Arbeitssucht - das Los des "lieben" Kindes?

Alter Mann
Angeregt durch den Thread "Das Recht auf Arbeit" bin ich auf folgenden Link gestoßen:

http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/asucht-vortr.html

Zitate:
Kennzeichen und Ablauf der Arbeitssucht

-die Verleugnung (entweder als gänzliche Verleugnung oder als Verniedlichung des Problems durch sich-Brüsten als ‚workaholic‘ und ähnliches)

-die Zwanghaftigkeit, zu der auch die Unfähigkeit zum Entspannen gehört und oft -

-der Hang, während der Arbeit an die Freizeit, überhaupt an die Zukunft, zu denken, und in der Freizeit dann – vermittelt durch ein schlechtes Gewissen – an die Arbeit.

-das Anlegen von ‚Vorräten‘ und das dauernde Plänemachen, damit die Arbeit ja nicht ausgeht. Hierher kann auch das Vor-sich-Herschieben von Arbeiten gehören oder der Hang, mit dem endgültigen Abschluss einer Arbeit immer wieder zu zögern – das nimmt häufig die Form des ‚Perfektionismus‘ an.

-Unehrlichkeit, Selbstisolation und Rücksichtslosigkeit – gegen sich selbst, die eigene Gesundheit, und vermittelt über die Opferhaltung mehr und mehr gegen das soziale Umfeld – resultieren fast zwangsläufig aus all diesen Versuchen, mit der Sucht umzugehen, ohne sie als solche anzuerkennen. Dieser Aspekt ist der Anknüpfungspunkt für die "ansteckende" Destruktivität der Arbeitssucht


Das System braucht die Arbeitssucht. Sie wird von den Unternehmen als den Dealern der Droge Arbeit (Richter 1984, 7) gezielt eingesetzt und dann von den dafür Prädisponierten bereitwillig aufgegriffen. Der tiefere Grund ist eine nicht bearbeitete Angst, und als Folge zeigt sich oft eine Verstärkung der Angst.

Die Kinder entwickeln "Überlebensstrategien", sie lernen "Rollen", die ihnen das Überleben ermöglichen. Dass es Rollen sind, heißt, dass sie aufhören, sich an den eigenen Bedürfnissen zu orientieren; sie lernen, sich an den Erwartungen derer, auf die sie angewiesen sind, zu orientieren. Durch ständige Wiederholung und die zugrundeliegende Angst, "aus der Rolle zu fallen", werden die Rollen zu Mustern. Da die eigenen Bedürfnisse nicht mehr erkannt werden, geht es dabei letztlich immer um Leistung. Zentral sind Aspekte wie "Beziehungsarbeit", gar "Liebesarbeit", also Aspekte der Anpassungsleistung, des "den Eltern Freude machen".


Wie sollen wir nun mit dieser Erkenntnis umgehen?
Ist es schon Arbeitssucht, wenn man ohne Arbeit keine Zufriedenheit erlangt?
Was kann eine Suchtgesellschaft ihren Kindern für Werte vermitteln?
Oder ist das alles Quatsch, was in diesem Link steht?
U.Walluhn
Nein, ich denke, was in diesem Link steht ist kein Quatsch, sondern die bittere gesellschaftliche Realität. Da immer weniger Menschen immer mehr Arbeitsaufgaben (man lese einmal die Stellenbeschreibungen, da werden Stellen beschrieben, die geben eigentlich Arbeit für 3 oder 4!) bewältigen müssen. Sie -die Menschen - stehen unter permanentem Stress und Leistungsdruck, können mit dem Kopf auch am Wochenende nicht mehr abschalten, sich gar nicht mehr erholen usw. Versagensängste, Perfektionsdruck, Überlastung, mitunter Mobbing. Schließlich fallen sie zusammen, Burn-Out-Syndrom.

Ja und so schließt sich der Kreis. Denn auch hier zeigt sich, dass wir einen gesellschaftlichen Systemwechsel hin zu einem wirklichen Sozialwesen brauchen.

Ich denke Arbeitssucht als psychische Krankheit ist etwas anderes. Der Arbeitssüchtige selbst ist süchtig nach Arbeit und empfindet die Sucht nicht als Belastung, sondern als immerwährenden Drang. Eine Belastung ergibt sich aus seinem Verhalten für seine Umwelt.