DDR-aufsässig oder arbeitsscheu

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Warum gab es in der DDR keine Arbeitslosen ?
Heute Abend um 22.35 Uhr auf MDR-Fernsehen.
"Ausässig oder arbeitsscheu?".
Wer nur eine ihm zugewiesene Arbeit ablehnte galt schon als assozial.
In der hier oft gepriesenen DDR ohne Arbeitslose sollte diese Sendung Pflicht sein.
Heute, wo macher junge Arbeitslose eine ihm zumutbare Arbeit ablehnen kann oder trickst war er in der DDR assozial.
Und wenn er besoffen kam und sich dumm stellte musste er eben den Hof kehren.
Ach, wie schön war es doch in der DDR! smile
Spargelernte oder Erdbeerernte oder Kirschen abnehmen, das lehnte damals keiner ab. Und ein Arzt konnte bei sowas auch keinen Krankenschein auf Dauer ausstellen, wegen eventueller "Kirschenallergie". Und bei Rückenproblemen der jungen Leute gings zum Facharzt.

Wirkliche Arbeitssuchende Arbeitslose sind klipperklar ausgenommen. Und darum geht es auch gar nicht.
Leona
Beschreibung des Fernseh-Beitrages bei tvtv.de:

Aufsässig oder arbeitsscheu?
Verurteilt als Asozialer in der DDR

Zwei Jahre Haft drohte der Paragraph 249 des DDR-Strafgesetzbuchs für "asoziale Lebensweise" an. Der Strafrahmen wurde nicht selten voll ausgeschöpft. Um als asozial zu gelten, reichte es, sich einer zugewiesenen Arbeitsstelle zu verweigern. Doch angewandt wurde der Paragraph recht vielfältig: Aufmüpfige Jugendliche konnte es ebenso treffen wie Menschen mit sozialen Problemen, die man quasi in den Knast entsorgte. Weiter

Genau so war es .... Aber Gastli wird uns gleich erläutern, daß auch der MDR zum "Mainstream" gehört und deshalb nur Lügen verbreitet. Für diese Empfehlung bekommst du @geschlossen bestimmt nur 0 Punkte!
gastli
@Leona
Wir beide leben in verschiedenen politischen und sicher auch materiellen Welten. Ich versuche das alles in allem zu akzeptieren. Und ich versuche auch alles in allem die Meinungen anderer zu akzeptieren.
Nicht akzeptieren will ich allerdings das du mich in all deinen Beiträgen permanent blöd anmachst. Ich bitte dich das in Zukunft zu unterlassen.
Turmwächter
Interessant, wie weit die Meinungen doch auseinander klaffen. Fakt ist jedenfalls das es keine Arbeitslose gab. Meiner Meinung nach wurde die vorhandene Arbeit nur auf mehrere Personen aufgeteilt, so dass jeder etwas weniger arbeiten musste.

So schlecht finde ich diese Idee gar nicht. Heute sitzen viele zu Hause und wissen nicht was sie machen sollen, während andere Überstunden schruppen ohne Ende. Würde die vorhandene Arbeit gleichmäßig verteilt werden hätten wir einige Probleme weniger.
Simson
Ich würde die Situation in der DDR so ausdrücken: Durch die Uneffektivität der staatlichen Planwirtschaft wurde mehr menschliche Arbeitskraft benötigt. Betriebe haben oftmals Arbeitskräfte gesucht. Die Jahresarbeitszeit der DDR-Bürger lag in der Regel über der der BRD-Bürger, die Arbeitsproduktivität war hingegen geringer. Fehlende Arbeitslosigkeit in der DDR (die es in Einzelfällen auch gab) bzw. Arbeitskräftemangel war nicht ein Ergebnis intelligenter Politik sondern Kennzeichen einer uneffektiven Wirtschaft.

Wer möchte zur Wirtschaft der DDR und zu Lebensverhältnissen in der DDR zurückkehren? Freiwillige vor!
Hanfklub
Zitat:
Original von Simson
Wer möchte zur Wirtschaft der DDR und zu Lebensverhältnissen in der DDR zurückkehren? Freiwillige vor!
Ehrlich gesagt fand ich viele Dinge ziemlich cool im Vergleich zu heute. Andere Sachen natürlich waren schlechter gelöst. Man muß genau abwägen und wichten, und ich meine, es wird doch etliche Menschen geben, die gerne zurücktauschen würden. Zone war in mancherlei Hinsicht schon ziemlich cool, auch was die Pflanzenproduktion betrifft. Außerdem waren die Leute im Allgemeinen viel besser drauf und nicht so spießig. Das ist ein Hauptgrund der dafür spricht.
aeffchen
Selbst wenn einiges sich in Richtung DDR entwickeln würde, würde es nie die gleiche werden wie sie einmal gewesen ist.
gerassimov
Auch ohne einen Paragraphen werden Arbeitslose (zumindest Langzeitarbeitslose) auch heute als asozial angesehen. Viele Beiträge in diesem Forum machen das ebenfalls deutlich.
Was ich von Leuten halte, die lieber "effektiv" wirtschaften statt möglichst viele Menschen in Arbeit zu kriegen, will ich lieber nicht sagen. Nur soviel: diese Haltung ist Ausdruck unserer menschenverachtenden Gesellschaftsform.
Wirklich effektiv wäre eine Wirtschaft, wenn sie eine Vollbeschäftigung wenigstens zum Ziel hätte.
Doch wen kümmert das schon? Hauptsache mir geht's gut. Der Rest kann sehen, wo er bleibt, und ist im Zweifel eben selbst schuld an seiner Lage. Da braucht man nicht weiter zu denken.

@Leona: du bist schon in Ordnung. Egal, was alle andern sagen.
Pfiffikus
Zitat:
Original von gerassimov
Was ich von Leuten halte, die lieber "effektiv" wirtschaften statt möglichst viele Menschen in Arbeit zu kriegen, will ich lieber nicht sagen.

Wer mit dem Hauptziel produziert, möglichst viele Menschen in Lohn und Brot zu bringen, muss das irgendwie bezahlen. Das geht nur über höhere Preise.

Ich bin mir nicht sicher, ob diese Preise in unserer "Geiz ist geil!"-Gesellschaft ausreichend Akzeptanz finden, wenn daneben ein Produkt im Regal liegt, das in einer finanziell optimierten Produktion entstanden ist.
Simson
Zitat:
Original von gerassimov
Was ich von Leuten halte, die lieber "effektiv" wirtschaften statt möglichst viele Menschen in Arbeit zu kriegen, will ich lieber nicht sagen. Nur soviel: diese Haltung ist Ausdruck unserer menschenverachtenden Gesellschaftsform.


In einer Marktwirtschaft und unter Wettbewerbsbedingungen muß ein Unternehmen effektiv wirtschaften. Wer das nicht will, muß die Marktwirtschaft abschaffen und wieder eine stattliche Planwirtschaft einführen, in der es wahrscheinlich wieder zu einem Arbeitskräftemangel und anderen Folgen kommen wird. Der Staat wird vermutlich wieder eine eigene, nicht konvertierbare Währung einführen, die Preise staatlich festlegen, Planvorgaben und Ressourcenzuweisungen machen und einiges andere mehr. Marktwirtschaft ist in meinen Augen keine Menschenverachtung sondern die Konsequenz einer freien Gesellschaft. In Deutschland haben wir eine Marktwirtschaft mit sozialen Komponenten und so soll es nach mehrheitlicher Meinung ja auch wohl bleiben.

Man vergleiche bitte mal das Lebensniveau eines Niedrigverdieners zu DDR-Zeiten mit dem eines Arbeitslosen von heute.
Adeodatus
@ simson

Nich immer Äpfel mit Bannanen vergleichen

Denn der Vergleich hinkt ja nun bis zum geht nicht mehr Du musst dann nämlich nicht nur das Einkommen sondern die duchschnittlichen Lebenshaltungskosten miteinander vergleichen und die waren in der DDR ob der Großzügigen Subventionen um vieles niedriger.

Nimm nur einmal die Mieten im vergleich 0,87 Pfennige/ qm
heute 3,50 - 4,50 Euro monatlich
Ein Brot DDR 0,93 Pfennige heute Minimal 1,10 Euro - 3,00 Euro

Nur kleine Beispiele die sich aber so nicht vergleichen lassen.
Simson
@ spidy:

Wie sah es denn zum Beispiel mit der Wohnungssituation und mit dem Telefon bei vielen aus? Und wie leicht ist einem Rentner oder einem Niedrigverdiener gefallen, einen Schwarz-Weiß-Fernseher für 2000 Mark oder einen Farbfernseher für 6000 Mark zu kaufen, oder für 500 g Kaffee 35 Mark zu bezahlen?
geschlossen
@Leona, bitte gestatte mir das ich über meine 0 Punkte herzlich lache. Lachen
Ich sehe das genauso.
Das ganze erinnert mich manchmal von damals wie heute mit den drei Affen. Hände vor Augen, Ohren und Mund.
Und was man nicht wahr haben will das ist dann auch nie geschehen.

Wenn mir jemand sagt das in der DDR nicht alles schlecht war dann sage ich ihm nur: waren 32 Kinder und Jugendliche, welche an der Berliner Mauer in den Rücken geschossen wurden und von der Stasi schnell verbrannt wurden nicht genug? Diesen Ermordeten ist nichts gutes in der DDR, aber auch gar nichts entgegenzusetzen.

Und die 2 Personen aus der gestrigen Dokumentationen haben es teilweise auch ein bisschen selbst mit verschuldet. Aber es sind 2 Extreme und ich meine man hätte auch andere zu Wort kommen lassen. Und ich weis nicht ob ich eine Büroarbeit im Keller gegen eine Tätigkeit als Friedhofsgärtner eingetauscht hätte. Aber in der relativ kurzen Zeit der Doku, war es auch nicht möglich ausführlicher auf die einzelnen Tätigkeiten einzugehen. Ich hätte auch gern gewusst was sie verdiehnt haben.
Mein Vater hat noch seine Einstellungspapiere und Verträge aus dieser Zeit. Es war wirklich sehr, sehr wenig Geld. Trotzdem hat er und meine Mutter uns eine schöne Jugend ohne Markenklamotten und mit Schulessen ermöglicht.
Eigentlich ist das kaum ein Thema fürs Forum, da könnte man bei einer Tasse Kaffe im persöhnlichen Gespräch viel mehr erfahren.
Schade, das es nur so geht.
Leona
@geschlossen
Ich habe die Doku auch angesehen. Du hast recht, es waren wenige extreme Beispiele, die aber deutlich gezeigt haben WOZU die Staatsmacht fähig war und WIE der betreffende Paragraph ausgelegt werden konnte. Und am Rande kam auch noch das Problem der Zwangsadoption zur Sprache, ich kenne sogar einen Fall von Zwangsabtreibung und -sterilisation. Es kam übrigens nicht zur Sprache, das der Asozialen-Paragraph nur griff, wenn einer nicht nachweisen konnte, wovon er lebt. Wer Vermögen hatte, von dem er leben konnte, konnte es sich durchaus erlauben, zu Hause zu bleiben. Aber wer hatte das schon... Fakt ist, wer sich angepaßt und unauffällig verhalten hat, an allen Versammlungen, Schule der soz. Arbeit, Kollektivveranstaltungen usw. brav teilgenommen hat, artig zur Wahl gegangen ist (noch vor 12 Uhr) und seinen Zettel ungelesen und ungefaltet eingeworfen hat ohne die Wahlkabine zu benutzen, kurzum - eben ruhig und unauffällig, der konnte ganz gut leben. Mit allen Einschränkungen die dieses System eben mit sich brachte. Ich habe mich auch in diesem System "eingerichtet", eine andere Möglichkeit hatte ich nicht. MIr ist selbst Folgendes passiert: Ich wollte meine Arbeitsstelle kündigen und woanders - auch in meinem Beruf - anfangen (die GRünde sind mal egal) . Mein Abteilungsleiter wollte mich davon überzeugen, da zu bleiben, ich wollte nicht. Da wurde ich zur Kaderleitung vorgeladen und mir wurde gesagt, wenn ich meine Kündigung nicht zurückziehe, wird man dafür sorgen, daß ich weder die gewählte Arbeitsstelle bekomme noch jemals wieder in meinem Beruf (EDV) einen Fuß in die Tür kriege. Also habe ich meine Kündigung zurückgezogen und bin da geblieben ...
geschlossen
Was aber zeigt das du in deiner Tätigkeit gut warst.
Und um so jemand zu halten hatten die Direktoren mit ihrem Verbindungsoffizier des MfS grosse Möglichkeiten.
Übrigends konnte kein Direktor sich so einem Verbindungsoffizier fernhalten. Dann wäre seine Position auch futsch gewesen.
Aber ich denke schon wenn du trotzdem gegangen wärst hättest du kaum eine andere Arbeit gefunden. Das hat in der DDR immer funktioniert.
Leona
Ja, ich war gut. Nein, ich hätte wohl kaum wieder eine ansprechende und lukrative Arbeit gefunden, in der EDV schon gar nicht. Wäre ich alleinstehend gewesen, hätte mich dann der Asozialen-Paragraph auch treffen können. Mein Dableiben wurde dann etwas später übrigens mit einer Gehaltserhöhung "belohnt"- Zuckerbrot und Peitsche.
Herasun
Zitat:
Original von Simson
Man vergleiche bitte mal das Lebensniveau eines Niedrigverdieners zu DDR-Zeiten mit dem eines Arbeitslosen von heute.


Ach, @ Simson, es ist doch immer wieder das Gleiche:
Auch beim besten Willen kann ich dir einfach nicht folgen.
Wenn du aber schon solche Vergleiche herbeirufst, so würde ich dem gern auch einen solchen hinzufügen:
Vergleiche doch bitte mal das Lebensgefühl eines Niedrigverdieners zu DDR-Zeiten mit dem eines Arbeitslosen von heute. (Um es etwas zu konkretisieren: Wieviele Menschen waren psychisch krank aufgrund ihres geringen Verdienstes damals und wieviele Arbeitslose sind es heute, weil sie sich überflüssig fühlen?)

Aber ich weiß schon: Unsere Welt ist ist durchdrungen vom materiellen Denken, und daran wird sich so bald auch nichts ändern. Wie sich ein Mensch am Rande der Gesellschaft fühlt, interessiert hier keinen.(Was die nur wollen, haben doch alles, was sie brauchen!)
Simson
@ Herasun:

Ja, was hättest Du denn gerne - sollen alle Menschen hauptsächlich beschäftigt sein, auch wenn es nicht so sinnvoll sein sollte und wenig Geld dafür gibt? Da höre ich heute aber, daß Ein-Euro-Jobs bzw. diese oder jene Tätigkeit nicht zumutbar seien. Ein Niedrigverdiener in der DDR mit 43,75 Stunden-Woche (bis in die 60 er bzw. 70 er Jahre hinein noch mehr Stunden einschließlich Samstag) oder Schichtbetrieb und 3 bis vier Wochen Urlaub im Jahr, der wie manche in einem Loch von Wohnung gewohnt hat, mit Ofenheizung, Klo auf der Treppe, nur kaltem Wasser aus manchen Hähnen, ohne Telefon, der sich manches nicht leisten konnte oder mühsam zusammensparen mußte - wie ging es dem eigentlich? Oder jungen Menschen bzw. Paaren ohne eigene Wohnung? Ich kannte solche Menschen und habe das nicht vergessen.
Hugo
Gute Frage nach den psychisch Kranken. Die gab es nämllich nicht, oder nur die "Auffälligen" die eben richtig irre waren oder schizophren. Und die wurden weggesperrt. Von wem stammt der Ausspruch: "Mit einer Wohnung kann man einen Menschen erschlagen wie mit einer Axt"? Wieviele wegen schlechter Wohnugssituation psychisch krank waren, darüber gibt es auch keine Erhebungen.
@Herasun möchtest du vielleicht mit 2 Familien in einer 2-Zimmer-Wohnung leben, 4 Erwachsene, 1 Kind? Fremde, nicht aus der eigenen Familie. Das gab es auch ...
@Simson Mit 4 Wochen Urlaub, da warst du aber schon privilegiert. Der Grundurlaub war 18 Tage, und Sonnabende mußten dazu gerechnet werden.
Herasun
Zitat:
Original von Simson
@ Herasun:

Ja, was hättest Du denn gerne

Was ich gern hätte, ist doch gar nicht das Thema. Meine Frage bezog sich auf die Vorstellung davon, wie es einem gesellschaftlich ausgegrenzten Menschen wohl geht.

Zitat:
Ein Niedrigverdiener in der DDR mit 43,75 Stunden-Woche (bis in die 60 er bzw. 70 er Jahre hinein noch mehr Stunden einschließlich Samstag) oder Schichtbetrieb und 3 bis vier Wochen Urlaub im Jahr, der wie manche in einem Loch von Wohnung gewohnt hat, mit Ofenheizung, Klo auf der Treppe, nur kaltem Wasser aus manchen Hähnen, ohne Telefon, der sich manches nicht leisten konnte oder mühsam zusammensparen mußte - wie ging es dem eigentlich? Oder jungen Menschen bzw. Paaren ohne eigene Wohnung? Ich kannte solche Menschen und habe das nicht vergessen.

Und ich, lieber Simson, gehörte zeitweise zu diesen Menschen. Ich habe es auch nicht vergessen. Und wie es mir dabei ging? Ich wußte, ich kann und werde es aus eigener Kraft schaffen, diese Lage zu verbessern. Und ich habe es auch geschafft: Man höre und staune, trotz DDR- Regime.( Vielleicht war ich ja auch auch ein verkappter Widerstandskämpfer großes Grinsen ? Oder noch schlimmer: Ich war mit der Stasi verstrickt?)
Nichtsdestotrotz: Danke für deinen Beitrag.
Allerdings hättest du zu Schulzeiten dazu wohl gelesen: Thema verfehlt!