Neue Bahnen des GVB mit Namen

Opus
Heute kam dazu auch ein Pressemitteilung:

Beim GVB ist wieder eine der neuen Straßenbahnen angekommen. Sie geht morgen in den Linienbetrieb. Clemens Weisker heißt sie, die vierte Bahn mit dem Namen eines Geraers.



Weisker (1863 - 1919) war praktischer Arzt in Gera-Untermhaus und ein sehr engagierter Sozialpolitiker. Auf seine Initiative geht der Bau der Siedlung Heinrichgrün und der früheren Milbitzer Heilanstalten zurück.

Zu Weiskers Zeiten gehörte Gera zu den wohlhabenden Städten Deutschlands, sichtbar noch an den vielen herrlichen Fabrikantenvillen dieser Jahre. Gleichzeitig lebten die Arbeiter in überfüllten, erbärmlichen Unterkünften, die Krankheiten, eine geringe Lebenserwartung und hohe Kindersterblichkeit begünstigten. Weisker, als Arzt mit diesem Elend täglich konfrontiert, schaffte es, einige der reichen Fabrikanten zur Unterstützung von Projekten für die Gesundheit der Geraer zu gewinnen.

So veranlasste er das Fabrikantenehepaar Schlutter, dessen Kinder an Tuberkulose gestorben waren, die Mittel für den Bau der Milbitzer Heilanstalten - ursprünglich eine Lungenheilanstalt - zu stiften. Er selbst arbeitete an der Projektierung und am Bau mit und war kurze Zeit Direktor des Sanatoriums. Später wurden die Gebäude als Lazarett und von 1945 - 1990 als russisches Standortkrankenhaus genutzt, heute sind sie weitgehend verfallen.

Gut erhalten hingegen ist die Siedlung Heinrichsgrün zwischen Weißer Elster und Hainberg. Sie entstand ab 1912 und war die erste Gartenstadt Thüringens, eine Siedlung für Arbeiter und kinderreiche Familien. Die Gartenstadtbewegung war in England entstanden, eine Reaktion auf die elenden Wohnverhältnisse der Arbeiter in den schnell wachsenden Industriestädten. Motto: Jedem sein Haus, Licht, Luft und Land. Weisker, der hierzulande der geistige Vater dieser Bewegung war, wurde Mitbegründer des "gemeinnützigen Bauvereins für Reuß j. L.", der die Siedlung Heinrichsgrün mit Reihenhäusern und Gärten errichtete. Mit unermüdlicher Energie warb er dafür bei den Geraer Fabrikanten um Kapital zu niedrigen Zinssätzen. Auf dem Spielplatz an der Ecke Heinrich-Schütz-Straße/Lortzingstraße steht ein schlichter Gedenkstein, der an Weiskers Bemühungen um bessere Lebensbedingungen erinnert. Und diese Erinnerung soll jetzt auch auf Geras Straßenbahnlinien die Bahn mit seinem Namen wach halten.

Der GVB dankt Frau Friedemann, Stadtarchiv Gera, für ihre Informationen.
Opus
Jetzt fährt auch Aenne Biermann

Die fünfte und vorletzte Bahn der Lieferung von neuen Niederflurbahnen des GVB ist angekommen. Sie heißt Aenne Biermann. Der Name ist den Geraern sicherlich durch den Aenne-Biermann-Preis geläufig, der erst kürzlich wieder verliehen worden ist. Mit diesem renommierten Preis für deutsche Gegenwartsfotografie ehrt die Stadt die bekannte Geraer Künstlerin und Fotografin.

Aenne Biermann (1898 - 1933) begann mit dem Fotografieren in der Babyzeit ihrer beiden Kinder. Erst die Bekanntschaft mit dem Geologen Rudolf Hundt, der sie bat, für seine wissenschaftlichen Untersuchungen verschiedene Minerale und Gesteinsproben zu fotografieren, veranlasste sie, sich intensiv mit den Möglichkeiten der Lichtbildkunst zu beschäftigen. Innerhalb weniger Jahre entstand ein umfangreiches Werk. Die fotografische Autodidaktin wurde bald zu einer international bekannten Vertreterin der "Neuen Sachlichkeit". Ihre Fotografien zeigen streng komponierte Natur- und Sachaufnahmen, Porträts, Akte und experimentelle Arbeiten mit Mehrfachbelichtungen. Zu ihren Lebzeiten wurden ihre Bilder auf mehreren nationalen und internationalen Fotoausstellungen gezeigt, zum Beispiel in Salzburg, Brüssel und London. Auch heute sind ihre Fotografien immer wieder auf Ausstellungen in verschiedenen Städten zu sehen, so derzeit im Sprengel Museum Hannover. Im Museum für Angewandte Kunst in
Gera sind sie in einer Dauerausstellung zu besichtigen.

Aenne Biermann, geborene Anna Sibylla Sternefeld, kam vor hundert Jahren in Goch am Niederrhein zur Welt. Eine Berufsausbildung hat die Tochter eines Lederfabrikbesitzers wohl nicht erhalten. 1920 heiratete sie den Kaufmann Herbert Joseph Biermann (Mitinhaber des Biermann-Kaufhauses) und zog mit ihm nach Gera. Sie starb am 14. Januar 1933, einige Wochen vor ihrem 35. Geburtstag und wenige Tage, bevor Hitler Reichskanzler wurde. Ihre jüdische Familie - Sternefeld wie Biermann - wurde in der NS-Zeit verfolgt. Ihr Ehemann und ihre Kinder emigrierten nach Palästina. Ihr fotografisches Archiv mit mehreren tausend Negativen gilt seit 1939 als verschollen.

Der GVB dankt Frau Friedemann vom Stadtarchiv Gera für ihre Auskünfte und die Bilder, die Sie derzeit an den Haltestellenbildschirmen entlang der Linie 1 sehen können.

www.gvbgera.de
dk7as
212 in Gera Diese Bahn habe ich heute früh in der Hauptwerkstatt gesehen noch ohne Namen und Nummer
dk7as
ab heute 11.4.08 fährt "Thilo Schoder", die letzte der neuen Bahnen des Geraer Verkehrsbetriebs. Quelle

Wagennr: 212
do4rd
das bauhaus läst grüßen "form folgt funktion"