Norbert Hein
Erstellt: 04.03.06, 17:14
Es ist m.E. eine der tytischen Fragen, auf die es nicht "die" richtige Antwort gibt. Natürlich gibt es einen deutlichen Zielkonflikt gerade der öffentlichen Hand, einerseits mit Steuergeldern sparsam umzugehen, also auch möglichst wenig für Personal auszugeben, andererseits aber eben auch Verantwortung als Arbeitgeber zu haben.
Der öffentliche Dienst ist ja - anders als Unternehmen in der Privatwirtschaft - nicht ohne Weiteres in der Lage, die Einnahmen zu erhöhen, wenn man mal von ungeliebten und unerwüschten Steuererhöhungen absieht. Insofern ist es ein "klassischer" Sanierungsansatz, bei den Personalkosten zu sparen. Und wenn die Menge zu leistender Arbeit nicht reduzierbar ist, geht dies letztlich nur, wenn jeder Einzelne länger arbeitet.
Am Beispiel der Stadt Gera wird deutlich, dass mehr als 70 Millionen Euro jährlich für Personal (in der sogenannten Kernverwaltung, in den Eigenbeitrieben und Personalkostenzuschüsse z.B. in Kindertagesstätten) ausgegeben wird. Das ist relativ viel angesichts des Haushaltvolumens der Stadt. Und ich denke, es leuchtet jedem ein, dass wir nicht zusätzliche Gelder in die Hand nehmen können, um vielleicht noch mehr Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst zu schaffen. Das würde ein wenig Münchhausens Geschichte vom sich am eigenem Haarschopf aus dem Sumpf ziehen, ähneln.
Dass die 40 Stundenwoche im Westen niemanden wirklich überfordert, erscheint mir offensichtlich, zumal wir dies schon längst tun. Tatsächlich arbeiten die Beamten im Freistaat 42 Stunden, so dass sich ein wenig schon die Gerechtigkeitsfrage stellt, ob denn der beim Freistaat Thüringen Angestellte tatsächlich wöchentlich weniger arbeiten sollte, als ein Beamter. Das bringt schon Unfrieden in die Belegschaft. Die Kritik am Ministerpräsidenten, wenn er denn diese Frage mit einer deutlichen Position anspricht, halte ich für überzogen. Man kann sich nicht einerseits über die Neuverschuldung des Freistaats (auch in diesem Jahr fast 1.000.000.000 (!) Euro beschweren und andererseits jede Möglichkeit der Einsparung kritisieren.
as65
Erstellt: 04.03.06, 18:05
Arbeitszeitverlängerungen (somit keine eventl. notwendigen Einstellungen) bzw. gar Entlassungen, kann und will ich nicht eher (egal in welchen Bereich) akzeptieren, bis JEDER, im Rahmen seiner Möglichkeiten, finanziell seinen Anteil leistet!
AS65
gastli
Erstellt: 04.03.06, 18:35
Zitat: Norbert.Hein
Dass die 40 Stundenwoche im Westen niemanden wirklich überfordert, erscheint mir offensichtlich, zumal wir dies schon längst tun. Tatsächlich arbeiten die Beamten im Freistaat 42 Stunden, so dass sich ein wenig schon die Gerechtigkeitsfrage stellt, ob denn der beim Freistaat Thüringen Angestellte tatsächlich wöchentlich weniger arbeiten sollte, als ein Beamter.
Woher nehmt ihr nur diese abartige Auffassung von Grechtigkeit. Ist es nicht eher Gerechtigkeit wenn die Beamten nur 40 Stunden pro Woche dienen müssten.
Die Forderung, in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit und kontinuierlich steigender Produktivität die Arbeitszeiten der noch Beschäftigten zu verlängern, ist nicht nur lächerlich, sie ist strohdumm.
Liebe Gewerkschafter, bitte streikt Thüringen in Grund und Boden und ohne jede Gnade. Dann sieht er alt aus, der Althaus.
Norbert Hein
Erstellt: 04.03.06, 20:16
Zitat: gastli
...
Woher nehmt ihr nur diese abartige Auffassung von Grechtigkeit. Ist es nicht eher Gerechtigkeit wenn die Beamten nur 40 Stunden pro Woche dienen müssten.
Ich meinte, hinreichend deutlich gemacht zu haben, dass sich die Gerechtigkeitsfrage nur hinsichtlich der unterschiedlichen Arbeitszeit stellt. Welche Arbeitszeit denn nun die "gerechte" ist, lässt sich nicht wirklich sagen.
Insofern verstehe ich as65 mit seinem etwas grundsätzlicheren Ansatz eher.
as65
Erstellt: 04.03.06, 21:27
Warum sollte ich auch auf Einzelheiten eingehen, ist ja doch sinnlos.
Wenn das Geld, unserer Millionenverdiener, besser geschröpft würde, gäbe es einige Probleme weniger. Deutschland allein wird es aber nie schaffen, entsprechende Gesetze zu machen. Denn Husch, sind die Herren und Firmen im Ausland verschwunden.
Hier sollte es ein europaweit einheitliches Vorgehen geben. Sollte ja auch im Interesse der anderen Länder liegen. Aber lieber beschäftigt man sich mit einen Normmaß einer Banane. Hauptsache das eigene Geld ist sicher.
Da ich vom Thema abgekommen bin, noch ein kleiner Spruch von Heinz Erhardt:
Mit diesen Staat, ist kein Staat zu machen!
AS65
geschlossen
Erstellt: 06.03.06, 06:21
Ja, ja.
Frag mal nach wieso die ganz Reichen in unserem Land so bevorzugt werden und warum die Grossindustrie kaum oder keine Steuern zahlen braucht.
Da kommst Du in den letzten Jahren nur auf einen Namen :Schröder.
Jaja, er hat diese Vergünstigungen (wieder) eingeführt.
Der gosse "Friedensheld" und "Kleineleuteführer" war (ist) in Wirklichkeit ein Wolf im Schafspelz.
jandark
Erstellt: 06.03.06, 15:16
Zitat: Norbert.Hein
Tatsächlich arbeiten die Beamten im Freistaat 42 Stunden, so dass sich ein wenig schon die Gerechtigkeitsfrage stellt, ob denn der beim Freistaat Thüringen Angestellte tatsächlich wöchentlich weniger arbeiten sollte, als ein Beamter. Das bringt schon Unfrieden in die Belegschaft.
Soll das nun heißen, daß sämtliche Unterschiede zwischen Beamten und Angestellten im Öffentlichen Dienst abgeschafft werden sollen, damit potentieller Unfrieden in den Belegschaften vermieden werden kann? Das wäre ja ne ganz neue Verhandlungsbasis.
gruß
jandark
gerassimov
Erstellt: 06.03.06, 15:21
Gib Dich keinen Illusionen hin, Jandark.
Der Herr Hein meint nur die negativen Teile des Beamtenrechts.
Auch Gerechtigkeit muss ihre Grenzen finden.
Und es bleibt dabei, solange die Entscheider nicht von ihren Entscheidungen oder auch nur Vorschlägen selbst betroffen sind, bleiben sie meist unglaubwürdig. Von daher macht unser aller "Danke-Dieter" auch keine rühmliche Ausnahme.
Norbert Hein
Erstellt: 06.03.06, 16:52
Zitat: jandark
Soll das nun heißen, daß sämtliche Unterschiede zwischen Beamten und Angestellten im Öffentlichen Dienst abgeschafft werden sollen, damit potentieller Unfrieden in den Belegschaften vermieden werden kann? Das wäre ja ne ganz neue Verhandlungsbasis.
Ich bin tatsächlich ein Befürworter des Berufsbeamtentums (ich weiß, auch nicht wieder sehr populär). Das bedarf natürlich der etwas umfänglicheren Begründung und passt nicht so ganz in dieses Forum. Tatsächlich geht aber auch darum, keine Verwerfungen zwischen Angestellten und Beamten entstehen zu lassen bzw. ggf diese zu vermindern.
gastli
Erstellt: 06.03.06, 19:11
Streik in Thüringen
Der Arbeitskampf im Öffentlichen Dienst wird voraussichtlich am Dienstag auf Thüringen ausgedehnt. Bei einer Urabstimmung votierten 94,8 Prozent der organisierten Landesbeschäftigten für den Ausstand.
Daumendrück ganz doll !
gerassimov
Erstellt: 07.03.06, 20:34
Als die Beamten den Anfang machen mussten mit der verlängerten Arbeitszeit, hieß es: die sind ja auch in einer hervorgehobenen Situation, da können die wenigstens länger arbeiten.
Jetzt sollen die anderen nachziehen, damit's wieder "gerecht" wird.
Nee nee, wenn das ein Zeugnis für die politische Argumentation ist, dann lass ich mich mal lieber nicht einwickeln. Wendehälsen wie Althaus sollte man ohnehin nicht trauen (siehe Merkel). Und auf Nachbeter aus Parteiraison kann ich auch verzichten. Eine mal abweichende Meinung hätte mir imponiert, Herr Hein. Aber so ...
geschlossen
Erstellt: 08.03.06, 07:00
Bei allem darf man aber nicht vergessen das Beamte nicht gekündigt werden können, also Arbeitsplatz auf Lebenszeit.
Dann zahlen sie nichts in Ihre Pensionskasse ein um später mal nicht nur 13 Pensionen im Jahr, sondern auch viel höhere Pensionen als die Renten der Angestellten zu haben.
Von den Angestellten hat auch niemand eine 13.Rente im Jahr.
Das wir uns diesen aufgeblähten Beamtenstaat leisten können ist ein Unding. Um die überhöhten Pensionen zu bezahlen muss der einfache Rentner bluten.
Das ist nicht gerecht.
Zu was müssen z.B.: Lehrer verbeamtet werden?
Es ist vieles im schlimmen Bereich in diesem Land.
Adeodatus
Erstellt: 08.03.06, 07:10
Ich gebe Herrn Hein Recht ein Berufs Beamtentum ist für den Staat wichtig aber und da weiche ich ab Beamte sollte es nur noch in Hoheitlichen Aufgabenbereichen geben wie Polizei, Justiz, Armee usw. jedoch nicht auf Kommunalebene und auf Landesebene auf oben aufgeführte Gruppen begrenzt da man die Aufgaben in einer Stadtverwaltung und in Landesämtern getrost auch Angestellten überlassen kann.
Wenn man sich entscheidet auf Kommunalebene und Landesebene das Beamtentum weitgehend abzuschaffen entstehen den Kommunen und Ländern natürlich höhere Kosten für Lohnnebenkosten aber und das sollte man in Betracht ziehen wird das Rentensystem entlastet in das ja dann Beiträge entrichtet werden so das nicht nur aus dem Topf gelöffelt wird.
Norbert Hein
Erstellt: 08.03.06, 14:58
Zitat: spidy
Ich gebe Herrn Hein Recht ein Berufs Beamtentum ist für den Staat wichtig aber und da weiche ich ab Beamte sollte es nur noch in Hoheitlichen Aufgabenbereichen geben wie Polizei, Justiz, Armee usw. jedoch nicht auf Kommunalebene und auf Landesebene auf oben aufgeführte Gruppen begrenzt da man die Aufgaben in einer Stadtverwaltung und in Landesämtern getrost auch Angestellten überlassen kann.
Wenn man sich entscheidet auf Kommunalebene und Landesebene das Beamtentum weitgehend abzuschaffen entstehen den Kommunen und Ländern natürlich höhere Kosten für Lohnnebenkosten aber und das sollte man in Betracht ziehen wird das Rentensystem entlastet in das ja dann Beiträge entrichtet werden so das nicht nur aus dem Topf gelöffelt wird.
Ich habe nicht die Auffassung, alle Mitarbeiter im öffentlichen Dienst sollen Beamte sein. Aber in der Tat sollte der Kernbereich der öffentlichen Verwaltung mit Beamten besetzt sein. Es gibt viele Stellen, bei denen dies nicht erforderlich/sinnvoll ist. Insofern vermute ich, dass wir bei einer konkreten Entscheidung gar nicht weit auseinader wären.
@gerassimov: Ich will bitte nicht mißverstanden werden: Ich habe nicht gesagt, dass 42 Stunden die "richtige" Wochenarbeitszeit ist. Ich habe gesagt, dass ich die Ungleichbehandlung diesbezüglich für problematisch halte. Zu der Frage einer "gerechten" Wochenarbeitszeit im öffentlichen Dienst gibt es m.E. keine "richtige" Antwort. Den Zielkonflikt habe ich dargestellt. Aber auch hier Klartext: Ich halte es für überflüssig, dieses "Fass" jetzt aufzumachen. Eine bundeseinheitliche Arbeitszeit im öffentlichen Dienst von 40 Stunden fände ich allerding nicht verkehrt.
Digedag

...Bild.nicht.mehr.auf.imageshack.online.../img153/1548/tmp85367bj.th.jpg[/
img]
Die Gewerkschaft Verdi will den Streik im Öffentlichen Dienst auf ein zwölftes Bundesland ausweiten.
Trotz neuer Gespräche der Tarifparteien in Baden-Württemberg nimmt der Arbeitskampf im öffentlichen Dienst weiter an Schärfe zu.
Die Gewerkschaft Verdi kündigte gestern in mehreren Bundesländern eine Ausdehnung des Streiks an.
Alleine am Mittwoch beteiligten sich daran 36.000 Beschäftigte in elf Bundesländern.
Heute soll Hessen von der Streikwelle betroffen sein.
Ich hoffe nur auf eine baldige Einigung.
geschlossen
Erstellt: 10.03.06, 13:11
es geht hier wohl kaum noch um die 40-Std. Woche. Es geht allein um Macht.
Wenn Herr Bsirske einen Monatslohn von rund EUR 14.000 hat möchte er ja wohl auch, wie seine Stellvertreter, dabei bleiben.
Und da muss halt ab und zu mal ein Streik her um den Sinn seiner Tätigkeit zu bestärken.
Der "kleine Mann" hat davon gar nichts.
Es kracht bei ungestreuten Strassen höchsten ab und zu einer gegen einen Baum oder die Ratten werden unsere Partner auf den Strassen.
Streik muss Sinn haben und nicht die Gesundheit anderer gefährden.
Wie Ärzte berichteten musssten sogar notwendige Operationen verschoben werden.
Alles gut reden wenn man nicht zu den "Opfern" gehört.
jandark
Erstellt: 10.03.06, 14:44
Genau! Ich finde auch, die Arbeitgeber sollten endlich nachgeben, damit der Streik aufhören kann.
gruß
jandark
Adeodatus
Erstellt: 10.03.06, 15:22
Wieso die Arbeitgeber? Für den Öffentlichen Dienst bist Du der Arbeitgeber!
gerassimov
Erstellt: 11.03.06, 14:22
Boah! Jandark, jetzt mach mal!
Du bist der Arbeitgeber, der Souverän, derjenige, der die Höhe der Löhne im öffentlichen Dienst bestimmt. Du erklärst, wie hoch die Diäten unserer Volksvertreter sein dürfen, Du sagst, welche Straßen dringend ausgebessert werden müssen. Du entscheidest!
DU BIST DEUTSCHLAND! JANDARK - DU BIST ...
oxxo
Erstellt: 12.03.06, 11:20
Der streik im öffentl. Dienst weitet sich jetzt sogar auf den Straßenverkehr aus, denn nach dem faktischen Scheitern der Tarifgespräche im öffentlichen Dienst der Länder hat der Deutsche Beamten Bund eine Blockade des Hamburger Elbtunnels für heute angekündigt.
„Zwischen 15.00 und 17.00 Uhr werden die Techniker der Betriebszentrale jeweils sechs Röhren dicht machen“, sagte der Landesvorsitzende Rudolf Klüver.
Meiner Meinung nach geht dass dann doch zu weit, zumal am Sonntag es wieder die normalen Bürger trifft, die für die ganze Sache nichts können und nur ein schönes Wochenende erleben möchten.