Die Wirtschaftsweisen haben ihr Herz für den Kombilohn entdeckt

gastli
Die Wirtschaftsweisen - oder muss man hier schon von den Wirtschaftidioten unter Führung von Prof.Sinn spechen - haben ihr Herz für den Kombilohn entdeckt. Es wird ein neues Wirtschaftswunder in Deutschland geben.
Ganz einfach geht das. Durch eine Kürzung des Arbeitslosengeldes II (AlG II), geänderte Hinzuverdienstregeln und eine Neuordnung der Mini- und Midi-Jobs könnten rund 350.000 neue Stellen für Geringqualifizierte und Langzeitarbeitslose geschaffen werden. Der Hartz ( der mit den Nutten in Brasilien) hatte mit seiner Gülle I - IV noch 2.500.000 Arbeitlose weg versprochen. Diese Herrschaften sind schon etwas vorsichtiger mit Zhalen, aber keinen Deut besser.
Artikel in der FAZ
Pfiffikus
Zitat:
Erwerbseinkommen bis zu 200 Euro sollen künftig voll auf das Arbeitslosengeld II angerechnet werden, um die Mini-Jobs zurückzudrängen.

Falsch formuliert.
Es müsste heissen: "Eine solche Regelung würde dazu führen, dass die meisten Mini-Jobs nicht angezeigt, sondern eher schwarz ausgeführt werden."
Im Übrigen dürfte es dazu führen, dass solche Jobs wohl für HartzIV-Empfänger unzumutbar werden.

Zitat:
Einen ähnlichen Vorschlag hatte vor einiger Zeit schon der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) präsentiert. Bei einem Bruttoeinkommen zwischen 200 und 800 Euro (neuer Midi-Job) sollen die Betroffenen künftig von jedem hinzuverdienten Euro 50 Cent behalten dürfen, schlägt der Rat vor; bisher sind es nur 20 Cent.

Diese Regelung gehören getauscht!

Verdient einer nur wenige Euro dazu, soll er sie gerne behalten dürfen! Und wer mehrere hundert Euro zu HartzIV hinzuverdient, dem sollte es nichts ausmachen, wenn einige Euros auf die Stütze angerechnet werden.

Und wenn die Übergänge fliessend, ohne Sprungstellen gestaltet werden, dann gäbe es kaum Anlass, die Jobs nicht anzuzeigen.
holgersheim
Man muss über den Landesrand hinaus schauen und der deutschen "gleichgeschalteten Hauptstrom Presse" mal den Rücken kehren. Die "Berner Rundschau" eine Schweizer Tageszeitung schreibt zu der Expertise, die "Sachverständigen zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" (SVR) dem deutschen Wirtschaftsministerium vorgelegt hat:

Zitat:

Sachverständigenrat läuft Amok

Der "Sachverständigen zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung" (SVR) legte in dieser Woche dem Bundeswirtschaftsminister eine Expertise vor. Unter anderem ging es um Kombilohn und ALG-II. Die so genannten Experten raten, dass ALG-II um 30 Prozent zu kürzen, falls ein Angebot für eine Arbeitsgelegenheit ausgeschlagen wird. Damit wolle der Sachverstand die Leistungen der Grundsicherung enger mit der Arbeitsbereitschaft verknüpfen, heißt es. Und demnächst schlägt der Sachverstand vielleicht vor, ALG-II nur noch ein halbes Jahr zu zahlen, um noch mehr Anreize zu bieten, damit die "Faulenzer" wieder arbeiten gehen.

Und das ganze bei diesen immer noch sehr, sehr hohen Arbeitslosenzahlen. Möglich erscheint heute also alles. Die Union bandelt mit der FDP und dem Sachverstand in der Haushaltswoche an, Linke und SPD schlagen teilweise in dieselbe Kerbe, kritisieren den Sachverstand, und Rüttgers sagt nichts mehr, die Union bleibt dort, wo Rüttgers sie kritisiert hatte: Wirtschaftsliberal und Sozialfeindlich.

Mit dem Sachverstand könnte jetzt von Unionsseite mal wieder ein neuer Anlauf gemacht werden, ALG-II grundsätzlich zu senken. Dies hatten die schwarzen schon vor einigen Wochen vor, als das "Fortentwicklungsgesetz" zu Hartz-IV beschlossen wurde. Damals konnte sich die SPD noch wehren, um einer grundsätzlichen Kürzung zu entgehen hat man eine Verschärfung der allgemeinen Regeln zugestimmt.

Aber die Probleme bleiben: Immer noch zuviele Arbeitslose, zu wenig offene Jobs, der "Bodensatz" an Langzeitarbeitslosigkeit wächst, aber die Politik drückt sich immer noch vor der einen entscheidenden Frage: Was macht eine Gesellschaft mit dauerhafter Arbeitslosigkeit, die nicht bekämpft werden kann. Wahrscheinlich wird es noch in 10 Jahren die Dauerarbeitslosen geben, die dann wiederrum Kinder haben, die zum großen Teil in Sozialhilfekarrieren hinein rutschen. Was passiert mit diesen Menschen in unserer Gesellschaft? Kein Kino, kein Museum, keine hochwertige Bildung dank Studiengebühren, kein Buch zum Lesen, keine Chance, keine Aussichten. Tolles Leben, oder?
(Berner Rundschau)


Brillante Analyse der Situation in Deutschland. Dem ist nichts hinzuzufügen. Hier ist man permanent der Meinung Arbeitslose müssten nur ordentlich getrieben werden, dann wird das schon.
Herasun
Zitat:
Original von holgersheim
Was macht eine Gesellschaft mit dauerhafter Arbeitslosigkeit, die nicht bekämpft werden kann. Wahrscheinlich wird es noch in 10 Jahren die Dauerarbeitslosen geben, die dann wiederrum Kinder haben, die zum großen Teil in Sozialhilfekarrieren hinein rutschen. Was passiert mit diesen Menschen in unserer Gesellschaft? Kein Kino, kein Museum, keine hochwertige Bildung dank Studiengebühren, kein Buch zum Lesen, keine Chance, keine Aussichten. Tolles Leben, oder? [/B]
(Berner Rundschau)

Da fällt mir `ne Möglichkeit ein, eine, die wir schon mal hatten, eine, die das gesamte Ausmaß an Perversion einer Gesellschaft demonstriert: Zwangssterilisation.
Zitat:
Würden die bestehenden Aktivierungsmaßnahmen für Hartz-IV-Empfänger konsequent angewandt, seien sogar noch größere Beschäftigungseffekte möglich, heißt es in dem Kombilohn-Konzept, das die fünf Wissenschaftler im Auftrag der Bundesregierung erarbeitet haben.

Ja, wes Brot ich ess, des Lied ich sing.
Ist zwar nicht unbedingt weise, aber ungemein clever!
Adeodatus
Auf jeden Fall wird eine Kürzung des Arbeitslosengeldes II nicht zu mehr Beschäftigung führen sondern zu Beschäftigungsrückgang. Da dann diese Gruppe der Menschen noch weniger Waren oder Dienstleistungen nachfragen wird, man braucht bloß Gera als Beispiel zunehmen jeder Euro der hier weniger ausgegeben werden kann vernichtet Arbeit.

Daher sollten sich meiner Meinung nach unsere Politiker wirklich einmal mit dem Ökonomen Flassbeck beschäftigen, zu Löhnen und Arbeitslosigkeit schreibt er folgendes.

Zitat:
Nur die Rückkehr auf einen Pfad der lohnpolitischen Vernunft kann Deutschland aus der
Krise führen. Das aber können die Tarifpartnern nicht leisten, weil die Gewerkschaften alleine
bei der herrschenden Arbeitslosigkeit die Machtverhältnisse nicht umkehren können. Daher
ist es die Aufgabe der Politik sich so lange auf die Seite der Gewerkschaften zu schlagen, bis
ihr eigenes lohnpolitisches Versagen korrigiert ist.
Aus

5 % Lohnforderung: Pro
von Heiner Flassbeck und Friederike Spiecker
Badische Zeitung, ...Februar 2006


videodok
Wie jetzt, habe die Wirtschaftsweisen ein Herz?