Veränderung der deutschen Sprache - sinnvoll?

Manfred
Sprache war schon immer im Wandel und das ist auch ok. Ich finde es aber schwer die sehr vielen neuen englischen Worte zu deuten die im täglichen Gebrauch verwendet werden. Meine englischen Kenntnisse sind nicht sonderlich gut. Kritisch sehe ich es, wenn schon vorhandene deutsche Worte durch englische Begriffe ersetzt werden.
Archivar
Und genau das will der VDS verhindern.
Es geht dem Verein ja nicht gegen Fremdsprachen, sondern, wie Manfred schreibt, gegen das Verdrängen guter deutscher Wörter und Begriffe durch denglische Wörter.
Leider zieht hierbei die Presse nicht mit. Man schaue in die OTZ, dort wimmelt es von Sachen wie "Girls Day", "Workshop" "Sale" usw. usf.
Brauchen wir in Deutschland wirklich einen "Black Friday"????
Zu entsprechenden Anlässen werden die Dichter und Denker unseres Volkes gern bemüht und zitiert, von Goethe bis zu Günter Grass.
Nur die Sprache dieser Dichter, nein, die wollen wir nicht mehr haben.
gastli
"Girls Day", "Workshop", "Sale", "Black Friday" usw. usf. sowie die Durchmischung mit fremdsprachigen Wörtern ist doch auch ein deutliches Zeichen von Weiterentwicklung der Sprache.
Ganz besonders spürbar ist das im Arbeitsleben.
"brainstorming", "highlight, "administration", "downgeloadet", "gegoogelt", "gesimst", "gecovert", "Handy" usw. usf.
All das bereichert doch die Sprache und ist längst Alltag.
Auch, weil die deutsche Sprache in vieler Hinsicht viel zu umständlich ist.

Apropos Denker und Dichter: "Fack ju Göhte"
Archivar
Und wie sieht es dann mit den älteren Mitbürgern aus, die in der DDR zur Schule gingen und dort keinen Englischunterricht hatten?
Meinst du nicht, dass die sich in vielerlei Hinsicht nicht nur abgehängt, sondern regelrecht ausgegrenzt fühlen?
In meinem Urlaubsland Spanien wird man nicht ein einziges Beispiel für derlei Sprachpanschereien finden. Ich habe dort, bis auf Handelsketten, noch nie einen englischen oder anderweitigen ausländischen Namen an einem Geschäft gefunden. Und die allermeisten Spanier sprechen auch kein englisch. Sie benutzen ganz einfach ihre Muttersprache und kommen damit wunderbar klar. Und wenn man sich mit ihnen unterhalten möchte, muss man das halt in spanischer Sprache zun. Kein Problem.

Mit Stand von vor ein paar Jahren hatten 16 Mitgliedsstaaten der EU die jeweilige Landessprache als Amtssprache in ihrer jeweiligen Verfassung verankert.
In Deutschland ist das, obwohl es seit vielen Jahren z.B. von der CDU gefordert wird, scheinbar nicht möglich.
Der Autor M.Grimm bemerkte dazu treffend: "Der geniale Mensch zielt nicht darauf ab, seine Sprache zu ändern, das wäre Unfug; er versteht es aber, sich durch die Hindernisse hindurchzukämpfen, die sie ihm entgegenstellt."
gastli
Zitat:
"Der geniale Mensch zielt nicht darauf ab, seine Sprache zu ändern, das wäre Unfug; er versteht es aber, sich durch die Hindernisse hindurchzukämpfen, die sie ihm entgegenstellt."


Dafür ist denglisch hervorragend geeignet.
Archivar
Die Rede ist von "seiner Sprache".
Ein Land namens Dengland kenne ich nicht, und denglisch ist etwas für Leute, die nicht gern nachdenken bzw. dies nicht können.
Pfiffikus
Zitat:
Manfred hat am 04. April 2020 um 16:12 Uhr folgendes geschrieben:
Ich finde es aber schwer die sehr vielen neuen englischen Worte zu deuten die in im täglichen Gebrauch verwendet werden. Meine englischen Kenntnisse sind nicht sonderlich gut.
Das ist auch meine Rede.

In vielen Fällen muss man es so deutlich aussprechen: Die denglischen Beschriftungen und Deklarationen sind nicht barrierefrei. Daran ändert sich auch nichts, wenn das manche Leute mit "Weiterentwicklung" schön reden wollen.


Zitat:
Barrierefreiheit – was heißt das?
Barrierefreiheit heißt, dass Gebäude und öffentliche Plätze, Arbeitsstätten und Wohnungen, Verkehrsmittel und Gebrauchsgegenstände, Dienstleistungen und Freizeitangebote so gestaltet werden, dass sie für alle ohne fremde Hilfe zugänglich sind.
Quelle



Pfiffikus,
der da zum Beispiel an seine Eltern denkt, die keinerlei Englischunterricht hatten
Pfiffikus
Zitat:
m1neg hat am 04. April 2020 um 13:30 Uhr folgendes geschrieben:
Viel wichtiger ist die Durchsetzung der wirklichen Gleichberechtigung aller Menschen, egal welchen Geschlechts, Hautfarbe, Herkunft oder Religion. Ich denke in solche Projekte sollte Energie gesteckt werden und nicht in die Erfindung neuer geschlechtsneutraler Worte.
Das ist wahrscheinlich Konsens, den wir hoffentlich alle unterschreiben können.



Zitat:
m1neg hat am 04. April 2020 um 13:30 Uhr folgendes geschrieben:
In solchen Fällen, wenn es wirkliche alternative Bezeichnungen gibt, sollten diese auch eingesetzt werden. Aber bitte keine neuen erfinden.

Im Prinzip sind wir uns da einig. Unsere Sprache wird schon seit Jahrhunderten durch Lehnwörter bereichert, wenn es keine zweckmäßigen deutschen Worte gibt. Und ja, bereichert im wahrsten Sinne des Wortes. Gerne auch aus dem englischen Sprachraum.

So gab es damals für die neumodischen Überzieher aus England noch keine passende deutsche Bezeichnung. Was lag näher, als dafür den englischen Begriff als Lehnwort einzuführen?
Pull - ziehen, over the body.

Auch heute gibt es immer wieder Neues, dafür brauchen wir neue Begriffe. Ich bin weit davon entfernt, den "Scanner" als "Bildabtastgerät" zu bezeichnen. Nein, hier ist das Lehnwort sehr zweckmäßig und berechtigt.

Selbst bei solchen Dingen wie "Download" gebietet es die Sprachökonomie, auf das deutschprachige fünfsilbige Wort Her-unt-ter-la-den zu verzichten.




Pfiffikus,
der das für eine echte Bereicherung hält
Pfiffikus
Zitat:
gastli hat am 04. April 2020 um 16:36 Uhr folgendes geschrieben:
"Girls Day", "Workshop", "Sale", "Black Friday" usw. usf. sowie die Durchmischung mit fremdsprachigen Wörtern ist doch auch ein deutliches Zeichen von Weiterentwicklung der Sprache.
Du siehst da eine Weiterentwicklung? Darfst gerne lesen, was ich darin sehe.

Das mit Weiterentwicklung hab ich vor 30 Jahren auch schon mal gehört. Da kamen eine ganze Reihe Besserwessis hier in unsere Gegend eingeflogen. Wir sollten uns dann zu einem Meeting zusammenfinden, um im Workshop ein Brainstorming mit einem Mind-Mapping durchzuführen. Und wer da durchblicken ließ, dass er mit diesen Begriffen nichts anfangen konnte, wurde gleich als ewig gestrig usw. abgestempelt.
Es dauerte nicht lange, dann haben wir uns gegenseitig auf die Schulter geklopft und gesagt: "Siehst Du, die kochen da drüben auch nur mit Wasser!"
Tut mir leid, aber diese Erfahrungen haben mich fürs weitere Leben geprägt, so dass ich mich gegen die Verdrängung von deutschsprachigen Begriffen durch Denglischen Kauderwelsch sehr gern zur Wehr setze.

Warum muss ein Festpreis neuerdings Flatrate heißen?
Warum kann ich hin und wieder Kaffee Togo mitnehmen, der gar nicht aus Togo kommt? Das ist doch Etikettenschwindel!

Na gut, die Rückwärtsfabrik, die vor einigen Jahren auf der Sorge war, gibt es nun nicht mehr. Keine Ahnung, was es dort gab? Eine Bäckerei kann es nicht gewesen sein, denn dann hätte ja "Bakery" dran gestanden, hat es aber nicht.


Endgültig fiel der Groschen bei mir, als das FFZ in der Vollersdorfer Straße die Kinder mal zu einem Rope-Skipping einlud. Fast wäre ich ja neugierig geworden? Damals hatte ich Kinder im Alter der Zielgruppe...

Heute weiß ich für mich: Wenn irgendwelches Zeug mit Denglischen Begriffen daher kommt, handelt es sich in den meisten Fällen um Blender, die nur wenig echten Inhalt zu bieten haben. Diejenigen, die etwas auf der Kirsche haben, die können sich auch deutsche Begriffe für ihre Sachen ausdenken.

Vor einigen Jahren haben die meisten Läden Winterschlussverkauf gemacht. Wenn da jemand "Sale" oder "Black Friday" veranstaltet, ist das auch nur alter Wein in neuen Schläuchen. Auch da wird der Kunde abgezockt, eben moderner geblendet.

Wenn irgendwo "Outlet" am Laden steht, dann frage ich mich, wo man die raus gelassen hat. Nö, da muss ich doch nicht hin, die können ja noch nicht mal Deutsch.



Pfiffikus,
der solche Beispiele für Denglish-Vokabular nicht für passend hält
Pfiffikus
Zitat:
Reiner Engel hat am 04. April 2020 um 16:06 Uhr folgendes geschrieben:
Das liest sich völkisch, nationalistisch und schon wieder fast großdeutsch. Es könnte von jedem Pegida Redner stammen.
Dann schau mal, zu welcher Zeit diese Satzung formuliert worden ist. Das war Jahrzehnte vor Pegida und hatte ganz andere Hintergedanken. Und mit weniger Missgunst kann man da auch andere Anliegen herauslesen.

Aber Engelchen, wenn Du magst, dann schreib doch mal lieber ein paar Argumente auf, weshalb wir uns dieses Denglish antun sollten!



Pfiffikus,
der den unnötigen Kotau vor unserer Kolonialmacht nicht für angemessen hält
Reiner Engel
Mein lieber Pfiffikus. Deine Art der Diskussion ist wieder einmal sehr sehr schräg. Das machst du ja ganz gerne und nicht ungeschickt. Respekt.

Ja Hintergedanken ist ein gutes Stichwort. Das diese Satzung des VDS schon lange vor Pegida und Co. geschrieben und beschlossen wurde ist unerheblich. Die Hintergedanken der Deutschtümelei* in diesem stockkonservativen Verein nicht. Das diese Satzung neben dem Verein auch Pegida gut stehen würde ist das Problem. Weil sie in Teilen auch das Völkische, Na(z)tionalistische beinhaltet passt sie eben jetzt zu Pegida.

Ich freue mich über Anglizismen. Meiner Meinung nach bereichern sie die Sprache. Sie können unter Umständen stocksteifen Deutschtümlern den Weg in eine buntere Welt ebnen. Da braucht es aus meiner Sicht nicht extra Argumente dafür. Anglizismen tut sich niemand an. Sie sind Sprache, das sit doch Argument genung.

Deinen Zusatzkommentar kann ich nicht nachvollziehen.

* steht sogar im Duden
Pfiffikus
Zitat:
Reiner Engel hat am 05. April 2020 um 09:44 Uhr folgendes geschrieben:
Ich freue mich über Anglizismen.
Am Ende des Beitrages will ich Dir mal helfen.

Zitat:
Meiner Meinung nach bereichern sie die Sprache.
Ja klar. Überall, wo wir mangels deutschen Vokabulares Lehnwörter brauchen, stimme ich Dir zu.

Überall dort, wo deutsche Worte zu Gunsten von Anglizismen verdrängt werden, schaffen sie die Barrierefreiheit ab, ohne einen Zusatznutzen zu bringen.
(OK zugegeben, der Verwender kann damit protzen und blenden.)



Pfiffikus,
der eigens für Dich das Sprichwort mal nach Deinem Geschmack umbaut und damit den VDS brüskieren wird


Practice creates den/die Meister*in!
gastli
Cool.
Meta
Eine mit Fremdwörtern verhunzte Sprache ist nichts weiter als Behinderung der Bildung.
Ich weise noch einmal darauf hin das es eine Amtssprache gibt und das hat seinen guten Grund die Vermeidung von Schwierigkeiten beim Verständnis.

Ich denke für solche Handlungen sollte es genau die gleichen Strafen geben wie heutzutage beim Verstoß gegen die Verordnungen bezüglich der Verhaltensanforderungen in der Coronakrise.
Nachtschicht
Zitat:
Meta hat am 05. April 2020 um 23:05 Uhr folgendes geschrieben:
Ich denke für solche Handlungen sollte es genau die gleichen Strafen geben wie heutzutage beim Verstoß gegen die Verordnungen bezüglich der Verhaltensanforderungen in der Coronakrise.

Da haust du jetzt aber etwas durcheinander. "Falsche" Worte zu nutzen ist nicht gesundheitsgefährdend. Augenzwinkern

Zitat:
Pfiffikus hat am 05. April 2020 um 19:15 Uhr folgendes geschrieben:
Überall, wo wir mangels deutschen Vokabulares Lehnwörter brauchen, stimme ich Dir zu.
Überall dort, wo deutsche Worte zu Gunsten von Anglizismen verdrängt werden, schaffen sie die Barrierefreiheit ab, ohne einen Zusatznutzen zu bringen.


Dem stimme ich vollends zu.
Pfiffikus
Wollt Ihr noch eine lustige Story von der Modernisierung der Sprache lesen?


Pfiffikus,
der unseren Engel nicht langweilen möchte
Reiner Engel
Ich bitte darum.
Pfiffikus
Inzwischen ist es zehn Jahre her. Da hat doch der GVB solche komischen Aufkleber an die Straßenbahnen geklebt.



Wohl bemerkt: Zielgruppe der Aktion sind Grundschüler, die gemobbt werden. Die Pressemitteilung dazu ist noch verfügbar.

Fraglich erscheint mir, wie gut diese Zielgruppe aus den Grundschulen mit der Denglishen Sprache zurecht kommt. Aber - seis Drum!

Wir können ja mal lesen, was da schriftlich angepriesen wird. Wohl bemerkt schreiben die SafePoint mit "f" und nicht mit "v". Und was ist eigentlich ein Safe?




Stellen wir und einmal vor, ein native English speaker käme aus dem Bahnhof und besucht unser wunderschönes Gera. Was würde er hinter einem solchen Schild vermuten? - Ja klar, da vermutet er wahrscheinlich die Boxen der Gepäckaufbewahrung, die Schließfächer. Nur komisch, was der Hedgehog dort soll?
Auf keinen Fall waren die Aufkleber barrierefrei gestaltet.


Ja und wenn man so weit an der Zielgruppe vorbei zielt, dann kommt, was kommen musste:
Pressemitteilung des GVB vom 20.04.2011, leider nicht mehr im Netz abrufbar:
Zitat:
Seit einem Jahr unterstützt der Geraer Verkehrsbetrieb GmbH (GVB) durch die Kennzeichnung seiner Fahrzeuge als „Safepoints“ die Arbeit des Geraer Vereins Kindergewaltpräventionsprojekte e.V.
...
„Genutzt wurde das Angebot im zurückliegenden Jahr nicht“, sagte GVB-Geschäftsführer Udo Gantzke. „Und in diesem Falle freut es uns sogar, dass unser Service nicht in Anspruch genommen wird.“
...
Wenn diese Aufkleber dazu beitragen, Konfliktsituationen nicht nur zu entschärfen, sondern vielleicht sogar zu vermeiden, helfen wir gern.“

Auf die Idee, warum das Angebot nicht genutzt worden ist, kamen die Deppen offenbar nicht. Trotzdem konnten sie sich den Misserfolg schönreden.


In anderen Städten arbeitet man seit Jahren mit anderen Symbolen. Dort steht auf dem Symbol "Notinsel" und es sind Kinder abgebildet. Trifft sicherlich wesentlich besser. Inzwischen gibt es auch in Gera Notinseln.


Ja und aus einer Sache bin ich immer noch nicht schlau geworden. Da steht "PROJEKT-SABAKI" drauf. Aber ich finde keine Übersetzung für das englische Wort "Sabaki". Kommt das etwa nicht aus dem Englischen, sondern aus dem Russischen?



Pfiffikus,
der es total ungeschickt findet, wenn man sich so der deutschen Sprache verweigert



### Bildverknüpfung geändert
gastli
Ein kurze Rechercher kann helfen.

https://sabaki-kinderschutz.de/

Zitat:
Dies ist ein Begriff aus der japanischen Kampfkunst, welcher genau das erwünschte Verhalten des Ausweichens bedeutet. Verhaltensentsprechend wurde der Igel dazu als Logo gewählt. Heute, vierzehn Jahre später, hat sich Sabaki als Kinderschutzprojekt mit seiner Aktiv-Kinderverhaltensschulung etabliert und ist eine feste Größe in der Kindergewaltprävention.


gastli, der ebenfalls keinerlei Sinn in diesem seltsamen "Deutschkult" erkennen kann und sich mit @Reiner Engel solidarisch erklärt.
Und der auch überzeugt ist das, wenn alle Fremwörter aus der deutschen Sprache entfernt werden würden, es wohl wieder für den "native English speaker" wie auf einem Affenfels klingen würde, wenn er denn am Südbahnhof Gera ausstiege.
Archivar
@gastli, es geht doch überhaupt nicht darum, alle Fremdwörter aus dem deutschen Sprachgebrauch zu entfernen. Das gäbe in der Tat ein Fiasko.
Aber es geht darum, keine denglischen Begriffe zu verwenden, solange es dafür ein gutes deutsches Wort gibt.