3. Oktober ~ Freier Tag, aber kein Feier-Tag?

Vivian
Ich finde es schön, dass Deutschland einen "Nationalfeiertag" hat, von daher finde ich den 3. Oktober echt nett.

Dass die Mauer am 9. November fiel, ist zwar so, aber - an dem Tag war doch im dritten Reich auch die Reichskristallnacht - von daher kann ich gut verstehen, dass man lieber einen Ausweichtermin genommen hat.
demand
Gibt es an dem Tag was zu feiern?
Ist er überhaupt historisch sinnvol?

Naja es ist eben ein Tag an dem man Arbeitsfrei hat Augenzwinkern
Vivian
Zitat:
demand hat am 03. Oktober 2007 um 11:15 Uhr folgendes geschrieben:

Gibt es an dem Tag was zu feiern?
Ist er überhaupt historisch sinnvol?

Naja es ist eben ein Tag an dem man Arbeitsfrei hat Augenzwinkern


Egal ob das Datum historisch sinnvoll ist oder nicht, das feiern der Deutschen Einheit finde ich völlig o.k. und berechtigt. Kein anderes Volk hat es geschafft eine so friedliche Revolution zu vollziehen, auch wenn einiges schief gelaufen ist, es war eine großartige Leistung und die Gefühle damals überwältigend, ich finde es nach wie vor großartig.

Gruß Vivian
kritiker
Zitat:
Vivian hat am 03. Oktober 2007 um 11:20 Uhr folgendes geschrieben:
Kein anderes Volk hat es geschafft eine so friedliche Revolution zu vollziehen, auch wenn einigesschief gelaufen ist, es war eine großartige Leistung und die Gefühle damals überwältigend, ich finde es nach wie vor großartig.

Gruß Vivian


für mich ist es einfach nur der "tag der feindlichen übernahme", denn die, die diese "friedliche revolution" ins leben gerufen haben (ich gehörte nicht dazu) wollten ursprünglich eine andere ddr und keine einverleibung durch das kapital!
bis dann
gastli
Zum feiern sehe ich nach wie vor am 3.Oktober keinerlei Anlass. Was sollte ich heute feiern ? Das ein mitteleuropäisches Land von einem Tag auf den anderen 108.179 km² größer wurde?

Da ich (seit Anfang August) wieder "ARGE" Zeiten durchlebe ergibt sich für mich ein positiver Effekt des heutigen Tages. Ich muss nicht den Briefkasten leeren. Ich muss heute nicht damit rechnen das man mich in ein prekäres Arbeitsverhältnis presst um am am "Aufschwung" teilzuhaben.

Zum Tag der Einheit

Der Tag der Einheit ist ein Fest
was mich nachdenklich werden läßt.
Die Einheit war ersehnt in West und Ost.
Heut fragt man nur, was hat’s gekost.

Sie war doch unser aller Sehnen.
Als es soweit war, flossen Freudentränen.
Das Leben war die reinste Wonne,
uns allen schien die Einheitssonne.

Was trübte denn der Freude Lauf?
Was führt zum Ruf, baut die Mauer neu auf?
Wir stimmen sicher überein,
bei Geld kann Freundschaft nicht gedeihn.

Statt daß Vernunft man walten lasse,
hieß es im Westen, Einheit – Portokasse.
Und wir im Osten dachten froh,
jetzt geht es aufwärts – irgendwo.

Doch statt geschickt die Wirtschaft umzubauen,
wurde im Osten alles kurz und klein gehauen.
Hatte doch noch etwas Wert am Ende,
fiel es meist Geiern in die Hände.

Deshalb ist’s wahr – Aufbau im Osten,
verschlingt doch ungeheure Kosten
wenn Sorglosigkeit zu Buche steht,
dazu Vereinigungskriminalität.

Jetzt sind die Kassen leer und alle Politiker stöhnen,
versuchen wortreich die Wahrheit zu beschönen.
Geplündert sind Sozial und Rentenkassen,
drum will das Volk man bluten lassen.

Hört endlich auf uns zu entzwein
und bringt Vernunft dabei mit ein,
fürs ganze Volk tut euch bemühen,
dann kann die Einheit wirklich blühen.


(Rainer Weigt , Soziale Initiative Trebbin)
Bernhard P.
Kritiker sagte:

Zitat:
für mich ist es einfach nur der "tag der feindlichen übernahme", denn die, die diese "friedliche revolution" ins leben gerufen haben (ich gehörte nicht dazu) wollten ursprünglich eine andere ddr und keine einverleibung durch das kapital!


Jawohl Kritiker. Von friedlicher Revolution kann ja wohl wirklich keine Rede sein, eher friedlicher Konterrevolution. Könnte es sein das was einmal geklappt eventuell ein zweitesmal klappt? Doch sind die Leute wirklich bereit dafür? Wollen die das wirklich oder haben sie sich auf ewig mit dem real existierenden Kapitalismus abgefunden?
Wenn viele Leute immer noch glauben das der Kapitalismus menschlich funktionieren könnte dann haben sie nichts begriffen. Sie begreifen es wohl dann erst wenn sie auch zu den Verlierern des neuen Systems werden. Offenbar geht es vielen immer noch zu gut. So richtig stolz bin ich als Betroffener in diesem System auf die Vereinnigung, eher Vereinnahmung, nicht.

Ich war heute früh mal in Erfurts City, weil ich gedacht habe das wenigstens ein buntes Programm läuft, ähnlich dem ersten Mai. Pustekuchen,nNicht ein Ding. Wären die Geschäfte nicht zugewesen wäre es ein ganz normaler Tag gewesen.
Man hat in der Vergangenheit hier nicht und sicher nicht nur in Erfurt, verstanden die Prottestbewegung zu stärken. Will man das überhaupt? Kurzum, nichts war los in der Stadt. Das gibt mir doch sehr zu denken.

Wie sieht es denn in anderen Städten aus? Feiert oder demonstriert man dort? Erzählt doch bitte mal.
Reiner Engel
So, nun "feierten" also so einige Zeitgenossen die Wiedereinführung von Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Prostitution und Religionsunterricht in Ostdeutschland.
Sie feierten die Rückgabe der Wälder und Schlösser an rechtsradikale durchgeknallte Junker, die Vernichtung der gesamten marxistischen Tradition der Gesellschaftswissenschaften in Deutschland und die Expansion von BILD und RTL und ProSieben.
Sie feierten dass ostdeutsche arme Schweine jetzt zwar keinen Anspruch auf einen vernünftigen Job und eine billige Wohnung mehr hatten, aber nun immerhin dafür, als Bundeswehrsoldaten in Afghanistan für die Imperialinteressen ihrer westdeutschen Herren zu töten und zu sterben.
Sie feierten , dass endlich nicht mehr jährlich eine Handvoll Deutsche an der innerdeutschen Grenze sterben, sondern nur noch ein paar zehntausend dunkelhäutige Ausländer an unseren gemeinsamen europäischen Grenzen.
Sie feierten den Triumph der Freiheit, zwischen erbärmlichem Dahinvegetieren für Mindestlohn an der Supermarktkasse oder im Callcenter wählen zu dürfen, zwischen Pepsi, Coke und River Cola, zwischen Obdachlosigkeit und Bürgergeld und alle vier Jahre zwischen genau derselben ******* mit CDU-Logo oder SPD-Logo.
Sie feierten, dass dank unserer vereinten volksgemeinschaftlichen Anstrengungen wieder deutsche Panzer für die Freiheit im Osten rollen dürfen.
Sie feierten Merz und Lindner und Höcke und Habeck und Strack-Zimmermann.
Sie feierten gemeinsames Gürtelengerschnallen für den Sieg und die Freiheit, monatlich 50% unseres Einkommens abdrücken zu dürfen für ein Loch zum Existieren.
Sie feierten dich, Groß-BRD, und dass dein Licht von der Saar bis an die Oder strahlen darf.
und ich schäme mich soooo fremd!