Eugen Roth~ Sammlung

Danu
Der starke Kaffee

Ein Mensch, der viel Kaffee getrunken,
Ist nachts in keinen Schlaf gesunken.
Nun muss er zwischen Tod und Leben
Hoch überm Schlummerabgrund schweben
Und sich mit flatterflinken Nerven
Von einer Angst zur andern werfen
Und wie ein Affe auf dem schwanken
Gezweige turnen der Gedanken,
Muss über die geheimsten Wurzeln
Des vielverschlung´nen Daseins purzeln
Und hat verlaufen sich alsbald
Im höllischen Gehirn-Urwald.
In einer Schlucht von tausend Dämpfen
Muss er mit Spukgestalten kämpfen,
Muss, von Gespenstern blöd geäfft,
An Weiher, Schule, Krieg, Geschäft
In tollster Überblendung denken
Und dann sich nicht ins Nichts versenken.
Der Mensch in selber Nacht beschließt,
Dass er Kaffee nie mehr genießt.
Doch ist vergessen alles Weh
Am andern Morgen - beim Kaffee.
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Der Maßlose

Ein Mensch, der manches liebes Jahr
Zufrieden mit dem Dasein war,
Kriegt eines Tages einen Koller
Und möchte alles wirkungsvoller.
Auf einmal ist kein Mann ihm klug,
Ist keine Frau ihm schön genug.
Die Träume sollten kühner sein,
Die Bäume sollten grüner sein,
Schal dünkt ihn jede Liebeswonne,
Fahl scheint ihm schließlich selbst die Sonne.
Jedoch die Welt sich ihm verweigert,
Je mehr er seine Wünsche steigert.
Er gibt nicht nach und er rumort,
Bis er die Daseinsschicht durchbohrt.
Da ist es endlich ihm geglückt -
Doch seitdem ist der Mensch verrückt.
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Das Schnitzel

Ein Mensch, der sich ein Schnitzel briet,
Bemerkte, daß ihm das mißriet.
Jedoch, da er es selbst gebraten,
Tut er, als wär es ihm geraten,
Und, um sich nicht zu strafen Lügen,
Ißt er's mit herzlichem Vergnügen.
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Weitere folgen!
gastli
Zitat:
Danu hat am 28. Juli 2008 um 17:28 Uhr folgendes geschrieben:
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Das Schnitzel

Ein Mensch, der sich ein Schnitzel briet,
Bemerkte, daß ihm das mißriet.
Jedoch, da er es selbst gebraten,
Tut er, als wär es ihm geraten,
Und, um sich nicht zu strafen Lügen,
Ißt er's mit herzlichem Vergnügen.
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Weitere folgen!


Treffender kann die letzte Bundestagswahl und ihr "Ergebnis" Große Koalition nicht beschrieben werden.
Danu
Ein Mensch erblickt das Licht der Welt

Doch oft hat sich herausgestellt

Nach manchem trüb verbrachten Jahr,

Daß dies der einzige Lichtblick war.
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Ein Mensch erhofft sich
fromm und still,

das er einst das kriegt was er will.

Bis er dann doch dem Wahn erliegt

und schliesslich das will

was er kriegt.
Meister
Kenne ich nicht, ist wohl der Roth Jodler aus dem Thüringer Wald?

Vom Schnitzel Jodler habe ich auch noch nichts gehört.


Meister
Jolies
Zitat:
Danu hat am 29. Juli 2008 um 09:59 Uhr folgendes geschrieben:

Ein Mensch erblickt das Licht der Welt

Doch oft hat sich herausgestellt

Nach manchem trüb verbrachten Jahr,

Daß dies der einzige Lichtblick war.
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Ein Mensch erhofft sich
fromm und still,

das er einst das kriegt was er will.

Bis er dann doch dem Wahn erliegt

und schliesslich das will

was er kriegt.


Da ist viel wahres dran. Hast du noch mehr von den Gedichten?
Ich finde sie Genial Top
Danu
Aber sicher doch! Ja

Kleiner Unterschied

Ein Mensch, dem Unrecht offenbar
gescheh´n von einem andern war,
prüft, ohne eitlen Eigenwahn:
Was hätt´ in dem Fall ich getan?
Wobei er feststellt, wenn´s auch peinlich:
Genau dasselbe, höchstwahrscheinlich.

Der ganze Unterschied liegt nur
in unsrer menschlichen Natur,
die sich beim Unrecht-Leiden rührt,
doch Unrecht-Tun fast gar nicht spürt.
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Ein Mensch, der es zwar täglich sieht,
was alles auf der Welt geschieht,
und der´s erfuhr durch eigne Qual,
die Erde sei ein Jammertal,
möcht´ doch, der armen Welt zum Spott,
so herrlich leben wie ein Gott.
Doch ist dann meist die Sache die:
er stirbt noch schlechter als ein Vieh.
Er sollte nur die Kunst erwerben,
als Mensch zu leben und zu sterben.
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Undank

Ein guter Arzt weiß gleich oft, wo.
Statt daß man dankbar wär und froh,
Ist man so ungerecht und sagt:
"Der hat sich auch nicht arg geplagt!"
Ein andrer tappt ein Jahr daneben -
Mild heißt's: "Müh hat er sich gegeben!"
Danu
Ein Mensch nimmt, guten Glaubens, an,
er hab´ das Äußerste getan.
Doch leider Gott´s versäumt er nun,
auch noch das Innerste zu tun.
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Schicksal

Ein Mensch, aus Angst, er könnt den Schrecken,
Den Drachen aus dem Schlafe wecken,
Den Lebensatem schier verhält:
Auf Zehen schleicht er durch die Welt.
Nur einmal er daneben tappt:
schon hat das Scheusal ihn geschnappt.
Ein Unmensch trampelt dreist und dumm
Dem Schicksal auf dem Bauch herum:
Das rührt sich höchstens, um den Rachen
Einmal zum Gähnen aufzumachen,
Schläft weiter, schon vom Menschen satt,
Dens grade aufgefressen hat.
Der Unmensch treibts noch Jahr um Jahr –
Ganz ohne Ahnung der Gefahr.
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O Tempora

Ein Mensch, der eine Freundin hatte,
Ist jetzt, seit Jahren schon, ihr Gatte.
Er hats mit diesem Weibe schwer:
es redet nämlich dumm daher.
Er meint, es werde täglich schlimmer –
Doch nein – so dämlich war sie immer.
Es liegt nur an der Jugend Schwund:
Süß klang Geschwätz aus süßem Mund.
Danu
Nun lass ich Wunsch und Willen ruhn;
Ein tiefes Wissen macht mich still:
Wie muss der selbst sich wehe tun,
Der nicht andern weh tun will . . .
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Der Maßlose

Ein Mensch, der manches liebe Jahr
Zufrieden mit dem Dasein war,
Kriegt eines Tages einen Koller
Und möchte alles wirkungsvoller.
Auf einmal ist kein Mann ihm klug,
Ist keine Frau ihm schön genug.
Die Träume sollten kühner sein,
Die Bäume sollten grüner sein,
Schal dünkt ihn jede Liebeswonne,
Fahl scheint ihm schließlich selbst die Sonne.
Jedoch die Welt sich ihm verweigert,
Je mehr er seine Wünsche steigert.
Er gibt nicht nach und er rumort,
Bis er die Daseinsschicht durchbohrt.
Da ist es endlich ihm geglückt –
Doch seitdem ist der Mensch verrückt.
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Falsche Herausforderung

Ein Mensch, so grade in der Mitten,
Nicht just verehrt, doch wohlgelitten,
Zwingt, anstatt still sein Los zu leiden,
Schroff Freund und Frau, sich zu entscheiden.
Und jene, die viel lieber lögen,
Erklären, dass sie ihn wohl mögen,
Jedoch, sollt klar gesprochen sein,
Dann sagten sie doch lieber nein.
Der Mensch, sonst nach Gebühr geduldet,
Hat dieses Urteil selbst verschuldet:
Denn es gibt Dinge auf der Welt,
Die man nicht auf die Probe stellt,
Weil sie, wie, ach, so viel im Leben
Sich halten lassen nur im Schweben
Danu
Es gilt, just bei nervösen Leiden,
Aufregung aller Art zu meiden;
Besonders, wie der Doktor rät,
Vorm Schlafengehen, abends spät.
Noch mehr fast, fleht er, gib Dir Müh,
Dich nicht zu ärgern in der Früh.
Und, bitte, ja nicht zu vergessen:
Niemals vorm, beim und nach dem Essen.
Wer streng zu folgen ihm, bereit,
Hat, sich zu ärgern, kaum mehr Zeit.

Ja