werde der Umbau kosten, schätzt der AWO-Sprecher. "92500 Euro gibt unser Vermögenshaushalt dafür her", sagt Jugendamtsleiter Hans Winklmann, über den Rest müssten die drei Partner gemeinsam verhandeln, die sich gegenseitig beste Zusammenarbeit bestätigen.

"Festzurren" geplant

40 Kinder werden derzeit in Bindersleben betreut, möglicherweise könne um eine Gruppe mit 20 Kindern aufgestockt werden, sagt Winklmann. Dann reichen die zwei Gruppenräume nicht mehr, ohnehin gebe es keinen Nebenraum und auch keinen separaten für die Erzieherinnen. Wie das baulich gelöst werde, sei auch eine Kostenfrage - ob mit Anbau im Freigelände oder mit Aufstocken um eine Etage. Binderslebener Kindern wolle man die Plätze nicht wegnehmen, versichert Mertins - darauf will Winklmann als Chef der Fachbehörde ohnehin ein Auge haben. So wie er sich auch kaum eine komplette Anpassung der Kita- an die Ladenöffnungszeiten vorstellen kann: "Die Kleinen gehen um 20 Uhr schlafen und werden um 22 Uhr wieder geweckt, um nach Hause gebracht zu werden - das kann nicht im Sinne der Kinder sein", sagt er. Im Januar wollen sich alle Beteiligten wieder treffen und alles "festzurren" - damit Jens Mertins und sein Team gelassen auf die Zeit nach Weihnachten 2007 blicken können.


06.12.2006 Von Anette Elsner / tlz
Digedag
Das ist kein Problem von Erfurt sondern ein komplettes Thüringer Problem, da es auch in Meiner Region nie möglich war meinen Sohn in Betreuung zu geben. Sehr schlechte Zeiten für Eltern die auch zwischen weihnachten und Neujahr arbeiten müssen. Nicht immer ist eine Oma in der Nähe, welche diesen Misstand abfedern kann. Meiner Meinung nach ein Dilemma, welches schnellstmöglich bereinigt werden sollte, da immer Flexibilität von den Arbeitnehmern verlangt wird.