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Reiner Engel hat am 28. September 2024 um 08:11 Uhr folgendes geschrieben:
Sehr schön erläutert wie Demokratie tatsächlich funktioniert. |
Was funktioniert hier? Demokratie oder Geschrei und Gekeife?
Wer sich ein ehrliches Urteil über den ersten Teil der Konstituierung des Parlamentes bilden möchte, sollte das ohne Emotionen tun, die den Blick verschwimmen lassen könnte.
Nach der Wahl reagierte Birgit Pommer, bisherige Landtagspräsidentin, damit, die neu gewählten Abgeordneten einzuladen und eine vorläufige Tagesordnung festzulegen. Das könnt Ihr hier nachlesen:
https://www.thueringer-landtag.de/filead...load/Pe8001.pdf
Hier ist sie, gekürzt auf die wesentlichen Teile:
Nun, wenigstens der Beginn war pünktlich und der Alterspräsident eröffnete die Sitzung. Doch 12:15 Uhr beginnen die Störungen. Eine Fraktion hat etwas dagegen, dass der TOP1 nicht störungsfrei zu Ende gebracht werden kann und verlangen ultimativ vom Alterspräsidenten, dass er von der Tagesordnung abweicht und den TOP3 vorzieht. Die Störungen und Unterbrechungen gehen so weit, dass TOP1 erst nach mehr als 3 Stunden zu Ende gebracht werden kann.
Noch bevor die Eröffnung der Sitzung zu Ende gebracht werden kann, schwurbelt dieser Störer Bühl von einer "Machtergreifung". Damit gibt er publikumswirksam den auch hier tätigen Schreihälsen ein Stichwort, das sie nun nach Herzenslust ausschlachten können.
Dass die Eröffnungsrede mehr als nur ein "Guten Tag" und "Schön, dass Ihr alle da seid",
das ist gelebte Tradition und gelebte Praxis in deutschen Parlamenten. An dieser Stelle möchte ich an die
Eröffnungsrede von Stefan Heym erinnern. Der kam auch nicht sofort zur Sache, sondern hat weit ausgeholt, erst einmal
an Clara Zetkin, den Reichstagsbrand und solche Sachen aus der deutschen Geschichte erinnern. Anschließend hat er dem Parlament Teile seiner Biografie verkündet. Ich habe es verlinkt, Ihr könnt es selbst nachlesen.
@gastli
@do4rd
@Reiner Engel
Habt Ihr damals auch von einer "Machtergreifung" durch die Linken gefaselt und so laut protestiert?
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Die Dokumentation des Bundestages schreibt dazu.
Obwohl er nicht in sein Amt gewählt wird, sondern in seiner Eigenschaft als ältester Abgeordneter zu dieser Ehre kommt, ist es anerkannte Tradition, dass der Alterspräsident die erste Rede vor dem Plenum hält. Bisher haben alle Alterspräsidenten der Bundesrepublik von dieser Tradition Gebrauch gemacht und dabei eigene Akzente gesetzt. |
Die Kräfte, die heute lautstark von "Demokratie" herum plärren, haben den heutigen Thüringer Alterspräsidenten daran gehindert, diese langjährige Tradition fortzusetzen.
Nicht einmal die Parteifreunde von Birgit Pommer oder sie selbst haben sich dafür eingesetzt, dass die von ihr zusammengestellte Tagesordnung eingehalten oder
auf demokratische Art und Weise geändert wird.
Wenigstens die CDU ist ihrer Tradition treu geblieben. Sie
war schon damals die Rede von Stefan Heym nicht einverstanden. Die CDU hatte aber nicht die geringsten Bauchschmerzen, den
Schwarzgeld-Wolle zum Bundestagspräsidenten zu küren. Die CDU behielt diese Praxis bis zum 26.9.2024 bei. Aber damals hatten sie wenigstens noch Manieren. Im Jahre 1994 hatte die Union auch noch keine außerparlamentarische Unterstützung aus dem Technikraum, die die Mikrofone im Publikum alle voll aufgedreht hat.
Hätte die Nationale Front keinen Eklat provoziert, dann hätte die konstituierende Sitzung auch folgendermaßen ablaufen können:
- TOP 1 hätte eigentlich total störungsfrei ablaufen können. Selbst wenn die Rede ungewöhnlich lang gewesen wäre, so ist es doch nicht zu viel verlangt, dass die 87 anderen Abgeordneten eine halbe Stunde still sitzen und zuhören (oder meinetwegen demonstrativ am Handy daddeln).
Keinerlei Schaden wäre entstanden. Keine AfD-Kandidatin wäre ihrem Wahlerfolg auch nur einen einzigen Millimeter näher gekommen. Also was solls? Eine Demokratie muss das aushalten.
- Selbstverständlich hätte auch der TOP 2 ungestört über die Bühne gehen können. Gerade weil eine kontroverse Abstimmung abzusehen war, ist eine gewissenhafte Protokollierung sehr nützlich.
- Zwischen den einzelnen Tagesordnungspunkten hätte sich natürlich jeder Abgeordnete zu Wort melden können, um eine Änderung der Tages- oder Geschäftsordnung zu beantragen und beschließen lassen.
- Es bleibt das Geheimnis vom CDU-Störer Bühl, weshalb er den TOP 3 noch vor der Ernennung der Schriftführer vorziehen wollte. Wollte er verhindern, dass das ordentlich protokolliert wird? Es hätte aus meiner Sicht auch nichts dagegen gesprochen, den TOP 3 an der vorgesehenen Stelle abzuarbeiten.
- Auch der TOP 4 hätte wie vorgesehen angegangen werden können, ohne die AfD-Fraktion in die Opferrolle zu entlassen. Sie hat das Vorschlagsrecht, doch selbstverständlich hat Frau Muhsal kein Recht darauf, gewählt zu werden. (Logisch, sie hat offenbar ein schlimmeres Finanzdelikt auf dem Kerbholz, als der frühere Bundestagspräsident.) Mach meinem unmaßgeblichen Ermessen hätte sie keine Chance darauf gehabt, von einer Mehrheit der Abgeordneten gewählt zu werden.
Egal, wie viele Vorschläge die dazu berechtigte Fraktion gemacht hätte, bei allen anderen wäre die Wahl mutmaßlich ebenso ausgegangen.
- Genau jetzt wäre der richtige Zeitpunkt dafür gewesen, dass eine andere Fraktion eine Änderung der Geschäftsordnung beantragt, um auch Vorschläge für einen Landtagspräsidenten machen zu dürfen.
- Mit diesem Vorgehen, einfach der Abarbeitung der Tagesordnung von Birgit Pommer, hätte ein Thadäus König schon am Donnerstag gewählt werden können. Es wäre mit den demokratischen Spielregeln kein unnötiges Häppchen Macht an die AfD abgegeben worden.
- Die Nationale Front hat sich allerdings dazu entschlossen, ein Gericht in die Entscheidung einzubeziehen. Nun haben wir etwas mehr Klarheit. Auch gut.
- Den hier provozierten Eklat sehe ich als einen Start des Bundestagswahlkampfes, der eigentlich erst 2025 beginnen sollte. Aus mir unverständlichen Gründen wurde die AfD-Fraktion unnötigerweise in eine Opferrolle geschubst, die sie selbstverständlich gerne ausschlachten wird.
- In persönlichen Gesprächen mit Wählern in diesem Lande habe ich schon solche Sätze gehört: "Mal sehen, wie lange die die AfD noch von den Ämtern fern halten wollen, die müssen doch mal sehen, dass die von immer mehr Leuten gewählt werden."
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Die Ollis dieser Welt, egal ob hier im Forum oder bei DE RNZZ werden es weder verstehen noch akzeptieren.
Sie werfen lieber mit Dreck und versinken im Selbstmitleid plus Mimimi. |
Pfiffikus,
der davon ausgeht, dass dies eher auf die Diskutanten mit Scheuklappen zutrifft, die hier laut und unverstanden von "Demokratie" herum schreien