Amoklauf in Emsdetten an der Geschwister-Scholl-Realschule

gerassimov
Zitat:
Original von mausi
... ein wunderschönes "Mitbringsel" aus Kuba und die Kleine hat einen italienischen Vater ...



Schön, dass nicht alle blond und blauäugig sein müssen.
Die Mischung macht's!
Wie bei der WM. Mertesacker und Odonkor. Gemeinsam macht's Spaß.

cool

Lasst die Inländer dieser Welt reden. Ihre Grenzen sind nicht unsere.
Siegfried
Wenn man sich mehr mit dem Thema beschäftigt erfährt man, daß dieser junge Mann kein Idiot war. Er war sogar recht intelligent und wußte nur nicht, an wen er sich wenden sollte. Viel seiner Freunde bestätigen das auch und das merkt man auch an seinem Stil der Formulierung in seine Schreiben.

Wenn Ihr wollt, seht doch mal rein auf seiner eigenen Homepage, die anscheinend noch immer geweartet wird. Dort ist das orginal Tagebuch eingescannt (unzensiert) und der komplette Abschiedsbrief zu lesen. Auch ein paar Videos findet man dort.
Auch sein Abschiedsvideo, daß er einen Tag vor seinem Amoklauf gedreht hat.

Sebastian war Opfer dieser Gesellschaft und setzte sich mit dem letzten, ihm als richtig erscheinenden Mittel zur Wehr. Dieser Amoklauf richtete sich, so denke ich nicht unbedingt gegen bestimmte Mitschüler sondern sollte vielmehr eine Absage an die gesammte Gesellschaft darstellen.

Die Welt gerät langsam aus den Fugen. Diese Amokläufe verdeutlichen das viele Menschen mit dieser Gesellschaftsform und seinen Auswüchsen nicht mehr zurechtkommen.
Simson
Nach dem zu urteilen, was ich auf der Homepage gelesen habe, war er nicht dumm. Aber ich habe den Eindruck, daß sich bei ihm eine psychische Störung entwickelt hatte, die letztlich zu den dramatischen Ereignissen geführt hat. Das Hineinwachsen eines jungen Menschen in diese Welt ist nicht immer frei von Problemen und Sinnfragen. Ging mir jedenfalls auch so und da bestand eine andere Gesellschaftsordnung. Sebastian hat dieses Hineinwachsen nicht bewältigt.
gerassimov
Zum Schluss hat er nur noch englisch in seinem Tagebuch geschrieben. Da ist er sogar unserem Inländer entglitten. Insofern zumindest wohl doch intelligent.
Herasun
Zitat:
Original von gerassimov
Da ist er sogar unserem Inländer entglitten. Insofern zumindest wohl doch intelligent.


Ob er dem Inländer tatsächlich entglitten ist, läßt sich nur schwerlich nachvollziehn.
Und ob er nun intelligent war oder auch nicht, ist für mich auch nicht wirklich von Belang.
Mir jedenfalls gefriert das Blut in den Adern, wenn ich sehe, was eine Gesellschaft aus (oder mit?) Menschen machen kann!
jandark
Unsere Gesellschaft sind wir alle.
Mir gefriert das Blut nicht, eher kocht es, wenn ich lese, wie braune Pappnasen solch eine Tat (die wahrscheinlich der hilflose Ausbruch aus einer psychischen Extremsituation war; das sehe ich ähnlich wie Simson) für ihre ideologischen Feldzüge benutzen möchten.
Mir gefällt auch so einiges nicht in unserem Staat. Aber es gibt keinen Grund, sich deshalb das Leben zu nehmen und andere evt. noch dabei mitnehmen zu wollen.
Was ist mit dem persönlichen Umfeld des jungen Mannes los gewesen? Haben die Eltern gar nichts mitbekommen? Dieser Prozeß geht ja mit Sicherheit über eine längere Zeit.
Wir dürfen uns natürlich fragen, was wir tun, wenn wir bemerken, daß jemand zum Außenseiter wird; vielleicht zum Außenseiter, weil er aus einem anderen Land kommt? Trennen, spalten, weil jemand anders ist, ist immer problematisch.
Im übrigen: ich will dem jungen Mann nicht unterstellen, daß er dumm gewesen wäre. Warum auch? Warum sollten Suizidale dumm sein? Allerdings kann ich aus den Gedankengängen in seinem Abschiedsbrief auch keinen Beleg für eine besondere Intelligenz erkennen.
Der Junge ist aus welchen Gründen auch immer ins Abseits geraten. Und er hat offenbar niemanden gehabt, der mit ihm diese Situation bearbeitet hätte und ihm vielleicht aufgezeigt hätte, inwiefern auch er selbst für seine Außenseiterposition verantwortlich sein könnte.
Rache nehmen ist keine Lösung. Die Änderung der Welt fängt immer bei einem selbst an.


gruß

jandark
Simson
Zitat:
Original von Herasun
Mir jedenfalls gefriert das Blut in den Adern, wenn ich sehe, was eine Gesellschaft aus (oder mit?) Menschen machen kann!

Man wird in jeder entwickelten Gesellschaft ausreichend Beispiele von Menschen finden, die sich verhalten oder verändern, wie man es eigentlich von Menschen nicht erwartet.
Herasun
Zitat:
Original von jandark
Unsere Gesellschaft sind wir alle.


Ja, eben!

Zitat:
Der Junge ist aus welchen Gründen auch immer ins Abseits geraten. Und er hat offenbar niemanden gehabt, der mit ihm diese Situation bearbeitet hätte und ihm vielleicht aufgezeigt hätte, inwiefern auch er selbst für seine Außenseiterposition verantwortlich sein könnte.
Rache nehmen ist keine Lösung. Die Änderung der Welt fängt immer bei einem selbst an.


Große Worte, @ jandark. Wenn wir aber versuchen wollen, sie mit Sinn zu erfüllen, müssen wir feststellen, daß es keinen gab, der diesen Jungen aufgefangen hat, der versucht hat ihm zu helfen. Er wurde einfach allein gelassen mit seinen Problemen, keiner wollte was bemerken. Dazu sind wir alle viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt.
Soviel zum Thema: Unsere Gesellschaft sind wir alle.
jandark
Zitat:
Original von Herasun
... müssen wir feststellen, daß es keinen gab, der diesen Jungen aufgefangen hat, der versucht hat ihm zu helfen. Er wurde einfach allein gelassen mit seinen Problemen, keiner wollte was bemerken. Dazu sind wir alle viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt.
Soviel zum Thema: Unsere Gesellschaft sind wir alle.


Du hast recht, Herasun. Aber so traurig es ist, ich wäre in meinem Beruf schon lange zugrunde gegangen, wenn ich mir einbilden würde, die ganze Welt retten zu können.
Für DIESEN Jungen gab es in DIESER Situation niemanden (soweit wir das aus der Ferne beurteilen können. möglicherweise gab es ja Versuche, die er zurückgewiesen hat). Das wird wohl nie ganz zu verhindern sein (sofern wir nicht auch noch in dieser Hinsicht Orwell'sche Spielereien ersinnen Augenzwinkern ). Von den Beispielen, in denen sowas verhindert wurde, wird leider kaum gesprochen. Der Abbau von Sozialarbeit, psychologischer Betreuung etc. kann schlimme Folgen haben. Ganz zu verhindern, ist solch eine Tat aber nie, auch bei evt. guter Versorgung.


gruß

jandark
oxxo
Es ist ja nicht so, dass es nicht gesellschaftliche Ursachen für Amokläufe gäbe.
...Bild.nicht.mehr.auf.imageshack.online.../img300/3963/rx3ue1.jpg[/IMG]
Bastian selbst nennt in seinem Abschiedsbrief sogar einige dieser Ursachen: soziale Perspektivenlosigkeit, fortschreitender wirtschaftlicher und staatlicher Zwang und das Gefühl, zu den "Verlierern" all dessen zu gehören. Überwachung würde diese Probleme nicht lösen, sondern verschärfen. Ich schlage vor: Schaffen wir soziale Perspektiven, beseitigen wir die sozialen Probleme, gestalten wir das Sozialsystem und das Bildungssystem offener und menschenfreundlicher, schaffen wir mehr gesellschaftliche und öffentliche Freiräume und geben wir Kindern, die von ihren Mitschülern gequält werden, mehr Möglichkeiten, sich auszusprechen, und diese Probleme werden verschwinden. Oder wir bauen staatliche Kontrolle und Verwirtschaftlichung aller Lebensbereiche weiter aus und werden erleben, dass uns der Kessel um die Ohren fliegen wird. Wer Bastians Abschiedsbrief gelesen hat, der erkennt darin einen Hilfeschrei. Der Junge war wahnsinnig, wahnsinnig gemacht von einer Gesellschaft, in der Wirtschaftsinteressen und politisches Kalkül über dem Wohl des Einzelnen und damit über dem Wohl des ganzen Volkes stehen und selbst das Bildungssystem nur dazu da ist, möglichst effiziente Arbeitssklaven heranzuzüchten. Wann lernen wir endlich 'mal, dass solche Ereignisse nicht einfach so passieren, sondern gesellschaftliche Ursachen haben!

Dass man, wenn man solche Ankündigungen sieht, einschreiten muss, und dass man auch gegen Nazis etwas tun muss, ist selbstredent. Aber man sollte diese Probleme nicht als für sich allein stehende Singularien, sondern im gesamtgesellschaftlichen Kontext betrachten. Und das Problem mit Überwachung ist doch auch, dass man dabei viel zu schnell handelt und dabei vermutlich eine Menge Leute mitnimmt, die den Wunsch zum Amoklauf überhaupt nicht haben - und so noch mehr Wut erzeugt.

Man muss sich gerade bei solchen Sachen genau überlegen, wie man da am Besten herangeht, und man sollte auch die Gründe betrachten, warum Leute so handeln - und das ist nicht nur Sache der Polizei und des Staates und kann es auch nicht sein, sondern das ist unser aller Angelegenheit!!!

Das Bild ist von seiner Website: http://stay-different.dl.am/
Gonzo
Dass es einen Zusammenhang zwischen Ausbrüchen fassungslos machender Brutalität von Jugendlichen und dem Gebrauch gewaltverherrlichender Computerspiele gibt, scheint auf dem ersten Blick kaum von der Hand zu weisen. Die Amokläufer von Erfurt und Emsdetten etwa haben diese Art der Freizeitbeschäftigung bis zum Exzess betrieben. Der Umkehrschluss indes wäre fatal. Denn natürlich ist nicht jeder Ballerspieler ein potenzieller Amokläufer. Nur eine winzige Minderheit neigt zu Gewalt.

Experten berichten zudem, dass die Zahl der Amokläufe in den vergangenen Jahren nicht zugenommen hat. Auch wenn es im Augenblick angesichts zahlreicher Trittbrettfahrer-Meldungen so scheint, als ob überall jugendliche Bluttäter lauern. Dass die Polizei allen Hinweisen nachgeht, ist richtig. Ebenso, dass Mädchen und Jungen, die sich mit einer Amokdrohung im Internet nur mal so einen "Scherz" erlauben, hart bestraft werden. Andere mit dem Tod zu bedrohen, darf niemals als Kavaliersdelikt behandelt werden - auch wenn es nicht ernst gemeint ist. Aktionismus und Ignoranz einiger Politiker vor allem in Bayern und Niedersachsen allerdings sind deprimierend. Sie rufen nach Verboten und verschärften Gesetzen. Vielleicht sollten sich jene, die sich von ihrer Initiative eine rasche Lösung des Problems erhoffen, mal erinnern, dass bereits 2004 nach dem Erfurter Amoklauf die Vorschriften über die Verbreitung von solchen Spielen im Strafgesetzbuch in ihrem Sinne verschärft worden sind. Dabei bestreitet niemand, dass weitere ständige Wachsamkeit zum Jugendschutz wichtig ist. Nur sind Verbote eben kein Allheilmittel. Jeder, der sich an seine Jugendzeit erinnert, weiß, dass allzu oft gerade das nicht Erlaubte bei Mädchen und Jungen Interesse weckt.

Mögliche Folge von Verboten: Sie spielen im Internet dann halt "verbotene Killerspiele". Und niemand kann das Netz wirklich lückenlos überwachen auch nicht Bayern. Nein, es gibt sie nicht - die einfache Lösung. Spiele allein machen aus jungen Menschen jedenfalls keine Mörder. Gefährlich wird es, wenn sie wie die Amokläufer von Erfurt und Emsdetten regelrecht in ihre bizarre, blutige Spielewelt eintauchen, mit ihr verschmelzen und Bezüge zur Umwelt, zu ihren Eltern, ihren Klassenkameraden verlieren. So etwas passiert nicht von heute auf morgen und kann mit keinem Verbot der Welt verhindert werden.

Das soziale Umfeld der Schüler, ihre Lebenserfahrungen prägen ihr Handeln und ihre Entwicklung entscheidend. Aufmerksame und liebevolle Eltern, engagierte Lehrer und Ausbilder machen Kinder und Jugendliche stark. Und wer sich akzeptiert und angenommen fühlt, wird kaum die Neigung verspüren, andere Menschen zu verletzen oder gar zu töten.
Beowulf
Die Amokläufe in Erfurt und Emsdetten haben gezeigt, dass es Schüler gibt, die auf Lebens- und Schulprobleme mit verzweifelter Gewalttätigkeit reagieren. Es fehlen anonym bleibende Gesprächspartner mit anerkannter Schulerfahrung, außerhalb der schulischen Entscheidungsstrukturen, die keine Rechnung ausstellen, sondern ehrenamtlich aus gesellschaftlichem Engagement zu helfen versuchen. Wenn sich solche Leute nicht aus Eigenständigkeit heraus finden, sollte der Staat eingreifen und schnellstens solche Experten einsetzen. Das kann aber nur ein Eindämmen der Gründe zur Folge haben. Wirklicher Schutz bietet meiner Meinung nach nur die Änderung der Gesellschaft.
mausi
Zitat:
Original von Gonzo
Das soziale Umfeld der Schüler, ihre Lebenserfahrungen prägen ihr Handeln und ihre Entwicklung entscheidend. Aufmerksame und liebevolle Eltern, engagierte Lehrer und Ausbilder machen Kinder und Jugendliche stark. Und wer sich akzeptiert und angenommen fühlt, wird kaum die Neigung verspüren, andere Menschen zu verletzen oder gar zu töten.


Das alles ist nur in einer Gesellschaftsordnung realisierbar, die auf Menschlichkeit setzt und in der man erkennt (nicht nur dumm darüber redet) das die Kinder die Zukunft sind. Damit sind wir schon am Ende, denn die BRD will das nicht für die Kinder im Land leisten.
mausi
Nach riesigem Presserummel und ungeheurem Polizeiaufgebot ist ein falsches Bild entstanden von Charakter und Wesen des zu Unrecht als Amokläufer verdächtigten Offenburger Schülers Johannes. Seine Klasse hat einen Brief verfasst der nicht nur ein Fingerzeig auf die Abartigkeit unserer Gesellschaft ist. Wie alles gelaufen ist zeigt, wie ein einzelner schwacher Mensch im Räderwerk eines ungeheuren Apparats entstellt werden kann, weil er, wie die Schüler schreiben, in ein Raster gezwungen wurde. In diesem Fall war es das Raster des "gewaltbereiten Computerspielers". Von den sensationslüsternen Medien vorneweg "BILD" und die privaten Schmuddelsendern werden der Schlagzeilen willen Menschen in den Tod getrieben geopfert. Sie gehen dieses Risiko ein.

Zitat:

Der Brief der Offenburger Schulklasse im Wortlaut:

"Mit großer Trauer und Unbehagen stehen wir dieser Situation gegenüber,welche für uns auch nur sehr schwer zu verarbeiten ist. Für uns war er nicht nur ein Mitschüler, sondern einfach unser ´ Joe´ ! Aus diesem Grund stellten wir mit großem Entsetzen die fehlerhafte und inkompetente Berichterstattung etlicher Medien fest. Entgegen vieler Darstellungen der Presse war Joe kein introvertierter Einzelgänger, sondern fester Bestandteil unserer Klassengemeinschaft, der gemocht wurde und beliebt war. Die Betroffenheit über seinen Tod steckt in jedem von uns.

Er brachte uns immer wieder zum Lachen. Auf die tägliche Frage: ´ HeyJoe, alles klar?´ , entgegnete er stets mit seinem fröhlichen ´ Haja!´ welches von einem verschmitzten Grinsen begleitet wurde. Niemand, der Joe kannte, hatte am Mittwoch zu irgendeinem Zeitpunkt Angst vor ihm,sondern nur um ihn. Keiner konnte sich jedoch vorstellen, dass Joe sich etwas antun würde.

Durch gezielt falsche Darstellungen wurde Joe als potenzieller Amokläufer in das übliche Raster des gewaltbereiten Computerspielers gezwungen. Da sich ein Großteil der Medien allerdings auf falsche Aussagen und Vermutungen stützte, für welche sogar Geld geboten wurde, wurde von Joe ein vollkommen falsches Bild aufgebaut, was die Situation zusätzlich dramatisieren sollte. Für uns war von vornherein klar, dass die Drohung eines Amoklaufs nicht von ihm verfasst wurde, was sich inzwischen auch bestätigte.

Unser Mitgefühl gilt in diesen schweren Zeiten besonders seiner Familie und den Freunden, die er nicht nur in unserer Klasse hatte.

Wir hoffen, dass dieser Brief dazu beiträgt, das Bild unseres Freundes in der Öffentlichkeit zurechtzurücken."

Quelle: Badische Zeitung/ Lokalausgabe Offenburg
AutorIn: Pressemitteilung Klasse Technisches Gymnasium Offenburg

Gonzo
Was wollen Amokläufer erreichen? Einmal groß rauskommen, nicht als Verlierer untergehen und sich im stillen Kämmerlein die Pulsadern aufschneiden, sondern noch einmal "Sand im Getriebe der Welt" sein. Und die Reaktionen auf die beiden Amokläufe (mit einer eher geringen Anzahl an Opfern, verglichen mit sonstigen Gewalttaten, dem Straßenverkehr, Drogenmissbrauch, etc.) setzen doch ein völlig falsches Signal: Alles, was ein Todessehnsüchtiger braucht, um die Bundesrepublik an den Rand des Ausnahmezustands zu bringen, ist eine Schusswaffe und eine Schule. Beides ist für jeden schnell zu besorgen. Für jemanden, der sowieso abtreten will, es aber noch mal der Gesellschaft zeigen will, ist das doch geradezu eine Einladung, wenn nicht gar eine Anstiftung!

Hätte man in der Presse nur etwas gesagt wie "ein Bekloppter hat an einer Schule einige Menschen angeschossen und sich dann selbst getötet", ohne über "Killerspiele" und andern Unsinn zu diskutieren, wäre das Nachahmungspotential wesentlich geringer. Aber so. wie es gelaufen ist, stiftet man doch gerade Leute an. Der Amokschütze hat sich schließlich auch ganz eindeutig bei Medienberichten über das Columbine-Shooting inspirieren lassen.

Und jetzt haben unsere Politiker dem noch eins draufgesetzt und schicken ein noch falscheres Signal: Nein, ihr braucht weder eine Waffe noch eine Selbstmordabsicht - ein e-Mail-Programm reicht schon vollkommen aus! Bisschen Wirrwarr stiften eine ganze Nation in Aufregung versetzen. Am Ende so potenziert das sogar ein Unschuldiger daran glauben muss.
Da habens wir wieder die Menschheit steht am Abgrund und vorneweg, angeführt von Zeitung und Fernsehen, unsere Regierung, die am Ende Ahnungslos hinter den schillernden Medien her tapst ohne nach den Hintergründen zu fragen, ja ohne überhaupt eine Ahnung zu haben - wird eine Hetzjagd veranstaltet die schon Kinoreif ist.

Es ist geboren das Denunziantentum: besorgt euch einen PC und schreibt eine Mail, schwärzt an wen immer ihr in den Tod treiben wollt und schon rennt Deutschland in sein verderben und läuft Amok. Hurra soweit ist es nun schon gekommen.

Und da wundert sich noch jemand, wenn so viele ******* die Gelegenheit nutzen und Drohungen verschicken?
Fliegel
Hier einen wunderbare Ausarbeitung, welche ich in einer Schülerzeitung gelesen habe. Ich denke das dieser Artikel aufrüttelt und zum Nachdenken anregen sollte.

Amoklauf – Wenn die Schule zum Schlachtfeld wird

Nennt man in Amerika den Namen Columbine (1999), weiß jeder was gemeint ist. Der Amoklauf zweier Schüler, an einer Highschool, in Littleton. In den letzten Jahren, ereignen sie sich auch hier, in Deutschland. Amokläufe an deutschen Schulen, sind längst keine Fiktion mehr sondern grausame Realität. Erst in Erfurt durch Robert S. am 26. April 2002, dann der verhinderte Amoklauf am 20.11.2006 in Emsdetten ausgeübt durch Sebastian B., bei dem trotzdem sechs Menschen verletzt wurden und zuletzt die Ankündigung eines Baden-Württembergischen Schülers einen Amoklauf zu begehen. Seit dem Amok-Alarm am Mittwoch dem 20.11.2006 wurden 17 weitere Gewalttaten angekündigt und elf Trittbrettfahrer wurden verhaftet.

Was führt zu dieser Welle von Gewalt an deutschen Schulen? Sind es die oft genannten Gewaltspiele? Das soziale Umfeld der Täter? Mobbing durch Mitschüler? Vernachlässigung im Elternhaus? Es gibt wie immer viele Meinungen und viele Ansätze das Problem zu lösen.

Viele Experten sind der Ansicht, dass die Gemeinschaft der PC-Spieler, die Gewaltspiele wie „Counterstrike“ oder „Doom“ spielen, die Jugendlichen dazu anstacheln solche Taten zu begehen. Eine amerikanische Studie will bewiesen haben, dass sich Gewaltspiele negativ auf das Sozialverhalten Jugendlicher und Kinder niederschlagen sollen.

Eine andere Studie aus Norwegen dagegen berichtet von einer weniger hoch einzuschätzenden Gefahr von Gewaltspielen als bisher angenommen. Bei einem Test mit Jugendlichen zwischen 11 und 19 Jahren wurde herausgefunden, dass die Identifikation mit den Spielcharakteren weit geringer ist als z.B. bei Filmen.
Die öffentlich Diskussion über das Thema „Ego-Shooter“, wie diese Art Spiele genannt werden, entbrannte in Deutschland nach der Tat in Erfurt bei der Robert S. 16 Menschen (13 Lehrer, 2 Schüler und einen Polizisten) tötete. Eine Folge war, dass das Jugend- und Waffengesetz verschärft wurde. Hat es etwas gebracht? Sebastian B. hat seine Waffen legal über das Internet erstanden und sie dann in der Schule benutzt. Der legale Weg an eine Waffe zu kommen ist zwar sehr schwer, aber der illegale Weg ist bei weitem lukrativer und einfacher.

In manchen Städten reicht es, sich am Bahnhof umzuhören. In Deutschland gibt es über 10 Millionen registrierte Waffen. Die Zahl der nicht registrierten, also illegalen Waffen wird vom BKA (Bundeskriminalamt) auf ca. 20 Millionen geschätzt. Den Zahlen nach zu schließen besitzt ca. jeder 3 Deutsche eine Waffe. Ist es da noch ein Wunder, dass im vergangenen Jahr 12.500 Fälle von Waffenkriminalität erfasst wurden? Aber zurück zum eigentlichen Thema.

Ist es vielleicht, gar nicht die Gewalt in den Medien, sondern das soziale Umfeld in dem sich der Täter bewegt? Robert S., der Täter in Erfurt wurde von seinen Mitschülern als „ruhig, intelligent, kontaktfreudig und beliebt“ beschrieben. In wie weit man diesen Aussagen Glauben schenken kann, sei in Frage gestellt. Im Nachhinein, erzählt man nämlich viel, um nicht als Mobber oder ähnliches entlarvt zu werden.

Sebastian B., der Täter in Emsdetten, war ein Einzelgänger der von seinen Mitschüler gemobbt wurde. Einige Aussagen von Sebastian B., „dem Jungen aus gutem Hause“, wie Der Spiegel, berichtet, lautet wie folgt: „Ich hasse euch und eure Art! Ihr müsst alle sterben. Ich habe mir Rache geschworen! Diese Rache wird so brutal und rücksichtslos ausgeführt werden, dass euch das Blut in den Adern gefriert. Bevor ich gehe, werde ich euch einen Denkzettel verpassen, damit mich nie wieder ein Mensch vergisst!"

Liegt es vielleicht wirklich daran, dass Menschen wie Sebastian B. oder die Columbine Täter Eric Harris und Dylan Klebold von ihren Mitschülern über Jahre hinweg drangsaliert, beleidigt, verprügelt, und bedroht wurden? Wurden sie so gedemütigt, dass sie keinen anderen Gedanken mehr fassen konnten als Rache zu nehmen? Psychologen sagen eines aus: Die Täter haben sich selbst an dem Ort gerichtet, an dem sie die größte Demütigung erfahren haben.

Wem soll man nun die Schuld geben? Den mobbenden Mitschülern? Den Lehrern oder Eltern, denen nicht auffällt, wie sich jemand immer mehr zurückzieht? Den Herstellern und Verbreitern von Gewaltspielen oder den Medien allgemein?
Ich denke, man sollte den jeweiligen Hintergrund Desjenigen sehen, der eine solche Tat vollzogen hat. Aber: Wie immer, ist es dann schon zu spät. Warum erkennen wir Menschen nicht, die Probleme haben? Seien es jetzt psychische oder soziale. Warum mobben Schüler andere Schüler? Warum stehen wir nicht denen zur Seite, die unsere Hilfe brauchen? Ich denke wir alle haben schon einmal beobachtet, wie jemand ungerecht behandelt wurde oder wurden selbst ungerecht behandelt. Haben wir uns neben Ihn gestellt und gesagt: „Ich sehe das anders als ihr. Lasst ihn/sie in Ruhe! Er/Sie hat euch nichts getan!“? Das soziale Engagement der Deutschen ist am Ende. Unsere Generation ist eine Generation voller Mitläufer. Der Mensch entwickelt sich immer weiter zum Herdentier zurück. Springt einer, springen alle. Hasst einer, hassen alle. Mobbt einer…will man nicht selbst gemobbt werden und ignoriert deswegen das Verhalten anderen oder unterstützt es noch. Ich habe neulich in einem Forum das Zitat einer Bekannten, als Reaktion auf den Abschiedsbrief von Sebastian B., dem Täter von Emsdetten, gelesen:

„Ich hab bis jetzt nichts gesagt weil ich erst dieses Schreiben lesen wollte. Jetzt hab ich mir die Zeit genommen und hab eigentlich nur eins dazu zu sagen: Yeah Junge! Krepier und lass uns weiter nach unserem Schema leben. Ein Idiot weniger auf der Welt.“

Was soll man dazu sagen? Selbst nach einer solchen brutalen Tat, bleibt noch immer jemand, der spotten kann. Das sind genau diese Menschen, die Andere zu einer solchen Tat bringen. Sie in den Wahnsinn treiben mit ihrer Ignoranz.
Es wird immer groß von moralischen Werten geredet und große Reden geschwungen, wenn es darum geht, wie ein guter Mensch sich zu verhalten hat. Die Realität sieht anders aus, wie uns tragisch vor Augen geführt wurde. Einige von euch werden bestimmt die Bilder in den Nachrichten gesehen haben, wo mit Handykameras gefilmt wurde, wie Schüler brutal misshandelt wurden. Seltsamerweise, standen auch viele Unbeteiligte in diesen Videos außen herum und betrachteten das grausame „Spiel“. Sie alle tragen eine Schuld an diesen Taten.

Wir sehen nicht, oder wollen nicht sehen, wo Unrecht geschieht. Die potentiellen Täter sind nicht immer, aber oft, Opfer und sie sind nicht irgendwo, sie sind unter uns. Sie könnten dein Nebensitzer oder deine Nebensitzerin sein. Dein Freund oder Freundin. Der Junge der immer alleine irgendwo herumläuft oder das Mädchen das einsam auf dem Schulhof sitzt.
Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was eine solche Tat rechtfertigen würde. Aber man sollte verstehen, wer der Mensch war, der hinter einer solchen Tat steckte und was dieser Mensch in seinem Leben bereits erleben musste.
gastli