DDR-aufsässig oder arbeitsscheu

Herasun
Zitat:
Original von Hugo
Von wem stammt der Ausspruch: "Mit einer Wohnung kann man einen Menschen erschlagen wie mit einer Axt"?


Na, von wem stammt er denn nun?

Im Übrigen habe ich eigentlich keine Lust, zu wetteifern, wem es denn nun am schlechtesten ging.
Das ist mir ebenso zuwider wie mir die Propaganda vom gutgestellten ALG II-Empfänger nicht mehr in die Ohren will.
Simson
Zitat:
Original von Herasun
Nichtsdestotrotz: Danke für deinen Beitrag.
Allerdings hättest du zu Schulzeiten dazu wohl gelesen: Thema verfehlt!

@ Herasun:

Wenn ich so etwas geschrieben hätte, dann wäre mir gleich wieder Vorwurf "Oberlehrer" oder "arrogant" gemacht worden.

Du hast es zu DDR-Zeiten aus eigener Kraft geschafft und ebenso kann es heute ein Mensch aus eigener Kraft schaffen.

Wenn Du persönlich etwas zur Überwindung von Arbeitslosigkeit beitragen wolltest, dann könntest Du versuchen unternehmerisch tätig zu werden und Arbeitsplätze zu schaffen. Wenn Du politisch etwas in diese Richtung tun wolltest, dann könntest Du Dich für eine Politik engagieren, durch die die Wirtschaft besser floriert und mehr Wachstum und Beschäftigung möglich wird.

Oder Dir schwebt ein anderes Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell vor, das in Deinen Augen besser als das jetzige funktioniert. Wenn es Dir gelingt, die Mehrheit der Menschen von Deinem Modell zu überzeugen, dann kann man es in die Tat umsetzen.

Die Zielstellung eines jeden Arbeitslosen sollte es in meinen Augen sein, wieder in längerfristiges Beschäftigungsverhältnis zu finden. Dazu braucht es unter Umständen mehrere Anläufe und Etappen. Bis zur Realisierung dieses Ziels gibt es Möglichkeiten, das Einkommen durch Nebentätigkeiten aufzubessern. Wem die Decke auf den Kopf fällt, der kann sich neben Bemühungen um Arbeit (das kostet nämlich auch Zeit und Kraft) in seinem persönlichen Umfeld oder im ehrenamtlichen Bereich engagieren.

Habe ich jetzt erneut das Thema verfehlt? Dann lege doch bitte mal Deine Pläne zum Abbau von Arbeitslosigkeit dar!
Herasun
Zitat:
Original von Simson
Zitat:
Original von Herasun
Nichtsdestotrotz: Danke für deinen Beitrag.
Allerdings hättest du zu Schulzeiten dazu wohl gelesen: Thema verfehlt!

@ Herasun:

Wenn ich so etwas geschrieben hätte, dann wäre mir gleich wieder Vorwurf "Oberlehrer" oder "arrogant" gemacht worden.


Da kannst du gut recht haben.
Ich habe mir diese Äußerung auch nur ausnahmsweise geleistet, weil mir dein Beitrag nicht wirklich eine Antwort auf meine Frage war.(Habe übrigens immer noch nicht den Eindruck, daß du wirklich auf das von mir Gesagte eingehst. Vielleicht liegt es ja daran, daß wir halt nicht die gleiche Sprache sprechen?)
gerassimov
Zitat:
Original von Herasun
Aber ich weiß schon: Unsere Welt ist ist durchdrungen vom materiellen Denken, und daran wird sich so bald auch nichts ändern. Wie sich ein Mensch am Rande der Gesellschaft fühlt, interessiert hier keinen.(Was die nur wollen, haben doch alles, was sie brauchen!)


Danke. Ich dachte schon, hier versteht mich keiner mehr.
Es gibt mir Hoffnung, dass es doch noch Menschen gibt, die nicht nur Dollarzeichen in den Augen haben.
Wenn es "nicht sinnvoll" ist, möglichst alle arbeitsfähigen Menschen zu beschäftigen, warum entsorgen wir sie dann nicht gleich?
Allmählich kann ich Revoluzzer verstehen, die keine Rücksicht auf Leute nehmen, die sich einen feuchten Kehricht um die Nöte anderer Menschen scheren. "Hauptsache meine eigenen Ellbogen sind gut gehärtet."
Und ich bleibe dabei: eine Wirtschaft, die es nicht schafft, ja gar nicht erst zum Ziel hat, möglichst alle Menschen zu beschäftigen, ist nicht effektiv, weil sie genau das produziert, was sich sein Recht irgendwann mit Gewalt nimmt. Zu recht, denn (s. o.) die Verdränger und stolzen Wettbewerber interessiert es doch auch nicht, wie es anderen geht.
Macht kaputt, was euch kaputt macht!

Aber wenn es mal soweit sein sollte, weiß ich schon, wer als erster auf den neuen Zug springt. Wendehälse gibt es eben immer. fröhlich
Herasun
Zitat:
Original von gerassimov
Und ich bleibe dabei: eine Wirtschaft, die es nicht schafft, ja gar nicht erst zum Ziel hat, möglichst alle Menschen zu beschäftigen, ist nicht effektiv, weil sie genau das produziert, was sich sein Recht irgendwann mit Gewalt nimmt.


Und das mit steigender Tendenz.
Aber darüber muß man sich ja keine Gedanken machen, maximal über Möglichkeiten der Videoüberwachung.
Gute Nacht, Länd`le.
Simson
Die Denkansätze scheinen tatsächlich unterschiedlich zu sein.

Für mich hat jeder erwachsene arbeitsfähige Mensch eine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Daß heißt nicht, daß er zu jeder Zeit seines Lebens und in seinem anfänglich erlernten Beruf tätig ist. Nur wenn er tatsächlich nicht mehr arbeitsfähig ist (durch Krankheit, Behinderung oder Alter) muß er über ein anderes soziales System versorgt werden. Über Politik kann man eine Verbesserung und Vergrößerung von Beschäftigungschancen erreichen oder auch das Gegenteil davon.

Eine bestimmte Zahl von erwachsenen und arbeitsfähigen Menschen aus dem Bereich des Arbeitsmarktes dauerhaft auszusondern und ihnen ersatzweise eine lohnähnliche Leistung zukommen zu lassen, solch ein Gedanke ist mir fremd. Ebenso fremd sind mir Gedanken, Menschen hungern oder frieren zu lassen.

Widersprüchlich erscheinen mir die abwechselnden Argumentationen, zum Beispiel:

- ein Arbeitsloser hat nichts zu tun und will beschäftigt werden,
- diese oder jene Tätigkeiten bzw. Arbeitsbedingungen sind nicht zumutbar,
- das Arbeitslosengeld reicht nicht,
- andere haben nur materielle Dinge im Kopf oder Dollarzeichen in den Augen,
- es werden soziale Leistungen gewünscht,
- Gewinnerzielung ist anrüchig.

Produkte und Dienstleistungen sowie Geld zur Verfügung zu haben ist offenbar Wunsch fast aller Menschen. Und zur Realisierung dieses Wunsches in Deutschland sehe ich nur zwei Möglichkeiten: Soziale Marktwirtschaft oder staatliche Planwirtschaft. Beides wurde auf deutschem Boden erprobt.

Ich interessiere mich für Menschen, die sich am Rande der Gesellschaft fühlen, indem ich versuche, ihnen Zusammenhänge in dieser gesellschaftlichen Ordnung zu vermitteln und sie auf Ziele und Wege aufmerksam zu machen. Ich werde keinen Menschen gedanklich bestärken, daß er keine Chance mehr hat oder sich Illusionen zuwendet, die er nie in seinem Leben realisiert erleben wird. Davon habe ich keinen Vorteil, höchstens den Nachteil, daß ich mir viel Prügel im alten und im neuen Forum dafür eingehandelt habe. Andere hingegen versuchen aus der Situation von Menschen, die sich am Rande der Gesellschaft fühlen, politischen oder gar materiellen Nutzen zu ziehen.

Große Erwartungshaltungen an den Staat und seine Einrichtungen habe ich spätestens mit dem Ende der DDR abgelegt, wo für viele der sicher geglaubte Arbeitsplatz und die scheinbar heile Welt zu Ende war.
Pfiffikus
Zitat:
Original von Simson
Ich interessiere mich für Menschen, die sich am Rande der Gesellschaft fühlen, indem ich versuche, ihnen Zusammenhänge in dieser gesellschaftlichen Ordnung zu vermitteln und sie auf Ziele und Wege aufmerksam zu machen.

Au, dafür wirst du gleich wieder gesagt bekomen, dass du den Oberlehrer gibst.
Adeodatus
@ simson

Wenn es in dieser Wirtschaft nicht um Profitgier geht dann erkläre mir einmal einen Unterschied mein Sohn hatte zwei Vorstellungsgespräche in seinem erlernten Beruf als Fliesenleger.

Fliesenleger in Deutschland angebotenes Gehalt 5,40 €/ h, Bedingung Montagebereitschaft, eigenes Auto, Anfahrt zu den Baustellen mit eigenem PKW und keine Erstattung von Fahrtkosten.

Flesenleger in den Niederlanden angebotenes Gehalt 12,80 €/ h Bedingung Montagebereitschaft und die Anfahrt auf die Baustellen erfolgt mit Betriebsfahrzeugen. die Kosten für eine Heimfahrt von den Niederlanden nach D-Land wird vom Arbeitnehmer aller 14 Tage erstattet.

Achso mein Sohn arbeitet jetzt in den Niederlanden und wird wahrscheinlich auch dort hinziehen. Fazit den Deutschen Sozialkassen fehlt wieder ein Beitragszahler.
Simson
@ spidy:

Ich zitiere mal aus dem Wikipedia-Eintrag zum Thema Gewinn:

Zitat:
Das Streben nach Gewinn (erwerbswirtschaftliches Prinzip) ist ein konstituierendes Merkmal des Betriebes in der Marktwirtschaft. Das Gewinnstreben motiviert den Unternehmer dazu, die Bedürfnisse potentieller Kunden zu erkennen und zu befriedigen sowie sich im Wettbewerb den veränderlichen Marktverhältnissen anzupassen. Nicht freiheitliche Wirtschaftsordnungen (Zentralverwaltungswirtschaft) setzen an die Stelle des Gewinnstrebens das Prinzip der Planerfüllung (daher umgangssprachlich auch Plan- oder Kommandowirtschaft). Ohne Gewinnstreben findet keine Koordination einzelwirtschaftlicher Pläne über den Marktmechanismus statt; stattdessen wird die Koordination über einen zentralen Plan durchgeführt.


Die Deinem Sohn in Deutschland angebotenen Arbeitskonditionen resultieren sicher nicht aus überzogener Profitgier sondern aus der schlechten wirtschaftlichen Lage bzw. Auftragslage vieler Unternehmen im Baubereich hier. Hier kämpfen viele Firmen ums Überleben.

In Holland sieht es offenbar anders aus. Ich vermute, daß das holländische Unternehmen, für das Dein Sohn arbeitet, mehr Gewinn erzielt als ein ähnliches Unternehmen in Deutschland.
gastli
Vieleicht liegt es aber nur da dran.

Zitat:

Höhe des niederländischen Mindestlohns
Der niederländische Mindestlohn wird zweimal jährlich angepasst. Die jüngste Anhebung erfolgte am 1. Januar 2006. Seitdem beträgt die staatliche Bruttolohn-Untergrenze für alle Vollzeitbeschäftigten, die älter als 23 Jahre alt sind, 1.272,60 Euro im Monat. Bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 37 Stunden sind das 7,96 Euro pro Stunde. Der Mindestlohn wird vom zuständigen Ministerium für Soziales und Arbeit als Monats-, Wochen- bzw. Tageslohn ausgewiesen, nicht aber als Stundensatz. Pro Arbeitswoche sind mindestens 293,70 Euro zu zahlen. Und für einen Werktag stehen jedem Beschäftigten wenigstens 58,74 Euro zu. Diese Regelung soll ausschließen, dass Vollzeitbeschäftigte mit geringeren Arbeitszeiten benachteiligt werden. Teilzeitangestellte erhalten also einen je nach zeitlichem Umfang der Tätigkeit angepassten Mindestlohn.
(Quelle)


In den Niederlanden wird die Auftragslage nicht anders sein als hier. Aber die Weitsicht der Politik ist um ein Vielfaches ausgeprägter wie mir scheint.
Dort gibt es sie noch, die soziale marktwirtschaft. Hierzulande gibt es fast nur noch die erpresserische Sauwirtschaft.
Simson
7,96 Euro Mindestlohn in Holland. spidy schreibt aber, daß sein Sohn 12,80 Euro pro Stunde und noch Zugaben bekommt. Also Mindestlohn ist es offenbar nicht, der hier wirkt. Eine schlechte wirtschaftliche Situation scheint bei dem Unternehmen nicht gegeben zu sein.

Ich denke, wir haben in Deutschland auch einen Mindestlohn auf dem Bau, sogar über 7,96 Euro. Gilt der für Fliesenleger nicht? Wo sind die positiven Folgen des eingeführten Mindestlohns für deutsche bzw. ostdeutsche Baubetriebe?
Pfiffikus
Zitat:
Original von gastli
Vieleicht liegt es aber nur da dran.

Zitat:

Höhe des niederländischen Mindestlohns
... Bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 37 Stunden sind das 7,96 Euro pro Stunde.
...


...Aber die Weitsicht der Politik ist um ein Vielfaches ausgeprägter wie mir scheint.


So, da muss die Politik nur noch dafür sorgen, dass wir Geraer noch genügend Fliesenlegerleistungen zu einem Preis nachfragen, die einen Stundenlohn von 7.96 möglich machen!

Und wenn die Politiker besonders gut sind, sorgen sie dafür, dass wir noch mehr Fliesen legen lassen und die Fliesenlegermeister 13.00 Euro zahlen können. Dann würde Spidys Sohn wieder hier in Gera arbeiten!
gastli
Die 7,96 sollten erst einmal der Mindestlohn in allen Branchen generell sein. Das wäre der part den die Politik bringen muss.
Die dadurch wieder in Gang gebrachte Binnenmarktnachfrage nach Dienstleistungen bringt den Rest von ganz alleine.
Simson
Wenn es so einfach wäre, dann hätten wir vielleicht schon Mindestlöhne.

Der Wikipedia-Eintrag zum Mindestlohn läßt die Komplexität des Themas erahnen.

Im Baugewerbe haben wir in Deutschland Mindestlöhne zwischen 8,31 Euro und 12,30 Euro. Was hat es gebracht?

Beschäftigungsverhältnisse für niedrigqualifizierte Tätigkeiten werden durch Mindestlöhne eher erschwert und Personalabbau, Rationalisierung, Automatisierung, Schwarzarbeit, Inflation befördert. Für höherqualifizierte Tätigkeiten spielen Mindestlöhne eher keine Rolle.

Ich habe sowohl aus theoretischen Erwägungen als auch aus praktischen Erfahrungen in staatlicher Plan- und sozialer Marktwirtschaft meine Zweifel, Geld beschließen und verteilen zu wollen, zumal wenn es gar nicht da ist.
Pfiffikus
Zitat:
Original von gastli
Die dadurch wieder in Gang gebrachte Binnenmarktnachfrage nach Dienstleistungen bringt den Rest von ganz alleine.

Auch durch permanente Wiederholung wird dieser Trugschluss nicht wahrer. Das hab ich dir doch schon einmal erläutert.
aeffchen
Ich denke mal dass die Binnenmarktnachfrage bei vielen Sachen da ist und nur das nötige Kleingeld fehlt.
Damit müssten die Leuts mehr Geld haben um es ausgeben zu können.
Mehr Geld zu haben bedeutet aber einen Job mit entsprechenden Lohn zu besitzen.
Womit wir beim alten Problem wären: Woher kommen mehr Jobs?

Und daraus will ich mich mal raushalten um nicht am ende einen Roman über meine Ansichten schreiben zu müssen.
Simson
Das Zauberwort heißt meines Erachtens nach Wertschöpfung. Unternehmer organisieren mit Beschäftigten (= Arbeitsplätze) die Herstellung von Produkten und Dienstleistungen zu Preisen, zu denen Kunden diese Produkte oder Dienstleistungen tatsächlich auch kaufen. Für den Kauf machen Kunden vorhandenes Geld locker, leihen sich Geld oder arbeiten selbst mehr, um das nötige Geld aufbringen zu können. So einfach kann Wirtschaft sein. Nur mit der Umsetzung dieses Prinzips gibt es besonders in Deutschland Schwierigkeiten. Außerachtlassung dieses Grundprinzips der Wirtschaft führt meines Erachtens auf Irrwege.
gastli
Mein Reformvorschlag:

- Wertschöpfung muss zurück in den Kreislauf der Wirtschaft für Reinvestitionen und nicht an Kapitalmärkten verbrannt werden oder anderweitig abgezogen werden,
- jeder sozialversicherungspflichtige Arbeitsplatz der in andere Länder verlegt wird, unterliegt einer Strafabgabe für das Unternehmen in Höhe von 1.500.000 Euro p.a. für 5 Jahre,
- jeder sozialversicherungspflichtige Arbeitsplatz der durch ausländische Investoren im Land entsteht, wird in Höhe von 1.500.000 Euro p.a. für 5 Jahre gefördert.

Diese Reform erfordert wenig politischen Wille, da sie sich selbst finanziert.
Simson
Ich will nochmal auf Herasun einige Beiträge zuvor eingehen:

Es ist schlimm, wenn Menschen durch Arbeitslosigkeit psychisch krank werden. Psychisch belastet bis hin zu einer Erkrankung oder gar zum Selbstmord sind aber Menschen nicht nur durch Arbeitslosigkeit, sondern beispielsweise auch durch Arbeitsanforderungen, familiäre Probleme oder andere Dinge im eigenen Umfeld, mit denen Menschen nicht fertig werden bzw. durch Veranlagung oder aufgrund eigenen Verhaltens. Psychische Probleme sind keine neue Erscheinung der jetzigen Gesellschaft.

Mit einem Ingangbringen wirtschaftlicher Dynamik in diesem Land ließen sich psychische Probleme aufgrund von Arbeitslosigkeit verringern.
geschlossen
Aber wie soll das Geschehen wenn die Politiker und hoch bezahlten Gewerkschaftsbosse nicht in Gang kommen oder wollen.
Einen dynamischen Politiker oder Gewerkschaftsboss habe ich lange nicht gesehen.