Arbeitslosenzahlen sind schöngerechnet - Statistik ist Definitionssache

Donna
so zeigt es sich mal wieder anhand der arbeitslosenzahlen:

Zitat:
Die Bundesagentur für Arbeit listet offenbar mehr als drei Millionen Bezieher von Arbeitslosengeld nicht in der offiziellen Statistik auf. Dies geht nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor. Demnach werden in der offiziellen Statistik 286.000 Bezieher von Arbeitslosengeld I und 2,86 Millionen Empfänger von Arbeitslosengeld II nicht als arbeitslos ausgewiesen.


weiter und quelle:
fehlende arbeitslose in der statistik
gastli
Das sind wahrscheinlich die gleichen Hartz-IV-Empfänger, die immer wieder Leistungskürzungen ertragen müssen aufgrund des Vorwurfs, sie würden sich nicht in ausreichendem Maße um einen Arbeitsplatz bemühen. Die Sache verdeutlicht auch, in welchen Ausmaßen die kontinuierlich steigende Produktivität des gesamten Produktionsapparates in eine radikale Arbeitszeitverkürzung für alle Erwerbstätigen transformiert werden könnte, würde die vorhandene gesellschaftliche Arbeit nur intelligent verteilt werden. Aber dann gäbe es kein Arbeitslosenheer und keine industrielle Reservearmee mehr als Druckmittel gegen jene, die Arbeit haben. Also bleibt alles beim Alten. In diesem dummen, kranken, menschenverachtenden System.
Spezi
Was bezweckt das Staatsfernsehen "Tagesschau" mit dieser Aussage?

"Demnach gelten Personen nur als arbeitslos, wenn sie sich arbeitslos und arbeitssuchend gemeldet haben, ohne Beschäftigung sind oder weniger als 15 Stunden pro Woche arbeiten und dem Arbeitsmarkt auch tatsächlich zur Verfügung stehen. Daneben fehlten in den Arbeitslosenzahlen Teilnehmer beruflicher Trainingsmaßnahmen und arbeitsunfähig erkrankte Personen."

Das es so ist wissen eigentlich alle und nicht esrst seit heute. Aber aus dem Mund des Staatsfernsehens klingt es doch wirklich neu.

Was für eine Erkenntnis.
der alte Sack
traue nie einer statistik, welche du nicht selbst gefälscht hast!! nachdenklich Augenzwinkern
(alter deutscher leitsatz)
Adeodatus
Na ja gut das wussten die meisten aber doch schon längst neu ist nur das die Presse das ganze erst jetzt erkennen will. Dafür entschädigt sie uns aber mit teilweise echt guten Bemerkungen wie diesen

Zitat:
Die „Agenda 2010“, eine Art neoliberaler Ardennenoffensive, ist nur noch peinlich.
http://www.berlinerumschau.com/index.php...mentarFresnick1
gastli
„Institut: Koalition rechnet Arbeitsmarktzahlen schön. Vorwurf der Schönfärberei: Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wirft der Großen Koalition vor, sie würde an den Arbeitslosenzahlen drehen und sie deutlich nach unten rechnen.
Aktuell seien viel mehr als 3,4 Millionen Menschen ohne Job.“
(www.heute.de; 27. Mai 2008)

Man muss dazu wissen, dass das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung kein Refugium linker ******* ist, wie ja sonst gerne unterstellt wird, wenn die verlogenen Zahlen an jeden Monatsletzten angezweifelt werden, sondern Teil der Bundesagentur für Arbeit – also faktisch eine staatliche Behörde.
Lügen haben eben kurze Beine. Diese Bundesrepublik steht derzeit auf extrem kurzen krakeligen Beinen.
T_Baumbach
Und was ändert das jetzt an der Arbeitsmarktsituation ?
Nichts. Es lenkt einfach nur viele Medien-Konstumenten ab.
Es ist doch völlig egal, welche Zahlen da welches Institut in die Welt gesetzt hat.
Die einzige wichtige Frage für jeden sollte doch sein:
Wie kann ich für mich, mein Umfeld, meine Familie, meine Freunde
langfristig das beste realisieren ohne dabei anderen Schaden zuzufügen.
Für die Situtation eines jeden ist es doch völlig belanglos, ob da in den
Medien von 3, 5 oder 10 Mio Arbeitslosen gesprochen wird, oder ?

verwirrt
Adeodatus
Zitat:
T_Baumbach hat am 29. Mai 2008 um 13:48 Uhr folgendes geschrieben:
Für die Situtation eines jeden ist es doch völlig belanglos, ob da in den
Medien von 3, 5 oder 10 Mio Arbeitslosen gesprochen wird, oder ?


Wohl eher nicht, ob den Sozialkassen die Einnahmen von 3,5 Mio fehlen oder von 10 Mio wirkt sich schon auf den einzelnen aus, ob es die Rente ist oder die medizinische Versorgung. Ebenfalls wirkt sich das Ganze auch auf das Kaufverhalten und letztendlich auf die Staatsfinanzen aus. Selbst die Prekären Arbeitsverhältnisse wirken sich negativ aus. Also um es auf den Punkt zu bringen jeder Arbeitslose mehr wirkt sich auf den einzelnen aus und ist ergo nicht belanglos.
T_Baumbach
Okay. War vielleicht ein wenig miß-interpretierbar.
Selbstverständlich ist es richtig, daß sich jeder einzelne Unterstützte negativ auf jeden einzelnen auswirkt. Man sollte sich nur nicht zum Ziel setzen, irgendwelche ArbeitslosenZAHLEN zu reduzieren, sondern den betroffenen Menschen zu helfen.
Sich allzulange an der Interpretation von 1000 verschiedenen Statistiken
aufzuhalten nimmt Energie und Zeit für lösungsorientiertes Denken.
gastli
Hier nun wieder die Analyse der Arbeitsmarktzahlen. Nicht die, die Herr Weise im Fernsehen erzählt, sondern die tatsächlichen Zahlen. Wie immer von Sybilla erstellt.

Arbeitsmarkt März 2009:
Arbeitslose:

Der BA Monatsbericht berichtet von einem ungewöhnlichem Anstieg der statistisch erfassten Arbeitslosigkeit vom Monat Februar zu März 09. Im Vorjahr sank die Zahl der Arbeitslosen von Februar zu März um -110.007 (BA Bericht März 09 Seite 56
Laut BA Bericht wurden im März 09 (Seite 48) 3.585.811 Personen von der BA – Statistik als arbeitslos erfasst. Das waren 33.885 mehr als im Februar 09 und 78.375 als im März 2008 gegenüber November 2008 2.988.444 Personen ist das ein Anstieg von -597.367 Personen in nur 4 Monaten.

Leistungsempfänger: (ALG I; ALG II; Sozialgeld)

7.918.642 Leistungsempfänger von ALG I, ALG II und Sozialgeld BA Bericht März 2009 Seite 48. Das ist ein Anstieg von 40.558 Personen zum Vormonat. Im Vergleich zu November 08 im Vergleich der vorläufige Zahlen, einen Anstieg um -519.331 Leistungsempfänger.

(BA Bericht November 7.399.311 Leistungsberechtigte im BA Bericht März 09 auf 7.542.787 Leistungsberechtigte korrigiert)

Außer den Leistungsempfängern gab es im November noch 383.000 Arbeitslose, die im Berichtsmonat keine Geldleistungen aus der Arbeitslosenversicherung oder der Grundsicherung bezogen. Von allen Arbeitslosen erhielten 87 Prozent Leistungen
(siehe Abbildung 11: Arbeitslosigkeit und Leistungsbezug). (BA Bericht März 2009 Seite 18)

Kurzarbeit:

Schlimmeres verhindert im Augenblick noch die Kurzarbeit, sagte Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA). Nach vorläufigen Berechnungen der BA waren davon zwischen Januar und März bis zu 1,7 Millionen Menschen betroffen.

Arbeitsmarktpolitische Instrumente

Mit Beginn des Jahres 2009 ist eine weitere Reform der arbeitsmarktpolitischen Instrumente, das „Gesetz zur Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente“, in Kraft getreten. Im Monat März befanden sich 1,58 Millionen Personen ( + 30.000 zum Vormonat Februar) in einer von Bund oder Bundesagentur für Arbeit geförderten arbeitsmarktpolitischen Maßnahme. (Seite 6 BA Bericht März 2009)
Win-Sobottka
Ich hatte im letzten Jahr einen Kommentar von jemandem gelesen (in der Online-Ausgabe der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung), der glaubhaft darlegte, selbst Sachbearbeiter in einer Arge zu sein, und der die Statistik-Lügen schinungslos entlarvte. Leider kann ich den Kommentar nicht mehr finden, ein Hackerangriff hatte mein System erledigt.

Jedenfalls rechnete der Mann vor, wieviele Leute er betreue, die gar nicht in der Arbeitslosenstatistik auftauchten, von den Ein-Euro-Jobbern über die Teilnehmer von Maßnahmen, von Kranken, die so und so lange krank seien, bis hin zu Leuten, die zwar noch nicht das Rentenalter erreicht hätten, aber als unvermittelbar aus Altersgründen eingstuft und damit aus der Arbeitslosenstatistik heraus seien. Im Ergebnis kam er dazu, dass nur rund die Hälfte der Leistungsbezieher in der Arbeitslosenstatistik auftauchten.

Ich denke einfach, man müsse solidarisch etwas auf die Beine stellen, ohne sich von hohlem Gerede bestimmter Leute auch in diesem Forum davon abhalten zu lassen.

Winfried Sobottka, ein Sprecher der Anarchistinnen und Anarchisten in der BRD und in Österreich.
Bernhard P.
Entschuldigung mal bitte. Diskutiert das doch im Waschhaus weiter und bleibt mal beim Thema.

Das die Arbeitslosenzahlen schöngerechnet sind ist ja nicht erst eine Erkenntnis aus den letzten Tagen für mich. Nur ist es halt jetzt ein bischen dumm, wenn man sich selbst wie Deutschland in einer Wirtschaftskrise befindet, auch noch von einem Aufschwung am Arbeitsmarkt zu reden. Deshalb bleibt eigentlich gar nichts anderes übrig zuzugeben das die Arbeitslosenzahlen diesmal, ohne der üblichen Frühjahrsbelebung, weiter ansteigen.

Ich bin zwar kein Hellseher aber auch eine Verbesserung des Arbeitsmarktes im kommenden Sommer halte ich für unmöglich.
herrenlos
Zitat:
Fuchs Bernie hat am 02. April 2009 um 16:42 Uhr folgendes geschrieben:
Nur ist es halt jetzt ein bischen dumm, wenn man sich selbst wie Deutschland in einer Wirtschaftskrise befindet, auch noch von einem Aufschwung am Arbeitsmarkt zu reden.

wer redet denn davon? habe nichts dergleichen gelesen oder gehört, aber vielleicht habe ich ja was verpasst ....

Zitat:
Fuchs Bernie hat am 02. April 2009 um 16:42 Uhr folgendes geschrieben:
Ich bin zwar kein Hellseher aber auch eine Verbesserung des Arbeitsmarktes im kommenden Sommer halte ich für unmöglich.


dazu muss man nun wirklich kein hellseher sein; aber vielleicht gelingen den herrschenden ja noch ein paar taschenspielertricks mit der statistik? bis zu den wahlen wird man jedenfalls versuchen mittels kurzarbeit über die runden zu kommen, erst danach rechne ich damit, dass die ganze wahrheit ans licht kommt ...
reallocksley
Da dieses Thema immer mehr vom Ursprung fortführte, habe ich es geteilt und kann demnächst im Waschhaus fortgesetzt werden....

edit as65: Es kann jetzt im Waschhaus bewundert werden