taiko.de
In den letzten Tagen, Anfang Februar 2021, zog über Nord- und Mitteldeutschland eine Kältewelle hinweg. Diese war mit heftigem Schneetreiben verbunden. Überall in Deutschland gab es Chaos und Unfälle. Autobahnen waren unpassierbar und LKWs landeten im Straßengraben. Der Nahverkehr stellte seinen Betrieb ein. Gemeinden waren plötzlich eingeschneit. Die Räumungsdienste und die Feuerwehr kamen nicht mehr zurecht und riefen das THW zu Hilfe. In Thüringen war die Lage teilweise besonders schlimm, sogar in Erfurt, wo man normalerweise so etwas nicht bemerkte. In der Stadt fiel so viel Schnee zuletzt vor 11 Jahren. Beim letzten großen Chaos, vor einem Jahrzehnt, über Weihnachten und Silvester 2010, fuhr die Straßenbahn Erfurt eine Woche nicht. In den Jahren seitdem war Schnee jedoch Mangelware in der Stadt. 2021 änderte sich das jedoch erneut und manche Straßen in der Stadt waren wieder einmal unpassierbar. Am Sonntag war es noch nicht ganz so schlimm, doch in der Nacht zum Montag schneite es noch heftiger, so das der Schnee auf den Straßen kaum noch beherrschbar war. Es blieben Straßenbahnen im Schnee stecken und sollten von großen Maschinen freigeräumt werden, doch es ging gar nichts mehr - manche Bahnen entgleisten sogar. Man sah Familien, die gemeinsam versuchten, ihr geparktes Auto vom Schnee zu befreien und eifrig an den Scheiben kratzten. Doch am besten war es, überhaupt nicht zu fahren. Schließlich brach der Straßenverkehr in Erfurt komplett zusammen. Die Eisenbahn in Deutschland stellte weitgehend den Betrieb ein und ebenso die Busse. Aber, verkehrte Welt: In Süddeutschland herrschte währenddessen bestes Wetter. Die Bayern ließen sich von der warmen Sonne bescheinen und hätten in den Biergarten gehen können, wenn nicht der Corona-Lockdown gewesen wäre. Währenddessen klapperte der Rest von Deutschland vor Kälte mit den Zähnen. Doch irgendwann werden sich die Wetterkapriolen beruhigen und es kehrt wieder Normalität ein. Alles geht einmal vorüber.
Bitte schreibt darüber, wie es euch ergangen ist und fügt eure Bilder ein.
Meta
So etwas gab es wegen den Paar Schneeflocken zu DDR-Zeiten nie. In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts habe ich es 2x erlebt, doch sind damals über Nacht ~80cm feuchter Schnee gefallen. In meinem Heimatdort machte man damals die Straßen im Ort mittels Pferden und Schneepflügen frei. Die Bundesstraßen konnten vom Schnee damals nicht befreit werden, weil man keine Schneezäune aufstellte und es so starke Schneeverwehungen gab. Nach 14 Tagen setzte man dann die Russische Armee in der DDR mit Räumpanzern ein, um die Bundesstraßen frei zu bekommen damit die Bevölkerung wieder mit Wahren versorgt werden konnte. Eine NVA gab es im Winter 1955/56 noch nicht.
taiko.de
Wie es um die Versorgung zu früheren Zeiten bestellt war, kann ich nicht sagen. Es wird ja immer viel über die DDR geredet, aber da bekam ich immer Lebensmittel. Gestern war ich in vier Bäckereien. Der erste Laden war komplett zu. Im zweiten und dritten Laden herrschte totale Leere, da gab es weder Brot noch Kuchen, noch andere Backwaren. Die Verkäuferinnen beschäftigten sich mit Saubermachen, sonst gab es ja nichts für sie zu tun - sie hatten nichts zu verkaufen und Kunden waren nicht da. Dann war ich im Supermarkt und da gab es tatsächlich noch zwei, oder drei frische Brote. Außerdem hatten sie auch noch ein paar Reste von Packungen mit geschnittenem Brot. Offenbar hatten die Leute auch hier schon reichlich Hamsterkäufe mit Brot gemacht, aber immerhin konnte ich noch kaufen, was ich brauchte. Wahrscheinlich konnten die Bäckereien nicht beliefert werden, die Autos blieben ja alle im Schnee stecken. Und heute gibt es ja keine Bäcker mehr, die selber backen. In den Brotläden gibt es nur noch industrielle Ware, vorgefertigtes Brot und angelieferte Kuchen. Aber wenigstens gab es noch Toilettenpapier im Supermarkt!

Die beiden Bilder sind von Pixabay.
Meta
Vielleicht liegt es an den Preisen und der Qualität das keiner mehr hingeht. Die Aldi Qualität etc. pp. ist besser.
taiko.de
Inzwischen sind die Bäckerläden wieder voll. Es gibt erneut jede Menge Brot und Kuchen. Der Schneefall hat aufgehört und die Lieferautos kommen wieder durch. Nur die Post- und Lieferdienste haben noch große Probleme. Und natürlich die LKWs auf den Autobahnen.
Inzwischen sind auf den wichtigsten, auf ausgewählten Straßen, in Erfurt ganze Baggerkolonnen und Schüttlader unterwegs. Es wird offenbar mit Macht versucht, den Schnee soweit wegzuräumen, das die wiochtigsten Straßenbahnlinien wieder fahren können. Aber bisher war dies, trotz großer Anstrengungen, noch nicht erfolgreich. Obwohl schon viele Wagenladungen mit Schnee abtransportiert wurden, ist von den Straßenbahngleisen immer noch nichts zu sehen. Und, es wird zwar auf den Straßen viel Schnee weggegeschoben, aber von den Straßenrändern, welche die geparkten Autos verstopfen, kann immer noch sehr viel Schnee nachrutschen. So das die bisherigen Anstrengungen eher eine Sysyphusarbeit gewesen sind. Mal sehen, wie das weitergeht.

Aschemännl
Früher wurde der Schnee aufgeladen und abtransportiert.
Heute wird er an die Autos am Straßenrand geschoben.
Die kommen so gar nicht mehr raus.
Und Fußgänger müssen beim Straßen überqueren über die Haufen drüber steigen.
Früher hat man Sand gestreut.
Der hat auch unter -5 Grad gewirkt.
Heute nimmt man Salzlösung oder Gurkenbrühe,
die unter -5 Grad auch einfriert.
Die Teile gibts wohl heute nicht mehr?
Bildquelle: www.ddr-modelle.com
mth
Dieser russische Lader S-4 wird jetzt nicht mehr laufen.
Die Wartung wird in den letzten Jahrzehnten niemand bezahlt haben.
Fündig wirst du vermutlich nur noch im Museum oder in der Ukraine.
Pfiffikus
Zitat: |
Aschemännl hat am 13. Februar 2021 um 15:15 Uhr folgendes geschrieben:
Die Teile gibts wohl heute nicht mehr? |
In Sachsen kam das Modell D-902 zum Einsatz.
https://www.youtube.com/watch?v=wuglso9g_H4
Pfiffikus,
der dafür wäre, noch einige davon zu importieren
Lotte
Zitat: |
Pfiffikus hat am 14. Februar 2021 um 10:13 Uhr folgendes geschrieben:
In Sachsen kam das Modell D-902 zum Einsatz. |
Dann bringt schnell eure Autos in Sicherheit.
Erfurter
Wirklich peinlich ist, dass die Landeshauptstadt Erfurt mehrere Tage benötigt bis der öffentlich Nahverkehr wieder reibungslos läuft. Dabei sind über Nacht gerade mal 35 cm Schnee gefallen. Nicht zu vergleichen mit dem Winter in den 70ern.
Archivar
Vor 8 Tagen, bevor der Schnee kam, konnte man im hiesigen Blatt lesen, das der Winterdienst gut vorbereitet sei.
Bei einer solchen Behauptung schrillen automatisch alle Alarmglocken, und siehe da, das zurecht.
Beim sogenannten Jahrhundertwinter 1978 wurde nicht gejammert, sondern mit angepackt.
Dieses Gemeinsamkeitsprinzip ist aber längst abhanden gekommen.
Markus
Zitat: |
Archivar hat am 14. Februar 2021 um 12:53 Uhr folgendes geschrieben:
Dieses Gemeinsamkeitsprinzip ist aber längst abhanden gekommen. |
Nicht auf dem Land.
Zitat: |
...Gerade an solchen Tagen zeigt sich aber auch einmal mehr, wie gut die Hilfsbereitschaft in unserer Gemeinde funktioniert. So haben viele jüngere Einwohner wie selbstverständlich den Schnee bei ihren Nachbarn mit geschoben, da sie wussten, dass die älteren Leute diesen Massen niemals Herr werden können.
Auch vor dem Gerätehaus der Feuerwehr konnte durch die unbürokratische Hilfe einer Baufirma aus Hartmannsdorf schnell geschoben und gesalzen werden. Bei beiden, der Feuerwehr Crossen und der Baufirma, möchte ich mich für die Einsatz- und Hilfsbereitschaft herzlich bedanken....
Uwe Berndt, Bürgermeister Crossen
Quelle: Amtsblatt 02/2021 |
Archivar
Das stimmt wohl, Markus.
Dort ist vieles noch so, wie wir es aus früheren Zeiten kennen.
Aber eben in den Städten ist der Riemen runter von der Orgel.
gastli
Nicht überall ist der "Riemen runter" oder Hilfe und Solidarität nicht mehr vorhanden.
Wir haben am Freitag angepackt.
Um etwas Abhilfe zu leisten hatte daher der Stadtverband der LINKEN Gera zusammen am 12.02.20121 in der Geraer Innenstadt eine Schneeschipp-Aktion gestartet.
Archivar
Löblich.
Und warum erfährt man nicht vorher davon?
gastli
Der Aufruf dazu ging per E-Mail raus.
Ob eine Pressemeldung dazu abgegeben wurde und ob sie in der OTZ erschien, entzieht sich meiner Kenntnis.
as65
Zitat: |
gastli hat am 14. Februar 2021 um 13:39 Uhr folgendes
Wir haben am Freitag angepackt. |
so löblich wie die aktion ist und gern wieder nachahmer finden sollte.
aber dass es bis freitag dauerte eine aktion zu starten ist doch ärgerlich.
Krümelmonster
Zitat: |
Erfurter hat am 14. Februar 2021 um 12:49 Uhr folgendes geschrieben:
Wirklich peinlich ist, dass die Landeshauptstadt Erfurt mehrere Tage benötigt bis der öffentlich Nahverkehr wieder reibungslos läuft. |
So wie ich das gerade gesehen hat, verlässt man sich in Erfurt mittlerweile auf steigende Temperaturen.
Zitat: |
...Die Wiederaufnahme des Stadtbahnverkehrs zwischen Anger und Ringelberg wird allerdings noch bis Mitte oder Ende nächster Woche dauern. Es besteht SEV zwischen Busbahnhof - Marcel-Breuer-Ring (mit Halt an den Stadtbahn-Haltestellen Krämpfertor und Leipziger Platz, sonst jeweils an den SEV-Haltestellen)... |
Wie man von der
EVAG-Seite entnehmen kann. (Meldung betrifft die Linie 2)
Mit anderen Worten das Problem wird ausgesessen. Auch eine Lösung.
Allerdings muss man der EVAG zu gute halten, dass bereits am "Tag danach" der Schienenersatzverkehr rollte.
faultier
Zitat: |
Krümelmonster hat am 16. Februar 2021 um 14:27 Uhr folgendes geschrieben:
...Die Wiederaufnahme des Stadtbahnverkehrs zwischen Anger und Ringelberg wird allerdings noch bis Mitte oder Ende nächster Woche dauern. |
verstehe ich nicht. was wollen die bis ende nächste woche machen? überstunden abfeiern?
plusgrade sind doch schon seit dieser woche und die temperaturen steigen jeden tag.
da sollten die weichen schon lange wieder aufgetaut sein