Die liebe Bildung

Pfiffikus
Herasun hat sich die Mühe gemacht, eine Kleinigkeit in Frage zu stellen. Aber ich bin der Meinung, das bietet genügend Stoff für ein eigenes Thema.


Zitat:
Herasun hat am 28. Juni 2008 um 00:00 Uhr folgendes geschrieben:

Daß aber die Mehrzahl der Absolventen z.B. von POS über eine bessere Bildung verfügen als Absolventen von vergleichbaren Bildungseinrichtungen der "Jetztzeit", stellst du hoffentlich nicht auch in Frage?

Nun ja, eine Philosophische Frage. Menschen, auch Kinder, sind nun mal nur in der Lage, in einer bestimmten Zeit nur eine gewisse Menge an Wissen aufzunehmen, sich Können zu erwerben und Erfahrungen zu sammeln.

Und quantitativ lernen unsere Kinder und Jugendlichen wahrscheinlich ebensoviel, wie vor 20 Jahren. Nur haben sich die Prioritäten verschoben.
  • Wer sich über die Handlung in einem Roman informieren wollte, kam vor 20 Jahren kaum umhin, diesen zu LESEN. Heute gibt es das "Hörbuch" und den MP3-Player in der Tasche. Und ein nicht geringer Teil der Jugendlichen verzichten (nicht nur aus finanziellen Gründen) auf den Kauf des Buches, sondern gedulden sich bis zur Verfilmung, die sich ein paar Monate nach dem Kino auch im Fernsehen konsumieren lässt.
    Auch zeitungsmäßig muss es kein Nachteil sein, die Kulturtechnik des Lesens nur mangelhaft zu beherrschen. Die Presse hält für diesen Personenkreis auch ein Blatt bereit, in dem der Schwerpunkt auf besonders vielen Bildern liegt.
    Du magst Leute, die nicht flüssig lesen können, denen es schwer fällt, einen Text in der Länge meines Beitrages zu lesen, vieleicht bedauern. Musst du aber nicht. Auch so lebt es sich ganz unbekümmert. Nur wenige der betreffendn Personen, die ich kennenlernen durfte, empfinden das als Nachteil.

  • Kommen wir zum Schreiben. Muss man heute schreiben können? Ich meine handschriftlich und einigermaßen an die Regeln der Rechtschreibung angeglichen. Ist irgendein Antrag, eine Kündigung oder sonstwas unwirksam, nur weil sie nicht der eigentlich seit einigen Jahren gesetzlich vorgeschriebenen Rechtschreibung entspricht?
    Lies dir mal die die Rechtsbehelfsbelehrung unter diversen Bescheiden durch! Widersprüche können dem Amt innerhalb der Widerspruchsfrist schriftlich oder zur Niederschrift bekannt gegeben werden. Es reicht also praktisch aus, wenn man die bescheidende Behörde aufsucht und seinem Unmut dort von der Leber redet.

    An meiner Person spüre ich es selbst. Da ich im letzten Jahrzehnt verstärkt mittels Tastatur geschrieben habe, stelle ich beim Gebrauch eines Kugelschreibers ernüchtert fest, dass ich diesen auch wieder öfters mal schwingen sollte. Wie muss das bei einer Person sein, die weniger schreibt, als ich? Langsam kann ich das nachfühlen.


  • Wir beide erinnern uns noch an Zeiten, da war es besser, dass man 38+42 im Kopf errechnen konnte. Was bringt das einem Jugendlichen heute? Taschenrechner, die dazu in der Lage sind, werden zuweilen als Werbegeschenke verteilt. Üblicherweise trägt man ein Mobiltelefon mit sich herum, das auch in der Lage ist, zu rechnen. Und im Gegensatz zu den vergangenen Jahren zeigt doch heute jede Registrierkasse an, wie viel Rückgeld zu erwarten ist. (Geld zu zählen ist eine Sache, die man heute essenziell braucht und mir sind sogar Personen bekannt, die unter Dyskalkulie leiden, aber völlig selbstverständlich Geld zählen können)
    Was nützt es mir heute, dass ich die fast vergessene Kunst beherrsche, einen Rechenschieber zu bedienen?

  • Du wirst nicht umhin kommen, zuzugeben, dass die heutigen Jugendlichen die Bedienung von verschiedenen, nicht einfach zu handhabenden elektronischen Geräten beherrschen. Unsere Generation hatte dazu in diesem Alter überhaupt keine Chance, denn das Radio in meinem Zimmer hatte zum Beispiel keinen Equalizer.
    Wenn ich beobachte, wie schnell die jungen Finger über die Tasten fliegen, um eine SMS zu verfassen, da erblasse ich vor Neid! Ehrlich, aber es liegt nicht an der Gicht!

  • Die Jugendlichen lernen heute nicht weniger, als damals. Aber die Prioritäten haben sich verschoben. Und wenn ein Lernziel für den Jugendlichen Priorität hat, so ist er hochmotiviert und erreicht in der Regel unerwartet gute Ergebnisse. Das würde ich dir gerne an einem Beispiel aus dem Bereich von privaten Bildungseinrichtungen erläutern. Schau dir doch mal an, mit welchem Elan die Fahrschüler daran gehen, die STVO usw. zu büffeln. Unter den Absolventen der Fahrschulen sind sogar Leute in der Lage, die es nicht geschafft haben, einen Hauptschulabschluss zu erwerben! Klingt komisch, ist aber so.
    Für mich ist das ein klarer Fall von Prioritätensetzung. Der erfolgreiche Abschluss der Fahrschule und der Erhalt des Führerscheines erscheint auch dem Dümmsten als ein lebensnotwendiges, sehr erstrebenswertes Ziel.


Anhand von diesen Kleinigkeiten hab ich mal eine Lanze für die heutigen Jugendlichen gebrochen, die nach meiner Ansicht nicht weniger lernen, sondern aufgrund von Prioritätensetzung eher andere Dinge als wir früher.

Und Du kannst auf das Bildungswesen heutzutage schimpfen, wie du willst, fakt ist auch, dass den meisten Jugendlichen heute wesentlich mehr Wissen angeboten wird, als diese bereit und in der Lage sind, aufzunehmen. Was würde es nützen, wenn man das Bildungssystem verbessern würde und noch mehr Inhalte anbieten wollte?



Pfiffikus,
der mit dieser Entwicklung keineswegs glücklich ist.
gastli
Das Beispiel mit der Fahrschule ist sehr interessant. Ich knüpfe da mal an. Aus meinem eigenen Erleben an einer Geraer Schule kann ich folgendes feststellen.

Wir haben heute aus bestimmten Gründen "veränderte" Schüler im Vergleich zu Zeiten bis 1989. Heutige gesellschaftliche Rahmenbedingungen, unter denen Schülern aufwachsen, sind für viele instabil. Gestörtes Familienleben, Werteverlust, häufige Wechsel in der sozialen Beziehung und wir haben bei Schülern wie von @Pfiffikus schon angeführt eine stark von elektronischen Medien bestimmte Freizeitgestaltung. Alle diese Umstände sind (trauriger) Alltag für einen großen Teil der Schüler. Das führt zu einem Trend zur Individualisierung, Wurzel eines stark ausgeprägten Egoismus (an anderer Stelle schon Diskussionspunkt im Forum). Das hat natürlich wieder Folgen, wen wundert es, keine positiven. Schülern fehlt immer mehr die Voraussetzung für konzentrierte Mitarbeit, Arbeitsfähigkeit, Sozialverhalten und Interesse im traditionellen Unterricht.

Das alles führt zu Problemen auf Seite der Lehrer.
Lehrer "erleben" die oben beschriebenen Zustände und Umstände als Unterrichtsstörungen, Motivationslosigkeit und Unlust. Viele Lehrer fühlen sich einer solchen Situation nicht mehr gewachsen, sie sind hilflos, sind überlastet oder resignieren.

Eine mögliche Lösung ist Projekt orientierter Unterricht (PoU) als eine neue Unterrichtsform.

Schüler lernen im PoU ihre Arbeitsinhalte selbstständig zu planen, durchzuführen und auszuwerten. PoU ist fast immer fächerübergreifend und ermöglicht selbstständiges und soziales Lernen. Bei jedem Projekt steht am Anfang die Formulierung des Themas, die Erstellung vom Arbeits- und Zeitplan, die Festlegung unterschiedlicher Arbeitsformen. Am Ende wird jedes Projekt einer "Öffentlichkeit" vorgestellt. Es werden Probleme im Team gelöst und gemeinsam gehandelt, so dass individuelle Anlagen, Begabungen und Erfahrungen von jedem einzeln mit eingebracht werden können.
Entscheidend ist, dass sich die Rolle des Lehrer vom vor der Klasse stehenden "Prediger" zum Berater, Partner, Organisator, Moderator wandelt.

Ich will damit sagen das die Lernformen den Verhältnissen angepasst werden sollten. Bei PoU hatte ich den Eindruck das Lerninhalte wieder viel besser vermittelbar wurden als in traditioneller Unterrichtsform in der ein Lehrer als Enzelspieler keine Mannschaft findet. Bei PoU fühlen sich Schüler akzeptiert und gebraucht. Das macht selbstbewusster, selbstsicherer, teamfähig, sozial kompetent, wirkt also gegen den allgemeinen Egoismus.
Ich wage die Prognose, dass ein derart umgestellter Unterricht in wenigen Jahren wieder zu einer deutlich verbesserten Allgemeinbildung führen wird.
Herasun
Zitat:
Pfiffikus hat am 28. Juni 2008 um 11:04 Uhr folgendes geschrieben:

Anhand von diesen Kleinigkeiten hab ich mal eine Lanze für die heutigen Jugendlichen gebrochen, die nach meiner Ansicht nicht weniger lernen, sondern aufgrund von Prioritätensetzung eher andere Dinge als wir früher.


Das war eigentlich nicht notwendig, weil auch ich das Problem nicht bei den Kindern und Jugendlichen selbst sehe. Und daß die Schüler heute mit anderen und modernen Mitteln bei der Vermittlung von Wissen vetraut sind, finde ich völlig richtig und zeitgemäß.
Das erklärt aber nicht, warum es deshalb jetzt unzeitgemäß sein soll, wenn ein Absolvent einer Realschule trotzdem in der Lage ist, sich in Wort und Schrift gut verständlich und fehlerfrei auszudrücken und ein wenig Kopfrechnen zu beherrschen. Es erklärt mir auch nicht, warum es eine Sache der Prioritätensetzung sein soll, daß die Allgemeinbildung unserer deutschen Schüler gegenüber Schülern aus anderen Staaten weit abfällt.
Was ich mich frage:
Wie kann es sein, daß die Jugendlichen heute offensichtlich weniger gebildet sind, obwohl ihnen doch weitaus mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um Wissen zu erlangen?


Zitat:
Pfiffikus hat am 28. Juni 2008 um 11:04 Uhr folgendes geschrieben:
Was würde es nützen, wenn man das Bildungssystem verbessern würde und noch mehr Inhalte anbieten wollte?


Das halte ich ebenso wie du für überflüssig, denn bevor man die Quantität erhöht, sollte man eben im Bildungssystem mal Prioritäten setzen und auf Qualität Wert legen.
Der gastli hat da ein interessantes Projekt beschrieben. Leider werden da aber wieder die nötigen Mittel fehlen, um solche Unterrichtsformen generell zu praktizieren.
Und solche Tatsachen sind es dann unter anderem, die mich von Bildungsnotstand sprechen lassen.
Bernhard P.
Bildung scheint im Kapitalismus nicht wirklich viel zu zählen. Wäre es so könnte ich mir möglicherweise einen Arbeitsplatz aussuchen. Auch hier gilt die Regel, je weniger die Arbeitskraft hinter die Kulissen blicken kann desto besser kann man sie ausbeuten. Mein DDR-Schulwissen möchte ich nicht mit dem der Jetztzeit tauschen.
Meister
Bildung fängt immer schon im Elternhaus an.
Wenn ich höre oder lese, Sätze wie halt die Fresse, frage ich unwillkürlich nach der Kinderstube. (Sage mir mit wem du gehst, und ich sage dir wer du bist.)

Ich habe Lehrlinge ausgebildet als Ausbilder in den neuen Bundesländern und hatte auch in meinem Betrieb Auszubildende. Man könnte Stundenlang über Details schreiben nur Probleme kann man damit nicht lösen.
Die Voraussetzungen wie Anstand und Benehmen werden anerzogen,( im frühen Alter.)
Wenn im Elternhaus kein Bitte und Danke gelehrt wird, wird es später auch keiner mehr nachholen können.
Aufzustehen in Bahn und Bus vor älteren Menschen, hier ist schon zu erkennen wer im Elternhaus gelernt hat wie man sich in der Öffentlichkeit verhält.
Nicht lernen können, was auch gesundheitliche Hintergründe haben kann man sicher verzeihen, aber rüpelhaftes Benehmen und Wichtig tuen, lässt meistens Rückschlüsse auf das Elternhaus bzw. die Kinderstube zu.
Wer aber die Grundlagen schon nicht gelernt hat ist ja eigentlich auch arm dran.


Meister
Simson
Ja Meister, ich bin auch gegen die Versuche, jegliche Verantwortung aus dem Elternhaus weg und hin zur Schule, zum ausbildenden Unternehmen oder zum Staat zu delegieren.
Pfiffikus
Hallo Gastli,

Zitat:
gastli hat am 28. Juni 2008 um 15:13 Uhr folgendes geschrieben:

Eine mögliche Lösung ist Projekt orientierter Unterricht (PoU) als eine neue Unterrichtsform. ... Bei jedem Projekt steht am Anfang die Formulierung des Themas, die Erstellung vom Arbeits- und Zeitplan, ...

das kann manchmal gut sein. Traditionell entstehen dabei vor allem in solchen Fächern Probleme, in denen am Ende des Bildungsganges zentral vorgegebene schriftliche Prüfungen stehen und die zentralen Prüfungskommissionen andere Vorstellungen von Themen, Arbeits- und Zeitplänen haben, als es die Schülergruppe gerade auskungelt.


Zitat:
gastli hat am 28. Juni 2008 um 15:13 Uhr folgendes geschrieben:

Ich wage die Prognose, dass ein derart umgestellter Unterricht in wenigen Jahren wieder zu einer deutlich verbesserten Allgemeinbildung führen wird.

Wenn sich die Interessenlage der Kinder und Jugendlichen in die Richtung verschiebt, die du "verbesserte Allgemeinbildung nennst", wirst du Recht behalten. Andernfalls werden die Schüler bei der Planung ihres Projektes eigene unerwartete Vorstellungen einbringen.
Und wenn du Recht behalten solltest, wäre PoU ein Weg zum Ziel, Frontalunterricht ein anderer. Aber die Methode wird nicht keinesfalls das Allheilmittel darstellen.

Vielmehr steht Abwechslung bei den Jugendlichen hoch im Kurs. (Alles, was länger als 5 Minuten dauert, wird ohnehin langweilig.) Eine Klasse, die mit PoU übersättigt ist, kann eine Phase von Frontalunterricht sogar begrüßen. Der Mix machts!



Zitat:
Herasun hat am 28. Juni 2008 um 16:23 Uhr folgendes geschrieben:

Das erklärt aber nicht, warum es deshalb jetzt unzeitgemäß sein soll, wenn ein Absolvent einer Realschule trotzdem in der Lage ist, sich in Wort und Schrift gut verständlich und fehlerfrei auszudrücken und ein wenig Kopfrechnen zu beherrschen.

Am Besten klappts, wenn du mir nichts in den Mund legst, was ich nicht so geschrieben habe. Ich habe lediglich gesagt, dass man auch ganz gut ohne diese Fertigkeiten über die Runden kommen kann. Dass diese Fähigkeiten unzeitgemäß sind - soweit geht meine Aussage nicht.


Zitat:
Herasun hat am 28. Juni 2008 um 16:23 Uhr folgendes geschrieben:

Es erklärt mir auch nicht, warum es eine Sache der Prioritätensetzung sein soll, daß die Allgemeinbildung unserer deutschen Schüler gegenüber Schülern aus anderen Staaten weit abfällt.

Jetzt fällt es mir sehr schwer, dass ich keine Landeskenntnis habe. Aber man sollte mal vergleichen, was in Finnland und in Deutschland mit Menschen passiert, die sich bewusst gegen diese Kenntnisse entscheiden. Ich rede von dem in der letzten Reihe. Ich rede nicht von dem, der beim Lernen ernssthafte Probleme hat.
...Bild.nicht.mehr.auf.imageshack.online.../img124/5761/papierfliegervi7.jp
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Ich weiß zumindestens, dass er in Island auf keinen grünen Zweig kommen würde und sich das Mitleid der Mitbürger (und Steuerzahler) in engen Grenzen halten würde. In Finnland - wie gesagt hab ich da keine Ahnung. In Deutschland würde er als Arbeitsloser in der Statistik erscheinen und damit er nicht so lange drin bleibt, hat das Arbeitsamt verschiedene Maßnahmen parat, bei denen seine Anwesenheit erwünscht ist. Praktisch wird er sich auf ein Einkommen einzurichten haben, das in etwa HartzIV entspricht.
Muss man in Deutschland die Prioritäten auf einen guten Schulabschluss setzen? Und in anderen Ländern?


Zitat:
Herasun hat am 28. Juni 2008 um 16:23 Uhr folgendes geschrieben:

Was ich mich frage:
Wie kann es sein, daß die Jugendlichen heute offensichtlich weniger gebildet sind, obwohl ihnen doch weitaus mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um Wissen zu erlangen?

Noch einmal für dich. Die Kinder und Jugendlichen lernen ja garnicht weniger. Aber wenn man auswendig weiß, wie die Leute von "7 Tage, 7 Köpfe" mit Namen heißen, ist das doch auch etwas gebildet, oder? Kriegst du alle sieben auf die Reihe oder lässt deine Bildung in dieser Beziehung zu wünschen übrig?



Pfiffikus,
der euch in der kommenden Woche eine Vergrößerung des Bildes liefern wird
Bernhard P.
Zitat Pfiffikus:

Zitat:
Noch einmal für dich. Die Kinder und Jugendlichen lernen ja garnicht weniger. Aber wenn man auswendig weiß, wie die Leute von "7 Tage, 7 Köpfe" mit Namen heißen, ist das doch auch etwas gebildet, oder? Kriegst du alle sieben auf die Reihe oder lässt deine Bildung in dieser Beziehung zu wünschen übrig?


Das dürfte wohl nicht ganz stimmen. Ich habe selbst zwei, inzwischen erwachsene, Kinder. Ich fragte sie öfters mal nach Fakten zum Allgemeinwissen. Oft bekam ich zur Antwort.

Zitat:
Das haben wir gar nicht gehabt.


Als ich dann in den Schulbüchern nach sah hatten sie sogar vielfach recht. Selbst anerkannte Wissenschaftler und Pädagogen geben mittlerweile zu dass das einheitliche sozialistische Bildungssystem, wie es damals hieß, fachlich besser war als heutzutage wo es noch nicht einmal einheitliche Lehrpläne gibt. Im Prinzip kann jedes Bundesland machen was es will. Für die Kinder ist es auch nicht gut wenn die Eltern, arbeitsbedingt, im Verlaufe der Schulzeit 3 oder mehrmal umziehen. Das Kind fängt in der neuen Schule jedesmal von vorne an. Na ich danke schön.
Herasun
Zitat:
Simson hat am 28. Juni 2008 um 18:57 Uhr folgendes geschrieben:

Ja Meister, ich bin auch gegen die Versuche, jegliche Verantwortung aus dem Elternhaus weg und hin zur Schule, zum ausbildenden Unternehmen oder zum Staat zu delegieren.


Dagegen bin ich auch!
Ich bin aber ebenso dagegen, daß die Schule als Institution und die Lehrer als deren Instrumente lediglich einen Bildungsauftrag zu erfüllen haben und keinerlei erzieherische Kompetenzen verliehen bekommen.
Fazit:
1.Bildung ist Sache des Staates und im günstigen Fall auch Sache der Eltern.
2.Erziehung ist ausschließlich Sache des Elternhauses.
Das eigentliche Desaster ist, daß sich beides nicht wirklich voneinander trennen läßt, und daß es dennoch getan wird.
Simson
So gesehen ein Dilemma.

Und wenn man Schule aus der Perspektive der DDR und aus der heutigen Perspektive betrachtet, stoßen offensichtlich Welten aufeinander. Gemeinsame Schnittmenge ist nur noch die Vermittlung von Bildungsinhalten.
Herasun
Zitat:
Simson hat am 28. Juni 2008 um 21:56 Uhr folgendes geschrieben:

So gesehen ein Dilemma.


Nee, nicht wirklich.
Das Dilemma ist die Arroganz der Besserwisser!
Simson
Zitat:
Herasun hat am 28. Juni 2008 um 22:21 Uhr folgendes geschrieben:
Das Dilemma ist die Arroganz der Besserwisser!

Das sind vermutlich alle außer Dir. Oder wen meinst Du?
Danu
Ich finde nicht das es heute schwieriger oder schlechter ist als damals. Es gibt Lehrer die können tolle Kumpels für die Schüler sein, die noch mit Engagement an die Sache gehen, und es gibt auch schwarze Schafe. Das war zu DDR-Zeiten nicht anders. Ich hatte auch Lehrerinnen die nach Sympathie benotet haben, so wie heute die Lehrerin meiner Tochter. Man kann das im Grunde nichtmal ansprechen, geschweige denn nachweisen.

Das Wissen was die Kinder heute vermittelt bekommen ist nicht weniger, es ist eben nur anders. Wozu habe ich 8 Jahre lang russich gebüffelt wie blöd, wenn ich die Sprache eh nie wieder verwendet habe? In der Grundschule geht es auch humaner, spielerischer zu, selbst in den Kindergärten wird schon spielerisch Wissen beigebracht. Danach das Trigespalten Schulsystem ist reinste Bürokratiesache, die Umzukrempeln leider Jahre dauern wird, wie alle anderen Bürokratisierungen auch. Meine Kinder werden es leider nicht mehr erleben, aber begonnn hat es ja bereits, bedenkt man die Einführung so einiger Ganztagsschulen.

Die Kinder müssen nicht mehr stundenlang dahocken und 12-strophige Gedichte auswendig lernen, was ich auch ganz gut finde. Sie müssen sie nur lesen und gut vortragen können.

Genauso lernen die Kinder schon frühzeitig mit dem Pc umzugehen. Die Schulbildung ist eben moderner geworden, also lasst uns mit der Zeit gehen und auch moderner werden, den Kindern zuliebe, und vielleicht können wir noch so einiges von ihnen lernen, wenn wir uns nicht sperren.

Mein Chemielehrer hat immer sehr schön gesagt:

Wissen ist wissen wo es geschrieben steht! Top

Bedenkt man das es in Schweden erst Noten ab der 8. Klasse gibt, und gleichzeitig sieht man wie gut die Schweden in der Pisastudie abschneiden, wünscht man sich sowas hier freilich auch, aber wir sind nunmal keine Schweden.

Heute ist es eben wichtig sich mit den Lehrern zu verbünden, mit ihnen zu kommunizieren und zusammen zu halten. Zu DDR-Zeiten konnte man sich eben darauf verlassen das die Schule/Hort so ziehmlich alles an Erziehung noch mit gemacht hat.
Herasun
Zitat:
Danu hat am 30. Juni 2008 um 18:32 Uhr folgendes geschrieben:


Heute ist es eben wichtig sich mit den Lehrern zu verbünden, mit ihnen zu kommunizieren und zusammen zu halten.


Zu DDR- Zeiten nannte man das Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule.
Damals waren mir solcherart tagtäglich wiederkehrende Phrasen verhaßt.
Heute wünschte ich mir ein wenig mehr an praktischer Umsetzung solcher Theorien, weil ich eine solche Zusammenarbeit im Interesse der Kinder für wichtiger denn je erachte.
Danu
Zitat:
Herasun hat am 30. Juni 2008 um 22:51 Uhr folgendes geschrieben:

Zitat:
Danu hat am 30. Juni 2008 um 18:32 Uhr folgendes geschrieben:


Heute ist es eben wichtig sich mit den Lehrern zu verbünden, mit ihnen zu kommunizieren und zusammen zu halten.


Zu DDR- Zeiten nannte man das Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule.
Damals waren mir solcherart tagtäglich wiederkehrende Phrasen verhaßt.
Heute wünschte ich mir ein wenig mehr an praktischer Umsetzung solcher Theorien, weil ich eine solche Zusammenarbeit im Interesse der Kinder für wichtiger denn je erachte.


Nun, ich habe eher das Gefühl, das damals zu vieles auf die Lehrer abgewälzt wurde, und Eltern sich weniger kümmern mußten.
Herasun
Zitat:
Danu hat am 30. Juni 2008 um 22:58 Uhr folgendes geschrieben:

Nun, ich habe eher das Gefühl, das damals zu vieles auf die Lehrer abgewälzt wurde, und Eltern sich weniger kümmern mußten.


Das ist- denke ich- wirklich ein eher subjektives Empfinden.
Immerhin haben sich ja deine Eltern auch ganz gut um dich gekümmert und nicht den Lehrern die Arbeit überlassen, nehme ich an.
Warum -meinst du - sollte das bei der Masse der Eltern anders gewesen sein?
Jolies
Ich kann mich über Bildung nicht beschwehren. Wer was lernen will bekommt auch was beigebracht.

Danu
Zitat:
Herasun hat am 30. Juni 2008 um 23:49 Uhr folgendes geschrieben:

Zitat:
Danu hat am 30. Juni 2008 um 22:58 Uhr folgendes geschrieben:

Nun, ich habe eher das Gefühl, das damals zu vieles auf die Lehrer abgewälzt wurde, und Eltern sich weniger kümmern mußten.


Das ist- denke ich- wirklich ein eher subjektives Empfinden.
Immerhin haben sich ja deine Eltern auch ganz gut um dich gekümmert und nicht den Lehrern die Arbeit überlassen, nehme ich an.


Eher nicht, aber das gehört hier nicht hin!

Zitat:
Warum -meinst du - sollte das bei der Masse der Eltern anders gewesen sein?


Das weiß ich nicht, und kann nur vom Empfinden ausgehen.
orca
Zitat:
Jolies hat am 01. Juli 2008 um 00:23 Uhr folgendes geschrieben:
Ich kann mich über Bildung nicht beschwehren. Wer was lernen will bekommt auch was beigebracht.


Oh, ein BRD-Cheerleader!

Wahrscheinlich hat der UN-Sonderberichterstatter Munoz nur nicht so viel Ahnung wie Du und stufte das BRD-Bildungswesen fälschlicher als menschenrechtsverletzend ein. Du solltest die Ergebnisse Deiner Analysen umgehend der UNO mitteilen, damit die dieses falsche Bild korrigieren kann.
birke
Lupenreiner Blödsinn ala felixed:
Zitat:
Oh, ein BRD-Cheerleader! Wahrscheinlich hat der UN-Sonderberichterstatter Munoz nur nicht so viel Ahnung wie Du und stufte das BRD-Bildungswesen fälschlicher als menschenrechtsverletzend ein. Du solltest die Ergebnisse Deiner Analysen umgehend der UNO mitteilen, damit die dieses falsche Bild korrigieren kann.